Update 7. September 2023
UN-Kinderrechtskonvention verpflichtet: Kinder müssen vor der Gewalt an Tieren geschützt werden
Im August 2023 stieß der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes mit den „general comment No. 26“ – der Allgemeinen Bemerkung Nr. 26 zu den Rechten der Kinder und der Umwelt mit besonderem Schwerpunkt auf dem Klimawandel – eine historische Veränderung im Umgang mit unserer Umwelt und unseren Mitlebewesen an. In diesem Rahmen haben die Vereinten Nationen auch erstmalig den Tierschutz in einer rechtlich bindenden Menschenrechtskonvention erwähnt.
“[…] Children must be protected from all forms of physical and psychological violence and from exposure to violence, such as domestic violence or violence inflicted on animals.” [1]
Die Kinderrechtskonvention ist das Menschenrechtsabkommen mit der weltweit größten Zustimmung – sie ist von 196 Staaten ratifiziert und rechtlich bindend. Mit dem Abschnitt G. 35. des „General Comment No.26“ verankert der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes nun verpflichtend, dass die Mitgliedsstaaten alles in ihrer Macht Stehende tun müssen, damit Kinder keiner Gewalt an Tieren ausgesetzt sind. Die European Link Coalition hat sich jahrelang dafür eingesetzt, dass diese Worte im General Comment No. 26 aufgenommen werden. [2]
Diese Konkretisierung der Kinderrechtskonvention hat einen großen Einfluss auf den Schutz von heimatlosen Tieren und Tieren, die aus „Tradition“ misshandelt und getötet werden. Studien belegen, dass Kinder durch das Erleben von Gewalt an Tieren in ihrem Empathievermögen negativ beeinflusst werden und Tierquälerei im Laufe der Zeit als normal ansehen. [3] Der jetzt veröffentlichte Kommentar legt einen wichtigen Grundstein, um grausame Traditionen in mitfühlende Bräuche umzuwandeln, Millionen von Tieren zu retten und Kindern eine Zukunft ohne Gewalt an fühlenden Mitgeschöpfen zu ermöglichen.
Helfen Sie, Kinder und Tiere zu schützen
Wir von PETA Deutschland setzen uns gemeinsam mit der European Link Coalition dafür ein, auf das alarmierende Ausmaß an Gewalt aufmerksam zu machen, der Kinder durch die grausame Tötung von Tieren ausgesetzt sind. Wenn genügend Menschen und Organisationen darauf aufmerksam machen und Regierungen und Staaten auffordern, ihrer Verpflichtung nachzukommen, Kinder vor solcher Gewalt zu schützen, können wir einen Wandel im gesellschaftlichen Umgang mit allen fühlenden Lebewesen erreichen.
Helfen Sie mit, die Aufmerksamkeit auf diese bedeutende Veränderung für Kinder und die Tiere zu lenken. Weltweit wird unter den Hashtags #GC26 und #ChildRightsEnvironment auf den new general comment No. 26 aufmerksam gemacht. [4]
Originalbeitrag vom 23. März 2023
UN-Kinderrechtskonvention: Effekt getöteter Tiere auf Kinder
Im Mai 2021 forderte der UN-Ausschuss für Kinderrechte die tunesische Regierung mit einer Empfehlung dazu auf, die gesellschaftliche Gewalt an Tieren zu beenden. Eine begleitende Universitätsstudie zeigte auf, dass sich das Empathievermögen von Kindern, die Gewalt an Tieren miterleben, teilweise zurückbildet. Im Laufe der Zeit kann dies sogar dazu führen, dass Kinder Gewalt als normal ansehen.
Verbindung zwischen Kinder- und Tierrechten: Lässt sich die Welt so verändern?
Mit seiner Empfehlung hat der UN-Kinderrechtsausschuss als weltweit agierende Kommission öffentlich anerkannt, dass Kinder durch das Erleben von Gewalt an Tieren „negativ beeinflusst“ werden können. Dies ist eine wegweisende Entwicklung – sowohl zum Schutz von Kindern als auch von Tieren. Die UN-Kinderrechtskonvention hat die größte internationale Zustimmung von allen Menschenrechtsabkommen: Sie wurde von 196 Staaten ratifiziert und hat die Befugnis, Länder zum Handeln zu bewegen.
Seit der Veröffentlichung der Empfehlung an die tunesische Regierung im Jahr 2021 wurde einiges in Bewegung gesetzt. Dennoch werden weiterhin Tausende Tiere vor den Augen von Kindern getötet – sei es, weil sie auf der Straße leben, oder aufgrund von kulturellen Traditionen. Die weltweiten Regierungen kommen ihrer Verantwortung in dieser wichtigen Frage nicht im Ansatz nach.
