COVID-19 und die Corona-Pandemie haben unser aller Leben verändert. Bei der vom Coronavirus verursachten Infektionskrankheit handelt es sich um eine sogenannte Zoonose, bei der das Virus vom Tier auf den Menschen übertragen wurde und weiterhin wechselseitig übertragen werden kann.
Es ist davon auszugehen, dass wir auch künftig mit Zoonose-Ausbrüchen konfrontiert sein werden, so etwa aktuell mit den sogenannten Affenpocken. Die Entstehung neuer Zoonosen wird stark begünstigt durch die Ausbeutung und den Missbrauch von Tieren für den menschlichen Konsum von Fleisch, Milch und Eiern. Und auch der Handel mit Wildtieren und das Vordringen in deren Lebensräume tragen deutlich zur Zunahme von Zoonosen bei. Zudem wird die weltweit steigende Nachfrage nach tierischen Produkten dazu führen, dass wir in immer geringeren Abständen mit neuartigen und schwer kontrollierbaren Krankheitserregern konfrontiert sein werden.
Zoonosen durch Ausbeutung und Missbrauch von Tieren: Tierhaltung fördert Pandemien
COVID-19, die Vogelgrippe H5N1, der Hunderte Menschen zum Opfer fielen, die SARS-Pandemie 2002/2003 mit weltweit über 770 Toten, das 2012 erstmals aufgetretene MERS-CoV, das gefährliche Ebolafieber, unzählige Opfer durch multiresistente Keime und sogar AIDS: Sie alle haben einen gemeinsamen Nenner – die Gier des Menschen nach Fleisch und anderen tierischen Produkten. [1]
Was sind Zoonosen?
Zoonosen sind Infektionskrankheiten,die von Bakterien, Viren, Parasiten, Pilzen, und Prionen ausgelöst werden können undwechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragbar sind. [2]
Bei 75 Prozent aller neu auftretenden Infektionskrankheiten handelt es sich um Zoonosen. [3] Die Übertragung vom Tier zum Menschen kann beispielsweise durch direkten Kontakt mit Tieren oder auch durch kontaminierte Nahrungsmittel erfolgen.
Ist Corona eine Zoonose?
Die umgangssprachlich als Corona bezeichnete Krankheit COVID-19 wird von dem Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst und ist eine sogenannte Zoonose. Mittlerweile sind sich Expert:innen weitgehend einig, dass das Virus auf einem Tiermarkt im chinesischen Wuhan auf den Menschen übertragen wurde [4] und die Corona-Pandemie damit auf die skrupellose Ausbeutung von Tieren zurückzuführen ist.
Welche Zoonosen gibt es?
Die COVID-19-Pandemie ist eines der aktuelleren Beispiele dafür, wie gefährlich Tierviren für die gesamte Weltbevölkerung werden können. Zahlreiche weitere Erkrankungen sind auf den Kontakt von Mensch und Tier zurückzuführen, darunter
- Ebola
- AIDS
- BSE
- Hantavirus-Infektionen
- Vogelgrippe
- West-Nil-Fieber
- MERS
- Zika [5]
Wie viele Zoonosen gibt es weltweit?
Weltweit gibt es über 200 Zoonosen, die von Wildtieren und domestizierten Tieren auf den Menschen übertragen werden. Bevor die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die COVID-19-Epidemie im März 2020 zu einer Pandemie erklärte, erkrankten jährlich 2,5 Milliarden Menschen an Zoonosen, 2,7 Millionen Menschen starben daran. [6]
Folgende Zoonosen stehen mit dem Konsum von Tieren in Verbindung:
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Fortlaufend: multiresistente Keime
Durch den massiven Einsatz antibiotisch wirksamer Medikamente in den landwirtschaftlichen Tierställen werden immer mehr Bakterien resistent, sodass mehrere Antibiotika nicht mehr wirken. Die Antibiotikaresistenz führt dazu, dass jedes Jahr Tausende Menschen an bakteriellen Erkrankungen sterben, die normalerweise unkompliziert behandelt werden können. Laut Expert:innen wird dies bis 2050 eine der Haupttodesursachen sein und jährlich 10 Millionen Menschen das Leben kosten.
