Für Kleidung und Accessoires aus Angorawolle werden Angorakaninchen oftmals in winzigen Käfigen gehalten und auf so grausame Weise geschoren, dass einige Tiere danach in eine Art Schockstarre verfallen. Oftmals wird den Kaninchen das Fell kurzerhand aus der Haut gerissen, sodass sie vor Schmerzen laut schreien. Immer wieder decken Aufnahmen die routinemäßigen Grausamkeiten auf, die Angorakaninchen in der Wollindustrie erleiden.
Erfahren Sie hier mehr über die Herkunft von Angorawolle und wieso Sie niemals Angoraprodukte kaufen sollten.
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Wo kommt Angorawolle her?
Angorawolle wird aus der langen, weichen Unterwolle der Angorakaninchen hergestellt. Angoras gelten als sogenannte Qualzuchten – ihnen wurden bestimmte Merkmale angezüchtet, unter denen sie leiden. Eine künstlich herbeigeführte Mutation führt dazu, dass ihr Fell ein Leben lang wächst. Wegen dieses unnatürlichen Wachstums sind die Tiere stark in ihrem arttypischen Verhalten beeinträchtigt und auf die Pflege und Schur durch den Menschen angewiesen:
- Innerhalb kürzester Zeit können durch das lange und oft verfilzte Haarkleid schmerzhafte Hautirritationen und Entzündungen entstehen.
- Durch das viel zu lange Fell überhitzen viele Angoras und laufen nahezu blind durchs Leben.
- Weil die Haare bis in die Augen fallen und die Hornhaut reizen, kommt es oft zu schmerzhaften Augeninfektionen.
- Werden die Tiere nicht rechtzeitig gekämmt und geschoren, können sie sich aufgrund der Fellmasse irgendwann gar nicht mehr richtig bewegen.
- Angorakaninchen sind besonders anfällig für lebensbedrohliche Erkrankungen. Sogenannte Bezoare – Haarballen im Magen der Tiere – können zu schwerwiegenden Verstopfungen oder einem Magen-Darm-Verschluss führen.
- Bei dem langen und kotverschmierten Fell der Angoras ist Fliegenbefall vorprogrammiert.
- Da den Tieren das schützende Deckhaar fehlt, neigen sie trotz des enormen Fellwachstums bei niedrigen Temperaturen schnell zu Unterkühlungen. Teilweise bilden sich sogar Eisklumpen im Fell [1].
Enormes Tierleid in Angorabetrieben
Rund 90 Prozent der weltweit gehandelten Angorawolle stammt aus China – einem Land, in dem keine greifenden Tierschutzgesetze existieren. 2013 veröffentlichte PETA Asien erstmals Aufnahmen, die das volle Ausmaß des Tierleids in chinesischen Angorabetrieben zeigen. 2015 veröffentlichte PETA USA zudem Aufnahmen aus Betrieben, die angaben, „artgerecht“ produzierte Angorawolle zu verkaufen. Auch hier wurden die Kaninchen oftmals einzeln in winzigen, verdreckten Käfigen gehalten, ohne ausreichend Schutz vor Hitze und Kälte. Beschäftigungsmöglichkeiten hatten die Tiere nicht.
Dabei sind Kaninchen soziale und aktive Tiere, die gerne in Gruppen leben, sich zwischen Büschen verstecken und gemeinsam in selbst gegrabenen Erdbauen wohnen, die eine Gesamtlänge von bis zu 45 Metern erreichen können. [2] Die grausame Einzelhaltung der Tiere soll verhindern, dass sich die Kaninchen gegenseitig das Fell beschmutzen und damit seinen Wert reduzieren, oder dass das Fell durch den Körperkontakt noch stärker verfilzt.
In den untersuchten Betrieben litten die meisten Kaninchen unter schweren Krankheiten wie Hautirritationen, Atemwegserkrankungen, Blindheit, Mangelernährung und Infektionen. Außerdem wiesen viele Tiere Ohrenverletzungen auf, da Arbeiter:innen sie an den Ohren herumzerren und sich während der Schur darauf stellen, um die Tiere zu fixieren. Viele Kaninchen waren so orientierungslos, dass sie Nahrung und Wasser nicht fanden und kläglich verdursteten oder verhungerten.
Auf dem europäischen Markt ist Frankreich der größte Produzent für Angorawolle. Auch hier unterscheiden sich die grausamen Praktiken in den Angorabetrieben kaum von jenen in China. So zeigten Aufnahmen aus den Jahren 2016, 2018 und 2020, wie die verängstigen Kaninchen beim „Lebendrupf“ gequält und misshandelt werden. [3]
Wie wird Angorawolle gewonnen?
Angorakaninchen werden etwa alle drei Monate geschoren oder lebendig gerupft. Da Kaninchen äußerst sensible Tiere sind, die schnell in Panik geraten, werden sie für die Schur auf Streckbänken fixiert oder an den Beinen festgebunden. Teilweise treten Arbeiter:innen auch auf die empfindlichen Ohren, um die Tiere am Boden zu fixieren. Anschließend werden die Kaninchen mit Schurgeräten oder Scheren so grob geschoren, dass sie oftmals blutige Verletzungen davontragen – für Fluchttiere eine fürchterliche Erfahrung. Sie winden sich, um den scharfen Scheren oder Schurmaschinen zu entkommen.
