Affen sind faszinierende Tiere: Sie gelten als aufgeweckt, lebensfroh und intelligent. Kleinere Affen werden meist als niedlich wahrgenommen, größere Tiere weisen verblüffende Ähnlichkeiten zum Menschen auf – und locken daher Publikum an. Dazu gehören auch unsere nächsten Verwandten im Tierreich: Menschenaffen wie Schimpansen, Orang-Utans, Bonobos und Gorillas.
Doch Zoos sind Gefängnisse für Tiere, denn die Gehege, in denen sie eingesperrt sind, werden ihren Ansprüchen an ihr Lebensumfeld in keiner Weise gerecht. Affen sind sehr intelligente und soziale Tiere. Die Zoo-Gefangenschaft kann ihren Bedürfnisse nicht erfüllen, sie ist niemals artgerecht.
Erfahren Sie hier, wie Affen in Zoos leben und wie sehr die Tiere in der Gefangenschaft zoologischer Einrichtungen leiden.
Welche Affen gibt es im Zoo?
Zwar werden die Begriffe Affen und Primaten umgangssprachlich oft gleichgesetzt. Biologisch sind Affen allerdings nur eine Teilgruppe der Ordnung Primaten. In Zoos werden verschiedenste Primaten gehalten, darunter:
- Lemuren wie Kattas
- Affen wie
- Krallenaffen
- Kapuzineraffen
- Totenkopfaffen
- Klammeraffen
- Meerkatzen
- Makaken
- Schlankaffen
- Paviane
- Mandrills
- Gibbons
- Menschenaffen
- Schimpansen
- Bonobos
- Gorillas
- Orang-Utans
Unabhängig von der Art sind Tiere nicht dazu da, uns zu unterhalten. Sie gehören nicht in Zoos, sondern in ihren natürlichen Lebensraum – das gilt auch für Affen. Die Haltung in Zoos ist niemals artgerecht: Die Gehege sind meist zu klein, die Tiere sind wegen mangelnder Bewegung und Beschäftigungsmöglichkeiten frustriert. Individuen werden oft in willkürlichen Gruppen gehalten und einzelne Tiere zwischen verschiedenen Zoos ausgetauscht, zum Beispiel zur Nachzucht weiterer Tierbabys.
Wie leben Affen im Zoo?
Affen sind intelligente und meist hochsoziale Tiere mit komplexen Verhaltens- und Lebensweisen. Territorialität, Gruppenleben und verschiedenen Fortpflanzungsstrategien können nicht immer einfach erklärt werden. Oft schließen sich Individuen zu größeren Gruppen zusammen, um sich vor Feinden zu schützen – teilweise auch artübergreifend. [1] Während bei den Menschenaffen Schimpansen, Bonobos und Gorillas in Gruppen leben, bevorzugen es Orang-Utans in der Natur normalerweise, allein zu leben.
Zoos ignorieren diese Bedürfnisse oft, indem sie Tiere in zu großen oder zu kleinen Gruppen halten. Teilweise werden Schimpansen artwidrig paarweise und im Berliner Zoo eine Gorilla-Dame sogar einzeln gehalten. In vielen Zoos sind die Gehege sehr klein und unterschreiten die vorgeschriebenen Mindestgrößen teilweise massiv. Derart zusammengepfercht können sich die Tiere kaum aus dem Weg gehen. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen den Tieren – anders als in der Natur haben sie dabei keine Ausweichmöglichkeiten.
Die Enge der tristen Zoo-Gefangenschaft ist mit Bewegungsmangel und fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten verbunden. In der Natur legen Affen je nach Art auf der Suche nach Nahrung mehrere Kilometer zurück. In Zoos erhalten die Tiere ihre Nahrung portioniert – somit fehlt eine stundenfüllende Beschäftigung. Affen und andere Tiere in Zoos sind daher oft frustriert und entwickeln häufig schwere Verhaltensstörungen wie das Aufnehmen von erbrochenem Nahrungsbrei.
Menschenaffen und andere Affenarten leiden in zoologischen Einrichtungen körperlich und seelisch.
Wie verhalten sich Affen im Zoo?
Die Bedürfnisse von Affen, insbesondere von Menschenaffen, sind so komplex, dass die Haltung in Zoos niemals artgerecht sein kann. Besucher:innen sehen in Zoos nicht das natürliche Verhalten der Tiere, sondern frustrierte Affen, die häufig unter Verhaltensstörungen und Stress leiden und teilweise mit Medikamenten ruhiggestellt werden.
