Politik muss handeln: Stallkontrollen finden weiterhin zu selten statt

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Immer wieder sorgen Undercover-Aufnahmen von Whistleblower:innen und Tierschützer:innen aus Ställen in der industriellen Landwirtschaft für öffentliche Diskussionen – denn sie zeigen immer wieder teils gravierende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, sondern auch das legale Leid für Fleisch, Milch und Eier. Beinahe regelmäßig werden auf diese Weise hundert- bis tausendfaches Tierleid, Misshandlungen und Gewalt dokumentiert.

Solche Missstände sind keine Einzelfälle – vielmehr verdeutlichen diese Recherchen, dass offizielle Stallkontrollen noch immer viel zu selten stattfinden.

Offizielle Kontrollen in Ställen finden kaum statt

Laut EU-Verordnung müssen staatliche Behörden dafür sorgen, dass das Tierschutzrecht auf Tierhaltungsbetrieben eingehalten wird – daran müssen sich alle EU-Mitgliedsstaaten halten. Laut dieser Verordnung müssen Kontrollen ohne Vorankündigung stattfinden und die Länder gewährleisten, dass ausreichend qualifiziertes Personal vorhanden ist. [1]

Insgesamt gibt es in Deutschland rund eine Million Betriebe, die regelmäßig kontrolliert werden müssen. Abhängig von den personellen und finanziellen Kapazitäten im Verhältnis zu den in den einzelnen Bundesländern ansässigen Betrieben zeigt sich, dass in allen Bundesländern Kontrollen viel zu selten stattfinden:

  • Während ein Betrieb in Berlin alle 2,6 Jahre
  • und im Saarland sowie in Hamburg alle 7,3 Jahre kontrolliert wird,
  • können in Bayern nur alle 48,1 Jahre Kontrollen stattfinden.

Im bundesweiten Durchschnitt ergibt sich ein Kontrollintervall von 15 Jahren für kontrollpflichtige Betriebe. [2]

kuhstall
Die Einhaltung des Tierschutzrechts wird in deutschen Ställen seltener überprüft als man annehmen mag.

Kontrollen liegen bei Veterinärämtern – und finden zu selten statt

In den einzelnen Bundesländern legen die zuständigen Veterinärämter fest, welche Betriebe kontrolliert werden – dabei gehen die Veterinär:innen risikoorientiert vor: Anhand der ihnen vorliegenden Daten kontrollieren sie, welche Betriebe auffällig geworden sind. Diese Landwirt:innen werden dann vorrangig überprüft.

2017 fand nur bei rund 5 Prozent aller kontrollpflichtigen Betriebe eine Überprüfung statt. Bei den 29.845 Tierschutzkontrollen wurden 6.127 Beanstandungen gemeldet – die Kontrolleur:innen stellten also in mehr als 20 Prozent der Fälle Mängel fest. [1]

Laut Umweltministerium wurden in 2021 allein in Bayern bei Tierschutzkontrollen etliche Mängel festgestellt:

  • in etwa 41 Prozent der Schweinehaltungen,
  • in 40 Prozent der Kälberhaltungen,
  • bei sogenannten Legehennen gab es in 15 Prozent der Fälle Beanstandungen,
  • bei sogenannten Masthühnern wiesen 19 Prozent der kontrollierten Betriebe Mängel auf.
  • Unter dem Punkt „Sonstige erfasste Tierhaltung“, wozu beispielsweise die Rinderhaltung gehört, wurden 38 Prozent der Betriebe beanstandet. [3]

Diese gravierenden Mängel wurden bei Stallkontrollen festgestellt

  • Kranke Tiere werden nicht tierärztlich behandelt.
  • Die Tiere werden vernachlässigt und nicht, wie gesetzlich vorgeschrieben, mindestens einmal am Tag kontrolliert.
  • Mängel bei der Ernährung, Wasserversorgung sowie Pflege der Tiere.
  • Mangelhafte Haltungseinrichtungen.

Sonstige Verstöße gegen Vorschriften, beispielweise bezüglich Beschäftigungsmaterial, Platzangebot, nicht-kurativen Eingriffen wie dem Kupieren der Ringelschwänze von Ferkeln oder Schnäbel von Hühnern und Puten.

Mangelnde Kenntnisse und/oder Fähigkeiten von Tierhalter:innen, fehlende Fort- und Weiterbildungen sowie unzureichende finanzielle, personelle und räumliche Ausstattungen der Betriebe sollen für die zahlreichen Verstöße verantwortlich sein. [3]

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Warum finden weiterhin so wenige Kontrollen statt?

Als Reaktion auf die verstärkte öffentliche Diskussion reagierte die Politik: Das Bundeslandwirtschaftsministerium forderte 2018 bessere Tierschutzkontrollen. Weil die Zuständigkeit jedoch bei den Bundesländern liege, forderte die damalige Ministerin Klöckner die Landespolitik auf, Defizite bei den Stallkontrollen zu beheben, indem Strukturen, personelle und finanzielle Ausstattungen verbessert werden. Dennoch wird weiterhin extreme Tierquälerei aufgedeckt, beispielsweise in baden-württembergischen Schlachtbetrieben.

Doch es fehlt an Amtstierärzt:innen, die zusätzliche Kontrollen übernehmen könnten. Für die Besetzung weiterer Stellen stehen jedoch nicht ausreichend Gelder zur Verfügung oder die Notwendigkeit wird nicht anerkannt. Außerdem scheint es, als seien zusätzliche Kontrollen von Seiten der Politik sowie der Bauernverbände nicht gewollt. Das zeigt vor allem der Umgang mit Veterinär:innen, die die oftmals dramatischen Zustände in der Landwirtschaft und in den Schlachthäusern nicht hinnehmen wollen: Sie werden nicht selten mundtot gemacht, bedroht und versetzt.

Strengere gesetzliche Vorgaben, häufigere Kontrollen und eine öffentliche Debatte sind unerlässlich

Solange die geltenden Regelungen nicht verschärft werden und schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz nur zufällig – teilweise nur dank aufmerksamer Augenzeug:innen – entdeckt werden, wiegen sich viele Landwirt:innen in Sicherheit und ordnen das Wohl der Tiere dem größtmöglichen Profit unter.

Kuh schaut aus Stall
Es braucht mehr Kontrollen, um frühzeitig leidende oder gar gequälte Tiere zu entdecken.

So helfen Sie Tieren in der Ernährungsindustrie

Nur weil ein Betrieb ohne Beanstandung kontrolliert wurde, heißt das nicht, dass es den Tieren dort gut geht. Die Tierschutzgesetze sind viel zu lasch; so sind die Mindestanforderungen mit massivem Tierleid verbunden. Sie haben jeden Tag und bei jedem Einkauf neu die Entscheidung in der Hand, massives Tierleid verhindern zu können.

  • Sollten Sie Missstände beobachten, können Sie diese über unser Whistleblower-Formular melden.
  • Beim Umstieg auf eine rein pflanzliche Lebensweise kann Ihnen unser kostenloses Veganstart-Programm helfen. Im Rahmen dieser 30-tägigen Challenge erhalten Sie umfangreiche Tipps und Rezepte, die Ihnen zeigen, wie leicht eine tierfreundliche Lebens- und Ernährungsweise ist.