Die TOP 5 und die FLOP 5 der deutschen Veterinärämter in 2022

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Veterinärämter sind für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes in Deutschland zuständig. Wir von PETA Deutschland melden den Behörden jeden Monat zahlreiche Fälle von Tierquälerei und kontrollieren, ob und wie die Behörden daraufhin im Sinne des Tierschutzgesetzes tätig werden.

Während wir in vielen Fällen in kooperativer Zusammenarbeit mit Amtstierärzt:innen sehr gute Erfolge für die Tiere erzielen konnten, gibt es noch immer viel zu viele Behörden, die das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen und Richtlinien nicht umsetzen.

Im folgenden Ranking haben wir die Veterinärämter aufgeführt, die im Jahr 2022 aus unserer Sicht besonders positiv oder besonders negativ aufgefallen sind.

Anmerkung: Wir nennen hier die gesamte Behörde, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzt:innen positiv oder negativ hervorstachen.

Die Top 5 der deutschen Veterinärämter

  • 1. Veterinäramt Landkreis Konstanz

    Anfang September erreichte uns eine Whistleblower:innen-Meldung, wonach auf einem Grundstück im baden-württembergischen Singen Ziegen tierschutzwidrig gehalten wurden. Die Bilder der aufmerksamen Tierfreundin zeigten Tiere, die teils so stark abgemagert waren, dass die Knochen enorm hervorstanden. Außerdem waren Skelette von bereits verstorbenen Tieren zu finden.

    Nachdem die Vernachlässigung beim zuständigen Kreisveterinäramt gemeldet wurde, reagierte die Behörde glücklicherweise noch am selben Tag – nach einer Vor-Ort-Kontrolle wurden die Tiere umgehend in einem Stall untergebracht und es wurden Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Haltung und des Gesundheitszustands der Tiere angeordnet. Außerdem wurden ordnungsrechtliche Schritte eingeleitet.

    Eine weisse abgemagerte Ziege steht an einem umgefallenen, entwurzeltem Baumstamm.

  • 2. Veterinäramt Landkreis Kulmbach

    Wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erstatte PETA im Februar 2022 Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Schliefenanlage Kasendorf bei Kulmbach.
    In der Anlage wurden bereits seit über 40 Jahren Füchse zur Ausbildung von zur Jagd missbrauchten Hunden gequält – sie war bis zu unserer Anzeige sogar den Behörden unbekannt.

    Das Kreisveterinäramt Kulmbach beauftragte eine Sachverständige, die mehrere erhebliche Mängel in der Anlage feststellte. Einer der beiden dort gehaltenen Füchse starb während der Ermittlungen. Der zweite Fuchs sollte beschlagnahmt werden, doch die Verantwortlichen gaben ihn freiwillig zur Überstellung an eine Fuchsauffangstation bei Regensburg ab. Aufgrund der sorgfältigen Arbeit des Veterinäramts konnte die Staatsanwaltschaft Bayreuth nach entsprechenden Ermittlungen einen Strafbefehl gegen den verantwortlichen Schliefenwart beantragen, welcher mittlerweile rechtskräftig geworden ist.

    Collage. Schliefanlage und Fuchs im Gras.
    Symbolbild
  • 3. Veterinäramt Landkreis Marburg-Biedenkopf

    Mithilfe von Aufnahmen einer aufmerksamen Whistleblowerin wurde PETA auf eine extrem mangelhafte Haltung eines Berberaffens in Marburg aufmerksam gemacht. Das Affenmädchen wurde zunächst in einem dunklen Keller und dann nach einer behördlichen Anordnung in einem Zwinger auf dem Grundstück gehalten. Dort musste der Affe – zeitweise angebunden an Leine und Halsband – ohne Artgenossen weitere Jahre ausharren.

    Gemeinsam mit einer Tierschutzermittlerin des Haustiermagazins HUNDKATZEMAUS (VOX), dem Umweltministerium in Hessen und dem Kreisveterinäramt Marburg-Biedenkopf gelang es uns glücklicherweise, einen Aufnahmeplatz für das Affenmädchen bei der niederländischen Tierschutzorganisation AAP (Animal Advocacy and Protection) zu sichern.

    Der Halter reichte zwar Widerspruch gegen die Überführung in die Auffangstation ein, doch glücklicherweise bestätigte das Verwaltungsgericht Gießen in einem Eilverfahren die Entscheidung des Kreisveterinäramts Marburg-Biedenkopf, so dass das Affenmädchen Mitte Oktober in der Auffangstation von AAP aufgenommen werden konnten. Dort bekam sie den neuen Namen „Izzy“ und wird derzeit behutsam von Fachleuten mit Artgenossen vergesellschaftet.

    Brauer Berberaffe sind auf einem Baumstamm in einem Kaefig.

  • 4. Veterinäramt Landkreis Calw

    Mitte Januar 2021 wurden uns von PETA schockierende Videos zugespielt: Die Aufnahmen zeigen, wie ein Mann wiederholt einen Hund an einer Leine und am Halsband hochhebt und ihn dann in die eiskalte Enz wirft. Der Mann kommentiert die Quälerei höhnisch und wirft den Hund sogar von einer Brücke in den Fluss. Auf den Videos ist zu erkennen, wie sich der Vierbeiner verzweifelt und mit aller Kraft jedes Mal ans Ufer rettet.

