Das „Sommerhaus der Stars 2024“ geht ab dem 10. September auf RTL+ und ab dem 17. September auf RTL in eine neue Runde. Wie der Sender auf seiner Homepage verkündete, wurde in der nun anstehenden 9. Staffel eine Neuerung eingeführt: Die Kandidat:innen können sich aus Zutaten ohne Fleisch verköstigen. [1] Damit wurde erstmalig eine vegetarische Ernährung bei dem Format eingeführt.
Während Stars wie das vegan lebende Model Tessa Bergmeier die Entscheidung zugunsten der Tiere begrüßen, stören sich andere Teilnehmende an der fleischfreien Kost. Welche Argumente sie hierbei bringen und warum die Beschwerden nicht stichhaltig sind, haben wir von PETA Deutschland näher für Sie beleuchtet.
Vegetarische Ernährung beim „Sommerhaus der Stars 2024“: Teilnehmende lassen Speziesismus durchscheinen
Seit 2016 erhitzt die Sendung die Gemüter der Teilnehmenden und des Publikums. Bei dem Format ziehen bekannte Paare für mehrere Wochen in ein rustikales Haus im nordrhein-westfälischen Bocholt und kämpfen in herausfordernden Spielen um ein begehrtes Preisgeld.
In diesem Jahr verkündete RTL eine Neuerung: „Das Sommerhaus der Stars 2024“ wird fleischfrei. Statt die Überreste fühlender Lebewesen wie Hühner, Rinder oder Schweinezu servieren, erhalten die Teilnehmenden pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Reis, Salat oder Tofu – mehr als genug für eine ausgewogene Ernährung. Ohne Tierleid findet die Staffel leider dennoch nicht statt: Das Speisenangebot ist nur vegetarisch. Die Teilnehmenden erhalten weiterhin Tierqualprodukte wie Eier, Milch und Käse zum Kochen.
Allein das Wegfallen des Fleisches löst bereits heftige Reaktionen bei manchen Teilnehmer:innen wie Trash-TV-Sternchen Gloria Glumac, Sam Dylan und Schauspieler Raúl Richter aus. Dabei zeigen diese deutlich ihr mangelndes Empathievermögen und fallen durch ihre speziesistischen Aussagen auf.
Karnistische Aussage: „Manche Tiere sind einfach nur da, um gegessen zu werden“
So sagt beispielsweise Can, der Ehemann von TV-Sternchen Alessia Herrens: „Manche Tiere sind einfach nur da, um gegessen zu werden.“ [1] – eine hoch unethische, lebensverachtende Aussage, die einfach zu widerlegen ist. Denn:
Cans Aussage ist ein Paradebeispiel für die Überzeugung des sogenannten Karnismus. Dieser ist tief in der Gesellschaft verankert und gibt vor, es sei normal, bestimmte Tiere zu essen, während wir andere lieben und schützen. Karnismus ist die unsichtbare und vollkommen willkürliche Rechtfertigung, die uns dazu bringt, Schweine, Kühe oder Hühner als „Nutztiere“ zu betrachten, obwohl sie genau wie Hunde oder Katzen Gefühle haben und Leid empfinden.
Karnismus verschleiert das Leid, das Tiere in der Tierindustrie ertragen müssen – enge Käfige, grausame Tötungen – und macht es leicht, ihr Leid zu ignorieren. Doch jedes Tier hat das gleiche Recht auf ein Leben in Freiheit und ohne Schmerz.
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Beispielfakten: So leiden Tiere in der Tierindustrie
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- In deutschen Schlachthöfen werden jährlich rund 745 Millionen Tiere getötet. [2]
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- Die meisten leben in industrieller Tierhaltung unter katastrophalen Bedingungen: auf engstem Raum, in ihren Fäkalien und auf schmerzhaften Böden. Krankheiten sind weit verbreitet und die Tiere werden oft gewaltsam zwangsbesamt.
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- Kälber werden ihren Müttern entrissen und auf dem Transport zum Schlachthof erleiden sie Todesängste.
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- Fehlbetäubungen führen dazu, dass viele Tiere bei vollem Bewusstsein getötet werden. Auch Fische und Meerestiere sterben qualvoll durch Ersticken oder lebendiges Kochen.
