Artensterben: Gründe für das Aussterben von Tieren & Pflanzen

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Der aktuelle Klimawandel ist eine der größten Bedrohungen für unsere Welt und stellt neben dem Artensterben die größte Umweltbedrohung dar. Insgesamt drohen eine Million Pflanzen- und Tierarten innerhalb der nächsten Jahrzehnte auszusterben – das ist das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit. [1] Das größte Problem dabei: Das anhaltende und statistisch belegte Artensterben kann zu einem Massenaussterben führen. Das hat auch massive Folgen auf uns Menschen.

Was genau die Artenvielfalt bedroht und was wir als Einzelpersonen tun können, um möglichst viele Wildtiere und Pflanzen zu schützen, lesen Sie hier.

Inhalte im Überblick

Was versteht man unter Artensterben?

Das Artensterben ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit. Der Begriff Artensterben beschreibt nach dem Duden das vollständige Aussterben von Tier- und Pflanzenarten – also das evolutionäre Ende einer Stammlinie, bei der keine Nachkommen folgen. Eine Art stirbt aus, wenn das letzte Individuum dieser Art stirbt. Damit geht ihre genetische Information im Ökosystem verloren.

Im öffentlichen Diskurs versteht man unter Artensterben vor allem die unwiderrufliche Auslöschung von Tier- und Pflanzenarten als Folge menschengemachter Ausrottung und der Zerstörung der Ökosysteme – meist in Bezug auf den fortschreitenden Klimawandel.

Ein toter weisser Pelikan liegt halb verdeckt im Sand.
Stirbt eine Art aus, ist sie unwiederbringlich verschwunden von dieser Welt. Die Gründe sind vielfältig.

Laut eines Forschungsberichts des Max Planck-Institut von 2014 gelten rund 20 bis 40 Prozent der heute lebenden Tier- und Pflanzenarten auf dem Erdball als vom Aussterben bedroht. [2] Der Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen geht in einem Report von 2019 konkreter von rund einer Million bedrohter Tier- und Pflanzenarten aus. [3] Studien zufolge hat der Mensch bereits rund drei Viertel der Landoberfläche und zwei Drittel der Ozeane so verändert, dass etwa 80 Prozent der wildlebenden Säugetiere und 50 Prozent der Pflanzen weltweit verschwunden sind. [4]

Das Problem: Das Aussterben einer Art kann massive Auswirkungen auf das Überleben aller haben. In Kombination könnte der Kollaps des gesamten globalen Ökosystems drohen.

Statistiken zum Artensterben: Pro Tag sterben rund 150 Tier- und Pflanzenarten aus

Jeden Tag sterben etwa 150 Arten unwiderruflich aus. Durch den menschlichen Einfluss, beispielsweise auf den Klimawandel, gehen Pflanzen- und Tierarten 1.000 Mal schneller verloren, als neue entstehen und auf natürliche Weise aussterben würden. [5, 6] Auf der roten Liste der bedrohten Pflanzen- und Tierarten stehen mittlerweile über 40.000 Arten – und damit mehr als je zuvor. [7] Dazu zählen:

  • über ein Viertel aller Säugetierarten
  • rund ein Achtel der Vogelarten
  • über 40 Prozent der Amphibienarten
  • über 30 Prozent der Haie und Rochen [7]

Daneben sind etwa 10 Prozent aller Insekten vom Aussterben bedroht. Das ist eine enorm hohe Zahl an Tieren, wenn man bedenkt, dass 5,5 der 8 Millionen bekannten Tier- und Pflanzenarten in diese Kategorie fallen. [1]

Ein Fischskelett mit spitzen Zaehnen liegt auf einem sandigen Boden.
Neben der Klimakrise gilt das Artensterben als die größte Bedrohung für uns und den Planeten.

Dort hinein zählen auch die durch den Menschen bedrohten und fortlaufend zerstörten Lebensräume:

  • Seit 1870 sind die Hälfte aller lebender Korallen verschwunden. [3]
  • In den letzten 300 Jahren sind 85 Prozent aller Feuchtgebiete wie Moore verloren gegangen. [3]
  • Der menschliche Einfluss hat 75 Prozent der Landoberfläche und 66 Prozent der Meeresfläche verändert. [3]

Artensterben in Deutschland: Welche Tiere sind bedroht?