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2019: COVID-19
Die Coronavirus-Pandemie hatte ihren Ursprung allem Anschein nach Ende 2019 auf einem Tiermarkt in der chinesischen Stadt Wuhan. Wie bei anderen Formen des Coronavirus stammte das Virus-Genom ursprünglich von einem Tier, bevor es auf den Menschen überging. Aktuellste Forschungsergebnisse zeigen einen Bezug zu Fledermäusen und Schuppentieren – zwei Tierarten, die ihres Fleisches wegen auf dem Markt in Wuhan verkauft wurden.
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2014: Ebolafieber
Die Ebola-Viruskrankheit wird von einem Virus ausgelöst, das Wildtiere wie Fledermäuse, Stachelschweine und Primaten auf den Menschen übertragen. Zwischen 2014 und 2016 sind in Westafrika über 11.000 Menschen dem Virus zum Opfer gefallen.
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2012: MERS
Das Middle East Respiratory Syndrome (MERS) ist eine weitere durch das Coronavirus ausgelöste Krankheit. Erstmals bekannt wurde die Atemwegserkrankung in Saudi-Arabien. Mittlerweile hat sie sich in der ganzen Welt verbreitet und bereits 858 Menschen das Leben gekostet. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass Kamele bei der Übertragung des Virus auf den Menschen eine Rolle gespielt haben. Sie empfiehlt deshalb, vom Konsum von Kamelmilch und Kamelfleisch abzusehen.
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2009: Schweinegrippe
Das H1N1-Virus löste eine Pandemie aus, nachdem es von Schweinen auf den Menschen übertragen worden war. Bis zu 575.400 Menschen sind weltweit bereits daran gestorben.
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2002: SARS
Das Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) ist eine Krankheit, die durch ein Coronavirus ausgelöst wird und ihren Ursprung ebenfalls in Wildtieren wie Fledermäusen und Schleichkatzen hat. Sie wurde von Tieren auf den Menschen übertragen. Die SARS-Pandemie nahm ihren Anfang in China. Es folgte ein Ausbruch tödlicher Lungenentzündungen, denen 774 Menschen zum Opfer fielen. Man geht davon aus, dass auch dieses Virus von einem Tiermarkt herrührte.
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1997: Vogelgrippe
Der H5N1-Stamm der Vogelgrippe trat zuerst bei Gänsen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung auf und sprang dann auf Hühner über, die zur Produktion von Fleisch und Eiern gehalten wurden. Einige Stämme der Vogelgrippe können von Vögeln auf den Menschen übertragen werden. Die tödlichsten davon sind H5N1 und H7N9, an denen in China und weltweit bereits hunderte Menschen verstarben. Das Virus kann auf Menschen übertragen werden, wenn diese mit Federn, Fleisch oder Ausscheidungen infizierter Tiere in Berührung kommen.
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1995: vCJK
Die variante Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) ist eine seltene Erkrankung, die beim Menschen Hirnschäden verursacht. Die Ansteckung erfolgt durch den Verzehr des Fleisches von Rindern mit BSE („Rinderwahn“). Da Rinder Pflanzenesser sind, entwickelten sie BSE, nachdem sie mit gemahlenem Fleisch und den Knochen anderer Tiere, z. B. Schafen und anderer Rinder, gefüttert wurden. So wurden die Tiere unfreiwillig zu Kannibalen. Weltweit sind 226 Menschen an vCJK gestorben.
Welche Zoonose tritt am häufigsten auf?
Die häufigsten Zoonosen beim Menschen sind Campylobacteriose und Salmonellose. Meist erfolgt die Ansteckung über den Verzehr von kontaminierten tierischen Produkten oder Wasser. [7]
Campylobacteriose ist eine Durchfallerkrankung: Campylobacteriose ist eine durch bestimmte Bakterien verursachte Durchfallerkrankung. Der Erreger ist unter vielen Tieren verbreitet, darunter gefiederte Tiere und Rinder in der Ernährungsindustrie, Wildtiere wie Vögel und Nagetiere sowie „Haustiere“ wie Hunde und Katzen.
