Im Zoo Neuwied endete der Versuch einer Tiger-Zusammenführung tragisch: Tigerdame Kimberley starb zwei Tage nach der Attacke von Tiger Ivo an ihren Verletzungen. Wir von PETA kritisieren die artwidrige und sinnlose Haltung von Großkatzen in Zoos und Tiergärten. Da die Zuchtprogramme nichts mit dem Erhalt der Art in ihrem natürlichen Lebensraum zu tun haben, fordern wir ein Ende der Gefangenschaft von Großkatzen.
Artwidrige Unterbringung führte zu tödlichem Angriff
Um neuen Nachwuchs zu züchten, sollte die Sibirische Tigerin Kimberly mit dem bisher im Zoo Neuwied lebenden Tiger Ivo zusammengebracht werden. Nachdem sich die anfänglich angespannte Situation zwischen dem achtjährigen Ivo und der siebenjährigen Kimberly legte, entschied sich der Zoo Neuwied etwa Mitte Januar 2021 dazu, die beiden Tiger zusammenzuführen. Zuvor waren sich Ivo und Kimberly aggressiv und abwehrend gegenübergetreten, Ivo hatte sich von Anfang an auf die Tigerin eingeschossen und mehrmals mit den Gittern gekämpft. [1] Die Situation habe sich nach ein paar Wochen beruhigt, weshalb die Zooverantwortlichen die Zusammenführung vorantrieben. Das hatte jedoch tödliche Folgen: Ivo griff Kimberley sofort an und biss mehrmals zu, nachdem die Wärter den Schieber zur Seite geschoben hatten. Trotz Sicherheitsmaßnahmen wie einem Wasserschlauch, um die Tiger im Kampffall voneinander abzulenken, dauerte es einige Sekunden, bevor Ivo von der schwer verletzten Kimberly abließ und er in ein anderes Gehege eingesperrt werden konnte. Ein Tierarzt fand bei Kimberlys Untersuchung unter Narkose Bisswunden am Unterschenkel und in der Achsel, Hinweise auf lebensgefährliche Verletzungen an den Organen hätte es jedoch nicht gegeben. Dennoch starb Kimberly zwei Tage nach dem Angriff im Zoo Neuwied, vermutlich an den Folgen ihrer Verletzungen.
Zuchtprogramme bedeuten großes Leid für die Tiere
Erst im November wurde die Sibirische Tigerin Kimberley von Magdeburg aus in den Zoo Neuwied transportiert, um dort zur Zucht missbraucht zu werden. Denn die Geburt süßer Tierbabys bedeutet für Zoos stets einen großen Besucherandrang. Das massive Leid der Großkatzen nehmen Zoos dafür billigend in Kauf.
Artgerechte Haltung von Großkatzen in Zoos ist nicht möglich
In Freiheit leben weibliche Tiger in Revieren von mehreren Quadratkilometern. Diese Lebensbedingungen lassen sich in keinem Zoogehege, egal wie groß und optisch ansprechend für die Zoobesucher dies auch sein mag, nachbilden. Stattdessen führen Tiere in Gefangenschaft ein trauriges Leben voller Entbehrungen und Unterforderung. Die Folgen sind häufig Krankheiten und Verhaltensstörungen. Gerade Tiere wie Großkatzen oder Bären, die einen ausgeprägten Bewegungsdrang haben und riesige Reviere in der Natur durchstreifen, leiden unter der Gefangenschaft. [2] Laut dem WWF sind ausnahmslos alle Tiger in Zoos verhaltensgestört. [3]
Mit ihren Zuchtprogrammen unterstützen Zoos dieses Leid nur noch mehr. Auch die damit verbundenen Transporte von Zoo zu Zoo bedeuten puren Stress für die Tiere, was zu blutigen Auseinandersetzungen wie bei Kimberly und Ivo führen kann. Diese Tiere wieder in die freie Natur zu entlassen, also „auszuwildern“, ist kaum möglich, da sie in Gefangenschaft keine Möglichkeit haben, für ein Überleben in Freiheit wichtige Verhaltensweisen zu erlernen. Wir fordern deshalb, dass Artenschutz nur im natürlichen Lebensraum der Tiere stattfinden sollte, anstatt Millionen für die Haltung und Zucht kranker Tiere in Gefangenschaft zu verschwenden.
Wir fordern ein Ende der Haltung von Großkatzen in Zoos
Bei den Zuchtprogrammen in Zoos geht es in erster Linie darum, einige wenige Tiere in Gefangenschaft zu halten und für zahlendes Publikum auszustellen. Wir von PETA fordern daher ein Ende der Haltung von Großkatzen in zoologischen Einrichtungen und kritisieren, dass Verhaltensstörungen und Tierleid billigend für Schauzwecke von Zoos in Kauf genommen werden. Wir appellieren an die Zooverantwortlichen, weitere Zuchtpläne einzustellen und die Gefangenschaft von Tigern so mittelfristig auslaufen zu lassen.
Was Sie tun können
- Bitte besuchen Sie niemals Zoos, Tierparks und Delfinarien. In allen diesen Einrichtungen leiden Tiere zu Zuchtzwecken, meist ohne jemals Aussicht darauf zu haben, in die freie Natur entlassen zu werden.
- Sprechen Sie auch mit Familie, Freunden und Bekannten und fordern Sie sie auf, ebenfalls keine Zoos zu besuchen. Es gibt zahlreiche tierfreundliche Alternativen.
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Quellen
[1] NR-Kurier (27.01.2021): Zusammenführung fehlgeschlagen – Tigerin Kimberly erlag ihren Verletzungen, https://www.nr-kurier.de/artikel/98378-zusammenfuehrung-fehlgeschlagen—tigerin-kimberly-erlag-ihren-verletzungen, (eingesehen am 28.01.2021)
[2] Clubb, R. & Mason, G. (2003). Animal Welfare: Captivity effects on wide-ranging carnivores. Nature. 425. 473-4. 10.1038/425473a
[3] Der Spiegel (25.08.2012): „Der Tiger war in dem Bereich, wo er hingehört“, https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/koelner-zoo-tiger-altai-toetet-43-jaehrige-pflegerin-nach-ausbruch-a-852073.html, (eingesehen am 28.01.2021)