Katja Lührs: Vögel brauchen
unsere Hilfe

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TV-Moderatorin Katja Lührs im Interview mit PETA über Singvögel, tierische Freundschaft und unseren Verantwortung für ihren Lebensraum.

Sie liebt alle Tieren und geht stets achtsam mit ihnen um. In diesem Artikel berichtet Katja Lührs über Vögel in ihrem Garten. Die Schauspielerin und TV-Moderatorin kennen viele Menschen durch Fernsehsendungen wie „Die Schwarzwaldklinik“, „Ehen vor Gericht“, „Abendschau“ und „Bunte Talkshow“. Für PETA hat Katja Lührs Fragen über ihr tierfreundliches Leben beantwortet. Hier erzählt sie ihre Geschichte von Meisen.

Frau Lührs, wie begann Ihre Beziehung zu den Singvögeln?

Am Futterplatz in meinem Garten, als ich noch in München lebte, stand eine gute Portion geschälter Sonnenblumenkerne als Mahlzeit immer für Vögel bereit. Eines Tages beschloss ich, an einer Tanne hinter meinem Haus einen Nistkasten für Vögel anzubringen. Also ging ich in ein Gartencenter, wo mir einer besonders empfohlen wurde. Mit dem Nistkasten unter dem Arm kam ich zu Hause an und animierte meinen Lebenspartner Georg: „Bitte hänge ihn für mich auf“. Gesagt, getan, hing der Brutkasten geschützt von Ästen sowie zu starker Sonneneinstrahlung, in der richtigen Höhe und Windrichtung und wir warteten darauf, wann ein Vogelpaar sein neues Heim begutachten würde. Tatsächlich, bald danach im Frühjahr zog ein Meisenpaar ein und brütete seine Eier aus.

Beobachteten Sie die Vögel?

Jeden Tag lauschten wir auf unserer Terrasse nach Geräuschen der Jungvögel – um zuhören, ob diese schon geschlüpft waren. Außerdem saß ich mit einem Fernglas in der Handauf unserer Gartenbank und schaute liebend gerne den Vögeln zu. Das hatte für mich immer wieder etwas sehr Beruhigendes nach dem oft hektischen Alltagsgeschehen. Emsig flogen Frau und Herr Meise den Nistkasten an. Doch bald bemerkte ich, dass Herr Meise nicht mehr auftauchte. Man hatte ihn an der Zeichnung auf der Brust gut von seiner Frau unterscheiden können. Georg und ich machten uns ziemliche Sorgen, ob Mutter Meise die Fütterung ihrer Jungvögel wohl alleine schaffen würde. Dass mehrere junge Vögel im Nistkasten waren, konnte man sehr gut hören. Und es kam der Tag, wo Mutter Meise nicht mehr in den Nistkasten flog, um zu füttern, sondern nur noch auf einem Ast davor saß und aufgeregt piepte.

Was war passiert?

Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl und bat meinen Freund, im Nistkasten nachzusehen, was da los war – etwas, was wir sonst nicht getan hätten. Erschrocken zeigte er mir vier tote Winzlinge von Vögeln, die im Nistkasten lagen. Wie konnte das passieren? Wir waren zunächst ziemlich ratlos und sahen der Vogelmutter an ihrem Verhalten an, dass sie sehr geschwächt war. Außerdem entdeckte ich, dass auf dem Boden, im Gras, ein Jungvogel kauerte. Mutter Meise hatte wohl eine Zeit lang fünf Meisenschnäbel allein durchgefüttert.

Was unternahmen Sie?

In dieser Ausnahmesituation hatte ich eine Idee: Ein Papierkorb mit Henkel wurde schnell umfunktioniert. Mein Partner und ich legten Stroh und ein weiches Tuch hinein, das wir nach Bedarf immer auswechseln konnten. Den Korb stellte ich erst mal auf die Terrasse in den Schatten – so geschützt, dass er auch vor einer Katze sicher war. Ich setzte den kleinen Vogel auf den Henkel. Von oben, auf einem Ast sitzend, beobachtet Mutter Meise, was mit ihrem Nachwuchs passierte. Mein Freund besorgte von einem Nachbarn, der Wellen- und Nymphensittiche hatte, Vogelaufzuchtnahrung.

