Nach Leoparden-Angriff: PETA-Appell an Jochen Schweizer GmbH

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Am 24. August 2021 wurde in der „Seniorenresidenz für Showtiere“ in Nebra in Sachsen-Anhalt eine Besucherin von einem Leoparden angegriffen. Die verletzte Frau wurde mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. [1] Die „Seniorenresidenz für Showtiere“ ist ein von einer Zirkusdompteurin betriebener privater Tierpark, der sich als angebliche Auffangstation für „ehemalige Showtiere“ vermarktet. Doch auch in diesem Tierpark werden die Tiere unter beengten, mangelhaften Bedingungen eingesperrt und zur Unterhaltung von Besucher:innen vorgeführt. Eine seriöse Auffangstation würde die direkte Interaktion zwischen Mensch und Wildtier niemals zulassen und ihre Schützlinge grundsätzlich nicht für Shows oder als Fotomotive zur Verfügung stellen.

Darum appellieren wir von PETA Deutschland an die Jochen Schweizer GmbH, „Tiererlebnisse“ aus dem Programm zu streichen – auch in der Einrichtung „Seniorenresidenz für Showtiere“ in Nebra. Zwar ereignete sich der Vorfall nicht während eines Jochen-Schweizer-Angebots, doch der Fall in Nebra beweist das hohe Risiko solcher Freizeitangebote mit direkten Interaktionen zwischen Mensch und Wildtier und das damit verbundene Tierleid.

PETA appelliert an Jochen Schweizer GmbH: Tierleid in Gefangenschaft ist kein Freizeitspaß

Die Jochen Schweizer GmbH bietet verschiedene Freizeitaktivitäten an, darunter auch zahlreiche „Tiererlebnisse“. Für rund 250 Euro ist über Jochen Schweizer bislang auch ein Besuch in der sogenannten „Seniorenresidenz für Showtiere“ in Nebra buchbar. In einem Schreiben haben wir von PETA Deutschland nun an das Unternehmen appelliert, aus Tierschutz- und Sicherheitsgründen diesen Anbieter sowie jegliche Aktivitäten mit Wildtieren in Gefangenschaft aus ihrem Programm zu streichen.

„Wenn Wildtiere für eine kommerzielle Verwendung missbraucht werden, stehen ihre Bedürfnisse stets ganz hinten an, denn die Halter stehen unter Druck, dass der Ablauf wie gewünscht stattfindet. Wir hoffen, dass die Verantwortlichen der Jochen Schweizer GmbH eine mitfühlende und ethische Entscheidung treffen und ‚Erlebnisse‘ mit Wildtieren in Gefangenschaft schnellstmöglich aus ihrem Portfolio streichen. Wir bitten zudem alle Tierfreund:innen, von solchen Freizeitaktivitäten Abstand zu nehmen.“

Dr. Yvonne Würz, PETA Deutschland

Leoparden-Angriff in Nebra: Frau wird bei Fotoshooting schwer verletzt

Laut Medienberichten soll sich der Vorfall bei einem Fotoshooting ereignet haben, [2] bei dem sich Fotograf und Model im Leopardengehege befanden. Der Leopard griff das Fotomodel an und verletzte sie im Gesicht. Die 36-jährige Frau wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus geflogen.

Die beiden dort eingesperrten Leoparden – der 18-jährige Paris und der 16-jährige Troja – sind Brüder. Bevor sie in die „Seniorenresidenz für Showtiere“ abgegeben wurden, wurden die Leoparden bereits für Show- und Fernsehauftritte missbraucht: Paris wurde von seiner Geburt bis zu seinem ersten Fernsehauftritt von einem bayrischen Fernsehsender begleitet. Auch Troja wurde zu Auftritten im Fernsehen und in Werbespots gezwungen. Beide Tiere waren außerdem Teil von Zirkusvorstellungen. [3]

Die Haltung von Großkatzen muss verboten werden

Der Leoparden-Angriff in der Nähe von Nebra zeigt eindrücklich, dass die „Raubkatzenhaltung“ verboten werden muss. Vor dem Hintergrund dieses Vorfalls fordern wir von PETA Deutschland die sofortige Schließung des Betriebs und kritisieren scharf, dass die Haltung und Zurschaustellung gefährlicher Wildtiere in Deutschland noch nicht einheitlich verboten ist. Wir fordern schärfere Gesetze, die die Haltung von Großkatzen in Tierparks, Zoos und Zirkussen – außer in echten Auffangstationen – verbieten.

