TV-Moderatorin Katja Lührs im Gespräch mit PETA. Diesmal berichtet die prominente Tierschützerin über eine Kuhu nd ihr Kalb und warum jedes Leben zählt.
Die Schauspielerin und TV-Moderatorin Katja Lührs kennen viele Menschen durchF ernsehsendungen wie „Die Schwarzwaldklinik“, „Ehen vor Gericht“, „Abendschau“ und „BunteTalkshow“. Für PETA hat Katja Lührs Fragen über ihr tierfreundliches Leben beantwortet. Hier erzählt sie ihre Geschichte eines Kalbs, um das Verständnis für ein veganes Leben zu fördern.
Frau Lührs, würden Sie uns bitte mitteilen, wie Sie ein Kalb vor dem Schlachthof bewahrt haben?
Ja, gerne. Meine Freundin Roswitha rief mich hilfesuchend im Hochsommer um die Mittagszeit an. Sie berichtete mir von einem Kalb, das sie auf einem Bauernhof in einem abgestellten Anhänger in der Sonne stehend entdeckt hatte. Es rief kläglich nach seiner Mutter, so empfand es Roswitha, die sofort den Bauern fragte, was mit dem Kalb los sei. Ziemlich herzlos meinte dieser, dass er zu spät zum Schlachthof gekommen sei, weil kein Schlachter mehr anwesend war. Man sagte ihm, er soll am nächsten Tag morgens wieder kommen.
Wie ging die Rettungsgeschichte weiter?
Roswitha bat den Bauern, das Kalb wieder zu seiner Mutter zu lassen. Der Bauer verneinte, da sich dies sowieso nicht lohnen würde, weil das Kalb ja am nächsten Tag geschlachtet werden sollte. Tierschutz oder „Zum Wohl des Tieres“ waren für den Mann Fremdwörter. Er sah auch keine Notwendigkeit, dem Kalb Wasser hinzustellen. Meine Freundin war entsetzt und wollte das Kalb retten. Der Bauer meinte nur, sie könne das „Vieh“ – schrecklich abwertend das Wort für ein Lebewesen – ja abkaufen – für den Schlachtpreis, selbstverständlich bar bezahlt. „Wie hoch ist der Schlachtpreis?“, fragte Roswitha erschrocken und bekam die Antwort: 500 Euro.
Sie verhandelte, um das Kalb frei zu kaufen?
Roswitha wusste sofort, dass ihr die Summe nicht zur Verfügung stand. Und sie hatte auch keine Möglichkeit, das Kalb bei sich aufzunehmen. Da fiel ihr Anna ein, eine gemeinsame Freundin, die mit ihrem Mann einen kleinen Selbstversorgen-Bauernhof führte. Das Ehepaar war berufstätig und kümmerte sich gemeinsam mit ihrem Sohn um seine Tiere. Nach einem Telefonat erklärte sich Anna glücklicherweise sofort bereit, das Kalb bei sich auf zu nehmen. Als nächstes rief Roswitha mich an und fragte nach finanzieller Unterstützung, während das Kalb immer noch im Anhänger in der Sonne stand und der Bauer auf eine Antwort vor ihr wartete.
Wie haben Sie dem Kalb geholfen?
Da alles schnell gehen musste, sagte ich: „Ja, ich bringe Dir das Geld vorbei“. Nach nur wenigen Minuten kam der nächste Hilfeanruf von ihr mit der Bitte, statt 500 Euro jetzt 1.500 Euro mitzubringen. Auf meiner Frage „Warum?“ war die Antwort: „Der Bauer will jetzt auch noch für die Mutterkuh den Schlachtpreis von 1.000 Euro. Ohne Mutterkuh kein Kalb, denn es könne nicht ohne seine Mutter überleben“, so seine bauernschlaue Argumentation. „Es sei noch viel zu jung. Scheinbar aber nicht zu jung zum Schlachten, damit Menschen ihren Kalbsbraten essen können“, hörte ich noch meine Freundin sagen. Der Bauer blieb erbarmungslos: „Entweder das Kalb bleibt über Nacht bis zum nächsten Tag auf dem Hänger oder ihr nehmt auch noch die Kuh!“
Wie endete die Rettungsaktion?
Wow, keine kleine Hausnummer, 1.500 Euro spontan aus dem Ärmel zu schütteln. Aber wer wollte das Kalb, das während des Telefonats immer noch im Hintergrund nach seiner Mutter klagte, weiter leiden lassen, und so stimmte ich schnell zu. Im Nachhinein ist zu erkennen, dass das Kalb seiner Mutter zu einem besseren Leben verholfen hat. Beim Transport stellte sich nämlich heraus, dass die Mutter eng im Stall angebunden war, was ihr kaum Bewegungen ermöglicht hatte, auf einem blanken Betonboden mit Gitterrosten. Was für ein jämmerliches Dahinvegetieren. Aber nun das Erfreuliche. Schon am nächsten Tag konnten beide, Mutter und Tochter, in freier Natur, mit anderen Kühen, auf einer wirklichen Blumenwiese, ihr Leben genießen.
Was denken Sie über die Mensch-Tier-Beziehung?
Was der Mensch den Tieren angetan hat, das fasst man nicht als einigermaßen normal denkender Mensch. Ich frage mich oft, was passiert, wenn Menschen an Gott glauben, aber so schlimm mit der Natur und ihren Mitgeschöpfen umgehen. Wenn es Gott gibt – wir wissen es nicht – gibt es keine Rechtfertigungen für so ein grausames Handeln. Zumal wir alle über die Medien immer wieder aufgeklärt werden und selber im Inneren wissen, dass Tiere unsere Mitgeschöpfe sind und wir alle aus einer Evolution – Natur – entstanden sind.
Welche Botschaft möchten Sie uns mit der Geschichte mitgeben?
Ich möchte jeden dazu auff ordern, genau in seiner Nachbarschaft hinzuschauen und den Tieren zu helfen. Selbstverständlich kann man nicht die ganze Welt retten, aber immer ein bisschen mehr tun bei dem, was einen angetragen wird. Mir wurde über das Telefongespräch das Kalb angetragen. Ich hätte weg schauen können, auch mit dem Spruch, ich habe kein Geld. Damals hatte ich nicht viel übrig. Ich will damit nur sagen, jeder kann das tun. Man kann auch andere mit ins Boot holen, damit sie mithelfen. Jedes Lebewesen hat ein Recht auf sein Leben. Auch auf seine Erfahrungen, die es sammeln möchte – so wie wir Menschen. Und darauf, wenn es Hilfe braucht, Hilfe und Nächstenliebe zu erfahren, wie wir Menschen auch. Selbstverständlich möchte ich jeden ermuntern, sich vegan zu ernähren. Denn Tiere lieben ihr Leben wie wir.