Kranke Tiere, Gehege voller Kot: Tierleid im Tierpark Wismar

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Verletzte und verhaltensgestörte Tiere, Gehege voller Knochen und Kadaver, Böden mit einer zentimeterhohen Kotschicht, blutverschmierte Wände, tote Tiere im Frostraum – die Missstände, die ein Augenzeuge von Februar bis April 2021 im Tierpark Wismar dokumentierte, sind erschreckend. Laut Aussagen des Zeugen seien die Hygienebedingungen des Parks miserabel, die Tiere würden nicht artgerecht ernährt und verletzte Tiere zu spät oder nicht ausreichend medizinisch versorgt. Wir von PETA Deutschland haben nun Strafanzeige gegen den Betreiber erstattet und fordern die Schließung des Tierparks und Weitervermittlung der Tiere.

Schwer verletzter Lemur stundenlang sich selbst überlassen

Ein Katta wurde verletzt im Gehege aufgefunden. Das Tier bewegte sich nicht mehr und war offenbar gelähmt. Der Primat hatte außerdem eine gut erkennbare Fleischwunde am Hals. Anstatt direkt einen Tierarzt hinzuzuziehen, soll der Katta zunächst allein gelassen worden sein. Erst später am Tag wurde er schließlich wegen eines Wirbelsäulenbruchs eingeschläfert. Auch Zahnprobleme bei zwei Ponys sollen aus Kostengründen nicht ausreichend behandelt worden sein.

Gelähmter und verletzter Katta im Tierpark
Gelähmter und verletzter Katta

Esel in Einzelhaltung offenbar verhaltensgestört

Der Augenzeuge dokumentierte auch Tiere, die durch die Zoo-Haltung offenbar Verhaltensstörungen entwickelt haben. Ein Video zeigt einen Esel, der in seinem Gehege über den genannten Zeitraum permanent allein gehalten wurde. Er geht immer wieder einige Schritte auf und ab – eine stereotype Verhaltensweise, die auf seelisches Leid hinweist.

Aggressive Strauße und Waschbären attackieren Artgenossen

Andere Tiere zeigten aggressives Verhalten. Eine neu hinzugekommene Straußenhenne, die in eine bestehende Gruppe aus einem Hahn und einer Henne integriert werden sollte, wurde von diesen gejagt und attackiert, bis sie sich kraftlos und erschöpft verkroch. Dabei soll sich die Henne bereits so stark verletzt haben, dass an einer Wand des Geheges ihr Blut klebte.

Blutspuren an einer Wand

Es soll bereits mehrfach zu solchen Attacken gekommen sein. Auch bei zwei zusammen gehaltenen Alpaka-Hengsten soll es regelmäßig zu aggressivem Verhalten und Beißereien untereinander kommen.

Im Waschbärgehege wies zudem eine Waschbärdame einen kahlen Schwanz und kahle Stellen an den Hinterbeinen auf. Obwohl weibliche Waschbären normalerweise vorwiegend einzelgängerisch leben, wurden hier vier männliche und ein weibliches Tier zusammen eingesperrt. Laut Augenzeuge sei die Waschbärdame so vehement von den Männern bedrängt und bestiegen worden, dass sie bereits kahle Stellen aufwies.

Waschbär-Dame mit kahlen Stellen im Tierpark
Waschbär-Dame mit kahlen Stellen

Gehege voller Kot, Kadaver und Knochenreste

Viele Gehege im Tierpark waren in einem miserablen und unhygienischen Zustand: Wie die Bilder erkennen lassen, war die Box von einer Kuh und ihrem Kalb kotverdreckt und auch im Taubenschlag war der Boden von einer zentimeterhohen Kotschicht bedeckt. Dieser soll bereits seit mehreren Monaten nicht gereinigt worden sein. Auch andere Vogelvolieren waren voller Dreck und Kot, da sie vermutlich länger nicht gesäubert wurden. Zudem hatten die Vögel nur wenige Sitzmöglichkeiten, sodass einige direkt in ihren eigenen Fäkalien sitzen mussten. Im Luchsgehege wurden Kadaver und Knochenreste nicht entfernt und in der Futterküche des Tierparks verbreite sich Schimmel.

Stark verdreckte Tauben-Voliere
Zentimeterhohe Fäkalienschicht in der Tauben-Voliere

Trotz Vogelgrippe tote Vögel nicht gemeldet

Im Frostraum des Tierparks fand der Augenzeuge verstorbene Vögel, die dort gelagert wurden. Obwohl derzeit in Deutschland gerade der bisher schlimmste Ausbruch von Vogelgrippe grassiert, wurden die toten Vögel nicht wie vorgeschrieben an das Veterinäramt gemeldet.

PETA erstattet Anzeige

Wir von PETA Deutschland haben Anfang April nach der Whistleblower-Meldung des Augenzeugen die Missstände an das Veterinäramt des Landkreises Nordwest-Mecklenburg gemeldet. Zusätzlich haben wir nun Strafanzeige gegen den Tierparkbetreiber erstattet. Da die Missstände bereits über einen längeren Zeitraum bestanden haben sollen, fordern wir die Schließung des Tierparks und die Überführung der Tiere an Auffangstationen und andere geeignete Einrichtungen.

„Vor Schmutz starrende Gehege, verhaltensgestörte und aggressive Tiere und Unterlassung medizinischer Versorgung – es ist fragwürdig, warum die Behörden hier nicht längst eingeschritten sind, wo das Tierleid so offensichtlich ist. Wir hoffen, dass nun zumindest hart durchgegriffen und dem Zoobetreiber die Auflösung der Tierhaltung angeordnet wird, da dieser offenbar nicht in der Lage ist, für eine angemessene Versorgung der Tiere zu sorgen. Denn mit ein paar Auflagen ist es hier nicht getan.“

Dr. Yvonne Würz, PETA Deutschland

Was Sie tun können

Dies ist leider nicht der einzige Fall von schrecklichen Missständen und Tierleid, die in deutschen Zoos und Tierparks dokumentiert wurden. Und selbst bei „vorschriftsgemäßer“ Haltung entwickeln unzählige Tiere in Gefangenschaft Verhaltensstörungen und werden krank. Wenn Sie Zeuge von Tierquälerei werden, melden Sie die Missstände bitte umgehend der zuständigen Veterinärbehörde oder über unser Whistleblower-Formular. Dank der Hilfe von Whistleblowern konnten wir bereits zahlreichen Tieren helfen.

Bitte besuchen Sie niemals einen Zoo oder Tierpark und klären Sie auch Freunde, Verwandte und Bekannte über das Tierleid in Zoos auf.