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Schimpansen Epulu & Kitoto – ein trauriges Leben im Wuppertaler Zoo

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Update vom September 2019

Epulu und Kitoto dürfen nun endlich ihr Betongefängnis verlassen. Doch dies bedeutet keineswegs ein Leben in Freiheit für die beiden Affen – sie ziehen in neue Gehege in anderen Zoos um, jedoch mit besseren Haltungsbedingungen. Dafür werden die beiden Affen getrennt.

Das 51 Jahre alte Männchen Epulu wird in den Zoo nach Heidelberg gebracht und das 36-jährige Weibchen Kitoto zieht in den Zoo in Antwerpen.

Update vom Juli 2014
Update vom Oktober 2012
Update vom November 2011

Originalartikel vom 19. Juli 2011

Schimpansenmann Epulu ist 43 Jahre alt und wurde im Zoo Wuppertal geboren. Schimpansendame Kitoto ist 28 Jahre alt, wurde in Münster geboren und 2006 nach Wuppertal abgeschoben. Besonders traurig: Im Allwetterzoo Münster hat Kitoto in einer größeren Schimpansengruppe, gemeinsam mit ihrem Sohn, in einer Anlage gelebt, die ihr Zugang zu einem Innen- sowie einem größeren Außengehege bot. Die Münsteraner Tierpflegerin, die Kitoto 2006 in Wuppertal ablieferte, verdrückte dabei ein paar Tränen mit den Worten: „Sie kann ja auch hier schön durch die Fenster nach draußen gucken.

Die dramatische Verschlechterung der Lebensqualität und die Aussicht auf weitere 20 bis 30 Jahre im Wuppertaler Betongefängnis sind auch für Experten nicht akzeptabel.

Experten: Lebensbedingungen für Epulu und Kitoto grausam und rückständig

Professor Dr. Volker Sommer ist international führender Primatologe am University College London und gehört zur Menschenaffen-Expertengruppe der Weltnaturschutzunion (IUCN).

Prof. Dr. Sommer hat die Situation von Epulu und Kitoto im Wuppertaler Zoo für PETA Deutschland e.V. kommentiert: „Die gegenwärtige Haltung ist jedenfalls grausam. Eine Schande – für eine Stadt wie Wuppertal, für eine Institution wie den Zoo, für das Publikum.“ Auch zu dem kleinen Raum findet Prof. Dr. Sommer deutliche Worte: „[…] einem Gehege, das selbst Minimalanforderungen nicht erfüllt. Ihrer Zelle von 35 Quadratmetern stehen in der Wildnis leicht 35 Quadratkilometer gegenüber.“ Zudem, so Sommer, „bietet ihr Gehege viel zu wenig Abwechslung“.

Prof. Dr. Sommer fordert die Zoo-Verantwortlichen auf, sofort zu handeln: „Die Schimpansen sollten in einer größeren Gruppe leben, sie müssen Zugang zu einer Außenanlage erlangen, und ihre Umgebung muß angereichert werden. Wenn der Zoo Wuppertal das nicht leisten kann, müssen die Schimpansen andernorts eine erträglichere Unterbringung erhalten. Wenn nichts geschieht, werden diese hochsensiblen und hochintelligenten Lebewesen noch Jahre oder gar Jahrzehnte vor sich hinsiechen – wenn nicht physisch, dann psychologisch.“

Der kalifornische Tierarzt Dr. Mel Richardson hat über 40 Jahre Berufserfahrung mit Wildtieren in zoologischen Einrichtungen. Nach Begutachtung der Lebensbedingungen von Epulu und Kitoto kommt auch er zu dem Schluss, dass das Schimpansen-Gehege in Wuppertal in hohem Maße ungenügend ist, da es die Erkenntnisse moderner Verhaltensforschung außer Acht lässt. Er sieht in der gegenwärtigen Haltung ein Relikt aus den traurigen Anfängen zoologischer Einrichtungen des 19. Jahrhunderts.

