„Initiative Milch“: Milchindustrie bewirbt immer wieder Tierleid

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Die Milchindustrie steht seit einigen Jahren vermehrt in der Kritik: Milch und Milchprodukte sind nicht nur mit unvorstellbarem Tierleid verbunden und ökologisch bedenklich, sondern der Konsum birgt auch gesundheitliche Risiken. Immer weniger Menschen trinken Kuhmilch – während gleichzeitig die Nachfrage nach veganen Milchalternativen steigt. [1] Das hat auch die Milchindustrie bemerkt und die „Initiative Milch“ finanziert, mit der sie seit dem Sommer 2021 das Tierqualprodukt bewirbt. [2] Auch wenn den Verantwortlichen das Leid der Kühe sehr wohl bewusst ist, wollen sie wirtschaftliche Einbußen verhindern.

„Initiative Milch“ – ein verzweifelter Versuch, das Image von tierischer Milch aufzubessern?

Die Initiative soll Verbraucher:innen suggerieren, Milch sei ein unverzichtbares Nahrungsmittel. Hierzu stellt sie in einem eigenen Werbevideo und auf ihrer Website [2] unterschiedlichste Behauptungen auf, um die moralischen, ökologischen und gesundheitlichen Probleme, die mit der Produktion und dem Konsum von Milch verbunden sind, zu verschleiern.

Im Folgenden entlarven wir die irreführenden Aussagen der Milchindustrie als das, was sie sind – der verzweifelte Versuch, das Image der tierischen Milch in der öffentlichen Wahrnehmung zu verbessern.

1. Behauptung: „Milch kann alles. Milch kann sich verwandeln, in Joghurt, in Sahne, in Butter oder in eine Wolke im Tee.“ [2]

Für den Geschmack von Produkten wie Joghurt, Sahne und Butter ist Milch von Kühen oder anderen Tieren nicht erforderlich. Für jedes dieser Erzeugnisse gibt es pflanzliche Alternativen, die ohne Tierleid hergestellt werden und zudem besser für die Umwelt und unsere Gesundheit sind. Tierische Milch ist Muttermilch, und für die Herstellung von Produkten aus Kuhmilch werden Kälber ihren Müttern entrissen.

2. Behauptung: Milch ist gesund und „mehr als nur eine Mischung aus Calcium, Magnesium und Protein“. [2]

Diese Behauptung wird auf der Website weiter ausgeführt. Dort heißt es: „Als einzigartiges Naturprodukt vereint [Milch] viele wertvolle Nährstoffe, die in dieser Zusammensetzung kein anderes Lebensmittel bietet.“ [2]

Tatsächlich ist Kuhmilch mehr als eine Mischung aus Calcium, Magnesium und Protein: Eiter- und Blutzellen, Antibiotika und andere pharmakologisch aktive Substanzen und krebserregende Umweltgifte sind in dieser Zusammensetzung wahrscheinlich nur in tierischer Milch zu finden.

Weltweit sind rund 75 Prozent der Menschen laktoseintolerant, das heißt, sie vertragen keine Milch. Der Grund dafür ist, dass tierische Milch Muttermilch ist – und somit Nahrung für Tierbabys. Da der menschliche Körper im Erwachsenenalter keine Muttermilch mehr braucht, reduziert sich die Produktion des Milchzucker-spaltenden Enzyms Laktase im Darm. Dies führt dazu, dass Laktose von den meisten Erwachsenen schlechter verstoffwechselt wird. Zudem ist Milch reich an gesättigten Fettsäuren, die die Cholesterinwerte im Blut ansteigen lassen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.

Tierische Milch hat keineswegs ein Monopol auf Nährstoffe wie Proteine oder Kalzium, denn auch viele pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen enthalten jede Menge Protein. Mit einer veganen Ernährung lässt sich zudem der Kalziumbedarf bestens decken – zum Beispiel mit kalziumreichem Mineralwasser, kalziumhaltigem Gemüse wie Brokkoli, mit Mandeln oder mit angereicherten Pflanzendrinks. Pflanzliche Protein- und Kalziumquellen bieten den Vorteil, dass sie kein Cholesterin und weniger gesättigte Fettsäuren enthalten, dafür aber viele gesundheitsförderliche Stoffe wie Antioxidantien und Ballaststoffe.

3. Behauptung: Die Produktion von Kuhmilch ist im Hinblick auf Nährstoffe effizienter als Pflanzendrinks. [2]

Die Produktion eines Liters Kuhmilch verbraucht durchschnittlich über 1.000 Liter Wasser. Die Herstellung eines Liters Sojadrink benötigt stattdessen nur 297 Liter. [3] Außerdem erfordert die Produktion von Milch etwa die doppelte Landfläche und verursacht zweimal mehr Treibhausgasemissionen als die Herstellung eines durchschnittlichen Sojadrinks. [4] Der Umweg von Pflanzen wie Soja durch einen Tiermagen kann niemals effizienter sein als der direkte Sojakonsum.

