Das neueste Buch „Sea Change – Eindrücke einer bedrohten Schönheit“ der Autoren der Oscar-prämierten Netflix-Doku „Mein Lehrer, der Krake“ beschreibt die täglichen Tauchgänge von Craig Foster und Ross Frylinck und ihre Begegnungen mit unterschiedlichsten faszinierenden Meeresbewohnern der Kelpwälder an der südafrikanischen Atlantikküste. [1]
Die Helden in diesem Buch sind Wirbeltiere wie Haie, der Rocksucker oder DIE Krake – Star der genannten Netflix-Doku. Die Autoren nehmen sich bei ihren Tauchgängen Zeit, um auch das Verhalten anderer wirbelloser Tiere genauestens zu beobachten. Als Leser:in kommt man nicht nur aufgrund der atemberaubenden Fotos mehr als einmal ins Staunen. Zu den bemerkenswertesten Beobachtungen zählen die Verhaltensbeschreibungen von Meeresschnecken, die wie Kraken zum Stamm der Weichtiere, auch Mollusken genannt, zählen. Über ihre kognitiven und emotionalen Fähigkeiten ist bislang nicht allzu viel bekannt.
Wie der Südafrikanische Turban seinen Feind abschüttelte
So beschreiben Foster und Frylinck unter anderem, wie die Südafrikanische Turbanschnecke reagierte, als ein Afrikanischer Eisseestern sie angriff und auf ihren Rücken kletterte. Die scheinbar langsame und träge Meeresschnecke, deren Afrikaans-Name „Alikreukel“ lautet, trug ihren bedrohlichen Passagier etwa einen Meter weit auf ihrem Rücken eine senkrechte Felswand hinauf, hielt dann an und begann, ihre Schale immer weiter von ihrem Körper abzuziehen, bis man im Innern ihres Gehäuses ihre Organe sehen konnte.
„Dann schnappte die Schnecke ihre Schale mit einer sehr schnellen Muskelkontraktion zu. Mit dieser abrupten, kraftvollen Bewegung schüttelte sie den Seestern ab, der vom Rücken der Schnecke purzelte und auf dem Meeresgrund landete.“
Ein sehr schlaues und strategisches Vorgehen!
Kreiselschnecken retten Artgenossen in letzter Sekunde
An anderer Stelle erfahren wir, wie ein großer Seestern auf einem Felsen fünf Kreiselschnecken jagte. Am Rand des Felsens angekommen, ließen sich die Schnecken vom Felsen fallen, anstatt um die Kante zu kriechen. Der Seestern konnte sich nicht so schnell ablösen, weil er klebrige Füße hat, und wurde erst einmal abgeschüttelt. So gewannen die Schnecken einen Vorsprung. Doch eine der Kreiselschnecken war auf dem Rücken gelandet und konnte sich nicht wieder alleine aufrichten. Als sich der Seestern näherte und auf das Weichtier zusteuerte, …
„… geschah etwas Erstaunliches: Eine andere größere Kreiselschnecke kehrte um und bot dem gefangenen Tier die Möglichkeit, sich an seine Schale zu klammern und sich so ‚per Anhalter‘ in Sicherheit zu bringen.“
Beobachtungen von Wildtieren im Freiland – egal wie klein sie sind – erzählen so viel mehr als Studien an Tieren in Gefangenschaft. Wir brauchen solche Beobachtungen, um Tiere besser zu verstehen, aber ohne ihnen dabei auch nur ein Haar, eine Schuppe oder eine Feder zu krümmen.
Wie Sie Meerestieren helfen können
Bitte konsumieren Sie keine Meerestiere wie Schnecken, Muscheln oder Fische und streichen Sie auch alle anderen tierischen Produkte von Ihrem Speiseplan. So schützen Sie viele Tiere vor dem Tod, bewahren die Ozeane vor Überfischung und Verschmutzung und kommen in den Genuss der Fülle an tierfreundlichen veganen Alternativen.
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Quellen
[1] Foster, Craig und Frylinck, Ross (2022): Sea Change – Eindrücke einer bedrohten Schönheit. Mosaik Verlag, 336 S.