Anscheinend sind die offiziellen Tierversuchszahlen unvollständig: Auf eine Kleine Anfrage von Renate Künast und weiteren Bundestagsabgeordneten gab die Bundesregierung an, dass zusätzlich zu den 2,8 Millionen Tieren, die für Tierversuche missbraucht wurden, weitere 3,9 Millionen Tiere als Überschuss gezüchtet und getötet wurden. [1] Das heißt, dass allein in Deutschland jedes Jahr 6,7 Millionen Mäuse, Ratten, Fische, Hunde, Primaten und andere Tiere für Tierversuche missbraucht und/oder getötet werden (Zahlen von 2017).
Tierversuchszahlen offensichtlich geschönt
Im Jahr 2017 schmachteten erschütternde 3,9 Millionen von ihnen in Deutschland in Käfigen, ohne für Experimente verwendet zu werden, bevor sie schließlich starben oder getötet wurden. Das zeigen die erstmals veröffentlichten Zahlen. Bisher habe die Bundesregierung lediglich angegeben, wie viele Tiere für Versuche missbraucht oder zum Beispiel für den Zweck der Organentnahme getötet wurden, 2017 waren das 2,8 Millionen Tiere. Die Grünenpolitikerin Renate Künast kritisierte die bisherige Statistik als „offensichtlich geschönt“. Sie forderte die Bundesregierung dazu auf, einen Plan zum Ausstieg aus Tierversuchen zu erarbeiten. „Für jedes Tier, das in der jährlichen Statistik auftaucht, werden ein bis zwei weitere Tiere getötet“, sagte sie. [2]
Entsorgung von „überschüssigen“ Tieren
Jedes Tier, das die „richtigen“ Kriterien zum „richtigen“ Zeitpunkt nicht erfüllt, kann wie ein gefühlloser, lebloser Gegenstand entsorgt werden. Mäuse machten 85 Prozent der „ungenutzten“ Tiere aus – das sind mehr Mäuse als Menschen in Köln leben. Aber die Tatsache, dass sie nicht „benutzt“ wurden, bedeutet nicht, dass sie nicht gelitten haben. Beispielsweise stechen Experimentatoren ihnen oft Löcher in die Ohren oder schneiden ihnen die Schwanzspitzen oder sogar die Zehen ab, um Mäuse individuell zu kennzeichnen.
Mäuse sind intelligente, sensible Tiere. In ihrem natürlichen Lebensraum leben sie in komplexen sozialen Gruppen, kommunizieren über Duftmarkierungen und singen als Teil ihrer Balzrituale Liebeslieder.
Das Leben im Labor
In einer Laborzuchtanlage gibt es kein selbstbestimmtes Leben: Junge Mäuse werden ihren Müttern im Alter von nur zwei bis drei Wochen entrissen. Helles Licht und laute Geräusche verstärken den Stress dieser empfindlichen, nachtaktiven Tiere. Hinzu kommen die sterilen Käfige, die kaum groß genug sind, um auf den Hinterbeinen zu stehen und die keine Abwechslung bieten. Bei Inspektionen werden die Mäuse grob am Schwanz gepackt. Sie sind gezwungen, in unbekannten sozialen Gruppen zu leben und haben keine Möglichkeit, aggressiven Käfiggenossen zu entkommen, was zu schlimmen Wunden führen kann.
Kein Tier sollte so leben müssen, dass man ihm alles verweigert, was für es natürlich und wichtig ist. Zudem sind Tierversuche nicht nur grausam, sondern auch unwissenschaftlich. Mittlerweile stehen zahlreiche tierversuchsfreie Methoden zur Verfügung.
Was Sie tun können
Es steht uns nicht zu, mit Tieren zu experimentieren oder sie auf andere Weise für unsere Zwecke zu missbrauchen. Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel weg von Tierversuchen und hin zu effizienten und modernen, für den Menschen relevanten, tierversuchsfreien Methoden. PETA liefert mit seinem Research Modernisation Deal eine Strategie, wie dieser Umstieg gelingen kann. Unterstützen Sie unser Vorhaben!
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Quellen
[1] Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Renate Künast, Kai Gehring, Kordula Schulz-Asche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 19/17967. 01.04.2020, S. 20. http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/185/1918520.pdf?fbclid=IwAR0s3d2WVjXX1S9pCYDnhAFp-gVFGLaReMFvUQ88HaLe2cFcf4N2Ihhdytg. Aufgerufen am 29.04.2020.
[2] Deutschlandfunk: Millionen Versuchstiere laut Bericht nicht benötigt und getötet. 23.04.2020. https://www.deutschlandfunk.de/forschungseinrichtungen-millionen-versuchstiere-laut.1939.de.html?drn%3Anews_id=1123494&fbclid=IwAR3lW6-d_6FuLMLnu5xgTpxHK5KbhhQtRojuqRXTw3NMKPD78BaTXlC_WZQ. Aufgerufen am 29.04.2020.