Tiertransporte bei Hitze: Viele Tiere sterben schon während der Fahrt

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Viele Menschen freuen sich über die heißen Temperaturen in den Sommermonaten. Für die Tiere, die quer durch Deutschland oder über die Landesgrenzen hinaus transportiert werden, um möglichst billig gemästet oder im Schlachthaus getötet zu werden, bedeuten Temperaturen über 20 Grad jedoch noch größeres Leid während der Fahrten.

Transporte trotz Transportverbot?

Würden die rechtlichen Vorgaben der Tierschutztransportverordnung [1] eingehalten, dann dürften bei 30 Grad oder mehr auf der Ladefläche keine Tiertransporte ohne Vollklimatisierung mehr rollen. Obwohl diese Temperaturbegrenzung bereits viel zu hoch angesetzt ist und den Tieren zu wenig Schutz vor Hitze bietet, sieht die Realität noch dramatischer aus: Transportunternehmen beantragen trotz Rekordhitze weiterhin Transporte, die oftmals weit über acht Stunden dauern.

Einige Veterinärbehörden genehmigen diese Qualfahrten noch immer – oder die Transporte sind aufgrund des Zielortes und der Dauer nicht genehmigungspflichtig und die Tiere sind somit nahezu schutzlos den profitorientierten Unternehmen ausgeliefert. Auf den Transportfahrzeugen, die meist über keine Klimaanlagen verfügen, kann es so zu Temperaturen bis zu 50 Grad oder mehr kommen. Lange Ampelphasen oder Staus können die Situation auf der Ladefläche weiter verschlimmern.

hühner in einem transporter
Oftmals brechen Beine und Flügel bei Hühnertransporten – kommt noch eine unerträgliche Hitze dazu, sterben meist noch mehr Tiere bei den Fahrten.

Nach zahlreichen Protesten hat der Bundesrat Anfang Juli Hitzetransporte in Deutschland zumindest eingeschränkt – jedoch hätte der Beschluss dazu dienen müssen, alle Tiere durch einen Transportstopp bei warmen Temperaturen zu schützen. Leider beinhaltet dieser lediglich, dass Transporte ab 30 Grad Außentemperatur auf 4,5 Stunden zu begrenzen sind – und das auch nur, wenn die Tiere zum Schlachthaus transportiert werden. Dabei bedeuten auch weit geringere Temperaturen massiven Hitzestress, wenn beispielsweise nicht klimatisierte Lkws an Ampeln oder im Stau stehen.

Tiere im Inneren der Transporter sind außerdem mehr von der Hitze betroffen als diejenigen, die etwas Fahrtwind abbekommen. Zudem wurden befiederte Tiere, also Hühner, Wachteln, Puten, Enten und Gänse komplett außer Acht gelassen – und das, obwohl diese Tiere von der Anzahl her am meisten transportiert werden und ebenfalls schnell Hitzestress erleiden oder in den engen Transportkisten sterben. Denn eine Versorgung mit Wasser ist unter 12 Stunden Transportzeit keine Pflicht. Hier bittet der Bundesrat lediglich die Bundesregierung um eine Prüfung, ob für „Geflügel“ die Transportdauer bei einer Außentemperatur ab 25 Grad begrenzt werden kann – „unter Berücksichtigung der Lage und Kapazitäten vorhandener Schlachtstätten“. [2]

Wir forderten in einem Schreiben an die Verantwortlichen, zumindest alle Transporte ab 20 Grad zu stoppen, denn ab dann ist mit Hitzestress auf den Ladeflächen zu rechnen, welcher auch nach der Einschätzung des Ausschusses für Agrarpolitik und Verbraucherschutz des Bundesrates bei kurzen und langen Transporten hochgradig tierschutzrelevant ist. [3]

Transporter mit Schweinen
Transporte bedeuten immer Tierquälerei und großen Stress für die Tiere.

Höllenfahrten auf deutschen Straßen

Für Rinder, Schweine, Hühner und andere Tiere bedeutet dies eine enorme Belastung des Kreislaufes, die bis zum Tod führen kann. Vor allem, weil Schweine und Hühner wie Hunde kaum schwitzen können und ihre Temperatur hauptsächlich über das Hecheln regulieren müssen. Bei vollbelegten Transportern gelangen zudem nicht alle Tiere an die Tränken. Verschlimmernd kann hinzukommen, dass die Tränken bei enormer Hitze nicht genügend Wasser fassen und lange vor der Ankunft leer sind.

Während der vorgeschriebenen Lenkpausen haben die Verantwortlichen zudem nicht immer die Möglichkeit, oder den Willen, die Anhänger im Schatten zu parken – eine oftmals tödlich endende Tortur für die sensiblen Lebewesen.

kalb schaut aus einem transporter
Diese Tierkinder sollten noch bei ihren Müttern sein – stattdessen werden sie durch ganz Deutschland transportiert – oftmals bei Temperaturen über 30 Grad.

Was Sie tun können

  • Sollte Ihnen bei heißen Temperaturen ein Tiertransporter auffallen, dann scheuen Sie sich nicht, die Polizei zu rufen und eine Kontrolle zu verlangen (NICHT über die Notrufnummer, sondern an die örtliche Polizeibehörde oder die Autobahnpolizei wenden). Denn nur bei einer Kontrolle kann die tatsächliche Temperatur auf der Ladefläche bestimmt werden, welche entscheidend ist. Zudem kann der Zustand der Tiere kontrolliert werden.
  • Sollten Sie einen Transporter sehen, der achtlos in der Sonne abgestellt wurde, dann rufen Sie ebenfalls die Polizei und versuchen Sie, aussagekräftige Bilder von der Situation zu machen. Lassen Sie diese anschließend dem zuständigen Veterinäramt zukommen (Standort und Kennzeichen nicht vergessen!). Zudem können Sie die an das Veterinäramt übermittelten Informationen über das Whistleblower-Formular auch uns senden. 
  • Ihre Nachfrage bestimmt das Angebot: Entscheiden Sie sich für pflanzliche Lebensmittel, damit fühlende Lebewesen nicht wie bloße Ware behandelt werden. Praktische Unterstützung beim Umstieg auf eine vegane Lebensweise bietet Ihnen unser Veganstart-Programm.