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Update: Strafanzeige gegen Ludger Beerbaum eingestellt

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Update 21. September 2022

Wir von PETA Deutschland haben im Frühjahr 2022 Strafanzeige gegen den Berufsreiter Ludger Beerbaum eingereicht. Einer RTL-Recherche zufolge sollen der Springreiter und ein Mitarbeiter auf seinem Trainingsgelände die verbotene Trainingsmethode „Barren“ eingesetzt haben. Beerbaum bezog sich auf das zu dem Zeitpunkt leider noch erlaubte „Touchieren“, bei dem die Pferde mit einem beweglichen, leichten Gegenstand während der Spring-Übungen an den Beinen gestreift werden – um die Beine höher zu ziehen.

Die Recherche löste einen weiteren Skandal in der Reitsport-Szene aus. Die Trainingsmethode „Touchieren“ ist kurz nach der Veröffentlichung der Bilder durch den Verband FN verboten worden.

„Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens ist für uns nicht nachvollziehbar und enttäuschend. Die im TV ausgestrahlten Videoaufnahmen zeigen, wie absichtlich eine Holzstange gegen die Beine des Pferdes geschlagen wurde, so dass deutlich ein dumpfes Schlaggeräusch zu hören ist. Das Tier musste nach unserer Einschätzung erhebliche Schmerzen ertragen, nur damit Ludger Beerbaum in Wettbewerben besser abschneidet. Vorbehaltlich der Prüfung der Begründung im Einstellungsbescheid, der uns noch nicht vorliegt, werden wir eine Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft einreichen, um eine Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens zu erreichen.“

Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland

Update 3. März 2022

Touchieren soll verboten werden

Wie die Reiterliche Vereinigung (FN) am 3. März 2022 bekannt gab, soll die tierquälerische Methode des „Touchierens“ im Reitsport verboten werden. [1]

Alle Informationen finden Sie hier:

Originalartikel:

Neuer Skandal im Reitsport: Der TV-Sender RTL berichtete am 11. Januar 2022, dass der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister im Springreiten, Ludger Beerbaum, unerlaubte Trainingsmethoden bei Pferden einsetzte. Videoaufnahmen zeigen demnach, wie auf dem Gelände des Reiters während seines Springtrainings Pferde mit Stöcken vor die Beine geschlagen werden. [2] Eine schmerzhafte und gewaltvolle Technik, um die sensiblen Tiere höher springen zu lassen.

PETA erstattet Strafanzeige gegen Ludger Beerbaum und unbekannte Person

Nach der Veröffentlichung der tierschutzwidrigen Trainingsmethoden erstatten wir von PETA Deutschland Strafanzeige gegen Ludger Beerbaum und eine weitere, derzeit noch unbekannte Person wegen quälerischer Tiermisshandlung in Mittäterschaft gem. § 17 Nr. 2b Tierschutzgesetz und§ 25 Abs. 2 Strafgesetzbuch.

Konkret geht es in der Berichterstattung um das sogenannte Barren, eine schmerzhafte Technik, bei der Pferden – sobald sie über das Hindernis springen – mit einer Stange oder einem Stock auf die Vorderbeine geschlagen wird. Das sogenannte Barren ist tierschutzwidrig und seit der „Barr-Affäre“ in den 90er-Jahren im Reitsport verboten.

Dass es sich bei der gezeigten Tierquälerei von Ludger Beerbaum und seinem Team um die verbotene Trainingsmethode „Barren“ handelt, geht aus dem RTL-Video hervor: Hier kommt es zu einer schlagartigen Bewegung mit einer Stange gegen die Beine, ein lautes Schlaggeräusch ist deutlich zu hören. Ein bloßes Touchieren ist dies den Aufnahmen zufolge keinesfalls. [2]

Pferde werden im Training mit Stangen geschlagen

Die Veröffentlichung des Videomaterials, in dem Ludger Beerbaum im Training mit Pferden zu sehen ist, hatte der Sender bereits im Juni 2020 angekündigt. Bis zuletzt wurde der Name des Reiters nicht genannt. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) reagierte sechs Monate später und führte eine Kommission zu dem Fall ein. Es sei schwierig, den Unterschied zwischen der verbotenen Methode des Barrens und dem erlaubten Touchieren zu erkennen. Ergebnisse sollten bis Ende 2021 präsentiert werden.

