Immer wieder findet man auf der Fahrt über die Autobahn tote Hunde, die von Autos erfasst wurden, weil deren Fahrer nicht mehr früh genug bremsen konnten oder wollten. Für Hunde ist eine Autobahn ein extrem gefährlicher Ort – ein Ort, an dem ein Hund eigentlich keine Überlebenschance hat.
Findet man als Tierfreund noch lebende Vierbeiner auf der Autobahn, dann sind es sie, die am schwersten zu retten sind. Jede Bewegung, die man als Mensch macht, muss sorgfältig abgewogen werden, denn jede Geste, sei es, man hält das Auto an oder man versucht, den Hund zu locken oder zu fangen, kann diesen erschrecken und vor die Autos laufen lassen.
Und alles passiert direkt vor deinen Augen
Anfang Januar, als wir auf dem Weg nach Bukarest waren, kam uns ein Hund auf der Autobahn entgegen, rechts, auf der Notspur. Wir stoppten sofort und stiegen langsam aus. Denn der Vierbeiner war in größter Gefahr, überfahren zu werden. Der Hund näherte sich dem Auto.
Mit sanften Gesten verteilten wir etwas Futter in einer Entfernung von einem Meter. Der schwarz-braune Vierbeiner kam vorsichtig näher. Wir berührten ihn leicht und legten langsam die Hand auf seinen Nacken, um zu sehen, wie er reagieren würde, wenn wir ihn festhalten würden. Wir wollten sichergehen, dass er vor Schreck nicht vor ein Auto läuft.
Er wich zurück
Wir versuchten es wieder, und dann noch einmal, damit er sich sicherer fühlte und wir dadurch größere Chancen hatten, ihn zu fangen. Es handelte sich um einen älteren Vierbeiner, wahrscheinlich war er von seinen Menschen dort zurückgelassen worden. Wir spürten, dass wir viel Zeit brauchen würden, um sein Vertrauen zu den Menschen wieder aufzubauen.
Also setzten wir uns ans Auto und lockten ihn weiterhin behutsam mit Nahrung. Und tatsächlich, er näherte sich immer mehr. Er schien zu spüren, dass wir keine Gefahr für ihn waren. Einige Zeit später konnten wir ihn tatsächlich greifen. Behutsam setzten wir ihn ins Auto und schlossen schnell die Türe, um sicherzugehen, dass er nicht aus dem Wagen springen konnte und vor ein anderes Auto laufen würde. Erleichterung machte sich breit.
Endlich in Sicherheit!
Wir konnten es kaum glauben, dass wir ihn nun tatsächlich in unserem Auto in Sicherheit hatten. Er musste schon längere Zeit ohne Nahrung an der Autobahn gelebt haben, so ausgehungert war der kleine Körper.
Den ganzen Weg lag er ganz ruhig an unserer Seite, als ob er sagen würde: „Ich bin jetzt genau richtig, dort wo ich hingehöre“. Auf der Heimfahrt schlief er tief und fest ein. Er spürte, dass er nun im Warmen und in Sicherheit war. „Tony“, so sollte der Senior heißen, wurde von unserer Tierärztin direkt medizinisch untersucht. Seine Augen tränten und benötigten dringend eine entsprechende Behandlung.
Tony bekam ein warmes Plätzchen in einem befreundeten Tierheim. Als er ausreichend aufgepäppelt war, konnten wir ihn kastrieren und impfen. Nun sucht der Vierbeiner mit den traurigen, schwarzen Augen ein liebevolles Zuhause. Bei Menschen, die sich um ihn kümmern und nie mehr zurücklassen.