Türkei: Regierung beschließt Gesetz zur Tötung von heimatlosen Hunden | Kritik

Teilen:

Update vom 27. Dezember 2024

Nach der Verabschiedung des Gesetzes, das den Weg für die Tötung von heimatlosen Hunden in der Türkei ebnete, beantragte die Oppositionspartei vor dem Verfassungsgericht die Aufhebung des Gesetzes. Noch während dieses vor dem Verfassungsgericht verhandelt wurde, tauchte der Entwurf einer Verordnung zu diesem Gesetz auf. Tierschützer:innen, NGOs und Bürger:innen kritisierten den Verordnungsentwurf in den sozialen Medien scharf.  

Das Gesetz bedrohe bereits das Leben der Tiere – und der Verordnungsentwurf enthalte Details, die diese Bedrohung noch verstärken würden. Die Verordnung zielt darauf ab, das Recht auf Leben von Tieren weiter einzuschränken. Während die Bedingungen für die Adoption von Hunden mit dieser Verordnung erschwert werden, können die Tiere mit hochdosierter Betäubung getötet werden. Außerdem wird die Tötung mit Schusswaffen ermöglicht, wenn ein:e Tiermediziner:in dies für angemessen hält.  

Vage Gesetzesbestimmungen könnten Hunderttausende Hunde töten

Vage Bestimmungen im Gesetz, Unsicherheiten in der Praxis und Lücken in den Definitionen könnten zur Tötung von Hunderttausenden  Hunden führen. Die Gemeinden, die bis 2028 Zeit haben, Tierheime einzurichten, können sofort tätig werden. Aus diesem Grund besteht die Möglichkeit, dass mit der Tötung von Hunden begonnen wird, ohne zu prüfen, ob die erforderlichen Kriterien erfüllt sind.  

In der neuen Verordnung heißt es, dass Hunde, deren negatives Verhalten nicht kontrolliert werden kann, getötet werden. Es ist jedoch unklar, wer das negative Verhalten feststellt, wie lange es überwacht wird und wer wann die Entscheidung trifft. Die Verordnung überlässt die Hunde ganz den Vollstreckenden.  

Während die Zahl der streunenden Hunde in der Verordnung mit 4 Millionen angegeben wird, beträgt die Gesamtkapazität der Tierheime in der Türkei etwa 105.000 Tiere. In diesem Fall wird darauf hingewiesen, dass die Option der sofortigen Tötung der eingesammelten Hunde aktiviert wird.

Massengräber von Hunden nach Inkrafttreten des Gesetzes gefunden

Nach Inkrafttreten des Gesetzes wurde in der Presse auch über Gemeinden im ganzen Land berichtet, die Tiere unsachgemäß einsammeln oder grauenvoll töten. In Altındağ, Niğde und Sincan wurden Massengräber gefunden und es wurde bestätigt, dass Tiere zu Tode gequält wurden.   

Zuletzt wurde aus Gebze berichtet, dass 43 Tiere, darunter Kätzchen und Welpen, getötet, in Säcke gestopft und in den Müll geworfen wurden. Auch wurden in den Müllsäcken Medikamente gefunden, die einen qualvollen Tod der Tiere verursachen. 

Die Situation im Tierheim Gebze

Die Anwält:innen des Tierrechtszentrums der Anwaltskammer Ankara reichten sowohl in Niğde als auch in Altındağ Strafanzeige wegen der Vorwürfe ein. Im Tierheim wurden keine Funde gemacht, tote Tiere wurden nicht zur Untersuchung geschickt, Kameraaufzeichnungen wurden nicht untersucht, die Aussagen der Mitarbeitenden, die das Massaker detailliert beschrieben, wurden ignoriert und es wurde beschlossen, keine Anklage zu erheben.

Gegen die Mitarbeitenden, die den Tod der Tiere im Tierheim der Gemeinde Gebze verursacht haben, wurde Strafanzeige erstattet, aber das Büro des Gouverneurs gab keine Erlaubnis für eine Untersuchung. Tierschützer:innen protestieren weiterhin gegen die fehlende Genehmigung für eine Untersuchung.

Die Entscheidung des Verfassungsgerichts (AYM) wird sich direkt auf das Leben von Millionen von Tieren auswirken. Die Gesellschaft erwartet, dass das Verfassungsgericht den Aufhebungsantrag auf die Tagesordnung setzt und das Gesetz unverzüglich aufhebt, bevor weitere Folterungen und Massaker hinzukommen.

Mit dem folgenden Hashtag fordern Menschen, das Gesetz abzuschaffen: #Aymyasayiiptalet   

@aymbaskanligi: Über diesen Account auf Instagram können die Verantwortlichen direkt kontaktiert oder ihre Beiträge kommentiert werden.