Die Kommission kam zu dem Entschluss, dass es sich bei dem ihr vorliegenden und gesichteten Material um keinen Verstoß gegen die FN-Richtlinien handeln würde. Nach weiteren Gesprächen mit RTL stellte die FN jedoch im Mai 2021 Strafanzeige gegen unbekannt – das Verfahren wurde eingestellt. [3]

pferd springt über eine huerde
Symbolbild. In der Natur springen Pferde nur in ausweglosen Situationen über Hürden.

Günther Wallraff spricht mit Whistleblowerin

Das Material, das dem Sender RTL gegen den Springreiter Ludger Beerbaum vorliegt, wurde der Redaktion über eine Whistleblowerin zugespielt. Diese spricht verdeckt in einem Interview mit dem Investigativ-Journalisten Günther Wallraff über die Tierquälerei an Beerbaums Pferden und erklärt, dass es auch für sie als enge Vertraute erschreckend sei, dass „so ein angesehener Reiter“ Tiere quäle. [2].

Auch eine RTL-Reporterin schleuste sich über mehrere Wochen in Beerbaums Betrieb ein und beobachtete das Training des Turnierreiters. Wir von PETA Deutschland prüfen nun die Erstattung einer Strafanzeige gegen die Verantwortlichen.

„Barr-Affäre“ sorgte vor 30 Jahren für Aufruhr

Seit den 90er-Jahren bis heute als sogenannte „Barr-Affäre“ bekannte Skandal führte dazu, dass die Deutsche Reiterliche Vereinigung das Barren verboten und das „Touchieren“ im Training erlaubt hat. Bei dem sogenannten Touchieren ist die Größe und das Gewicht der Stange definiert. In einem Interview der FN erklärt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach im Kontext zu dem Fall, dass das Touchieren nicht tierschutzwidrig sei und dem Pferd keine Schmerzen, Leiden oder Schäden zufüge. [4] Da der Einsatz des Touchierens im Training, aber nicht auf dem Turnier erlaubt ist, können die Folgen und Schäden durch den gewaltvollen Einsatz kaum kontrolliert werden.

Wir von PETA Deutschland lehnen jegliche Manipulation dieser Art ab – Pferde zu manipulieren, um sie zur Unterhaltung des Menschen über Hindernisse springen zu lassen, ist Tierquälerei.

Pferd springt mit Reiter auf dem Ruecken ueber ein Hindernis
Symbolbild. Das Barren ist eine verbotene Trainingsmethode, um Pferde zu höherem Springen zu erziehen.

Nach Dopingvorfällen: Beerbaum wird Olympiatitel aberkannt

Es ist nicht das erste Mal, dass Beerbaum gegenüber Pferden tierschutzwidrig handelt. Im Jahr 2004 wurde öffentlich bekannt gegeben, dass Ludger Beerbaum das Pferd Goldfever gedopt hatte – ihm ist daraufhin die Mannschafts-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen aberkannt worden. [5] 2009 erstattete PETA Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster gegen Ludger Beerbaum wegen Dopings. Die Anzeige wurde zwar eingestellt, aber zur weiteren Prüfung an das zuständige Veterinäramt übertragen.

Es ist einmal mehr unverständlich, wieso Reiten noch immer eine olympische Sportart ist, die als einzige auf der Ausbeutung und dem Missbrauch nicht-menschlicher Lebewesen basiert. Man sollte meinen, wir wären heute weiter und würden verstehen, dass Pferde Gefühle haben und jeden Tritt, jeden Schlag und jeden Zug im Mund als Schmerz empfinden – und diesen stumm ertragen.

Nachdem die Moderne Fünfkämpferin bei den Olympischen Spielen 2020 einen Reitsport-Eklat auslöste, weil sie ihr zur Verfügung gestelltes Pferd massiv mit der Gerte schlug und den Fersen trat, ist Beerbaums Fall ein erneuter Beweis, dass Pferde nicht in den Sport gehören!

Helfen Sie uns, Reiten endlich aus dem olympischen Programm zu streichen.