Wie entwickelten Sie Ihr Vorhaben weiter?

Meine Idee war, den Vogel mit Vogelaufzuchtnahrung groß zu ziehen, weil seine Mutter fast regungslos weiter auf dem Ast saß und keine Anstalten machte, ihr Fütterungsprogramm wieder aufzunehmen. Das klappte auch ziemlich gut: Mit einer Pinzette und kundiger Anleitung vom Nymphensittichnachbarn ging ich ans Werk, den ein Handtuch über das Korbgeflecht, sodass der gefiederte Winzling ruhig über Nacht schlafen konnte. Mit einem letzten Blick, bevor auch ich schlafen ging, schaute ich auf die Tanne. Im Mondlicht konnte ich sehen, dass Mutter Meise immer noch auf dem Ast vor dem Brutkasten saß. Wie gesagt, sie hatte alles mit beobachtet und wusste, wo ihr Nachwuchs zu finden ist.

Spannend, und wie ging es dann weiter?

Am nächsten Morgen stand ich schon um sechs Uhr früh auf und stellte sofort den Korb wieder auf die Terrasse. Das Wetter spielte auch mit. Ich setzte die kleine Meise auf den Henkel vom Korb und startete mein Fütterungsprogramm. Mutter Meise saß immer noc hoder schon wieder auf ihrem Ast und schaute zu. Nach der Fütterung ging ich in die Küche und beobachtete von dort aus den Korb. Mutter Meise war an dem Tag sichtbar besser drauf. Sie flog mit einem Wurm an und fütterte ihren Nachwuchs auf dem Henkel. Toll, jetzt hatte „Kleinmeise“ wieder zwei Ansprechpartner, die sich mit Futter und Liebe um sie kümmerten.

Der junge Vogel nahm also die Nahrung an …

Richtig, so ging es Tage lang. So lange, bis es hieß – von meinem Bauchgefühl her – Abschied zu nehmen. Es war ein wunderschöner sonniger Spätnachmittag, als Mutter Meise ihre Tochter oder ihren Sohn Meise, so genau war das noch nicht zu erkennen, animierte, den Henkelkorb zu verlassen und ins richtige Meisenleben zu starten. Die ersten Flugversuch gingen kläglich daneben und immer wieder holte ich den Sprössling auf den Korbhenkel zurück. Dann gelang es dem Jungvogel einen etwas weiterer Flug hinzulegen, bis zum nächsten größeren Busch. Aber dann verließen ihn die Kräfte. Die kleine Meise hing zwischen den Ästen irgendwie fest. Also musste ich eine Leiter aus dem Gartenhaus holen und die aufgeregte, vor sich hin piepsende Meise retten. Alles wieder unter der Beobachtung von Mutter Meise.

Wann gelang es der jungen Meise zu fliegen?

Fürs Erste hatte die junge Meise zwar so ziemlich genug vom Fliegen, obwohl ihre Mutter versuchte, sie immer wieder zu ermuntern. Abends holte ich das zarte Wesen wieder in den Wintergarten. Aber am nächsten Tag – nach dem Meisenfrühstück frisch gestärkt – versuchte sie erneut zu fliegen. Das klappte auf Anhieb und beide waren schnell auf und davon. Auf der einen Seite war ich super glücklich, auf der anderen tief traurig, dass ich beide nicht mehr wieder sehen würde. Im Endeffekt aber sehr dankbar, dass ich das erleben durfte. Aber „hallo“, zwei Tage später waren meine liebgewordenen kleinen Freunde wieder da. Mit Sicherheit auch, weil sie sich an die Futterstelle im Garten mit den leckeren geschälten Sonnenblumenkernen erinnerten.

Hört sich an, als wenn die beiden gern gesehene Dauergäste wurden?