„Auf dem angeblichen Gnadenhof werden Leoparden für gefährliche Fotoshootings missbraucht. Der Zwang, dem die Tiere dabei ausgesetzt sind, kann sich in einer plötzlichen Attacke entladen. Tragödien wie diese können zukünftig nur verhindert werden, wenn Wildtiere wie Leoparden, Tiger oder Löwen nicht mehr zu Unterhaltungszwecken in winzige Gehege gesperrt werden. Großkatzen vorzuführen, birgt eine permanente Gefahr für Angestellte und Publikum. Sie leiden erheblich unter der Haltung in Gefangenschaft. Die Tiere haben nichts in Zoos oder Zirkussen zu suchen. Künftig sollten Großkatzen nur noch in anerkannten Auffangstationen gehalten werden dürfen, in denen sie nicht aus kommerziellen Gründen ausgebeutet werden.“

Dr. Yvonne Würz, PETA Deutschland

Um Wildtiere im Zirkus, bei TV-Produktionen, Foto-Shootings oder Musik-Videos zu Unterhaltungszwecken auszubeuten, werden die Tiere regelmäßig mit Gewalt zum Gehorsam gezwungen. Bei der Großkatzendressur kommen in der Regel Stock und Peitsche zum Einsatz. Um die Dressur zu vereinfachen, werden sie im Zirkus oft schon als Jungtiere per Handaufzucht auf den Menschen fehlgeprägt. Dazu trennt man die Kinder von den Müttern, um sie von Hand mit der Flasche aufzuziehen. Als vorgeschobene Begründung geben Zirkusbetreiber:innen oft an, dass die Babys angeblich verstoßen wurden oder die Mütter zu wenig Milch hätten, um die Jungen zu versorgen. Während Leoparden, Tiger und Löwen in freier Wildbahn Reviere von vielen Quadratkilometern bewohnen, sind sie in Gefangenschaft zu einem qualvollen Leben auf wenigen Quadratmetern verdammt. Artwidrige Haltungsbedingungen und schwere Verhaltensstörungen sind dort eher die Regel als die Ausnahme. 

Tiere sind keine Unterhaltungsobjekte

Weder Wildtiere noch domestizierte Tiere sind dazu da, uns zu unterhalten. Sie gehören nicht in Zoos, Zirkusse und ins Fernsehen. Für Show-Auftritte werden die Tiere meist gewaltsam gezwungen, Tricks aufzuführen – Verhaltensweisen, die sie in freier Natur niemals freiwillig zeigen würden. Ein Leben in Gefangenschaft kann den hohen Ansprüchen der Tiere nicht gerecht werden. Die Annahme, dass Tiere für uns Menschen einen „Nutzen“ haben müssen, ist grundlegend falsch und nennt sich Speziesismus. Alle Tiere haben genau wie wir Menschen ein glückliches und möglichst selbstbestimmtes Leben in Freiheit verdient.

So können Sie Großkatzen und anderen Tieren in Zoos & Co. helfen

In Zoos und Zirkussen kommt es immer wieder zu Ausbrüchen und gefährlichen Zwischenfällen. Entscheiden Sie sich für tierfreie Alternativen, um das Leid der Tiere in der Unterhaltungsindustrie zu beenden.

Wenn Sie Film- oder Werbeproduktionen sehen, in denen Tiere als unfreiwillige Darsteller mitwirken mussten: Bitte helfen Sie, indem Sie Ihre Empörung über die missbräuchliche Verwendung von Tieren mit einem Schreiben an den Fernsehsender bzw. die Produktionsfirma zum Ausdruck bringen.