4. Behauptung: „Milch ernährt Kinder und Erwachsene und über 57.000 Bauernfamilien in ganz Deutschland. Hinter Milch stecken mehr Menschen, als man denkt.“ [2]

Für eine gesunde, ausgewogene Ernährung, die alle Nährstoffe abdeckt, sind keine tierischen Produkte erforderlich. Der Nährstoffbedarf des menschlichen Körpers kann in jeder Lebensphase [5] pflanzlich gedeckt werden – dafür sind weder Milcherzeugnisse noch andere tierische Produkte wie Fleisch und Eier notwendig.

Auf der Website der „Initiative Milch“ heißt es außerdem: „3,9 Millionen Milchkühe in Deutschland sorgen dafür, dass täglich frische Milch auf unserem Tisch steht. Über 57.300 Familienbetriebe arbeiten mit Herzblut für die Milch, sie ist ihre Leidenschaft und Lebensgrundlage.“ [2] Im Gegensatz zu den Landwirt:innen sind die Kühe nicht freiwillig Teil dieser ausbeuterischen Industrie. Die Landwirtschaft steht bereits seit Jahren in der Kritik, denn große Skandale sorgen immer wieder für öffentliche Diskussionen. Viele Konsument:innen wünschen sich mehr Natur- und Tierschutz, sind aber oftmals nicht bereit, mehr Geld für gute Lebensmittel auszugeben. Für die gegenwärtigen Probleme tragen nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch die Politik Verantwortung.

5. Behauptung: 3,9 Millionen Kühe leben in Deutschland in offener Laufstallhaltung und können sich frei bewegen. [2]

Die Laufstallhaltung ist reine Tierquälerei, denn in diesem Haltungssystem leiden die Tiere oft an schmerzhaften Klauenerkrankungen und Lahmheit. Grund dafür ist der kotverschmierte, harte und rutschige Spaltenboden des Laufstalls. Die Realität in den Ställen hat nichts mit einem artgerechten Leben auf der Weide zu tun. Hinzu kommt die vor allem in Süddeutschland bis heute gängige Anbindehaltung, bei der Kühe das ganze Jahr oder in den Wintermonaten an derselben Stelle im Stall fixiert sind und ein trauriges, bewegungsloses Leben fristen. Die Werbekampagne der Milchindustrie thematisiert diese tierquälerische Haltung natürlich nicht, doch schockierende Aufnahmen von Tierschützern bringen das Leid der Kühe regelmäßig ans Licht der Öffentlichkeit.

Auch weitere Misshandlungen, die den Tieren in ihrem kurzen Leben angetan werden, verschweigt die Initiative geflissentlich. Dazu gehören etwa die standardmäßige und traumatische Trennung von Mutter und Kalb kurz nach der Geburt oder die Enthornung, bei der die Hornansätze der Tierkinder bis zu einem Alter von sechs Wochen ohne Betäubung mit einem Hunderte Grad heißen Brennstab entfernt werden.  Auch die schmerzhafte Kastration männlicher Kälber bleibt unerwähnt. Unabhängig von der Haltungsform werden zahllose Kälber – auch aus Biobetrieben – im Alter von wenigen Wochen auf Langstreckentransporten ins Ausland transportiert und in Nicht-EU-Ländern auf grausame Weise getötet.

Ein weiterer Aspekt, den die „Initiative Milch“ lieber nicht thematisiert, ist die Überzüchtung der Kühe. Wie jedes Säugetier produziert eine Kuh von Natur aus nur so viel Milch, wie ihr Kalb zum Heranwachsen braucht. Durch gezielte Qualzucht hat die Milchindustrie die Milchmenge der Tiere aus Profitgründen um ein Vielfaches erhöht, was für die Kühe eine hohe Belastung darstellt. In Kombination mit spezieller Tiernahrung und artwidriger Haltung führt dies dazu, dass Kühe mit durchschnittlich 5 Jahren für die Industrie wertlos sind und im Schlachthaus getötet werden. Die natürliche Lebenserwartung von Rindern liegt hingegen bei 20 Jahren.

6. Behauptung: „Die Kuh ist kein Klimakiller: Bereiche wie Mobilität und Energie sind mit sehr viel mehr Emissionen verbunden als etwa eine Portion Butter auf dem Brot. Das Methan aus der gesamten Tierhaltung in Deutschland macht nur ca. 3,7 Prozent der Gesamtemissionen aus.“

Die „Initiative Milch“ schreibt auf ihrer Website, eine Portion Butter sei weniger klimaschädlich als der gesamte Mobilitäts- und Energiesektor. Unabhängig von diesem unverhältnismäßigen und absurden Vergleich lässt sich festhalten, dass Butter ein hochgradig klimaschädliches Produkt ist: [6] Die Herstellung von einem Kilogramm Butter erzeugt 24 Kilogramm CO2– pflanzliche Margarine dagegen nur 0,75 Kilogramm.

Insgesamt sind bis zu 20 Prozent aller Treibhausgase der globalen landwirtschaftlichen Tierhaltung zuzuschreiben. Damit übersteigt der Anteil der Tierwirtschaft sehr wohl den des gesamten weltweiten Verkehrs.