Menschen infizieren sich in der Regel über verunreinigte Nahrungsmittel wie unzureichend erhitztes Hühnerfleisch, verunreinigtes Wasser und nicht-pasteurisierte Milch. Auch der direkte Kontakt mit infizierten Tieren kann zu Ansteckungen führen. [8]
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Salmonellen-Infektion
Salmonellen sind Bakterien, die weltweit vorkommen. Eine Salmonellen-Erkrankung verursacht Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen, allgemeines Unwohlsein und teilweise Erbrechen. Übertragen werden Salmonellen über
- Nahrungsmittel wie rohe oder nicht durchgegarte Eier und Eiprodukte wie Mayonnaise, Speiseeis, rohes Fleisch
- Den Kontakt von Mensch zu Mensch über eine Schmierinfektion bei mangelnder Hygiene. Hierbei werden Darmbakterien über die Hände der Erkrankten weitergetragen und führen zu Infektionen, wenn die Erreger in den Mund gelangen
- Tierkontakt: Vor allem der Kontakt zu Reptilien wie Schlangen, Bartagamen und Schildkröten birgt das Risiko einer Infektion [9]
Was hat das mit Fleisch, Milch und Eiern zu tun?
Bereits 2004 benannte unter anderem die WHO die steigende Nachfrage nach tierischen Produkten als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Zoonosen. [10] Ein im Juli 2020 veröffentlichter Bericht des UN-Umweltprogramms und des International Livestock Research Institute (ILRI) verdeutlicht, dass das Risiko von Zoonosen in Zukunft steigen könnte. Unter anderem folgende menschengemachte Probleme begünstigen die Entstehung von Zoonosen:
- Steigende Nachfrage nach tierischen Produkten
- Zunehmende Nutzung und Ausbeutung von Wildtieren durch Jagd und Handel
- Klimakrise [11]
Wie Menschen mit ihrem Verhalten Zoonosen und Pandemien begünstigen
Weltweit pfercht der Mensch Milliarden Tiere in enge, kotverdreckte Ställe und Käfige von Agraranlagen, Tiermärkten, Pelzfarmen und Schlachthöfen. Diese mit gequälten, verletzten und kranken Tieren gefüllten Einrichtungen sind wahre Brutstätten für potenziell tödliche Keime und erhöhen somit die Wahrscheinlichkeit für die Verbreitung und Mutation von Keimen sowie die Entstehung und Ausbreitung von Zoonosen. Immer mehr Krankheitserreger springen vom Tier auf den Menschen über – mit nicht absehbaren Konsequenzen für die gesamte Menschheit.
Damit die Tiere die verheerenden Zustände in den Anlagen möglichst überleben, kommen weltweit Antibiotika großflächig zum Einsatz. Da diese Praxis jedoch zur Entstehung immer neuer resistenter Keime führt, wirken viele Medikamente beim Menschen nicht mehr. Sind gängige Antibiotika aufgrund von Resistenzen nicht mehr wirksam, kommen sogenannte Reserve-Antibiotika zum Einsatz. Da jedoch diese Reserve-Antibiotika den Tieren ebenfalls verabreicht werden, wirken selbst diese Notfallmedikamente beim Menschen mitunter nicht mehr. Diese Antibiotikaresistenz führt dazu, dass Tausende Menschen an normalerweise gut behandelbaren bakteriellen Erkrankungen sterben – in Europa sind dies jährlich über 30.000 Menschen. [12] Die WHO listete antibiotikaresistente Keime im Jahr 2019 sogar als eine der zehn Bedrohungen für die globale Gesundheit. [13]
Das Problem ist der Politik durchaus bekannt, jedoch bleibt sie tatenlos. So schreibt zum Beispiel der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft schon 2015 in einem Gutachten:
„Tierische Lebensmittel bergen grundsätzlich Risiken für die menschliche Gesundheit. Mögliche Beeinträchtigungen der Gesundheit ergeben sich zum einen durch Erreger von Zoonosen, die in den Tierbeständen vorkommen und auf unterschiedlichen Wegen zu den Konsumenten/Konsumentinnen gelangen können, zum anderen durch verschiedene stoffliche Belastungen aus der Tierhaltung sowie durch die Entstehung von Resistenzen gegenüber Medikamenten.“ [13]
Die Tierwirtschaft fördert jedoch nicht nur die Entstehung von Zoonosen und Antibiotikaresistenzen. Zusätzlich befeuert sie in hohem Maß den Klimawandel und das Artensterben, was das Risiko von künftigen Pandemien weiter erhöht. Die fortgesetzte Zerstörung der Natur begünstigt die Entstehung und Ausbreitung von Krankheitserregern. Ein trauriges Beispiel dafür ist die Regenwaldabholzung zum Anlegen von Weideflächen und Anbau von Tiernahrung, denn dies ermöglicht einen erhöhten und oftmals vorher nicht vorhandenen Kontakt zwischen Mensch und Tier. Auch der Verzehr von und Handel mit Wildtieren begünstigt die Übertragung von Viren auf uns Menschen.