So zeigte bei einer Untersuchung der deutschen Menschenaffenhaltungen in 2014 [2] jedes zweite erwachsene Tier Stresssymptome und Verhaltensstörungen, darunter:
- Bewegungsstereotypien
- Essstörungen
- Apathie
- Angststörungen
- Aggression
Eine Untersuchung der Universität Kent ergab, dass alle 40 untersuchten Schimpansen aus britischen und US-amerikanischen Zoos auffälliges Verhalten zeigten. [3] Das Essen der eigenen Exkremente wurde besonders häufig beobachtet. Um die betroffenen Tiere ruhigzustellen, verabreichen Zoos teils Medikamente wie Psychopharmaka, Hormonpräparate und Antibiotika. [4]
Zahlreiche abnormale Verhaltensweisen können bei Primaten auftreten, darunter gegen sich selbst gerichtetes Verhalten wie Haare ausreißen, Bewegungsstereotypien wie schaukelnde Bewegungen, abnormales Essverhalten wie das Trinken von Urin, abnormales Sozialverhalten wie Zurückgezogenheit und viele weitere. [5]
Eine Untersuchung bei elf Primaten-Spezies in indischen Zoos ergab, dass auch dort viele Affenarten in Gefangenschaft teilweise Verhaltensstörungen zeigen, darunter: [6]
- Verhalten, bei dem mit den eigenen Armen oder Beinen interagiert wird, so als seien diese nicht Teil des Körpers („floating limb“)
- selbstverletzendes Verhalten (Beißen)
- Umklammern des eigenen Körpers „self-clasping“
- stereotype Bewegungen
Wie alt werden Affen in Zoos?
Je nach Art unterscheiden sich Affen in ihrer durchschnittlichen Lebenserwartung.
- Kleinere Arten wie Makaken und Marmosets können bis zu 20 Jahre alt werden.
- Menschenaffen wie Schimpansen und Gorillas können bis zu 50 Jahre alt werden.
Zwar sterben Affen in freier Wildbahn im Durchschnitt etwas früher als in Gefangenschaft, da sie in der Natur natürlichen Feinden und Krankheiten ausgeliefert sind. Doch Arten wie Schimpansen haben in der Wildbahn eine relativ hohe Lebenserwartung und können bis zu 40 Jahre alt werden.
Dass Affen in Gefangenschaft teilweise etwas älter werden, liegt daran, dass sie regelmäßig Nahrung erhalten, medizinisch versorgt werden und keinen Kontakt zu natürlichen Feinden haben. Doch in der Gefangenschaft von Zoos können Affen kein artgerechtes Leben führen und leiden unter der Enge und Trostlosigkeit. Die unnatürlichen und meist schlechten Haltungsbedingungen in der Gefangenschaft von Zoos führen dazu, dass vor allem Menschenaffen häufig schwere Verhaltensstörungen entwickeln, an verschiedensten Erkrankungen leiden und dadurch trotzdem oft lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung sterben.
Wo kann man Affen sehen?
In Zoos werden Affen zu Unterhaltungszwecken und als Publikumsmagneten gefangen gehalten. Artenschutzargumente sind lediglich vorgeschoben, denn Auswilderungen finden in den meisten Fällen nicht statt. Doch Affen und andere Tiere sind nicht dazu da, uns zu unterhalten. Die intelligenten Tiere verdienen ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit – wie alle anderen Tiere auch.
Es gibt zahlreiche tierfreundliche Möglichkeiten, Affen zu sehen und mehr über die faszinierenden Tiere zu erfahren. Dazu gehören Dokumentationen und Live-Webcams, die es ermöglichen, weltweit Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.
In welchem Zoo laufen Affen frei? In welchem Zoo darf man Affen anfassen?
Einige zoologische Einrichtungen haben sich als sogenannte Affenparks auf die Tiere spezialisiert – teilweise können die Besucher:innen dort sogar mit kleineren Affenarten in direkten Kontakt kommen.