Für die Erzeugung tierischer Produkte wie Milch werden außerdem riesige Regenwaldflächen abgeholzt, um Weideflächen zu schaffen und Tiernahrung anzubauen – auch für die deutsche Tierwirtschaft. Mehr als 83 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen werden für die Tierhaltung und den Futtermittelanbau verwendet.

Die Milchindustrie versucht, ihr schlechtes Image mit Werbung, Initiativen und Kampagnen reinzuwaschen

Mit idyllischen Werbeanzeigen, Kampagnen wie der „Initiative Milch“ und anderen Maßnahmen versucht die Milchindustrie, der sinkenden Nachfrage und ihrem immer schlechteren Image entgegenzuwirken. Gesundheitliche, ökologische und vor allem tierethische Aspekte werden dabei bewusst verschleiert.

  • Verbrauchertäuschung: Milchwerbung mit glücklichen Kühen

    Werbung für Milch und Milchprodukte mit „glücklichen“ Kühen auf saftigen, grünen Wiesen sind fast täglich im Fernsehen zu sehen. Auch die meisten Milchverpackungen in Supermärkten zeigen ähnliche Bilder. Doch die irreführenden Werbemaßnahmen einzelner Hersteller und Molkereien haben mit der traurigen Realität nichts zu tun. Sie verschweigen ganz bewusst das unvorstellbare Leid, das den Tieren durch Qualzucht, die frühe Trennung von Mutter und Kalb, Krankheiten, grausame Standardpraktiken und einen frühen Tod im Schlachthaus angetan wird.

  • Schulmilch: EU-Schulprogramm fördert Tierleid mit Millionen von Euro

    Ein weiteres eindrückliches Beispiel ist das „EU-Schulprogramm“ mit dem Programmteil „Schulmilch“. Im Rahmen dieses Programms stellt die EU den Mitgliedsstaaten jährlich 100 Millionen Euro für „Schulmilch“ zur Verfügung. Im Schuljahr 2020/2021 erhielt Deutschland in diesem Zusammenhang 10,5 Millionen Euro. [7] Unter dem Deckmantel der angeblichen Förderung einer gesunden Ernährung für Kinder unterstützt das EU-Schulprogramm mit EU-Geldern in Millionenhöhe die Ausbeutung von Tieren.

    „Schulmilch“ ist für Kinder weder notwendig noch gesund.

  • Werbeslogan „Milch macht müde Männer munter“

    In den 1950er-Jahren wurde das Tierqualprodukt Milch von der westdeutschen Milchwirtschaft mit dem Slogan „Milch macht müde Männer munter“ beworben. Bis heute hält sich dieses irreführende Werbeversprechen hartnäckig – doch Milch macht alles andere als munter, denn sie enthält die Aminosäure Tryptophan, die in größeren Mengen schlaffördernd wirkt. [8] Darüber hinaus fördert der Konsum von Milch verschiedene gesundheitliche Probleme.

  • Marketing-Gesellschaft der Agrarwirtschaft wollte Jugendliche zum Milchtrinken animieren

    Im Jahr 1998 startete die CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH eine Kampagne, die Jugendliche zum erhöhten Milchkonsum animieren sollte. Die EU unterstützte die Aktion finanziell, bei der ein neuer 24-Stunden-Weltrekord im Inline-Skating aufgestellt werden sollte. Die Kampagne umfasste unter anderem Anzeigen in Stadtmagazinen und Tageszeitungen sowie Hörfunkspots. Auch im Fernsehen sollte Werbung für die CMA-Aktion für einen erhöhten Milchkonsum unter Jugendlichen sorgen. [9]

  • Sonderregelung für Käse beim Nutri-Score

    Bei der Berechnung des Nutri-Scores, der auf der Verpackung von Produkten angegeben wird, wird bei Käse immer der Proteingehalt berücksichtigt. Dadurch erhält Käse positive Punkte, die den Nutri-Score-Punktewert senken und damit verbessern. Bei allen anderen Lebensmitteln ist die Berücksichtigung des Proteingehalts von der Summe der vergebenen Negativpunkte abhängig.

    Der Grund für die Sonderbehandlung von Käse: Würde Käse nach der allgemeinen Berechnungsformel bewertet, würde praktisch jede Käsesorte eine rot unterlegte E-Wertung erhalten. Denn fast alle Käsesorten haben einen hohen Fett- und Salzgehalt. [10]

Ein tiefgreifender Wandel ist dringend erforderlich – weg von der überwiegend industriellen Tierhaltung und hin zu Betrieben, die vegane Öko-Landwirtschaft betreiben und beispielsweise auf Hafermilchproduktion umsteigen. Hierzu sind nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe selbst gefragt, sondern auch die Politik. Ein solcher Wandel ist die einzige Möglichkeit, die profitgesteuerte Ausbeutung unzähliger Tiere in der Milchindustrie nachhaltig zu beenden.

So helfen Sie Kühen und anderen Tieren in der Milchindustrie

Die nachhaltigste und einfachste Möglichkeit, mit der Spflanzliche Alternativenrnativen zu Milchprodukten wie Käse, Butter und Sahne“>pflanzliche Alternativen.

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