    PETA informierte nach Erhalt der Videos sofort die zuständigen Behörden in Bad Wildbad und erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Tübingen. Die Polizeibehörde Bad Wildbad und das Kreisveterinäramt Calw konnten den Hund noch am selben Tag aus der quälerischen Haltung retten.

  • 5. Veterinäramt Burgenlandkreis

    Ende Mai sandte eine aufmerksame Tierfreundin uns Bilder von einem Gasthaus in Naumburg, über dessen Eingang ein Netz gespannt war, in dem sich mindestes drei Schwalben verfangen hatten. Das Netz sollte offenbar als Vergrämungsmethode dienen und Vögel davon abhalten, an bestimmte Stellen des Gebäudes zu gelangen. Jedoch fanden mehrere Tiere in dem Netz ihren Tod. Auf einem der zugesandten Bilder war noch eine tote Schwalbe im Netz zu erkennen.

    PETA meldete die tierschutzwidrige Anbringung des Netzes bei dem Veterinär- und dem Naturschutzamt des Burgenlandkreises. Das Veterinäramt führte am nächsten Tag eine Kontrolle durch und ordnete die unverzügliche Entfernung des Netzes an, um weitere qualvolle Tode zu verhindern.

    Eine Schwalbe haengt in einem Netz vor einer roten Backsteinwand.

Die Flop 5 der deutschen Veterinärämter

  • 1. Tierschutzbehörde des Landesamts für Verbraucherschutz Saarland

    Im Oktober 2022 wurden uns Fotos und Videos von einem Grundstück in Schmelz zugespielt, auf dem sogenannte Mastkaninchen unter schlimmsten Bedingungen gehalten werden. Auf den Aufnahmen zu sehen sind drei Gitterboxen: In zwei der Boxen werden offenbar die weiblichen Tiere und in der dritten ein männliches Kaninchen gehalten. Alle Boxen sind mit Kot beschmutzt und die Wasserflaschen verschimmelt. Die Boxen der weiblichen Kaninchen sind viel zu klein für die Anzahl und Größe der Tiere und das männliche Kaninchen wird separat und durch einen Sichtschutz komplett isoliert gehalten. Seine Box ist so niedrig, dass er sich nicht mal aufrichten kann.

    Weiss-schwarz geflecktes Kaninchen mit verletzten Pfoten schaut aus einem Kaefig.

    Da die Haltungsbedingungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung weit unterschritten werden, haben wir mehrmals an das für Tierschutz zuständige Landesamt für Verbraucherschutz Saarland appelliert, die Tiere aus der artwidrigen Haltung zu retten. Von der Behörde kam jedoch auf wiederholte Anfragen keine Antwort, so dass die Tiere weiterhin dort leiden müssen.

    In einem weiteren Fall wandten wir uns Ende Mai sowie nochmals Mitte Juli 2022 mit Videomaterial an die Behörde, auf dem eine verhaltensgestörte Wildkatze im Wildpark Saarbrücken zu sehen ist. Auf beide Meldungen antwortete das Landesamt für Verbraucherschutz Saarland bis heute nicht.

  • 2. Veterinäramt Landkreis Recklinghausen

    Ende September erreichte uns eine Whistleblower-Meldung mit Bildern und Videos bezüglich stark vernachlässigter und teils verletzter Tiere im Naturwildpark Granat in Haltern am See. Demnach litt u. a. ein Mufflon unter starken Schmerzen aufgrund von sogenannten Schnabelhufen. Wir von PETA meldeten die Situation umgehend beim zuständigen Kreisveterinäramt Recklinghausen und baten um eine umfassende Kontrolle des Tierparks.

    Nachdem wir die Missstände veröffentlicht hatten, kamen weitere Meldungen von Besucher:innen des Parks, die auf anhaltende oder weitere Missstände hinwiesen. So wurden u. a. Verhaltensauffälligkeiten bei Wölfen, einem Emu und einem Nerz beobachtet und einige Vögel litten augenscheinlich unter Krankheiten, wie z. B. Milbenbefall. Den Angaben der Zeug:innen zufolge wurden manche Missstände schon vor einigen Monaten festgestellt: Somit handelt es sich um keinen Einzelfall von tierschutzwidriger Haltung.

    Naturpark Granat. Mufflon mit Schnabelhufe.

    Das Veterinäramt sah hingegen „keine Probleme“. Insbesondere die Bildung der Schnabelhufe bei dem Mufflon belegen jedoch, dass es sich hierbei um eine langanhaltende Vernachlässigung handelt, die zum Wohle des Tieres schnellstmöglich hätte behandelt werden müssen. Teilweise wurden diese Mängel auch längst schriftlich an das Kreisveterinäramt gemeldet. Das Veterinäramt gab jedoch einem Medienbericht zufolge an, dass es in der Vergangenheit keine Probleme mit dem Wildpark gegeben habe.