Sowohl für Menschen als auch für die Affen birgt der direkte Kontakt Risiken:
- Zwischen Menschen und Affen können beispielsweise Viruserkrankungen übertragen werden, die für die Tiere sehr gefährlich bis tödlich werden können. [7]
- Affenbisse können schwere Wundinfektionen auslösen, Herpes-B-Virus und Tollwut übertragen. [8]
Zoos, die den Kontakt zwischen Menschen und Affen ermöglichen, nehmen große gesundheitliche Risiken auf beiden Seiten in Kauf – aus reiner Profitgier. Besuchen Sie niemals solche Einrichtungen und entscheiden Sie sich für tierfreundliche Alternativen.
Affen in Zoos: Tierquälerei statt Artenschutz
Während in deutschen Zoos zahllose Affen eingesperrt sind, darunter rund 450 Menschenaffen, [9] zerstört der Mensch den natürlichen Lebensraum dieser Tiere. Zoos behaupten oft, zum Artenschutz für unsere nächsten Verwandten und andere Tierarten beizutragen.
Doch wie können Zoos einen nachhaltigen Beitrag zum Artenschutz leisten, wenn sie Affen meist lebenslang einsperren und hauptsächlich für den Eigenbedarf in Zuchtprogrammen vermehren? Denn viele Tiere, die in Gefangenschaft geboren und ihr Leben dort verbracht haben, können nicht mehr ausgewildert werden. Dies geht auch aus einer Kleinen Anfrage aus dem Jahr 2021 an den Bayerischen Landtag [10] bezüglich der Haltung von Primaten in Zoos und im Privathandel hervor: Demnach sind in den vergangenen zehn Jahren keine Auswilderungen von Primaten aus wissenschaftlich geführten Zoos in Bayern erfolgt. Bei den Primaten der bayerischen Zoos handele es sich um Tiere aus Zuchten, die zum Teil von Hand, also durch Menschen, aufgezogen wurden.
Die Gefangenhaltung bedrohter Arten in Zoos trägt nicht dazu bei, das globale Artensterben zu stoppen oder zu verringern.
Helfen Sie, das Leid von Menschenaffen in deutschen Zoos zu beenden
Besuchen Sie keine Zoos, um das Leid der Affen und anderer Tiere nicht zu unterstützen. Entscheiden Sie sich stattdessen für tierfreundliche Freizeitaktivitäten und unterzeichnen Sie unsere Petition für ein Auslaufen der Menschenaffenhaltung in Zoos:
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Quellen
[1] Jörn, Simone (2001): Sozialverhalten der Primaten, https://www.grin.com/document/106683 (eingesehen am 20.04.2023)
[2] Goldner, C. (2014): Lebenslänglich hinter Gittern (S. 213-216), Aschaffenburg
[3] Birkett L.P. & Newton-Fisher N.E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101
[4] WELT (04.05.2014): Die Tiere in deutschen Zoos stehen unter Drogen, https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article127612535/Die-Tiere-in-deutschen-Zoos-stehen-unter-Drogen.html (eingesehen am 20.04.2023)
[5] Kummrow, M. (2021): Diagnostic and Therapeutic Guidelines to Abnormal Behavior in Captive Nonhuman Primates. Veterinary Clinics of North America: Exotic Animal Practice. 24. 253-266. 10.1016/j.cvex.2020.09.012.
[6] Mallapur, A. & Choudhury, B. (2003). Behavioral Abnormalities in Captive Nonhuman Primates. Journal of applied animal welfare science: JAAWS. 6. 275-84. 10.1207/s15327604jaws0604_2., https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/14965782/ (eingesehen am 20.04.2023)
[7] nidirect government services: Welfare of primates: physical health, https://www.nidirect.gov.uk/articles/welfare-primates-physical-health (eingesehen am 20.04.2023)
[8] King County (2016): Disease from monkeys, https://kingcounty.gov/depts/health/communicable-diseases/zoonotic/facts-resources/diseases-by-animal/monkeys.aspx (eingesehen am 20.04.2023)
[9] Die Zeit (08.01.2020) Lebenslänglich ausgestellt, https://www.zeit.de/2020/03/menschenaffen-krefeld-zoo-tierschutz-aktivismus-colin-goldner/komplettansicht, (eingesehen am 20.01.2021)
[10] Hierneis, Christian – BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (2021): Schriftliche Anfrage, Drucksache 18/15577, Haltung von Primaten in Zoos und Privathandel, https://www1.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP18/Drucksachen/Schriftliche%20Anfragen/18_0015577.pdf (eingesehen am 20.04.2023)