Update Juli 2021
Anfang Juli haben Vertreter:innen von Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, Wissenschaft und Wirtschaft ihren Abschlussbericht über die Zukunft der Landwirtschaft vorgelegt. Darin fordert die „Zukunftskommission“ eine Reformation der Landwirtschaft hin zu unter anderem mehr pflanzlicher Nahrung und Klimaschutz. Weitere Ziele sind ein geringerer Pestizideinsatz und die Halbierung des Fleischkonsums durch beispielsweise höhere Preise. Zudem wurde zusammengefasst, dass die deutsche Landwirtschaft etwa 90 Milliarden Euro pro Jahr an Folgekosten für unsere Umwelt verantwortet. Diese kommen etwa durch den Verlust der biologischen Vielfalt sowie Luft- und Grundwasserverschmutzung zustande. [1]
Es bleibt fraglich, wie viel von den vorgenommenen Änderungen tatsächlich umgesetzt werden. Denn schon 2015 hat sich der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in einem Gutachten für drastische Änderungen in der Landwirtschaft ausgesprochen. [2] Aber die Kommission zeigt erneut auf, wie viel in der Landwirtschaft über Jahre in die falsche Richtung gelaufen ist, ohne dass die Bundesregierung Taten folgen ließ. Denn die leidvollen Umstände für die Tiere und die Umwelt sind seit vielen Jahren bekannt. Zumal höhere Preise für tierische Produkte das Tierleid oder die Umweltbelastungen nicht wettmachen. Tiere sind Lebewesen mit eigenen Rechten – und keine wirtschaftliche Ware. Es fehlt weiterhin ein klarer Ausstiegsplan aus der tierhaltenden Landwirtschaft hin zum veganen Ökolandbau.
Originaltext von April 2020
Anfang Dezember 2019 fand ein dreistündiger Agrargipfel im Kanzleramt statt, bei dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zusammen mit den teilnehmenden Verbänden die Bildung einer „Zukunftskommission Landwirtschaft“ beschlossen. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft soll die Kommission erarbeiten, wie die Agrarbranche in Deutschland wettbewerbsfähig bleibt und wie es einen „angemessenen Ausgleich der Interessen geben“ kann [3].
Für Tierhaltung keine Besserung in Sicht
Kurz vor Abschluss des Gipfels wurde entschieden, dass ausgerechnet Vertreter des Deutschen Bauernverbandes und der Bewegung „Land schafft Verbindung Deutschland“ Vorschläge zur künftigen Gestaltung der „Zukunftsmission Landwirtschaft“ erbringen sollen. Ihre Ausarbeitung wurde Merkel und Klöckner im März 2020 übergeben –Tierschutzverbände konnten bei dieser wichtigen Erarbeitung von Anfang an nicht mitwirken. Die Vorschläge zur Gestaltung der Kommission sind überdies nicht öffentlich einsehbar.
Bauernverband und Bundesministerin bekannt für tierfeindliche Politik
Der Deutsche Bauernverband und das Bundeslandwirtschaftsministerium fahren seit Jahren eine tier- und umweltfeindliche Politik. Die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration und die Erlaubnis für Landwirte, in diesem Zusammenhang tierärztliche Tätigkeiten zu übernehmen, Sauen in Kastenständen oder qualvolle Tiertransporte – all das sind nur einige bekannte Beispiele für die legalisierte Tierquälerei der Politik auf Drängen der Verbände. Diese und weitere Entscheidungen haben in der Gesellschaft zu einem berechtigten schlechten Bild der Landwirtschaft geführt. Und nun sollen die gleichen Personen eine Zukunftskommission leiten, deren Ziel es ist, zu einer besseren Akzeptanz der Landwirtschaft in der Gesellschaft beizutragen?
Vieles deutet darauf hin, dass es bei der Zukunftskommission nur um eine weitere Imagekampagne geht, die aber keine weitreichenden Veränderungen in der Landwirtschaft herbeiführen wird – und für wirkliche Verbesserungen im Bereich Tierhaltung ist mit diesen Akteuren, denen es augenscheinlich rein um wirtschaftliche Interessen geht, nicht zu rechnen.
Was Sie tun können
Bitte informieren Sie sich darüber, wie tierfeindlich, klima- und umweltschädlich und letztlich auch menschenverachtend unsere derzeitige Agrarpolitik ist.
Warten Sie nicht auf profitorientierte Politiker und Verbände, sondern helfen Sie den Tieren, dem Klima und der Umwelt nachhaltig, indem Sie Fleisch, Milch, Eier und Honig von Ihrem Speiseplan streichen und sich stattdessen gesund vegan ernähren. Das kostenlose und unverbindliche Veganstart-Programm bietet Ihnen praktische Unterstützung für den mühelosen Einstieg in das vegane Leben.
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Quellen
[1] SPIEGEL Wissenschaft: Zukunftskommission Landwirtschaft – Kostet ein Kilo Rindfleisch bald 80 Euro? Unter: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/zukunftskommission-landwirtschaft-kostet-ein-kilo-rindfleisch-bald-80-euro-a-a0634de3-934c-4bce-97b3-581c93362e32 (eingesehen am 01.07.2021)
[2] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2015): Wege zu einer gesellschaftlich akzeptieren Nutztierhaltung. Gutachten. Unter: https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/82/Nutztiergutachten%20-%20Sonderheft%20221%20-%20B%C3%BCL-html (eingesehen am 01.07.2021)
[3] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: „Zukunftskommission Landwirtschaft wird eingerichtet“, Pressemitteilung Nr. 50 vom 19.03.2020. Online unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/2020/050-zukunftskommission-Landwirtschaft.html (zuletzt abgerufen am 09.04.2020)