Für ein neues Schwarzwild-Übungsgatter in Wünschheim/Hunsrück in Rheinland-Pfalz verkaufte der Wildpark Kaiserslautern im Frühjahr 2021 mehrere Wildschweine. [1] In dem Gatter sollen sogenannte Jagdhunde für die grausame Drückjagd ausgebildet werden. Die eingesperrten Wildschweine werden dabei immer wieder gehetzt, attackiert und in Todesangst versetzt. Wir von PETA Deutschland setzen uns gegen dieses tierschutzwidrige Training ein.
Jagdhunde-Training an lebendigen Wildschweinen
Das Schwarzwildgatter bei Wünschheim wird vom Landesjagdverband Rheinland-Pfalz betrieben und ist eines von 21 Übungsgattern in ganz Deutschland. [1] Dort werden Hunde, die zur Jagd missbraucht werden, an den eingesperrten Wildschweinen für ihren Einsatz bei der Jagd trainiert. Die sogenannten Jagdhunde sollen systematisch dazu gebracht werden, diese anzugreifen und zu beißen. Die Wildtiere werden anhaltend in Stress und Todesangst versetzt, was für sie erhebliches Leid bedeutet und gegen das Tierschutzgesetz verstößt. [2] Laut Tierschutzgesetz § 3 Absatz 8 ist es außerdem verboten, ein Tier auf ein anderes zu hetzen, leider mit einer Ausnahme: Auch an dieses Gesetz müssen sich Jäger:innen nicht halten. [3]
Wildpark Kaiserslautern fördert Tierleid
Wir von PETA Deutschland kritisieren den Wildpark Kaiserslautern scharf für die Abgabe der Wildschweine an die tierschutzwidrige Einrichtung. Der Verkauf der Tiere zeigt erneut, dass Wildparks keine tierfreundliche Zoo-Alternative sind, sondern ebenfalls Tierleid verursachen.
In vielen Wildparks werden die Tiere nicht nur eingesperrt und gezüchtet, um zahlende Besucher:innen anzulocken – die Tiere werden oft auch von Jäger:innen getötet, denn zahlreiche Parks sind gleichzeitig Jagdgatter. Damit werden „unerwünscht“ gezüchtete Tiere getötet und gleichzeitig verdienen die Einrichtungen mit dem Verkauf von Wildfleisch Geld.
Auch die Haltungsbedingungen sind in vielen Wildparks mangelhaft. Viele Tiere leben dort auf engstem Raum und können ihren natürlichen Bedürfnissen nicht nachgehen, wodurch sie oft Verhaltensstörungen entwickeln. Auch mit den von Jäger:innen gerne verwendeten Naturschutz-Argumenten sind Jagdgatter nicht konform.
So grausam ist die Wildschweinjagd mit Hunden
Die Jagd auf Wildschweine ist unglaublich grausam, immer wieder werden schwere Verstöße gegen das Tierschutz- und Jagdgesetz bekannt. So sterben bei Drückjagden bis zu zwei Drittel der angeschossenen Tiere nicht sofort, sondern schleppen sich mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Gedärmen tiefer in den Wald. [4] Oft sterben sie nach vielen Stunden oder sogar Tagen einen langsamen Tod.
Auch die Ausbeutung von Hunden für die Jagd ist immer mit Tierleid verbunden. So werden die Hunde nicht nur an lebenden Tieren wie Wildschweinen, Füchsen oder Enten „trainiert“, auch ihr eigenes Leben wird in den gefährlichen Einsätzen immer wieder aufs Spiel gesetzt. Zahllose Hunde werden bei der Jagd verletzt. Dies nehmen Jäger:innen in Kauf und missbrauchen die Tiere regelrecht als Jagdwaffe. So zeigten schockierende Aufnahmen im März 2020, wie ein Jäger einen Hund auf ein verletztes und geschwächtes Wildschwein hetzte und ihn immer wieder anbrüllte, er solle doch zubeißen. Nur wenige Monate zuvor filmte ein Augenzeuge, wie mehrere „Jagdhunde“ mindestens zehn Minuten lang ein Wildschwein attackierten und bissen – erst dann schritt ein Jäger ein.
Die Wildschweinjagd muss beendet werden
Die Jagd auf Wildschweine ist nicht nur grausam, sondern auch kontraproduktiv. Wildschweine sind für einen gesunden Wald unerlässlich. Auch sorgt die Jagd sogar dafür, dass die Populationen größer werden, da Wildschweine mit einer erhöhten Fortpflanzungsrate reagieren, um die Verluste auszugleichen. [5] Wissenschaftler:innen konnten beweisen, dass die Geschlechtsreife weiblicher Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt und die Geburtenrate steigt. [6] Ohne die Jagd regulieren sich die Bestände von selbst durch Nahrungsverfügbarkeit, Witterung und Krankheiten.
Was Sie tun können
Bitte besuchen Sie niemals einen Wildpark und sprechen Sie auch mit Ihrem Umfeld über den Umgang mit Tieren in solchen Einrichtungen.
Falls Sie Tierleid beobachten, schauen Sie nicht weg, sondern melden Sie dies. Nur so können wir Tierquälerei durch Jäger:innen zur Anzeige bringen.
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Quellen
[1] Hunsrück News (21.05.2021): Erstes „Saugatter“ im Land bei Wüschheim, Jagdhunde werden an eingepferchten Wildschweinen trainiert, https://www.hunsrueck-news.de/jagdhunde-werden-an-eingepferchten-wildschweinen-trainiert/, (eingesehen am 04.10.2021)
[2] Bundesamt für Justiz: Tierschutzgesetz § 17, https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__17.html, (eingesehen am 04.10.2021)
[3] Bundesamt für Justiz: Tierschutzgesetz § 3, https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__3.html, (eingesehen am 04.10.2021)
[4] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2010): Tierschutz und Bewegungsjagden. Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT), Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6)
[5] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Beitrag SWR BW, https://www.youtube-nocookie.com/embed/-Ls-m1kDwVY, (eingesehen am 04.10.2021)
[6] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6