Die Corona-Krise könnte nur ein erster Vorgeschmack dessen sein, was uns in Zukunft immer wieder bevorstehen könnte: Pandemien, ausgelöst durch die Gier nach tierischen Produkten und eine immer weiter zunehmende Tierhaltung.
Wie kann man Zoonosen und Pandemien verhindern?
Das menschliche Verhalten gegenüber Natur und Tieren ist hauptverantwortlich für die zunehmende Häufigkeit von Zoonosen. Zum Wohl von Tieren, Menschen und der Umwelt fordern daher immer mehr Wissenschaftler:innen mit Nachdruck die weltweite Schließung aller Einrichtungen der intensiven Tierhaltung und von Lebendtiermärkten, um so das Risiko der Entstehung und Verbreitung von Krankheiten wie COVID-19 zu mindern. Zusätzlich motivieren sie zu einem raschen Wechsel hin zum Konsum anderer Proteinformen wie etwa pflanzlichen Alternativen, die für den Menschen ungefährlich sind. [14]
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Quellen
[1] Bundesministerium für Bildung und Forschung: Gefährliche Eindringlinge – Droht nach der Schweine- und Vogelgrippe in Zukunft eine Fledermausgrippe?, https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/gefahrliche-eindringlinge-droht-nach-der-schweine-und-vogelgrippe-in-zukunft-eine-3200.php (eingesehen am 22.09.2022)
[2] Bundesinstitut für Risikobewertung: Zoonosen: Gesundheitliche Bewertung, https://www.bfr.bund.de/de/zoonosen.html (eingesehen am 02.11.2022)
[3] OneHealth: OIE – World Organisation for Animal Health, online: https://www.oie.int/en/for-the-media/onehealth/ (eingesehen am 22.09.2022)
[4] tagesschau (27.07.2022): Neue Corona-Studie. Virus kam wohl von Tiermarkt in Wuhan, https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/china-wuhan-ursprung-coronavirus-101.html (eingesehen am 02.11.2022)
[5] Nationale Forschungsplattform für Zoonosen: Drei aus Fünf, https://www.zoonosen.net/forschungsnetz/newsletter/07_2020/Artikel2 (eingesehen am 02.11.2022)
[6] World Economic Forum (06.07.2022): What are zoonotic diseases – and how dangerous are they?, https://www.weforum.org/agenda/2022/07/zoonotic-disease-virus-covid/ (eingesehen am 02.11.2022)
[7] European Centre for Disease Prevention and Control, https://www.ecdc.europa.eu/en/zoonoses (eingesehen am 02.11.2022)
[8] Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Campylobacteriose.html (eingesehen am 02.11.2022)
[9] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Salmonellen: Informationen über Krankheitserreger beim Menschen – Hygiene schützt!, https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/salmonellen/ (eingesehen am 02.11.2022)
[10] WHO/FAO/OIE: Report of the WHO/FAO/OIE joint consultation on emerging zoonotic diseases, https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/68899/WHO_CDS_CPE_ZFK_2004.9.pdf?fbclid=IwAR2ha8hDMHV8gDJYEadsk7-lxLS84Z3kSlq3E4-zG5kaWUh1Xc5vgJhTsJ4 (eingesehen am 22.09.2022)
[11] UN Environment Programme: Unite human, animal and environmental health to prevent the next pandemic – UN Report, https://www.unenvironment.org/news-and-stories/press-release/unite-human-animal-and-environmental-health-prevent-next-pandemic-un (eingesehen am 22.09.2022)
[12] Robert Koch-Institut (2018): Neue Zahlen zu Krankheitslast und Todesfällen durch antibiotikaresistente Erreger in Europa, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/Uebersichtsbeitraege/AMR_Europa.html (eingesehen am 22.09.2022)
[13] World Health Organization: Ten threats to global health in 2019, https://www.who.int/news-room/spotlight/ten-threats-to-global-health-in-2019 (eingesehen am 22.09.2022)
[14] Wiebers, D.O. & Feigin V.L. (2020): What the COVID-19 Crisis Is Telling Humanity, https://www.karger.com/Article/FullText/508654 (eingesehen am 22.09.2022)