Reizmittel sind Chemikalien, die reversible Hautschäden verursachen (anders als Korrosion, die irreversibel ist). Zu den klinischen Anzeichen der Reizung zählen Ausschlag, Entzündungen, Schwellungen, Abschuppung und anormales Gewebewachstum im betroffenen Bereich.
Einige US-amerikanische Bundesbehörden verlangen die Vorlage von Hautirritationsdaten, darunter die Kommission für die Sicherheit von Verbrauchsgütern (Kosmetik- und Haushaltsprodukte), die Umweltschutzbehörde (EPA) (Pestizidrezepturen und -inhaltsstoffe) und die Behörde zur Lebens- und Arzneimittelüberwachung (FDA) (Pharmaka).
Kaninchen werden in Ganzkörperhalterungen gesperrt, dann wird ihnen eine Testchemikalie auf die rasierte Rückenhaut aufgetragen. Die wunde Stelle wird für die Dauer der Exposition mit einem Mullpflaster abgedeckt, normalerweise vier Stunden lang, wonach das Pflaster dann entfernt und der Grad der Irritation in bestimmten Zeitintervallen abgelesen und aufgezeichnet wird. Unbehandelte Hautbereiche dienen als Kontrolle. Eine Chemikalie wird als Reizstoff betrachtet, wenn sie reversible Hautwunden verursacht, etwa Entzündungen oder andere klinische Anzeichen, die nach einem Beobachtungszeitraum von 14 Tagen teilweise oder komplett abheilen. Es werden keine Schmerzmittel verabreicht.
Trotz ihres jahrelangen Einsatzes sind Hautreizungsstudien an Tieren nie ordnungsgemäß validiert worden. Tatsächlich gibt es Beweise dafür, dass Tierversuche starken Schwankungen unterliegen, nur begrenzt zuverlässig sind und im Allgemeinen die Reaktionen menschlicher Haut nur unzulänglich vorhersagen können. Ein Vergleich von Daten aus Kaninchenversuchen und vierstündigen Versuchen mit Pflastern auf menschlicher Haut mit 65 Substanzen erbrachte zum Beispiel, dass 45 Prozent der Einstufungen des chemischen Irritationspotenzials auf der Grundlage von Tierversuchen inkorrekt waren (MK Robinson et al., Food Chem Toxicol 40, 573-592, 2002)
Die kanadischen Kontrollbehörden akzeptieren die Verwendung von Pflastertests an Freiwilligen als gültigen Ersatz für Hautreizungsstudien an Tieren. Pflastertests an Menschen bieten den Vorteil einer direkten Aussagekraft bezogen auf den Menschen und umgehen damit die fragwürdige Praktik, Ergebnisse aus Kaninchenversuchen auf den Menschen zu übertragen. Bevor eine Chemikalie jedoch für einen Hautpflastertest am Menschen in Betracht gezogen wird, bestätigen die Wissenschaftler zuerst, dass sie nicht ätzend ist (unter Verwendung einer tierversuchsfreien Methode wie im Faktenblatt Hautkorrosion beschrieben), und führen Computermodelle und verschiedene Reagenzglasstudien durch, um sicherzugehen, dass die Chemikalie keine anderen schädlichen Eigenschaften hat. Nur Chemikalien, die nicht reizend zu sein scheinen, kommen in einen Hautpflastertest mit Menschen, um ihre Sicherheit zu bestätigen.