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Dazu kommen viele weitere Grausamkeiten und Entbehrungen, die Tiere tagtäglich durch die Ausbeutung des Menschen erleiden müssen.
Warum ist Speziesismus in unserer Gesellschaft so ein großes Problem?
Speziesismus ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt und führt dazu, dass Menschen Tiere nach ihrer vermeintlichen „Nützlichkeit“ bewerten. Die Denkweise führt dazu, dass Milliarden Lebewesen auf grausamste Weise ausgebeutet, missbraucht und gequält werden, nur weil sie einer anderen Spezies angehören und dadurch degradiert werden. Tiere fühlen jedoch genauso Schmerz, Angst und Freude wie wir. Dennoch werden sie häufig wie lebloses Material behandelt – und für Nahrung, Kleidung oder zur Unterhaltung in TV-Formaten wie dem Dschungelcamp missbraucht.
Diese Ungleichbehandlung basiert auf willkürlichen, von Menschen erdachten Kategorien, die zwischen „wertvollen“ und „nutzbaren“ Tieren unterscheiden. Indem wir speziesistische Denkmuster hinterfragen, erkennen wir, dass jedes Leben wertvoll ist und kein Lebewesen für menschliche Interessen leiden oder sterben sollte. Fakt ist: Wir Menschen sind auch Tiere und sind nicht wertvoller als andere Spezies.
„Sommerhaus der Stars“-Teilnehmer:innen: 4 speziesistische Aussagen entkräftet
Wenn Menschen, die Fleisch essen, mit ihrem widersprüchlichen Verhalten konfrontiert werden, geraten ihre eigenen Rechtfertigungen oft ins Wanken. Das führt zu Abwehrreaktionen wie Stress oder Wut, weil sie sich mit ihrem eigenen Verhalten konfrontiert fühlen.
Im Folgenden klären wir über weitere Aussagen von Teilnehmenden der Sendung „Sommerhaus der Stars 2024“ auf, die sinnbildlich für das Fleisch-Paradoxon der Gesellschaft stehen – und zeigen auf, weshalb sie im Unrecht sind.
1. Reality-Ikone Sam Dylan:
„Vegan? Die können mich am A**** lecken! Wenn es beim Essen kein Fleisch gibt, fehlt mir etwas und beim Sex ist das auch so. Beim veganen Sex fehlt etwas.“ [1]
Mit seiner Aussage zeigt Sam Dylan, dass er nicht verstanden hat, worum es bei der schönsten Nebensache der Welt wirklich geht. Guter Sex zeichnet sich vor allem durch Einvernehmlichkeit aus. Etwas, das den Tieren in der Fleischindustrie von der Geburt bis zu ihrem viel zu frühen Tod konsequent verwehrt wird.
Beidseitiger Konsens und damit veganer Sex betrifft übrigens nicht nur den Geschlechtsverkehr, sondern auch Verhütungsmittel und Hilfsmittel wie Spielzeuge oder Drogerieprodukte. Was viele nicht wissen: Bei der Herstellung von Kondomen, Gleitmitteln und Sexspielzeugen werden oftmals Materialien wie Leder oder Inhaltsstoffe wie Kasein (Milcheiweiß) verwendet, für die Tiere leiden und sterben. Deshalb ist es wichtig, dass nicht nur vegan lebende Menschen auf tierleidfreie Alternativen bei Verhütungs- und Hilfsmitteln achten.
2. Reality-Personality Gloria Glumac:
„Ich esse fast jeden Tag Fleisch. Ich will keine Kohlenhydrate essen, mein Körper schreit nach Fleisch. Ich fühl mich nicht satt, wenn ich kein Fleisch gegessen habe. Ich fühl mich so leer …“ [1]
Eine ausgewogene vegane Ernährung liefert alle notwendigen Nährstoffe, um gesund und fit zu sein. [3] Um gesund zu bleiben, sind diese essentiell – dabei ist es egal, woher diese Nährstoffe stammen. Proteine sind ein gutes Beispiel: Wir brauchen kein Fleisch, da viele pflanzliche Lebensmittel wie Tofu, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkorngetreide reich an Proteinen sind.