Wie kann der Schutz von Tieren zum Schutz von Kindern durchgesetzt werden?
Die European Link Coalition engagiert sich dafür, den UN-Ausschuss für Kinderrechte auf Kinderrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, die auf der Gewalt an Tieren beruhen. Zudem setzt sie sich dafür ein, die Mitgliedsstaaten der Kinderrechtskonvention zum Handeln zu bewegen. Nur durch engagierte Partnerorganisationen kann Druck auf staatliche Behörden ausgeübt werden. In Tunesien, Marokko, Aserbaidschan, Italien und vielen weiteren Ländern fordern solche Organisationen bereits Verantwortung von ihren jeweiligen Regierungen.
Der UN-Ausschuss für Kinderrechte selbst ruft UN-Agenturen, nationale Menschenrechtsinstitutionen, Nichtregierungsorganisationen und andere Stakeholder auf, ihm relevante Informationen über den rechtlichen Status und das Vorkommen jeglicher Art von Gewalt an Kindern sowie über Fortschritte im Hinblick auf deren Abschaffung zukommen zu lassen. [5]
Zudem kann auch der Europäische Rat in diesem Zusammenhang einen erheblichen Einfluss nehmen und im Rahmen des „Europäischen Übereinkommens zum Schutz von Heimtieren“ ein humanes Konzept für das Management heimatloser Tiere fordern.
Sowohl Organisationen als auch Privatpersonen sollten auf das alarmierende Ausmaß von Gewalt an Kindern aufmerksam machen, die auf Tierquälerei und der Tötung von Tieren beruht. Zudem sollten sie Regierungen und Staaten dazu auffordern, ihrer Verpflichtung zum Schutz von Kindern nachzukommen. Nur wenn sich genügend Menschen für dieses wichtige Anliegen einsetzen, können wir einen historischen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit allen Lebewesen bewirken.
Qualvolle Traditionen sollten in zukunftsfähige Brauchtümer umgewandelt werden. Staatliche Behörden müssen nachhaltige Strategien entwickeln, um die Population von heimatlosen Tieren einzudämmen und somit Tausenden Kindern als auch Tieren großes Leid zu ersparen.
So werden Sie für Tiere und Kinder aktiv
Sie sind bereits im Tierschutz oder in Kinderhilfsorganisationen aktiv? Machen Sie die Menschen und Organisationen in Ihrem Umfeld im In- und Ausland gerne auf den bedeutenden Zusammenhang zwischen dem Schutz von Kindern und dem Schutz von Tieren aufmerksam. Sie können aktiv Einfluss darauf nehmen, diese Verbindung und die damit einhergehenden Verpflichtungen der Staaten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Mit diesem Engagement tragen Sie konkret zu einem strukturellen Wandel im Umgang mit heimatlosen Tieren und einem Ende von gewaltvollen Traditionen bei.
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Quellen
[1] United Nations Office of the High Commissioner for Human Rights, General comment No. 26 (2023) on children’s rights and the environment with a special focus on climate change, https://www.ohchr.org/en/documents/general-comments-and-recommendations/general-comment-no-26-2023-childrens-rights-and (eingesehen am 28. August 2023)
[2] European Link Coalition, https://www.europeanlinkcoalition.com/childrens-rights-animal-protection, (eingesehen am 31.08.2023)
[3] Journal of interpersonal violence, “It’s a Dog’s Life”: Culture, Empathy, Gender, and Domestic Violence Predict Animal Abuse in Adolescents— Implications for Societal Health, https://eleonoragullone.files.wordpress.com/2016/07/plant-et-al-j-interpers-violence-2016-with-doi-1.pdf (eingesehen am 31. August 2023)
[4] terre des hommes Germany e. V., Unite for children’s environmental rights, Launch of “General Comment No.26 on children’s rights and the environment with a special focus on climate change“, https://childrightsenvironment.org/gc26launch/ (eingesehen am 28. August 2023)
[5] humanrights.ch, Allgemeine Bemerkung Nr. 13, UNO-Kinderrechtsausschuss zum Schutz des Kindes vor Gewalt, https://www.humanrights.ch/cms/upload/pdf/130813_CRC_General_Comment_13.pdf (eingesehen am 27.02.2023)
Weitere Informationen
Videos
Das Video erläutert, wie Tiermissbrauch Gewalt für Kinder normalisieren kann.
Weckt Interesse, informiert und lädt zur Teilhabe ein (in verschiedenen Sprachen verfügbar)
Präsentationen
Protecting Children From Effects of Societal Violence Against Animals
Website
Umfangreiche Details, u. a. über den Zusammenhang zwischen der UN-Konvention und der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, der sich alle UN-Mitgliedstaaten angeschlossen haben.
