Für Tierversuche nähten Experimentatoren die Augen des kleinen Affenjungen Britches zu und schnallten ein schweres Sonargerät auf seinen Kopf, das ein permanent kreischendes Geräusch aussandte. Dann sperrten sie das Affenkind in einen kahlen Drahtkäfig. Britches Fall zeigt, weshalb Tierversuche nicht nur grausam, sondern schlechte Wissenschaft sind. Es ist an der Zeit, moderne, tierfreie Forschungsmethoden voranzutreiben.
Im Versuchslabor geboren, um missbraucht zu werden
Das Leben von Britches begann im März 1985 in einem Labor der US-amerikanischen University of California, Riverside. Das Affenbaby war in einem Tierversuchslabor zur Welt gekommen, sogenannte Forscher:innen entrissen Britches seiner Mutter direkt nach der Geburt.
In den ersten fünf Wochen seines Lebens kannte Britches nichts als Isolation und Dunkelheit. Mutterseelenallein in einem Käfig gefangen konnte sich das Affenbaby lediglich an einem traurigen „Mutterersatz“ festhalten – einem mit Stoff umwickelten Drahtgestell. Nahrung bekam Britches aus der Flasche. Wäre es nach den Experimentatoren des Labors gegangen, hätte das Martyrium des kleinen Affen drei Jahre gedauert.
Rettung für Britches und Hunderte weitere Tiere
Nach fünf grauenhaften Wochen voller Einsamkeit und Verzweiflung wurde er im April 1985 befreit – in einer illegalen Aktion von Mitgliedern der Animal Liberation Front. Gemeinsam mit Britches wurden Hunderte weitere Tiere gerettet, darunter Katzen, denen ein Auge zugenäht worden war, Opossums mit verstümmelten Augen und halb verhungerte Kaninchen. [1-4]
Zum Zeitpunkt seiner Rettung war Britches in einem katastrophalen Zustand: Auf seinem Kopf befanden sich offene Wunden; seine Augenlider waren durch die dicken Fäden eingerissen und dauerhaft deformiert. Seine Muskeln waren unterentwickelt, er litt unter Krämpfen und unregelmäßigen Kreischanfällen. Ein Tierarzt, der Britches nach seiner Rettung untersuchte, sagte: „Es gibt schlichtweg keine Rechtfertigung für dieses schamlose, schmerzhafte Experiment.“
Trotz Qualen ein Happy End
Britches wurde fürsorglich aufgepäppelt. Als er fünf Monate alt war, konnte er in eine Auffangstation gebracht werden, wo er in einem großen Außengehege mit anderen Affen spielen konnte.
Eine Affendame adoptierte Britches und kümmerte sich um ihn, als sei er ihr leibliches Kind. Die Verbindung der beiden festigte sich und schnell zeigte sich, dass Britches genau das liebte, was die Experimentatoren ihm für immer verwehren wollten: Umarmungen und eine innige Mutter-Kind-Beziehung. Die Geschichte von Britches hat ein Happy End, denn trotz der Qualen in den ersten Lebenswochen konnte er noch 20 Jahre lang ein weitestgehend normales Affenleben führen.
Tausende Affen, Hunde, Kaninchen, Fische und Pferde leiden jedoch weiterhin täglich in grausamen Versuchen für schlechte Wissenschaft.
Das bewirkte die Aufdeckung für die Tiere
Als PETA die von den Tierbefreier:innen zur Verfügung gestellten Fotos, Videoaufnahmen und Dokumente veröffentlichte, folgte ein enormer öffentlicher Aufschrei, viele Millionen Menschen waren schockiert von den grausamen Bildern.
Der öffentliche Druck zeigte Wirkung:
- Acht von 17 weiteren geplanten Tierversuchen wurden eingestellt;
- zudem verbot die Einrichtung die Praxis, Affenbabys die Augen zuzunähen.
- Ein Ausbilder räumte seinen Posten und zog sich davon zurück, Tiere in Versuchen zu misshandeln.
Aber: Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde (National Institutes of Health, NIH) führte eine achtmonatige Untersuchung des Tierpflegeprogramms in den Laboren der Universität durch und kam zu dem Schluss, dass es sich um „angemessene“ Tierpflege handele und keine Korrekturmaßnahmen erforderlich seien. [5] Konsequenzen für die Verantwortlichen blieben aus.
Ist Britches Geschichte ein Einzelfall?
Britches Geschichte ist mehr als 30 Jahre alt. Dennoch leiden und sterben weltweit Millionen von Tieren in Tierversuchen. Allein in Deutschland lag die Zahl der im Jahr 2019 in Experimenten missbrauchten Primaten bei 3.443.