Zudem deuten zahlreiche Studien auf die negativen Folgen des Fleischkonsums für unsere Gesundheit hin:
- Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Fleisch, besonders rotes und verarbeitetes Fleisch, kann zu Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten führen. [4]
- Krebsrisiko: Der Konsum von verarbeitetem Fleisch wurde mit einem höheren Risiko für bestimmte Krebsarten, insbesondere Darmkrebs, in Verbindung gebracht. [5]
- Diabetes Typ 2: Ein hoher Fleischkonsum kann das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen. [6]
- Antibiotikaresistenzen: Fleisch, insbesondere von Tieren, die mit Antibiotika behandelt wurden, kann zur Entwicklung von Antibiotikaresistenzen beitragen. [7, 8]
3. Schauspieler Raúl Richter:
„Ich liebe Steak! Und ich bin ein selbstbestimmter, freier Mensch, so wurde ich erzogen und so will ich auch leben. Ich brauche auch Fleisch und ich möchte ungern bevormundet werden, was mein Essen angeht. Ich möchte halt gern einfach Fleisch essen.“ [1]
Viele vegan lebende Menschen mögen den Geschmack von Steak, Würstchen oder anderen tierischen Produkten – entscheiden sich aber dennoch aus Mitgefühl aktiv für pflanzliche Alternativen. Wer heutzutage vegan lebt, muss auf nichts verzichten, denn die Menge an schmackhaften veganen Produkten im Handel wächst stetig.
Zugleich haben die Tiere, die für ihr Fleisch, ihre Eier oder andere „Produkte“ ausgebeutet und getötet werden, keine Wahl, ihr Leben – und auch ihren Tod – selbstbestimmt zu gestalten. Der Mensch nimmt ihnen jegliche Freiheit. Das reicht von der künstlichen Befruchtung, also sexuellem Missbrauch, bis hin zum oft bereits am Tag der Geburt feststehenden Todesdatum weit vor Erreichen der möglichen Lebenserwartung. Eine vegane Lebensweise und damit Ernährung ist mehr als eine persönliche Entscheidung. Vegan zu leben, bedeutet Verantwortung für die Tiere, die Umwelt und sich selbst zu übernehmen.
Wer sich für eine vegane Ernährung entscheidet, entscheidet sich für die Freiheit unzähliger Lebewesen. Es geht nicht darum, Menschen zu bevormunden – sondern darum, das unvorstellbare Leid von Milliarden anderen Tiere anzuerkennen und moralisch zu handeln. Zwei Minuten des kurzen Genusses können in unserer fortgeschrittenen Gesellschaft mit unzähligen Alternativen niemals die lebenslange Unterdrückung und den Tod eines Tieres rechtfertigen.
4. Stefan Kleist, Freund von Model Theresia Fischer:
„Als Zahnarzt muss ich sagen: Das menschliche Gebiss ist ein Allesfresser-Gebiss.“ [1]
Es stimmt, dass das menschliche Gebiss Merkmale eines sogenannten Allesfresser-Gebisses aufweist, wie z. B. Schneide- und Backenzähne zum Zerkleinern und Mahlen von Nahrung. Allerdings bedeutet dies nicht, dass wir Fleisch konsumieren müssen. Eine ausgewogene vegane Ernährung versorgt uns mit allen notwendigen Nährstoffen.
Das Gebiss von Gorillas ist beispielsweise ebenfalls sehr kräftig ausgeprägt und ähnelt dem unseren. [8] Gorillamännchen besitzen lange, spitze Eckzähne, die sie zur Verteidigung der Familie einsetzen können. Dennoch ernähren sich Gorillas hauptsächlich von pflanzlicher Kost wie Wildfrüchten, Blättern, Sprossen und Rinde. Nur weil unser Gebiss in der Lage ist, Fleisch zu zerteilen, unterliegen wir keinem Zwang, das zu tun.
