Video: Blutige Wunden bei Schurmeisterschaft 2022 in Kißlegg

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Vom 19. bis 21. August 2022 fanden die sogenannten Schurmeisterschaften in Kißlegg im Landkreis Ravensburg im südöstlichen Baden-Württemberg statt. Im Rahmen dieser „Wettbewerbsveranstaltung“ geht es unter anderem darum, möglichst schnell ein Schaf zu scheren. Auch in diesem Jahr wurden dabei wieder mehrere Schafe verletzt, weshalb wir von PETA Deutschland Strafanzeige erstattet haben.

Gewalt, Wunden und schwere Verletzungen bei der „Deutschen Schafschur­meisterschaft“ 2022 in Kißlegg

Ausgelassene Stimmung im Publikum, Tierleid auf der Bühne: Bei den „Schurmeisterschaften“ ist ein Wettbewerb Teil des Programms, bei dem es darum geht, dass ein Schaf möglichst schnell geschoren wird. Ein anderer Teil des Wettbewerbs legt den Fokus auf die Schur mit traditionellen „Schafscheren“; durch die spitzen Klingen ist die Verletzungsgefahr besonders groß. 

Bei der „Deutschen Schafschurmeisterschaft“ in Kißlegg konnte dokumentiert werden, wie mehrere Tiere bei der unvorsichtigen Schur aus Zeitdruck blutige und tiefe Wunden zugefügt wurden. Diese Missstände konnten unter anderem beobachtet werden:

  • Eine Teilnehmerin schnitt mit einer „Schafschere“ tief in das Fleisch eines Tieres und verursachte eine blutende Wunde. In der Wettbewerbssituation schien sie dies jedoch nicht zu bemerken und stach beim weiteren Scheren augenscheinlich mit dem spitzen Messer direkt in die Wunde und fügte dem Tier zusätzliche Schmerzen zu.
  • Beim Wettscheren auf Zeit verursachte eine Teilnehmerin mit einem elektrischen Schurgerät ebenfalls weitere große Verletzung am Bauch eines Schafes. Doch statt die Schur zu unterbrechen und das Tier medizinisch zu versorgen, wurde es unter Schmerzen weitergeschoren – einer der Schiedsrichter stellte sich breitbeinig vor das Tier, damit das Publikum die blutende Wunde nicht sehen konnte.
  • Gewaltsamer Umgang: Einige Teilnehmenden gingen sehr grob mit den sensiblen Tieren um; nach der Schur wurden alle Schafe eine Rampe hinuntergestoßen; einige Schafe landeten dabei auf dem Rücken, ein Tier prallte beim Fallen mit dem Oberkörper und dem Gesicht auf der Bühne auf. Schafe wurden an ihren Ohren gezogen, ihre Gelenke oder ihr Hals wurden verdreht, teilweise wurden sie achtlos herumgestoßen.

Auch die Tiere, die keine offensichtlichen äußeren Verletzungen aufwiesen, waren bei der Veranstaltung massivem Leid ausgesetzt: Die Lärmbelästigung durch laute Musik, die zahlreichen Besucher:innen sowie die generell lebhafte Umgebung sind für Schafe ein erheblicher Stressfaktor.

schafschurmeisterschaft

Schur aus Wettbewerbsgründen verstößt gegen Tierschutzgesetz – PETA erstattet Anzeige

Das Scheren von Schafen zum primären Zweck des Wettbewerbs begünstigt schwere Verletzungen und führt dazu, dass die Tiere leiden – damit verstößt es unserer Ansicht nach gegen das Tierschutzgesetz. Am 31. August 2022 erstatteten wir daher Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Ravensburg.

„Schafe sind sensible Fluchttiere. Bereits ohne johlendes Publikum und laute Musik sind die Schur und die damit verbundene gewaltsame Fixierung für Schafe messbar mit stark erhöhtem Stress verbunden. Die Schur unter Zeitdruck und Wettbewerbsbedingungen fordern schmerzhafte, blutende Schnittwunden zudem förmlich heraus. Wir fordern daher ein Ende der grausamen Schurwettbewerbe.“

Johanna Fuoß, PETA Deutschland

Schafe leiden unter Qualzucht und Schur

Schafe, denen ihr natürlicher Fellwechsel weggezüchtet wurde, sind eine Qualzucht – insbesondere Merinoschafe:

  • Im Sommer leiden die Tiere unter dem Gewicht und der Wärme ihres dichten Fells.
  • Sobald sie geschoren sind, sind sie anfällig für Lungenerkrankungen und können bei Kälteeinbrüchen sogar erfrieren.
  • Wenn Schafe ihr Fellwachstum nicht eigenständig regulieren können, sind sie Hitze und Kälte schutzlos ausgeliefert und in der Natur oftmals nicht überlebensfähig.

Eine aktuelle Studie weist eindeutig darauf hin, dass Schafe während der Schur unter „akutem Stress“ stehen: Ihre Körpertemperatur steigt und ihr Stresshormonlevel schießt in die Höhe. Schafe nehmen Menschen als potenzielle Gefahr wahr, sodass die Schur weitere negative Reaktionen wie erhöhten Blutdruck und Herzschlag, beschleunigte Atmung sowie Veränderungen im Verhalten der Tiere auslösen kann. Diese Effekte können sogar noch bis zu 60 Minuten nach der Schur festgestellt werden. [1]

Helfen Sie, Tierleid auf Veranstaltungen zu beenden

Bitte besuchen Sie keine Veranstaltungen, bei denen Tiere zu Unterhaltungszwecken misshandelt werden – Tiere sind keine Sportgeräte und nicht dazu da, uns zu unterhalten.

Informieren Sie sich und Ihr Umfeld über tierquälerische „Traditionen“, Freizeitaktivitäten und Sportarten – denn nur wenn immer mehr Menschen über das Leid der Tiere aufgeklärt sind, kann es nachhaltig beendet werden.

  • Quellen

    [1] Arfuso, Francesca et al. (2022): Acute Stress Response of Sheep to Shearing Procedures: Dynamic Change of Cortisol Concantration and Protein Electrophoretic Patttern, https://www.mdpi.com/2076-2615/12/7/862/htm (eingesehen am 31.08.2022)