Beim häufig praktizierten Lebendrupf wird das Fell bei lebendigem Leib mit Kämmen oder bloßen Händen aus der Haut gerissen, sodass die Kaninchen vor Schmerzen markerschütternd schreien. Diese Prozedur ist für die Tiere so traumatisch, dass sie danach oft in eine Art Schockstarre verfallen. Einige Kaninchen sterben an dem Schock der Schur oder weil sie ohne ihr schützendes Fell unterkühlen. Die Überlebenden werden mit offenen Wunden bis zur nächsten Schur eingesperrt. Nach zwei bis fünf Jahren lässt ihre Fellqualität nach. Dann werden die Angorakaninchen kopfüber aufgehängt, ihre Kehle wird durchgeschnitten und ihr Körper anschließend als Fleisch verkauft.
Kaninchen leiden auch für zertifizierte Angorawolle
Für die Produktion von Angorawolle werden Kaninchen weltweit in winzigen Käfigen gehalten und bei der Schur schlimmsten Qualen ausgesetzt. Daran ändern auch vermeintliche Tierwohl-Label wie „CaregoraTM“ nichts. Die Haltung von Kaninchen in der Angoraindustrie ist vergleichbar mit den katastrophalen Bedingungen auf weltweiten Pelzfarmen. Die Tiere werden häufig einzeln oder gemeinsam in winzige Käfige eingesperrt, unter denen sich Kot und Urin ansammeln. Teilweise werden sie auch gemeinsam in kahle, verdreckte Gehege gesperrt. Diese Haltungsformen sind für die sozialen und bewegungsfreudigen Tiere eine Tortur. Label und Zertifikate, die Angorawolle als „artgerecht“ preisen, führen tierfreundliche Verbraucher:innen in die Irre – sogenanntes Humane Washing“. [4]
Diese Aufnahmen entstanden auf Angorafarmen, die ihre Wolle mit Begriffen wie „artgerecht“ vermarkteten:
Viele Modeunternehmen listen Angora aus
PETA und ihre internationalen Partnerorganisationen veröffentlichten in den Jahren 2013 und 2015 schockierende Aufnahmen aus chinesischen Angorabetrieben und konfrontierten die Modewelt mit dem unsäglichen Leid der Tiere. Als Reaktion darauf strichen viele Textilunternehmen das Tierqualprodukt aus ihren Kollektionen.
Inzwischen haben mehr als 300 Unternehmen und Designer Angorawolle ausgelistet, um das Leid der Kaninchen zu verhindern, darunter auch Moderiesen wie H&M, ASOS, Hugo Boss, Marc O´Polo und Esprit.
Angora Shame List: Diese Unternehmen verkaufen Angorawolle
Ermittlungen von PETA Asia zeigen, dass Kaninchen in chinesischen Farmen alle drei Monate für eine brutale Schur aus den Käfigen gezerrt werden, oder ihnen wird das Fell von der empfindsamen Haut gerissen, während die Kaninchen ohrenbetäubende Schreie von sich geben. Selbst auf sogenannten „artgerechten“ Farmen, leiden die geselligen, reinlichen Tiere eingesperrt in dreckigen Einzelkäfigen ohne Freilauf und angemessene tierärztliche Versorgung.
Obwohl PETA Deutschland die Händler:innen und Versandhäuser Peter Hahn, Falke, Galeria Kaufhof, Karstadt, Bader und Madeleine mehrfach über die Zustände auf den chinesischen Farmen informiert hat, verkaufen die Unternehmen weiterhin Produkte aus Angorawolle und weigern sich somit, sich den über 300 internationalen Firmen und Designern anzuschließen, die das Tierqualprodukt bereits ausgelistet haben.
Bitte helfen Sie den Angorakaninchen und kontaktieren Sie Peter Hahn, Falke, Galeria Kaufhof, Karstadt, Bader und Madeleine über den Kundenservice. Fordern Sie die Unternehmen auf, Produkte aus Angorawolle unbefristet aus dem Sortiment zu nehmen.
Was Sie tun können
Kaninchen sind feinfühlige, sozial komplexe und intelligente Tiere mit individuellen Persönlichkeiten – genau wie Hunde und Katzen. In ihrem natürlichen Lebensraum leben sie in sehr sauberen Erdbauen und verbringen die meiste Zeit auf der Suche nach frischer, blättriger Nahrung. Außerdem interagieren sie umfassend mit den Mitgliedern ihrer Familie. Kaninchen zu Wolllieferanten zu degradieren, zu züchten, einzusperren und qualvoll auszubeuten, ist speziesistisch. Wie alle Tiere haben auch Kaninchen das Recht auf ein selbstbestimmtes und friedliches Leben in Freiheit.
Lassen Sie sich nicht von vermeintlichen „Tierschutzversprechen“ in die Irre führen. Bitte streichen Sie Angorawolle aus ihrem Kleiderschrank und kaufen und tragen Sie stattdessen wirklich tierfreundliche Materialien wie Viskose, Lyocell (z. B. Tencel, Modal), SeaCell, Polyester, Sisal, Bambus, Baumwollflanell, Acryl oder Sojaseide.
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Quellen
[1] UFAW (2011): Genetic Welfare Problems of Companion Animals, Angora, https://www.ufaw.org.uk/rabbits/angora-long-hair, (eingesehen am 29.09.2021)
[2] Angermann R. (1993): Elftes Kapitel, Die Hasentiere, 418-463 in: Grzimeks Tierleben, Säugetiere 3, dtv
[3] One voice (08.2020): The screams of angora rabbits in France should not be drowned out by music!, https://www.stopangora.fr/en/home/, (eingesehen am 29.09.2021)
[4] SGS SA (2016): Naturfasern CaregoraTM – Weg der Faser von der Zuchtfarm bis zum Kunden, https://docs.google.com/viewerng/viewer?url=http://angora-rabbits.de/onewebmedia/TracebilityOLD.pdf, (eingesehen am 29.09.2021)