Nachruf: Wir trauern um die Regisseurin und Tierrechtlerin Sabine Kückelmann

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Bei Aktionen, Performances, Demonstrationen und vielen anderen Aktivitäten der Tierrechtsbewegung der letzten zwei Jahrzehnte, auch weit über München hinaus, war so gut wie immer eine Person anwesend, die nicht nur durch ihre Empathie, sondern auch durch ihre Anmut herausstach:

Sabine Kückelmann

Wenn etwas anstand oder Not am Mann war – Sabine war zur Stelle, sie organisierte Demos mit, war immer präsent, unkompliziert – allein das Anliegen für die Tiere vor Augen. Sogar der Bitte von mir kam sie nach, im Verwaltungsgericht München einer Verhandlung beizuwohnen und mit zu protokollieren, wo es um tierschutzrelevante Inhalte ging – verlässlich, gutmütig, ein großes Herz.

Doch Sabine ging es um mehr – um viel mehr. Und dieses empathische Engagement für unsere Mitlebewesen bestimmte in den letzten Jahren ihr Leben – ein so wichtiges Projekt, für das sie auch ihre beruflichen Verpflichtungen als in Prominentenkreisen bekannte und gern gebuchte Starfotografin unterordnete: die Produktion eines reinen Tierrechtsfilms für das Kino. Die Verzweiflung, die viele Tierrechtlerinnen und Tierrechtler angesichts der unaussprechlichen, von Staats wegen geduldeten und geförderten systematischen Tierquälereien spüren, ließ Sabine, die ebenso darunter litt, nicht los. Da „offiziell“ kein Interesse an der Produktion eines solchen Kinofilms bestand, wie Sabine erfuhr (man könne mit einem solchen Projekt nichts verdienen), machte sie sich selbst auf den Weg. Mit einer unglaublichen Kraftanstrengung brachte sie sich alles selbst bei: Sie kaufte eine professionelle Kamera, einen Schnittplatz und entwickelte ein Konzept, welches sie immer und immer wieder auch mit mir besprach und vielfach neu justierte. Dann machte sie sich auf den Weg, um weltweit die Sprachrohre für die Rechte der Tiere vor die Kamera zu holen – nahezu vier Jahre dauerte dieser Kraftakt, eine Zeit mit Höhen und Tiefen. Viele Szenen wurden begutachtet, wieder verworfen, der Länge nach eingeordnet – und dennoch: Sabine ließ sich nie beirren.

Als sie mir den Film dann in ihrer Wohnung vorführte, war schon sicher: Sabines Kinofilm „Im Namen der Tiere“ war von den Verantwortlichen der Hofer Filmtage 2015 als Dokumentarfilm angenommen worden. Die Weltpremiere fand auf den 49. Internationalen Hofer Filmtagen statt, auf 2 Seiten wurde er präsentiert: „Eine Produktion von Sabine Kückelmann, Deutschland 2015“ mit einer Bio-Filmografie über Sabine. Ich hatte die Ehre, Sabine an diesem bedeutungsvollen Abend zu begleiten, neben ihr zu sitzen, sie zu beobachten, wie sie, sichtlich beeindruckt von allem, cool ihre Interviews mit den Medien gab, das Bayerische Fernsehen berichtete ausführlich. Der Film erzeugte Aufsehen, im fernen Amerika wurde er mit dem Accolade Award 2015 ausgezeichnet. Sogar Kultregisseur Michel Verhoeven, der auf den Hofer Filmtagen ausgezeichnet wurde, sprach Sabine auf ihr Projekt an.

Und Sabine schaffte es, einen Verleih zu finden, der „Im Namen der Tiere“ in die Kinos brachte. Im Münchener Monopol war kurze Zeit nach Hof Kinopremiere, es kamen viele Freunde und Wegbegleiter. 104 Minuten höchstes Engagement, eine wertvolle, bleibende Arbeit.
Es nagt an mir, dass Sabine schon in Hof unter ihrer Krankheit litt – ich merkte es nicht, Sabine ließ nichts durchblicken. Es schmerzt gewaltig, dass Sabine dieser Tage den Kampf gegen den Krebs verloren hat – es geht eine der Besten, die sich selbstlos und altruistisch für diejenigen eingesetzt hat, die unser aller Stimme so dringend brauchen: unsere tierlichen Mitlebewesen.

Liebe Sabine, Du wirst weiterleben und bist eigentlich nicht gegangen, ich sehe Dich immer vor mir: „Im Namen der Tiere“.


Dr. Edmund Haferbeck