Immer öfter werden in verschiedenen Regionen Deutschlands Nosferatu-Spinnen in Badewannen, Kellern, an Türen und anderen Orten in Menschennähe gesichtet. Reißerische Überschriften wie „Wie gefährlich ist die giftige Riesenspinne?“ kursieren dabei in den Medien. Nicht nur bei Menschen, die ohnehin Angst vor Spinnen haben, kann dadurch Unsicherheit und Panik entstehen. Dabei bedeutet die neue sogenannte invasive Tierart keine Bedrohung für hiesige Arten – inklusive uns Menschen.
Welche Auswirkungen der Biss einer Nosferatu-Spinne auf den Menschen hat, weshalb Sie keine Angst vor der neuen Spinnenart haben müssen und was zu tun ist, wenn Sie ein Exemplar entdecken, erfahren Sie hier.
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Wie giftig ist die Nosferatu-Spinne wirklich?
Inzwischen greifen die Medien fast täglich neue Sichtungen auf – dabei wird häufig ein falsches Bild gezeichnet, denn Nosferatu-Spinnen (Zoropsis spinimana) sind zwar giftig, aber für die allermeisten Menschen vollkommen harmlos.
Obwohl die eigentlich im Mittelmeerraum heimischen Tiere mit einer Größe von bis zu fünf Zentimetern Respekt einflößend wirken, muss niemand Angst vor dem Biss einer Nosferatu-Spinne haben. Für Nicht-Allergiker:innen fallen die Symptome in der Regel milde aus: Die Spinnenbisse können anschwellen und rot werden wie ein Mückenstich. Bei empfindlicheren Menschen kann der Schmerzgrad an einen leichten Bienenstich heranreichen. [2, 3]
Allerdings meiden Nosferatu-Spinnen „größere“ Gefahren – wozu auch der menschliche Finger zählt – und beißen nur dann zu, wenn sie sich in die Enge getrieben und bedroht fühlen.
Wo halten sich Nosferatu-Spinnen auf und wie erkenne ich sie?
Nosferatu-Spinnen sind dämmerungs- und nachtaktiv und halten sich gerne in der Nähe zu Gebäuden auf. [4] Beispielsweise mithilfe von Insektennetzen an den Fenstern können Sie unverhofften Besuchen von Spinnen, Wespen und anderen Tieren, die Sie lieber nicht in der Wohnung haben möchten, vorbeugen.
Nosferatu-Spinnen, die auch Wolfsspinnen ähneln, werden außerdem häufig mit Hauswinkelspinnen verwechselt. Das sind die Unterschiede:
- Hauswinkelspinnen sind manchmal im Durchmesser größer, haben aber feingliedrigere Gliedmaßen, auch ihre Körperform ist schmaler.
- Nosferatu-Spinnen haben einen fast doppelt so großen, robusteren Körper als Hauswinkelspinnen.
- Nosferatu-Spinnen haben meist eine hellere Färbung von gelblich bis braun.
- Auf ihrem Oberkörper kann man mit Fantasie die Zeichnung der Nosferatu-Figur aus dem gleichnamigen Spielfilm aus dem Jahr 1922 erkennen. Daher hat die Nosferatu-Spinne ihren Namen.
- Hauswinkelspinnen bauen Netze und bleiben daher an einem Ort. Nosferatu-Spinnen gehören zu den Kräuseljagdspinnen, die auf der Nahrungssuche ihren Standort wechseln.
- Hauswinkelspinnen können sich an glatten Oberflächen wie Badewannen und Waschbecken nicht festhalten und stecken dort häufig fest. Nosferatu-Spinnen können durch ihre Hafthärchen an den Beinen sogar auf senkrechten Glasscheiben laufen.
Nosferatu-Spinne entdeckt – was tun?
Bitte töten Sie keine Spinnen, es gibt tierfreundliche und effektive Möglichkeiten, sie zu entfernen. Beim Fangen einer Nosferatu-Spinne ist es am Einfachsten, vorsichtig ein großes Trinkglas über das Tier zu stülpen, ein Stück Pappe (z. B. eine Zeitschrift) darunter zu schieben und sie vor die Tür zu tragen. Greifen Sie nicht mit der bloßen Hand nach dem Tier, so provozieren Sie es, gebissen zu werden.
Vor der Tür oder dem Fenster können Sie die Spinne dann einfach wieder freilassen. Für Menschen mit großer Spinnenangst gibt es auch spezielle Insektengreifer, mit denen Sie auch Insekten wie Wanzen tierfreundlich auf Distanz einsammeln und nach draußen bringen können. Einen dieser Lebend-Insektenfänger finden Sie beispielsweise bei uns im PETA-Store.
Warum finden wir manche Tiere niedlich und andere eklig?
Unsere eigene Wahrnehmung ist der Hauptgrund dafür, weshalb wir manche Tiere gerne streicheln und als sogenannte Haustiere halten, zeitgleich andere – wie die Nosferatu-Spinne – oft als eklig empfinden. Dieses persönliche Empfinden kann es niemals rechtfertigen, einem Lebewesen Qualen und Leid zuzufügen. Darum sollten Sie auch Tiere wie die Nosferatu-Spinne, die aufgrund ihrer andersartigen Merkmale angsteinflößend auf uns wirken kann, niemals töten.
Andere Tiere in bestimmte Kategorien einzuordnen und sie beispielsweise auf ihren Nutzen zu beschränken, ist Teil eines diskriminierenden Denkmusters. Speziesismus ähnelt dem Rassismus: Beim Speziesismus werden andere Arten bewusst entwertet, um so deren Ausbeutung zu rechtfertigen. Informieren Sie sich und andere über Speziesismus und handeln Sie mitfühlend – gegenüber allen Lebewesen!
Mehr Tipps zum Umgang mit Spinnen im Haus
Spinnen sind nützliche Tiere. Zuletzt wurden sogar Hinweise darauf gefunden, dass Spinnen träumen wie Hunde, Katzen, Schweine und wir Menschen. Welche Spinnen Sie häufig zu Hause finden und weitere Tipps und Infos zum Umgang mit den faszinierenden Tieren erhalten Sie hier.
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Quellen
[1] Arachnologische Gesellschaft (Dezember 2006): Zoropsis spinimana (Araneae: Zoropsidae): neu für Deutschland, https://arages.de/user_upload/psb_publicationmanagement/pdf/AM32_08_10.pdf (eingesehen am 15.09.2022)
[2] A. Hänggi & I. Zürcher (2013): Zoropsis spinimana – eine mediterrane Spinne ist in Basel (NW-Schweiz) heimisch geworden. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaften beider Basel 14, S. 125–134
[3] Science Direct (Oktober 2013): A two year study of verified spider bites in Switzerland and a review of the European spider bite literature, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0041010113002535 (eingesehen am 15.09.2022)
[4] ResearchGate (Mai 2015): Morphologische Besonderheiten der Kräuseljagdspinne Zoropsis spinima, https://www.researchgate.net/publication/281107184_Morphologische_Besonderheiten_der_Krauseljagdspinne_Zoropsis_spinimana (eingesehen am 16.09.2022)