Santorini: Griechischer Premier soll „Eseltaxis“ abschaffen

Teilen:

Der Tourismus auf der griechischen Urlaubsinsel Santorini rollt nach dem Corona-Lockdown langsam wieder an. Was für die lokale Wirtschaft eine gute Nachricht ist, ist leider der erneute Startschuss für mehr Tierleid. Denn nach wie vor werden auf Santorini Esel und Maultiere als „Taxis“ missbraucht: Sie müssen Touristen mehrmals am Tag über 500 Stufen zwischen dem Hafen und der Altstadt von Firá hinauf- und hinuntertragen. Viele der Tiere leiden unter Verletzungen, Krankheiten und völliger Erschöpfung.

Wir haben den griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis – der Santorini kürzlich besuchte und den Tourismussektor der Insel lobte – deshalb in einem Schreiben eindringlich gebeten, dem Leid der Tiere ein Ende zu setzen und einen modernen Tourismus ohne Tierleid in Griechenland zu etablieren. Denn nach dem Lockdown der letzten Monate hätte es die einmalige Chance gegeben, die Esel und Maultiere gar nicht erst wieder einzusetzen.

Touristen gefährdet – auch durch COVID-19

Touristen geraten immer wieder in gefährliche Situationen, wenn ihnen die Eseltracks auf den Stufen entgegenkommen: Augenzeugen konnten zahlreiche Situationen dokumentieren, in denen Touristen beinahe von den Eseln und Maultieren umgerannt, getreten und heftig zur Seite gedrängt wurden und dadurch in Angst und Panik gerieten.

Ein Mann flüchtete sich sogar auf eine Mauer, hinter der es steil und ohne Absicherung bergab ging, um nicht zwischen die Tiere zu geraten. Im Jahr 2015 wurde eine Frau von einem Esel auf der Touristeninsel zu Tode getrampelt. Die meisten Eselführer zeichnen sich durch extreme Rücksichtslosigkeit gegenüber den Nicht-Reitern aus, der Umgangston mit der Kundschaft ist rau. 

Aber auch das Coronavirus stellt ein Risiko dar: Denn das Sattelzeug der Tiere kann zwar desinfiziert werden, ihr Fell jedoch nicht! Streicheln symptomfreie, aber mit Corona infizierte Touristen die Tiere oder greifen beim Reiten in ihre Mähne, könnte das Virus auf diesem Weg auf andere Menschen übertragen werden. Daher ist die Abschaffung der „Eseltaxis“ aus Sicht der Tiere wie auch zum Schutz der Touristen notwendig

Tierfreundliche Transportmöglichkeiten

Es wäre so einfach, die Esel und Maultiere in Rente zu schicken – denn zwischen Hafen und Altstadt gibt es bereits eine Seilbahn, die viele Touristen nutzen. Andere gehen die Treppen zu Fuß. Tierfreundliche Optionen sind also vorhanden und könnten durch weitere Investitionen in mechanisierte Transportmöglichkeiten noch erweitert werden.

Verletzte, ausgezehrte Tiere

Doch was ist so schlimm daran, auf einem Esel oder Maultier zu reiten? Recherchen auf Santorini haben gezeigt, dass viele Tiere teils schwere Verletzungen und Schürfwunden durch schlecht sitzendes Sattelzeug haben. Die Wunden heilen durch den ständigen Einsatz der Tiere nur schlecht und langsam ab und können so chronische Schmerzen hervorrufen.

Zudem werden den Eseln und Maultieren kaum Pausen gegönnt, und selbst bei brütender Hitze müssen sie die steilen, rutschigen Stufen – oft mit sehr schweren Personen auf dem Rücken – emporklettern. Sogar in den Pausen sind Schatten und Wasser nicht ausreichend vorhanden. Zeigen sich die Tiere zu erschöpft, werden sie teils mit Schlägen zum Weitergehen gezwungen.

Druck auf die Regierung

Die Praktiken auf Santorini verstoßen gegen griechisches Tierschutzrecht, da Esel und Maultiere ein Recht auf tierschutzgerechte Haltung und körperliche Unversehrtheit haben. PETA und PETAs internationale Partnerorganisationen haben deshalb nach und nach Druck auf die griechische Regierung aufgebaut, um dem Tierleid ein Ende zu setzen.

Es fanden weltweit Demonstrationen vor griechischen Botschaften statt, wir wandten uns in einem Schreiben zusammen mit griechischen Tierschutzgruppen an die Verantwortlichen, und Rockstar Tommy Lee appellierte an den griechischen Landwirtschaftsminister. Zudem läuft eine Petition an den griechischen Landwirtschaftsminister, die bereits zehntausende Menschen unterschrieben haben.

Mit dem jetzt verschickten öffentlichen Brief an den Premierminister schließen wir uns der Kritik der griechischen Tierschutzpartei an und fordern, die tierquälerischen „Esel-Taxis“ in der diesjährigen Urlaubssaison gar nicht erst wieder zuzulassen. Bisher wurden geltende Vorgaben, die die Arbeitsbedingungen der Tiere verbessern sollten, nie ausreichend kontrolliert und Verfehlungen zu selten bestraft. Deshalb ist davon auszugehen, dass auch weitere Einschränkungen – die jetzt in Kraft treten sollen – nichts bringen.

Die einzige Lösung ist es, dem öffentlichen Tiermissbrauch ein Ende zu setzen und auf moderne, nachhaltige Transportmöglichkeiten zu bauen.

Was Sie tun können

Unterschreiben Sie unsere Petition, um das Leid der Esel auf Santorini zu beenden.