Zoo Wuppertal unterschreitet Verbands- sowie Ministeriumsrichtlinien gleich mehrfach

Das sogenannte Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) regelt die konkreten Lebensbedingungen für Schimpansen in zoologischen Einrichtungen [1]. Da Schimpansen in freier Natur in größeren Gruppen leben, ist laut dem Säugetiergutachten „eine dauerhafte paarweise Haltung von Schimpansen […] unnatürlich und daher abzulehnen.“

Bei der Gehegegröße sind die deutschen Richtlinien im Vergleich zu anderen Ländern mangelhaft, denn es werden nur 50 Quadratmeter je zwei Schimpansen verlangt. Im Zoo Wuppertal werden aber sogar diese geringen Mindestanforderungen deutlich unterschritten. Nach PETA Deutschland e.V. vorliegenden Informationen beträgt die Grundfläche des Schimpansen-Geheges lediglich etwa 5,8 x 6,2 Meter, also knapp 36 Quadratmeter. Zählt man die Plattformen, den Schlafbereich und einen zeitweise nutzbaren schmalen Gang, der nirgendwo hinführt, hinzu, dann liegt die effektiv nutzbare Fläche bei 40 bis maximal 45 Quadratmeter. In Österreich beispielsweise ist zusätzlich zu einem mindestens 200 Quadratmeter großen Innengehege auch ein Außengehege vorgeschrieben, das wenigstens eine Fläche von 400 Quadratmeter aufweisen muss.

Von derartigen Verhältnissen können Epulu und Kitoto in Wuppertal nur träumen, weil der Zoo die behördlichen Richtlinien sowie die eigenen Verbandsleitlinien fortwährend missachtet.

Viel Grün und eine natürliche Umgebung – für die Besucher

Viele Besucher wissen gar nicht, dass die Schimpansen keinen Zugang zu einem Außengehege haben. Da auf den Info-Schildern der Freigehege für die Gorillas und Orang Utans auch die Schimpansen abgebildet sind, wird den Besuchern suggeriert, dass auch die Schimpansen Zugang zu der Außenanlage haben. Auch im Affenhaus blickt der Besucher durch Sträucher und Bäumchen auf die Schimpansen, allerdings befindet sich das Grün VOR der Glasscheibe und dient wohl eher dazu, dem Besucher ein natürliches Umfeld vorzugaukeln.

Forderung an den Zoo Wuppertal

PETA Deutschland e.V. fordert von den Zoo-Verantwortlichen zügig eine deutliche Verbesserung der Lebensbedingungen für die beiden Menschenaffen, deren Schicksal exemplarisch für das Elend unserer nächsten Verwandten in vielen zoologischen Einrichtungen ist.

Epulu und Kitoto müssen Zugang zu einer Außenanlage erhalten. Eine paarweise Haltung von Schimpansen wird von allen Experten abgelehnt und ist gemäß Richtlinien nicht gestattet. Da der Zoo kaum Kapazität haben dürfte, Platz für eine größere Schimpansengruppe mit Außengehege zu schaffen, ist eine Abgabe der Tiere wohl naheliegend. Nach den vielen Jahren in einem engen Betongefängnis muss das neue Zuhause für Epulu und Kitoto eine deutliche Verbesserung gegenüber dem jetzigen Zustand darstellen.

Während für neue Besucherattraktionen, wie den jüngst für 25.000 Euro aus Sydney eingeflogenen 30 Zwergpinguinen, jederzeit Geld vorhanden ist, wird den Schimpansen ihr Recht auf ein qualfreies Leben wegen angeblicher Geldknappheit verwehrt.

Der Zoo Wuppertal wurde von PETA bereits 2010 und auch im März 2011 für die ebenfalls mangelhafte Eisbärenhaltung heftig kritisiert. Der deutliche Besucherrückgang im letzten Jahr um knapp 27% um Vergleich zu 2009 sollte den Zoo-Verantwortlichen eigentlich signalisieren, dass die Besucher mittlerweile äußerst kritisch auf die schlimmen Zustände bei der Tierhaltung reagieren.

Schimpansen in Freiheit und in Gefangenschaft

Die Ansprüche von Schimpansen sind derart komplex, dass keine zoologische Einrichtung einen adäquaten, tiergerechten Lebensraum bieten kann. Der Zoo Wuppertal steht exemplarisch für eine Vielzahl von Zoos und Tierparks, in denen Menschenaffen unter erschreckenden und völlig inadäquaten Bedingungen leben müssen.

PETA fordert daher ein generelles Zucht- und Importverbot für Menschenaffen, um die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks langfristig auslaufen zu lassen.