Am 19. und 20. August fanden erneut Schafschurmeisterschaften statt. Dieses Mal die Württembergischen im schwäbischen Ort Ammerbuch-Altingen nahe Stuttgart. Bei der Veranstaltung geht es darum, einen Titel zu gewinnen, indem man möglichst schnell mehrere Schafe hintereinander schert. Die Tiere werden aus Unterhaltungsgründen unnötig gesundheitlichen Risiken ausgesetzt.
Zwar kommt es bei der Schur grundsätzlich immer wieder zu Schnittverletzungen, die nicht selten zu klaffenden, blutigen Wunden führen. Durch die Wettbewerbssituation wird das Risiko, die Schafe zu verletzen, aber noch viel größer und die Gesundheit der Tiere für das Gewinnen eines Titels riskiert. Zudem werden bei Schurmeisterschaften Tiere zu Unterhaltungszwecken missbraucht: Die Wettbewerbssituation, das Publikum und der Lärm setzen die Schafe enorm unter Stress. Zusätzlich wird das Leid der Tiere verharmlost, denn sie müssen nur geschoren werden, weil wir Menschen sie weiterhin ohne natürlichen Fellwechsel züchten. Die meisten Schafe sind daher eine Qualzucht.
Schafschurmeisterschaften 2023: Stress, Angst und erdrückende Hitze – unnötiges Tierleid für einen Titel
Ausgelassene Stimmung beim Publikum und den Teilnehmenden – Tierleid auf der Bühne: Bei den Schafschurmeisterschaften sind Wettbewerbe Teil des Programms, bei denen die Gesundheit der sensiblen Fluchttiere großen Risiken ausgesetzt wird.
Videomaterial von der „Württembergischen Schafschurmeisterschaft“ 2023 in Ammerbuch-Altingen zeigt, wie die empfindlichen Tiere aus egoistischen Gründen Stress und Panik ausgesetzt werden und die Teilnehmenden ihnen Schnittwunden zufügen.
- Tiere sind bei den Wettbewerben mit lauter Musik, vielen Menschen und Applaus konfrontiert – für die empfindlichen Tiere bedeutet das unnötige Angst und großen Stress.
- Die Wettbewerbssituation, bei der es auch um Zeit und Schnelligkeit geht, erhöhtdas Risiko für Schnittwunden: Die meisten Schnittwunden wurden den Tieren augenscheinlich gegen Ende einzelner Wettbewerbe zugefügt, als die Scherer:innen vermehrt in Zeitdruck gerieten.
- Auch Minderjährige nahmen an dem Wettbewerb mit Tieren teil: Es fehlte ihnen jedoch offensichtlich an nötiger Konzentration und Reife im Umgang mit den wehrhaften Schafen und es kam vermehrt zu belastenden Situationen für die Schafe.
- Der Wettbewerb fand trotz 34 Grad Temperatur statt – die Tiere litten damit unter einer weiteren unnötigen zusätzlichen Belastung.
- Schafe ohne natürlichen Fellwechsel sind eine Qualzucht, da sie nicht mehr in der Lage sind, ihre Körpertemperatur eigenständig zu regulieren. Ihre Zucht sollte umgehend eingestellt werden. Es gibt nach wie vor „Rassen“ mit Fellwechsel, denen die qualvolle Schur erspart bleibt – somit gibt es keinen Grund, den Beruf von Scherer:innen mit Wettbewerben zu fördern.
Wir von PETA Deutschland kritisieren die „Württembergische Schafschurmeisterschaft“ ausdrücklich:
Tierleid für Wolle: Qualzuchten und massiver Stress
Wenn Schafen aus reiner Profitgier der natürliche Fellwechsel weggezüchtet wird, handelt es sich dabei um Qualzucht.
- Bei hohen Temperaturen leiden die Tiere unter der Masse ihres dichten Fells: Gewicht und Wärme setzen ihnen zu.
- Sind sie geschoren, sind sie bei kälteren Temperaturen anfällig für Lungenerkrankungen. Bei Kälteeinbrüchen können sie sogar erfrieren.
Können Schafe ihr Fellwachstum zuchtbedingt nicht eigenständig regulieren, sind sie Hitze und Kälte schutzlos ausgeliefert; in der Natur sind die Tiere oftmals nicht überlebensfähig. Somit sind auch Argumente wie der Erhalt alter oder gefährdeter „Haustierrassen“ oder „Artenschutz“ keine Gründe, diese sogenannten Wollschafe zu halten und ihr Leid während der Schur in Kauf zu nehmen.
Schafe stehen während der Schur unter akutem Stress: Ihre Körpertemperatur steigt an und sie produzieren mehr Stresshormone. Da Schafe in Menschen eine potenzielle Gefahr sehen, kann es zu weiteren Stressreaktionen kommen, darunter ein erhöhter Blutdruck und Herzschlag, eine beschleunigte Atmung sowie Veränderungen im Verhalten der Tiere. [1]
Die Ausbeutung von Tieren zu Wettbewerbszwecken ist unmoralisch
Tiere sind keine Unterhaltungsobjekte und die Schur ist grausam: Schafe und andere Tiere sind keine Sportgeräte und nicht dazu da, uns zu unterhalten. Tiere haben eigene Interessen und Bedürfnisse – sie wünschen sich ein unversehrtes Leben ohne körperliches und seelisches Leid. Die Misshandlung von Tieren zur Unterhaltung in Wettbewerben und auf anderen Veranstaltungen ist unmoralisch und speziesistisch.
Helfen Sie, Tierleid auf Veranstaltungen zu beenden
Bitte besuchen Sie keine Veranstaltungen, bei denen Tiere zu Unterhaltungszwecken ausgebeutet werden.
Informieren Sie sich über tierquälerische „Traditionen“, Freizeitaktivitäten und Sportarten und klären Sie Ihr Umfeld auf – denn nur, wenn immer mehr Menschen über das Leid der Tiere aufgeklärt sind, kann es nachhaltig beendet werden.
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Quellen
[1] Arfuso, Francesca et al. (2022): Acute Stress Response of Sheep to Shearing Procedures: Dynamic Change of Cortisol Concantration and Protein Electrophoretic Patttern, https://www.mdpi.com/2076-2615/12/7/862/htm (eingesehen am 21.08.2023)