Tiere sind denkende, fühlende Lebewesen – keine haarigen Reagenzgläser!
Trotzdem werden in Deutschland jedes Jahr an fast 3 Millionen Tieren „wissenschaftliche“ Eingriffe und Tests vorgenommen – weltweit sind es sogar mindestens 100 Millionen Tiere. Denn solange die richtigen Unterlagen ausgefüllt sind, dürfen Experimentatoren Tieren unbegreifliches Leid zufügen. Sie dürfen ihnen giftige Chemikalien einflößen, sie dürfen Tiere in Apparaten fixieren und sie stundenlang die gleichen Aufgaben wiederholen lassen. Und sie dürfen sie von ihren Familien trennen und sie in völliger Einsamkeit gefangen halten.
Was wir mit den Tieren gemeinsam haben: Sie empfinden Schmerz und Angst, Freude und Leid. Und doch gibt es zwischen der tierischen und der menschlichen Anatomie, Physiologie, Biochemie und dem Stoffwechsel gravierende Unterschiede. Fortschrittliche Wissenschaftler wissen das. Deshalb entwickeln immer mehr Forscher innovative Methoden, die keinem Tier schaden und gleichzeitig tatsächlich relevant für den Menschen sind. Diese Wegbereiterinnen und Wegbereiter der ethischen Forschung verdienen unsere Unterstützung. Einen kleinen Teil der tierleidfreien Innovationen stellen wir Ihnen hier vor:
1. Toxizitätstests am Computer
Das Forscherteam um Prof. Dr. Hartung an der John-Hopkins-Universität in Baltimore hat eine Software entwickelt, die die Giftigkeit von Substanzen schon vor deren Entwicklung voraussagen kann. Diese Methode liefert bessere Ergebnisse als Tierversuche. Wir berichteten hier.
2. Lebensechte chirurgische Übungen mit dem TraumaMan
Angehende Mediziner üben ihre Fertigkeiten mit dem Skalpell oft in Sezierkursen an Tieren. Auch Mediziner, die in Fortbildungskursen mittels Operationsübungen Fachkenntnisse erweitern und austauschen wollen, benutzen oftmals größere Säugetiere, die als Übungsobjekt herhalten müssen. Mittlerweile gibt es viele Simulatoren, die die menschliche Anatomie darstellen und zu Aus- und Fortbildungsmaßnahmen dienen können. Der TraumaMan, der über Haut- und Gewebeschichten, Rippen und innere Organe verfügt und sogar bluten kann, bietet lebensechte Bedingungen für effektive chirurgische Übungen.
3. Teststrategien für eventuell reizende Stoffe
Gerade für Produkte, die wir zu heilenden, pflegenden oder kosmetischen Zwecken auf unsere Haut auftragen, müssten Unbedenklichkeitsprüfungen abgelegt werden. Das PETA International Science Consortium erläutert tierfreie Tests zur Augenreizung, Hautreizung und Hautallergisierung.
4. Diabetesforschung mit menschlichen Zellen
Ein Forscherteam der Glasgow Caledonian University nutzte gespendete Zellen, und zwar von Menschen mit Typ-2-Diabetes. Daraus stellte das Team ein Hautmodell für Diabeteswunden her. Außerdem generierten die Forscher aus menschlichen Hautzellen Stammzellen, die sich zu Hirn-, Nerven- und anderen Zellen entwickeln und dann in der Diabetesforschung genutzt werden können. [1]
5. Entwicklungstoxizität mit humanen Stammzellen erforschen
Das Verfahren der Forscher des Leibnitz-Instituts für umweltmedizinische Forschung untersucht die Auswirkung von Substanzen auf das Kind im Mutterleib. Es basiert auf humanen Stammzellen, kann aussagekräftigere Ergebnisse als Tierversuche liefern und gleichzeitig unzählige Versuche mit schwangeren Nagetieren beenden. [2]
6. Methode zur Untersuchung von biologischen Molekülen und Prozessen
Anstatt Tieren fremde Moleküle zu injizieren und darauf zu warten, dass sie Antikörper produzieren, gingen Forscher der University of Leeds einen anderen Weg: Sie entwickelten eine neue biochemische Methode namens Affirmer Proteins. Diese tierfreundliche Technologie schneidet genauso gut ab wie Antikörper von Tieren (in einigen Fällen sogar besser) und könnte dafür sorgen, dass in dieser Art Verfahren gar keine Tiere mehr eingesetzt werden. [3]
7. Nervenschädigungen mit pluripotenten Stammzellen testen
Das Forscherteam aus Deutschland und den USA entwickelte ein dreidimensionales Zellmodell. Dieses Hochdurchsatzmodell ermöglicht die Untersuchung auf Schädigungen des peripheren Nervensystems, die möglicherweise durch Chemotherapien verursacht werden. [4]
8. Human-on-a-chip: Der Mensch im Miniformat
Das Modell Human-on-a-chip ist ein Testsystem, das den Spagat zwischen Zellkultur und einem ganzen Organismus schaffen will. In dieser Methode sind alle relevanten Organe in Miniaturformat zu einem Organismus zusammengefügt: Testsubstanzen können so also den kompletten „menschlichen Körper“ durchlaufen, ohne dabei tatsächlich Mensch oder Tier Gefahren auszusetzen. Das Modell ist die nächste Generation der Modelle „2-Organ-Chip“ und „4-Organ-Chip“ des Berliner Biotechnologie-Unternehmens TissUse. [5]
Natürlich ist das noch nicht alles, denn Test- und Forschungsmethoden finden eine immer größere Reichweite und immer mehr Gehör. Um einen Überblick zu bieten, hat das PETA International Science Consortium eine Liste der validierten Alternativmethoden für den regulatorischen Gebrauch zusammengesetellt und eine Übersicht über Organisationen angefertigt, die an der Entwicklung von tierfreien Testmethoden beteiligt sind.
Was Sie tun können
Fordern Sie die EU mit unserer Petition dazu auf, einen Zulassungsstopp für Tierversuche zu unterstützen. Beim Shoppen können Sie Ihre Kaufkraft positiv nutzen und Produkte wählen, die nicht an Tieren getestet wurden.
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Quellen
[1] Glasgow Caledonian University (2017): Study uses donated skin to simulate diabetic wound healing, https://www.gcu.ac.uk/theuniversity/universitynews/2017-study-uses-donated-skin-simulate-diabetic/, (zuletzt eingesehen am 11.02.2021)[2] Hofrichter, Maxi et al. (2017): Comparative performance analysis of human iPSC-derived and primary neural progenitor cells (NPC) grown as neurospheres in vitro. In: Stem Cell Research, Vol. 25, S. 72-82, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1873506117302167, (zuletzt eingesehen am 11.02.2021)[3] Lant, Karla (2017): A New Tool Could Help Us Finally Eliminate Animal Testing
The technology exists to cut animals out of this process altogether. We need to make this happen, https://futurism.com/a-new-tool-could-help-us-finally-eliminate-animal-testing/, (zuletzt eingesehen am 11.02.2021)[4] Payal, Rana et al. (2017): Utilization of iPSC-derived human neurons for high-throughput drug-induced peripheral neuropathy screening, In: Toxicology in Vitro, Volume 45, Part 1, S. 111-118, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0887233317302448, (zuletzt eingesehen am 11.02.2021)[5] Logo TissUse GmbH (o.J.): HUMIMIC ChipXX HUMIMIC ChipXY, https://www.tissuse.com/de/produkte/human-on-a-chip/, (zuletzt eingesehen am 11.02.2021)