Wir von PETA Deutschland vertreten die Auffassung, dass die Zucht von Tieren ohne natürlichen Fellwechsel, wie sie oft für die Wollindustrie betrieben wird, eine Qualzucht ist und sowohl strafrechtlich verfolgt als auch beendet werden sollte. Obwohl die Wollproduktion in Deutschland fast keine Rolle mehr spielt, werden Qualzuchten der Wollindustrie wie Merinoschafe und Angorakaninchen in Deutschland noch immer gezüchtet und das Leid der Tiere auch hierzulande am Leben erhalten.
Wir von PETA Deutschland haben Strafanzeigen gegen zahlreiche Züchter von Merinoschafen und Angorakaninchen erstattet: Denn die leidvolle Züchtung auf immer mehr Haarwuchs sollte ganz klar als Tierquälerei eingestuft werden. Die Strafanzeigen sollen die Behörden endlich zum Handeln zwingen und die Zucht von Angorakaninchen und Merinoschafen sanktionieren. Zudem fordern wir ein gesetzliches Verbot dieser Qualzuchten.
PETA stellt Strafanzeigen gegen insgesamt 32 Schafzüchter
Wir von PETA Deutschland haben gegen insgesamt 32 Schafzüchter aus Bayern und Thüringen Straf- sowie Ordnungswidrigkeitsanzeigen erstattet. Dazu kamen Strafanzeigen gegen elf Züchter von Angorakaninchen aus sieben Bundesländern, die in unseren Augen ebenfalls Qualzuchten betreiben und damit die betroffenen Tiere zu Opfern der Modeindustrie degradieren.
Nach unserer Auffassung verstößt das Züchten von Merinoschafen gegen das Tierschutzgesetz: Das zuchtbedingte Wollwachstum erhöht das Risiko der Tiere, von Parasiten befallen zu werden, und kann bis hin zu tödlichen Hitzschlägen führen. Die zwangsgebunden regelmäßige Schur bedeutet puren Stress.
11 Angorazüchter angezeigt wegen Verdacht auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz
Ähnlich verhält es sich bei Angorakaninchen: Obwohl in Deutschland so gut wie keine Angorawolle mehr produziert wird, werden die Kaninchen weiterhin als „Hobby“ gezüchtet. Wir von PETA Deutschland mahnen, dass schon allein die Zucht immenses Leid für die Tiere bedeutet. Denn zuchtbedingt haben sie keinen natürlichen Fellwechsel mehr: Die Kaninchen haben dadurch ein erhöhtes Risiko, Haarballen im Magen zu entwickeln, was tödlich enden kann.
Viele Tiere leiden zudem aufgrund des unnatürlichen Fellwuchses an Augenreizungen bis hin zu Bindehautentzündungen, weil die Haare bis in die Augen fallen – oft können die Tiere aufgrund der viel zu langen Haare nichts sehen. Außerdem bedeutet die Schur, die zuchtbedingt mindestens alle drei Monate erfolgen muss, für die sensiblen Tiere häufig Stress und Panik – schmerzhafte Schnittwunden können die Folge sein, wenn sich die Tiere aus Instinkt drehen und winden.
Nach § 11b des Tierschutzgesetzes gilt es als Qualzucht und ist damit verboten, Tieren Merkmale anzuzüchten, unter denen sie leiden. [1] Bislang wurden von Seiten des Gesetzgebers jedoch noch keine verbindlichen Richtlinien festgelegt, die diese Merkmale klar definieren.
Wir fordern umso vehementer die strafrechtliche Verfolgung und ein Tierhalteverbot für die Züchter, da sie um die zuchtbedingten Leiden und die Qualen der Tiere während der Schur wissen. Die von uns angezeigten „Hobbyzuchten“, in denen Angorakaninchen tierschutzwidrig gezüchtet werden, befinden sich in Niedersachsen, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Bremen, Baden-Württemberg und im Saarland.
Das weltweite Leid der Tiere für Wolle
Es gibt keine tierfreundliche Wolle. Die von Kaninchen stammende Angorawolle kommt beispielsweise zu 80 Prozent aus China. Da es dort so gut wie keine Tierschutzgesetze gibt, leiden die Tiere enorm: Sie werden oft einzeln und völlig isoliert von ihren Artgenossen in Käfige gesperrt und alle drei Monate unter großen Qualen geschoren: Arbeiter fixieren dazu die hochsensiblen Kaninchen auf Holzbrettern, um den Tieren das Fell abzuschneiden oder es direkt aus der Haut zu reißen. Die Tiere schreien dabei vor Schmerzen, viele verfallen in Schockstarren, im schlimmsten Fall folgt der Tod durch Herzversagen. Kaninchen leiden jedoch auch in europäischen Ländern wie Frankreich für ihre Wolle.
Für die Zucht und Haltung dieser Tiere besteht keinerlei „vernünftiger Grund“ nach dem Tierschutzgesetz.
Die am meisten in der Wollindustrie ausgebeuteten Tiere sind jedoch Schafe: Mit rund 68 Millionen geschorenen Tieren [2] machen sie beinahe den gesamten Wollmarkt in Australien aus. Die qualvoll überzüchteten Merinoschafe werden dort dem sogenannten Mulesing ausgesetzt, einem qualvollen Standardeingriff in der Industrie, bei dem den Tieren ohne Betäubung große Hautstücke aus dem Hinterteil geschnitten werden. Die tierquälerische Praktik soll ein zuchtbedingt erhöhtes Risiko für Madenbefall vermeiden.
Das können Sie gegen das Leid der Schafe und Kaninchen tun
Bitte züchten Sie keine Tiere – insbesondere wenn diese keinen natürlichen Fellwechsel mehr haben. Helfen Sie außerdem dabei, diese Tierquälerei zu beenden, indem Sie niemals Produkte aus Wolle kaufen. Greifen Sie bitte immer bei Kleidung, Möbelbezügen oder Garn (z.B. zum Stricken oder Häkeln) auf vegane Alternativen wie (Bio-)Baumwolle, Tencel, Leinen oder recycelte Kunststoffe zurück.
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Quelle
[1] Bundesamt für Justiz: Tierschutzgesetz § 11b, https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__11b.html, (eingesehen am 06.04.2021)
[2] Australian Wool Innovation Limited (31.12.202): Australian Wool Production Forecast Report December 2020, https://www.wool.com/market-intelligence/wool-production-forecasts/australian-wool-production-forecast-report-december-2020/, (eingesehen am 08.04.2021)