Insgesamt wurden in deutschen Laboren knapp 3 Millionen Tiere, darunter neben Ratten und Mäusen auch Hunde, Katzen und Pferde, für grausame Experimente missbraucht. Die meisten Tiere, die in Versuchslaboren gefangen sind, sterben auch dort und erfahren niemals, wie es ist, in einem liebevollen Zuhause oder in Freiheit zu leben.
- An der US-amerikanischen University of California, Davis werden in Tierversuchen Affenjunge gezielt ihren Müttern weggenommen und stressvollen Situationen ausgesetzt. Dank der jahrelangen intensiven Arbeit von PETA USA und ihren Partnerorganisationen wurde 2015 ein Labor der National Institutes of Health (NIH) geschlossen, in dem ähnliche Experimente durchgeführt wurden. Auch deutsche Wissenschaftler:innen waren an diesen Versuchen beteiligt.
- In einem Tierversuchslabor der US-Regierung werden hirngeschädigte Affen in Angstexperimenten gequält. Dafür sägt die „Wissenschaftlerin“ Elisabeth Murray den Affen die Köpfe auf, injiziert Gift und saugt einen Teil des Gehirns ab. Nachdem ihre Köpfe zugenäht wurden, werden die Affen in kleine schwarze Boxen gesetzt und mit echt wirkenden Schlangen oder Spinnen aus Gummi terrorisiert.
- Ein weiteres trauriges Beispiel, das 2018 für Aufregung sorgte, waren die Versuche an Affen von VW, bei denen Affen giftige Abgase inhalieren mussten.
- PETA USA enthüllte, wie am Wisconsin National Primate Research Center (WNPRC) 2.000 Affen durch Steuergelder leiden: In kleinen Stahlkäfigen in fensterlosen Räumen wurden die Tiere 20 Jahre lang in den Wahnsinn getrieben. Die Folgen waren Verhaltensstörungen, Aggressionen gegen Artgenossen und Selbstverstümmelung. Manche Affen rissen sich selbst die Haare aus, bis sie fast kahl waren.
Warum werden solche und ähnliche Tierversuche durchgeführt?
All diese Experimente finden im Rahmen der Grundlagenforschung statt. Dabei geht es in erster Linie um „Erkenntnisgewinn“: beispielsweise über Vorgänge oder die Zusammenhänge zwischen Umwelteinflüssen, Verhalten und der Entwicklung des Gehirns. Gerechtfertigt werden diese Tierversuche mit einem möglichen Nutzen für den Menschen. Aber: Mehr als 90 Prozent der Ergebnisse aus der Grundlagenforschung, von denen viele aus Tierversuchen stammen, kommen niemals zur Anwendung beim Menschen. [6]
Tierversuchslabore sind heutzutage vor öffentlichen Blicken abgeriegelt. Die grausamen Experimente, die weltweit hinter Labormauern an Tieren verübt werden, sind jedoch nicht weniger entsetzlich, als vor einigen Jahrzehnten – auch in Deutschland.
Was Sie gegen Tierversuche tun können
Wir müssen die Forschung mit tierfreien Methoden vorantreiben: Es ist Zeit für den Research Modernisation Deal!
PETAs Research Modernisation Deal ist ein lösungsorientierter Leitfaden für die Bundesregierung, der detailliert darlegt, wie grausame und unnötige Tierversuche in der Forschung durch moderne, tierfreie Methoden ersetzt werden können. Davon würden nicht nur wir Menschen profitieren – auch das unvorstellbare Leid von Millionen Mäusen, Hunden, Katzen, Affen und anderen Tieren hätte ein Ende.
Bitte unterschreiben Sie unsere Petition, mit der wir die Verantwortlichen und Entscheidungstragenden auffordern, eine verbindliche Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen zu erarbeiten und die Forschung zu modernisieren.
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Quellen
[1] Strelow, E. R. (1987): Behavioral observations of sensory substitution in neonate macaques (Macaca arctoides). Behavioral Neuroscience, vol. 101, Issue 5
[2] Franklin, Ben A. (30.08.1987): Going to Extremes for ‘Animal Rights’, https://www.nytimes.com/1987/08/30/weekinreview/going-to-extremes-for-animal-rights.html?pagewanted=2&src=pm, (eingesehen am 15.07.2021)
[3] PETA USA (2009): A bright new future for Britches, https://prime.peta.org/2018/10/a-bright-new-future-for-britches/, (eingesehen am 15.07.2021)
[4] Filmmaterial „Britches The Monkey“, YouTube (27.11.2010), https://www.youtube.com/watch?v=DnoYN77ZSB0, (eingesehen am 15.07.2021)
[5] Holden, C. (1986): A pivotal year for lab animal welfare. Science, vol. 232, pp. 147-151
[6] Contopoulos-Ioannidis DG, Ntzani E, Ioannidis JP. Translation of highly promising basic science research into clinical applications. Am J Med. 2003;114(6):477-484.