Viele Menschen freuen sich im Sommer über heiße Temperaturen – Tiere, die aus wirtschaftlichen Gründen oft quer durch Deutschland oder über Landesgrenzen hinweg transportiert werden, leiden bei hohen Temperaturen jedoch besonders.
Am 10. August 2020 wurde uns über das Whistleblower-Formular gemeldet, dass am VION-Schlachthof Perleberg die Schweinetransporter teilweise mehrere Stunden in der prallen Sonne stehen, bevor sie abgeladen werden.
Außerdem sollen nach Aussage des Informanten Mitarbeiter die Schweine mit Elektrotreibern von den LKW treiben. Diese sind jedoch – was schlimm genug ist – nur in Ausnahmefällen erlaubt, wenn ein gesundes Tier strikt das Weitergehen verweigert. Laut dem Informanten schweigen die Amtsveterinäre vor Ort über die Missstände – angeblich lassen sie sich ihr Schweigen sogar bezahlen.
So helfen wir von PETA den Schweinen in Perleberg
Die Missstände und Vorwürfe gegenüber den Arbeitern und Amtsveterinären haben wir dem zuständigen Veterinäramt Prignitz sowie dem brandenburgischen Landestierschutzbeauftragten Dr. Stefan Heidrich gemeldet. Außerdem fordern wir einen sofortigen Schutz der Schweine auf den überhitzten Transportern und verlangen die Aufklärung der Vorwürfe gegen die Arbeiter und Amtsveterinäre.
Veterinäramt räumt teilweise Probleme ein
Eine Mitarbeiterin des Veterinäramtes räumte am 12. August ein, dass die Planung rund um das Abladen der Tiere gerade aufgrund der extremen Temperaturen schwierig sei, VION diese jedoch ernst nehme. Die eingeräumten Missstände seien nach unserer Meldung aber teilweise beseitigt worden. Dem widerspricht jedoch eine weitere Information des Whistleblowers vom selben Tag. Laut dieser seien lediglich die Schweinetransporter nicht mehr an der Straße, sondern in dem nicht einsehbaren Hof abgestellt worden.
Der Vorwurf, elektrische Treibhilfen zu nutzen, wurde vom Veterinäramt nicht bestätigt. Grund dafür sei eine Selbstverpflichtung von VION, diese nicht mehr einzusetzen. Nach Erfahrung von PETA werden diese Selbstverpflichtungen jedoch oftmals nicht in die Praxis umgesetzt.
Transporte trotz Transportverbot ab 30 Grad
Laut Tierschutzverordnung [1] dürfen ab 30 Grad Celsius auf der Ladefläche keine Tiertransporte mehr stattfinden. Transportunternehmen führen trotz extremen Hitzewerten Fahrten durch – viele Veterinäre genehmigen diese Qualfahrten.
Hitzehölle auf dem Transporter
Rinder, Schweine und Hühner können genau wie Hunde nicht schwitzen und leiden daher unter der enormen Kreislaufbelastung, die im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Bei überladenen Transporten gelangen außerdem nicht alle Tiere an die Wassertränken, die bei extremer Hitze nicht ausreichend Wasser fassen und oft lange vor der Ankunft leer sind.
Was Sie tun können
Tiere leiden auf Tiertransporten immer – unabhängig von der Temperatur! In jedem Fall müssen sich Veterinäre und Unternehmen wenigstens an die marginalen Vorgaben halten. Doch auch der Verbraucher muss sein Verhalten ändern: Nur wer sich vegan ernährt, macht sich nicht mitverantwortlich für das Leid auf den Transportern und im Schlachthof.
Nach der EU-Transportverordnung sind Langstreckentransporte bei Temperaturen über 30 Grad verboten – es drohen Bußgelder. Sollten Sie im Hochsommer Tiertransporte beobachten, können Sie diese der örtlichen Polizeibehörde oder Autobahnpolizei melden. Machen Sie nach Möglichkeit aussagekräftige Fotos und senden Sie diese anschließend dem zuständigen Veterinäramt. Notieren Sie sich außerdem den Standort und das Kennzeichen.