Rund 1,25 Millionen Pferde leben in Deutschland im Privatbesitz ihrer Menschen [1]. Dabei ist die Haltung der Pferde sehr unterschiedlich: Ein Teil lebt auf den Grundstücken ihrer Menschen, andere in Pensionsbetrieben. Hier unterscheidet sich die Unterbringung in Offenstall- oder Boxenhaltung – welche in ihren Formen unterschiedlich genutzt werden. Auch Aktivställe sind eine Haltungsform für Pferde, die als besonders artgerecht gilt. In diesem Artikel erfahren Sie mehr zu den unterschiedlichen und artgerechten Möglichkeiten der Unterbringung von Pferden und Ponys.
Pferdehaltung: So viel Platz benötigen die sozialen Tiere
Pferde sind sehr soziale Tiere, die auf Kontakte mit Artgenossen angewiesen sind. In Freiheit legen die Tiere täglich mehrere Dutzend Kilometer zurück und unterbrechen die stundenlange Nahrungssuche nur für kurze Ruhepausen. Außerdem sind Pferde Fluchttiere, die in Schreck- oder Angstmomenten fliehen, das heißt, sich mit schnellen Bewegungen fortbewegen. Das kann ein Sprung zur Seite sein, aber auch ein Weglaufen. Daher ist es für Pferde besonders wichtig, ausreichend Platz zur Verfügung zu haben, um ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen zu können.
Boxenhaltung
Ein Großteil der Pferde wird auch heutzutage noch in engen Einzelboxen gehalten. Hier sind die neugierigen Lauftiere beinahe den ganzen Tag in einem kleinen Raum eingesperrt. Der Mangel an Bewegung und sozialem Kontakt führt oftmals zu schweren Verhaltensstörungen.
Das Richtmaß einer Boxengröße wird üblicherweise anhand der Widerristhöhe des Pferdes berechnet: Widerristhöhe Mal zwei im Quadrat – das entspricht bei einem 1,70 Meter großen Pferd einer Boxengröße von 3 x 4 Metern [2]. Das Problem: Die meisten Boxen sind in Stallungen eingebaut. Wurden die Stallungen so eingerichtet, dass sie im Grunde für im Durchschnitt 1,60 Meter große Pferde gebaut wurden, finden alle größeren Tiere nicht ausreichend Platz – werden dort aber trotzdem untergestellt. Denn auch heutzutage werden die meisten Pferde in Deutschland in der klassischen Box gehalten. Häufig ohne Fenster – und sie haben, wenn überhaupt, nur durch Gitter Sichtkontakt zu Artgenossen.
Mittlerweile gibt es auch modernere Boxenhaltungsformen, wie beispielsweise die, in denen Pferde durchgängig Zugang zu einem Außenpaddock haben – die sogenannten Paddockboxen. Hier haben die Pferde die Möglichkeit, sich innen und außen aufzuhalten, mehr Platz, Zugang zu frischer Luft und bestenfalls die Chance, über die Paddockbegrenzung hinweg in direkten Kontakt mit Artgenossen zu kommen.
Gruppenhaltung mit Offenstall
Pferde sind extrem soziale Herdentiere. Befreundete Pferde kraulen sich gegenseitig das Fell, spielen miteinander, grasen nebeneinander oder stehen eng beieinander. Diese Verhaltensweisen festigen ein positives Zusammenleben der Tiere. In einer Offenstallhaltung haben die Lauftiere die Möglichkeit, sich ausreichend an der frischen Luft zu bewegen. Sie haben tagtägliche Abwechslung und müssen nicht wie Pferde in Boxenhaltung ständig auf Gitter- oder Betonwände starren. Besonders der Austausch mit ihren Artgenossen trägt einen Großteil zu einem zufriedenen Pferdeleben bei.
Grundsätzlich sollten Pferde immer die Möglichkeit haben, in einer Gruppe zu leben, oder direkten Kontakt zu Artgenossen bekommen – am besten auf einer Weide mit großem Unterstand, in dem auch die rangniederen Pferde Platz finden. Einige Pensionsställe bieten im Frühjahr und Sommer durchgängigen Zugang zur Weide an. Hier leben die Pferde dann in Offenhaltung auf der Weide. Dabei sollte neben dem Zugang zu frischem Gras auf ausreichend Rau- und je nach Bedarf des Pferdes auf Kraftfutter geachtet werden. Ebenso sollten in jeder offenen Haltungsform Unterstände zugänglich sein, die vor Regen, Wind und starker Sonne schützen. Auch frisches Wasser sollte jederzeit zugänglich sein – das gilt natürlich für alle Pferdehaltungsformen.
Aktivstall oder Bewegungsstall
Aktivställe, die auch als Bewegungsställe bezeichnet werden, sind bei Pferdehaltern in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Eine solche Haltungsform zeichnet sich dadurch aus, dass die Pferde in, zum Teil unterschiedlichen, Herdenverbänden leben und im Durchschnitt sehr viel mehr Platz als in der klassischen Offenstall- oder Boxenhaltung haben. Auch die Fütterung wird hier oft individuell geregelt: Mit Chips, die beispielsweise an Halsringen befestigt werden, haben die Pferde Zugang zu ihrem Futter, das nach ihren Bedürfnissen gemischt wurde. Die Böden unterscheiden sich zum Teil, um Abwechslung in der Bewegung und der Beanspruchung von Muskulatur und Bändern zu bieten. Wie auch in der Offenstallhaltung haben Pferde in Aktivställen Zugang zu regen- und windfesten Unterständen. Zusätzlich werden gezielt Bewegungsanreize gesetzt, beispielsweise durch verschiedene Futterstationen entlang eines Trails. So sind die Pferde viel in Bewegung und können ihren natürlichen Bedürfnissen nachkommen.
Welche Haltungsform eignet sich für mein Pferd am besten?
Die Unterbringung Ihres Pferdes sollten Sie auf die individuellen Bedürfnisse des Tieres ausrichten. Treten Sie in Kontakt mit Pensionsbetrieben, lassen Sie sich beraten und achten Sie dabei darauf, die für Ihr Pferd beste Entscheidung zu treffen. Die reine Boxenhaltung ohne Kontakt zu Artgenossen oder ohne Freilaufmöglichkeiten auf Paddocks und Weiden ist generell nicht artgerecht.
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Quellen
[1] Deutsche Reiterliche Vereinigung: Zahlen und Fakten aus Pferdesport und Pferdezucht, https://www.pferd-aktuell.de/deutsche-reiterliche-vereinigung/zahlen–fakten, eingesehen am 10.12.2020
[2] St. Georg: Ein Pferdestall zum Wohlfühlen – groß, hell und luftig, https://www.st-georg.de/wissen/ein-pferdestall-zum-wohlfuehlen-gross-hell-und-luftig/, eingesehen am 10.12.2020