Laut Medienberichten ist eine Frau aus der Gemeinde Sehlde in Niedersachsen am 26. Juni 2022 durch den Biss einer giftigen Klapperschlange lebensgefährlich verletzt worden. Im Zuge der Ermittlungen fand die Polizei in der Wohnung mehr als 110 weitere Schlangen in katastrophaler und nicht artgerechter Haltung. [1]
Wir von PETA Deutschland kritisieren den Kauf und Verkauf exotischer Tierarten wie Reptilien scharf und fordern ein gesetzliches Haltungsverbot für Exoten in Privathaushalten.
35-Jährige hält über 100 Schlangen in eigenem Kot
Die 35-jährige Frau aus dem Landkreis Wolfenbüttel war am Sonntag, den 26. Juni 2022, gegen 1 Uhr nachts in ein Krankenhaus in Salzgitter-Bad gefahren – eine der Klapperschlangen, die sie selbst in ihrer Wohnung hielt, hatte ihr in den Finger gebissen. [2] Ihr Zustand verschlechterte sich so sehr, dass sie in die Medizinische Hochschule Hannover verlegt wurde; ein Gegenserum aus dem Tropeninstitut Hamburg wurde angefordert. Inzwischen ist die Frau außer Lebensgefahr.
Bei der Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei in der Wohnung der Frau einen katastrophalen Fall von Animal Hoarding vor: Mehr als 110 Würge- und Giftschlangen waren in meterhoch aufeinandergestapelten, nicht ausreichend gesicherten Kisten eingesperrt. Die Tiere waren teilweise unterernährt, dehydriert und lagen in ihrem eigenen Kot. [3] Zwischen den eingepferchten Exoten liefen laut Medienberichten zusätzlich etliche Katzen herum. [3]
Schlangenbiss in Sehlde kein Einzelfall: Haltungsverbot für Exoten in Privathaushalten nötig
Aktuell ist in Niedersachsen per Gesetz nur die Haltung bestimmter giftiger Tierarten durch das Gifttiergesetz verboten – mit möglichen Ausnahmeregelungen in den einzelnen Landkreisen. Der Schlangenbiss in Sehlde ist nur ein Vorfall von vielen weiteren, die zeigen, dass die aktuellen Regelungen nicht weit genug gehen.
Wir von PETA Deutschland kritisieren, dass der Kauf von gefährlichen und anspruchsvollen Tieren für Privatpersonen noch immer erlaubt ist: Exotische Tiere wie Reptilien, Amphibien, aber auch exotische Säugetiere haben einen besonderen Anspruch an ihren Lebensraum, der in Gefangenschaft niemals erfüllt werden kann. In Privathand ist eine artgerechte Haltung der sensiblen Tiere niemals möglich. Jedes Jahr brechen Hunderte Exoten aus ihren Terrarien aus oder werden von überforderten Halter:innen einfach ausgesetzt – was wiederum zu einer Überlastung der Tierheime und Auffangstationen führt.
Handel mit exotischen Wildtieren fördert Artensterben und birgt Gesundheitsrisiko
Eine Studie des Bundesumweltministeriums aus 2020 bestätigt, dass der deutsche Heimtiermarkt durch den Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt. [4] Dem muss dringend entgegengesteuert werden.
Neben unmittelbaren Risiken wie einem Schlangenbiss birgt der Kontakt zu Exoten ein weiteres Gesundheitsrisiko für den Menschen: In Studien wurde festgestellt, dass 90 Prozent der Reptilien einen Salmonellenerreger in sich tragen, der in Extremfällen zu Hirnhautentzündung bis hin zum Tod führen kann. Gefährdet sind vor allem Kinder, immungeschwächte und ältere Menschen. Das Robert Koch-Institut schätzt, dass jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von exotischen Tieren stammt. [5]
Unterstützen Sie ein Importverbot für Wildtiere
Meiden Sie tierquälerische Reptilienbörsen, die für den grausamen Handel mit exotischen Tieren maßgeblich mitverantwortlich sind. Schützen Sie außerdem Reptilien und andere exotische Tierarten und somit die Artenvielfalt, indem Sie unsere Petition für ein Verbot des Imports von Wildtieren nach Deutschland unterschreiben.
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Quellen
[1] Presseportal (26.06.2022): POL-SZ: Pressemitteilung der Polizeiinspektion SZ/PE/WF vom 26.06.2022, https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/56519/5257966 (eingesehen am 27.06.2022)
[2] Presseportal (26.06.2022): POL-SZ: Pressemitteilung der Polizeiinspektion SZ/PE/WF für den Bereich des Polizeikommissariates Salzgitter-Bad vom 25.06.2022 – 26.06.2022, 09:00 Uhr, https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/56519/5257814 (eingesehen am 27.06.2022)
[3] SWR3 (27.06.2022): Wolfenbüttel: Frau kommt eigener Klapperschlange zu nahe – Lebensgefahr nach Biss, https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/klapperschlange-beisst-frau-wolfenbuettel-100.html (eingesehen am 27.06.2022)
[4] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (30.03.2020): Neue Studie zeigt Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren, https://www.bmuv.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/ (eingesehen am 27.06.2022)
[5] Robert Koch-Institut: Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9