Update vom 30. Juli 2024

Türkisches Parlament stimmt für Gesetz zur Tötung von heimatlosen Hunden

Zu Beginn des Sommers 2024 wurde bekannt, dass die türkische Regierung plant, heimatlose Hunde nach 30 Tagen zu töten, sollten sie innerhalb dieses Zeitraums nicht vermittelt werden können. Ende Juli 2024 beschloss die Regierung ein Gesetz zur Tötung dieser Tiere. [1]

In der Türkei leben rund vier Millionen heimatlose Hunde, gibt Präsident Erdogan an. Das Parlament stimmte für die Tötung der Tiere, wenn sie als krank oder aggressiv eingeschätzt werden.

Die Abgeordneten in Ankara stimmten mehrheitlich für den 5. von 17 Artikeln eines Gesetzes, der es erlaubt, Straßenhunde zu töten, die „eine Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und Tieren darstellen“. Auch kranke Hunde oder Tiere mit einem unkontrollierbaren Verhalten sollen getötet werden.

Wir von PETA Deutschland kritisieren diese Entscheidung erneut scharf:

„Mit diesem Beschluss macht sich das Parlament schuldig für ein blutiges Attentat an tausenden Hunden, welches nun seinen Anfang nimmt. Aus anderen Ländern, wie bspw. Rumänien ist offensichtlich, dass das Töten von Hunden nicht nur inhuman, sondern auch unwirksam ist. Wir unterstützen die Proteste von Tierfreund:innen, die sich für die Tiere in Not nun einsetzen und plädieren für nachhaltige Lösungen, wie die Populationskontrolle durch flächendeckende Kastration und Wiederfreilassung der Hunde. Die Entscheidung der türkischen Regierung stellt einen absoluten Rückschritt dar. Es ist an der Zeit, in einer modernen Welt auch modern zu denken und sich für alle Lebewesen schützend einzusetzen. Die Hunde brauchen uns und unsere Unterstützung, besonders heute und jetzt in der Türkei.“

Jana Hoger, Tierpsychologin und Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA Deutschland

Originalartikel vom 10. Juni 2024

Eine neue Gesetzesvorlage der türkischen Regierung sieht vor, heimatlose Hunde einzufangen und nach 30 Tagen zu töten, sollten sie innerhalb dieses Zeitraums nicht vermittelt werden. [2] Wir von PETA Deutschland haben uns am 7. Juni 2024 mit einem Schreiben an den türkischen Minister für Land- und Forstwirtschaft İbrahim Yumakli und andere Regierungsstellen gewandt und die Pläne als grausam und kontraproduktiv kritisiert.

Wir appellieren an die türkische Regierung, von den Plänen Abstand zu nehmen und stattdessen auf bewährte tierfreundliche Methoden zur Regulierung der Hundepopulation zu setzen.

Nachhaltige, tierfreundliche Maßnahmen zum Schutz heimatloser Tiere

Wir von PETA Deutschland sprechen uns für die Methode „Neuter & Release“ („Kastration & Freilassung“) ein: Das bedeutet, dass heimatlose Tiere behutsam eingefangen, kastriert, tierärztlich versorgt und geimpft werden, bevor sie wieder in ihr vertrautes und sicheres Revier zurückgebracht werden. Dort müssen die Tiere anschließend weiterhin versorgt werden.

„Das Einfangen und grausame Töten von Hunden ist hinsichtlich ihrer Populationsgröße völlig sinnlos, denn es werden immer neue Tiere geboren. Wenn Tiere von der Straße weggefangen werden, verbessern sich dadurch die Überlebenschancen der verbliebenen Tiere. Die geplanten Massentötungen sind also nicht nur unwirksam, sondern sogar kontraproduktiv. Die einzige zukunftsfähige, nachhaltige und tierwürdige Lösung zur nachhaltigen Populationskontrolle sind flächendeckende Kastrationsprogramme sowie flankierende Maßnahmen wie ein Verkaufsverbot von Hunden in Zoohandlungen.“

Harald Ullmann, 2. Vorsitzender von PETA Deutschland

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt diese Methode in ihren Guidelines for Dog Population Management. [3]

Tiere aus Privathaushalten und dem gewerblichen Handel mit Hundewelpen sorgen zusätzlich für permanenten Nachwuchs. Deshalb sind weitere zielführende Maßnahmen unabdingbar. Dazu gehören:

Jetzt türkische Botschaft in Berlin anschreiben

Bitte wenden Sie sich mit einer höflichen Nachricht an die türkische Botschaft in Berlin unter [email protected] und bringen Sie Ihre Besorgnis über die Pläne zum Ausdruck. Nachfolgenden Mustertext können Sie bei Bedarf gerne als Vorlage verwenden. Individuelle Anschreiben haben einen größeren Effekt:

Stoppen Sie das Töten von rumänischen Hunden

In vielen Ländern leiden unzählige heimatlose Tiere: Mit der Kampagne PETA HELPS ROMANIA engagieren wir uns seit Jahren im rumänischen Tierschutz. Dort landen zahllose Hunde in sogenannten Tötungsstationen. Unterschreiben Sie unsere Petition und helfen Sie uns dabei, dass diese zu Katrationszentren umgebaut werden.