Ja, ich lag ich im Garten auf einem Liegestuhl und meine Arme ragten an meinem Kopfende über der Liege hinaus. Plötzlich berührte etwas sehr Zartes meine rechte Hand. Ich war erschrocken und sprang blitzschnell auf. Es war die kleine Meise, die über meine Reaktion auch ziemlich erschrocken war. Gott sei Dank nicht so sehr, dass ich sie vertrieben hatte. Sie flüchtete in die Minitrauerweide gleich neben der Terrasse. Tatsächlich war es die Meise, die ich mit aufgezogen hatte. Schnell hatte ich mich gefangen und sprach mit ihr ganz leise und ging dann über den Wintergarten in die Küche. Dort holte ich eilig Cashewnüsse in der Hoffnung, dass sie auf mich warten würde. Ich zerbröselte die Cashewnüsse mit beiden Händen und ehe ich mich versah, saß sie auch schon in meiner flachen Hand. Sie hatte offensichtlich aufgrund meines früheren Fütterungsprogramms überhaupt keine Angst vor meinen Händen und unglaublich viel Vertrauen zu mir.

Die Meise knabberte die Nüsse?

Sie flog immer wieder in meine Hand, holte sich ein Stück Nuss und flog auf die Weide auf einen Ast, um das Nussstück schnabelgerecht noch weiter zu zerkleinern. Schon nach einigen An- und Wegflügen sparte sie sich das Programm und blieb auf meinem Mittelfinger sitzen, holte sich die Nuss, legte diese zwischen ihre Füße und „hackelte“ sie noch kleiner in meiner Hand. Wow, ich kam mir vor wie Alice im Wunderland.

Andere Meisen sahen, was sich bei mir im Garten abspielte, verloren ihre Scheu und kamen erst vereinzelt, aber zum Schluss waren es mindesten zehn Meisen, die sich so von mir füttern ließen. Ach so, ich vergaß, dass sich auch noch ein rotes Eichhörnchen dazu gesellte, das ich Maxi nannte und das bald auf seinen Namen hörte. Auch hier waren es offensichtlich die zerkleinerten, verlockenden „Cashewkerne“, eine Rarität, die es so nirgendwo bekam, und eine Riesen-Portion Vertrauen zu meiner Person, das über die Jahre gewachsen war, das es dem Eichhörnchen ermöglichte, sich mir zu nähern.

Sie haben den Tieren auch schon vor einigen Jahren ganzjährig Futter gegeben?

Durch meine Arbeit als freie Moderatorin, hatte ich auch immer wieder tagsüber Zeit die Tiere zu füttern. Wenn ich nicht zu Hause war, gab es einen kleinen Tisch mit einem Tellervoller „Vogelleckerlies“ vor meiner Wintergartentür. Mit anderen Worten: Die Piepmätzeund das Eichhörnchen hatten ganzjährig ein „Rundum-Sorglospaket“ bei mir gefunden. Das war eine Zeit in meinem Leben, bis zu meinem Umzug, die ich nie missen möchte. In dieser Zeit hatte ich ansonsten, sehr viele Sorgen, richtige Sorgen, aber die kleinen Gesellen haben mich grenzenlos mit ihrer Liebe, Treue und ihrem Vertrauen „aufgefangen“. Wildvögel, ein Eichhörnchen, die so unglaublich zutraulich waren – was für ein Glücksfall in meinem Leben. Dafür bin ich sehr dankbar bis zum heutigen Tage und werde es immer sein.

Möchten Sie noch eine Empfehlung geben?

Ja, gerne, Tierschutzorganisationen empfehlen, Nistkästen aus Holzbeton zu kaufen (zu finden z.B. bei Schwegler). Denn Nistkästen aus Kunststoff haben viele Nachteile, sie sind nicht atmungsaktiv und können in der Sonne sehr stark aufheizen und eventuell dazu auch noch Gifte freisetzen. So wie es mir passiert ist mit meinen allerersten gekauften Nistkasten aus Kunststoff . Dieser Nistkasten, wie sich später rausstellte, war der Grund, warum die Meisen gestorben sind.

Bei der Gelegenheit habe ich noch eine riesige Bitte! Achten Sie vor allem im Frühjahr, wenn die Jungvögel schlüpfen, auf ihre Katzen. Ich habe bei mir im Garten leider immer wieder beobachtet, dass viele junge Vögel von Katzen angegriffen und getötet wurden.

Übrigens, wenn Jungvögel sterben, kann dies viele Ursachen haben: Krankheitserreger, der Tod eines Elternteils, Gifte – beispielsweise auch aus der Landwirtschaft.