Viele Studien zeigen, dass eine pflanzliche Ernährung zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet – wie die Verringerung des Risikos für Herzkrankheiten und bestimmte Krebsarten. [3] Zudem hat sich der Mensch im Laufe der Evolution an eine vielseitige Ernährung angepasst, die auch rein pflanzlich sein kann.
Warum reicht es nicht, vegetarisch zu leben?
Obwohl eine vegetarische Ernährung weniger Tierleid verursacht als eine fleischbasierte, bleibt sie dennoch problematisch in Bezug auf Tierquälerei, Umweltverschmutzung und Gesundheitsrisiken. Kühe und Hühner leiden ihr Leben lang für Milch und Eier und werden am Ende grausam getötet. Kälber, Schweine und andere „Nutztiere“ landen weit vor Erreichen ihrer möglichen Lebenserwartung im Schlachthaus. Auch in Tierversuchen, bei der Herstellung von Kleidung, in Zoos und Zirkussen oder im grausamen „Haustierhandel“ werden Tiere eingesperrt, misshandelt, ausgebeutet und teils getötet.
Eine vegane Lebensweise schützt nicht nur Tiere, sondern auch das Klima und die Natur, da Tierhaltung große Mengen an Treibhausgasen verursacht und der Regenwald für Tiernahrung gerodet wird.
Die Verantwortlichen des „Sommerhaus der Stars 2024“ gehen mit ihrer Entscheidung für fleischlose Kost in der 9. Staffel einen guten ersten Schritt und setzen zumindest für den Zeitraum der Show ein erstes Zeichen gegen Tierausbeutung. Wir von PETA Deutschland begrüßen die Änderung und empfehlen für zukünftige Staffeln eine vollständig vegane Ernährung der Teilnehmer:innen. Denn eine vegetarische Ernährung reicht leider langfristig nicht aus, um Tierausbeutung zu stoppen.
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Quellen
[1] RTL (06.09.2024): DAS schmeckt nicht allen! Auf die Sommerhaus-Promis wartet eine echte Premiere, https://www.rtl.de/sendungen/das-sommerhaus-der-stars/sommerhaus-der-stars-2024-fleischlos-diese-neue-regel-schmeckt-nicht-allen-promis-id1805817.html (eingesehen am 10.09.2024)
[2] Statistisches Bundesamt (2024): Tiere und tierische Erzeugnisse: Schlachtungen, https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/Tabellen/_tabellen-innen-schlachtungen.html (eingesehen am 10.09.2024)
[3] Melina, V., Craig, W. & Levin, S. (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, https://jandonline.org/article/S2212-2672(16)31192-3/fulltext (eingesehen am 10.09.2024)
[4] Ärzteblatt (11.12.2020): Studie: Mit dem Verzehr von rotem Fleisch steigt das Herzinfarktrisiko, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119045/Studie-Mit-dem-Verzehr-von-rotem-Fleisch-steigt-das-Herzinfarktrisiko (eingesehen am 10.09.2024)
[5] Verbraucherzentrale (20.06.2024): WHO: Verarbeitetes Fleisch krebserregend?, https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/who-verarbeitetes-fleisch-krebserregend-12300 (eingesehen am 10.09.2024)
[6] Bayerischer Rundfunk (26.02.2024): Verzehr von rotem Fleisch erhöht das Diabetesrisiko, https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/gesundheit/studie-rotes-fleisch-erhoeht-diabetesrisiko-100.html (eingesehen am 10.09.2024)
[7] World Animal Protection: Global Public Health Cost of Antimicrobial Resistance Related to Antibiotic Use on Factory Farms, https://www.worldanimalprotection.us/sites/default/files/media/global-public-health-technical-report_0.pdf (eingesehen am 10.09.2024)
[7] Global Research on Antimicriobial Resistance (27.06.2022): Antimikrobielle Resistenzen: Krankheitslast in G7-Staaten und weltweit EIN DRINGENDER AUFRUF ZUM HANDELN, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/Broschuere_IHME_RKI.pdf?__blob=publicationFile (eingesehen am 10.09.2024)
[8] Max-Planck-Gesellschaft (06.08.2019): Gorillas als Nussknacker, https://www.mpg.de/13778813/gorillas-als-nussknacker (eingesehen am 10.09.2024)