  • 3. Veterinäramt Landkreis Esslingen

    Seit 2012 findet in Wernau, Kreis Esslingen, regelmäßig das Süddeutsche Mops- und Bulldoggenrennen statt. Da diese Veranstaltung ausschließlich der Unterhaltung der Besucher:innen und Züchter:innen dient und den Missbrauch der qualgezüchteten Hunde völlig außer Acht lässt, haben wir von PETA im Vorfeld an das zuständige Veterinäramt appelliert, die Veranstaltung abzusagen. Sogenannten brachyzephalen Hunderassen wie Mops und Bulldogge werden gezielt bestimmte Merkmale angezüchtet, die dazu führen, dass die Vierbeiner oftmals ihr Leben unter andauernder Atemnot und Erstickungsanfällen leiden – sogar im Ruhezustand.

    Das Kreisveterinäramt Esslingen verharmloste jedoch das tierquälerische Hunderennen und kam dem Appell von uns und zahlreichen weiteren Tierfreund:innen nach einer Absage der Veranstaltung nicht nach und setzte die Tiere so der Lebensgefahr eines solchen Rennens aus.

    Ein heller Mops mit schwarzen Fellflecken im Gesicht steht auf einer gruenen Wiese und schaut in die Kamera.

    Auch wenn die Behörde am Tag der Veranstaltung erstmals Untersuchungen vorab an den Tieren durchführte und so 19 von ungefähr 70 Hunden aufgrund gesundheitlicher Probleme von dem Rennen ausgeschlossen wurden, hat die Behörde die Chance verpasst, ein klares Statement für den Schutz der Tiere zu setzen.

  • 4. Veterinäramt Landkreis Traunstein
    Update 21. März 2023
    Wie uns das Kreisveterinäramt aktuell mitteilte, wurde der PETA-Meldung nachgegangen. Der Fall wurde daraufhin mit der Bitte um Überprüfung und Ermittlung an die örtliche Polizeibehörde weitergeleitet.
    Wir freuen uns, dass die Behörde doch entsprechende Maßnahmen eingeleitet hat.

    Originaltext:

    Im Dezember 2022 erreichten uns über das Whistleblower:innen-Formular Bilder von einem Grundstück in Chieming. Der oder die Grundstückseigentümer:in oder Mieter:in hat dort ein Schild platziert, auf dem in großen roten Buchstaben „Achtung“ zu lesen ist und der Hinweis, dass dieses Grundstück mit Hundeködern bestückt sei. Weiter sind eindeutige Symbole dargestellt: von einem Hund, der kotet und daraufhin in einem Grab endet.

    Da nicht erkennbar war, ob es sich hierbei um eine bloße Drohung oder eine wirkliche Gefahr für Hunde und weitere Tiere handelte, meldeten wir von PETA die Situation direkt beim örtlichen Veterinäramt – mit der Bitte, die Situation zu überprüfen und sicherzustellen, dass keine Tiere dort getötet werden.

    Schild im Garten auf dem steht: Achtung. Dieses Grundstueck ist mit Hundekoedern bestueckt. Viel Glueck fuer ihren Hund! P.S.: Bis zum naechsten Hund.

    Leider stufte das Kreisveterinäramt Traunstein unsere Meldung und die potentielle Gefahr für Tiere als „lächerlich“ ein und reagierte nicht weiter.

  • 5. Veterinäramt Berlin-Pankow

    Im Jahr 2021 wurde in Berlin endlich das Verbandsklagerecht eingeführt. Dieses räumt anerkannten Tierschutzorganisationen wie PETA das Recht auf Auskunfts- und Akteneinsicht im Bereich des Tierschutzes ein. Leider verweigerte die Veterinäraufsicht des Bezirksamts Pankow anfangs die Erteilung dieser Auskünfte, obwohl das Gesetz dies vorschreibt.

    Obwohl PETA vor das Verwaltungsgericht Berlin getreten ist und dieses gerichtlich festgestellt hat, dass die Berliner Bezirksämter zur Anwendung des Tierschutzverbandsklagegesetzes verpflichtet sind, gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Behörde Pankow weiterhin äußerst schwierig. Die Behörde nannte das Gesetz „verfassungswidrig“ und diffamierte PETA. Durch die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Veterinäraufsicht ist es fast unmöglich, den Schutz der Tiere mithilfe von rechtlichen Mitteln voranzutreiben.

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Was Sie tun können

Bitte melden Sie Missstände und Tierquälerei konsequent der zuständigen Veterinärbehörde Ihrer Stadt oder Ihres Landkreises. Fassen Sie Ihre Beobachtungen detailliert und sachlich zusammen. Fertigen Sie möglichst Bild- und Videomaterial an. Nach Ihrer Meldung beim Veterinäramt sollten Sie unbedingt so lange nachfassen, bis der Missstand beseitigt ist (Fallbericht). Das kann ermüdend sein, ist aber die einzige Chance für das jeweilige Tier!

In unserer Übersicht finden Sie ausführliche Tipps, wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie Zeug:in von Tierquälerei werden.