Auch in Deutschland sind zahlreiche Tierarten stark gefährdet, darunter:

  • der Schweinswal
  • die Smaragdeidechse
  • die Geburtshelferkröte
  • die Fledermausart Graues Langohr
  • der Schwarze Apollofalter

Warum sind so viele Arten vom Aussterben bedroht?

Zwar ist das Aussterben von Arten ein natürlicher Prozess, doch durch menschliche Aktivitäten wird dieser Vorgang extrem beschleunigt – vor allem durch Eingriffe in die Natur. Ohne Einberechnung der Ozeane hat der Mensch bereits drei Viertel der Erdoberfläche „stark verändert“. Er nimmt immer mehr Fläche für sich in Anspruch, die anderen Lebewesen dann fehlen. [1] Seit Beginn der Zivilisation hat die Menschheit den Verlust von unzähligen Tieren verursacht, darunter:

  • 83 Prozent aller wildlebenden Säugetiere
  • 80 Prozent der Meerestiere
  • 15 Prozent der Fische [8]

Mitverantwortlich für das derzeitige Artensterben sind die Zerstörung von Lebensräumen, die menschengemachte Klimakrise, die Überfischung und die Wilderei.

Auf einem gerodeten Waldstueck stehen ein gelber Bagger und ein LKW mit Baumstaemmen.
Das derzeitige Artensterben wird vom Menschen verursacht, der diverse Lebensräume und Ökosysteme zerstört.

Ursachen: 5 Gründe für das weltweite Artensterben

1. Berg- und Städtebau

Der Bergbau und die urbane Entwicklung tragen zur Vernichtung der Lebensräume vieler Arten bei. Der Bau von Zufahrtsstraßen zu Weiden, Anbaugebieten und Abholzungsflächen beispielsweise zerteilt und verkleinert damit die Lebensräume von Wildtieren und verhindert die Ausbreitung der Arten. Die Tiere sind gezwungen, in andere Gebiete auszuwandern, in denen sie sich teilweise nicht anpassen und somit nicht überleben können.

2. Land- und Tierwirtschaft

Die Tierwirtschaft fördert das Artensterben. Von allen auf der Erde lebenden Säugetieren sind 60 Prozent sogenannte Nutztiere, meist Rinder und Schweine; 36 Prozent entfallen auf den Menschen, und nur 4 Prozent sind Wildtiere. [9] Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, dass die Tierwirtschaft eine der Hauptursachen für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt ist, da sie die Klimakrise mit einem enormen Ausstoß von Treibhausgasen weiter befeuert. [10]

Im Amazonas-Regenwald verlieren unzählige Wildtiere ihren Lebensraum, weil dort hektargroße Flächen gerodet werden. Mit der Abholzung soll zum einen Platz für die Weidehaltung von Tieren geschaffen werden – auch für die Lederproduktion. Zum anderen dienen die Flächen für den Anbau von Nahrung wie Soja für „Nutztiere“, um letztlich Tierprodukte wie Fleisch, Fischfleisch, Milch und Eier zu „produzieren“.

Auch in Deutschland zerstört die konventionelle Land- und Tierwirtschaft zahlreiche Lebensräume, indem sie Luft, Boden und Gewässer mit Dünger, Pestiziden und Herbiziden verunreinigt. [1] Wenn Weide- und Ackerflächen immer weiter ausgedehnt werden, zerstört dies die natürlichen Lebensräume von Wildtieren und heizt gleichzeitig der Klimawandel an, da Böden und Wälder als wichtige CO₂-Speicher verloren gehen.

  • Vogelsterben durch Düngemittel und Pestizide

    Mit ihrem hohen Einsatz an Düngemitteln und Pestiziden verschmutzt die Lebensmittelproduktion unsere Umwelt, was die Vielfalt von Landschaften gefährdet und zum Verlust von Lebensräumen führt. Brut-, Nahrungs- und Nistplätze von Vögeln, Säugetieren, Insekten und mikrobiellen Organismen werden bedroht und zerstört, viele einheimische Pflanzenarten verdrängt. Eine 2023 veröffentlichte Studie kam zum Schluss, dass die Anzahl der Vögel in Europa in den letzten 40 Jahren um rund ein Viertel zurückgegangen ist. [11]

    Die Hauptursache dieses Vogelsterbens ist jedoch nicht die Verstädterung oder der Temperaturanstieg, sondern die Landwirtschaft. Die bedeutendsten Treiber des Rückgangs der Vogelpopulationen sind hauptsächlich Pestizide und Dünger – diese Stoffe können zum Beispiel Insekten schaden, die dann von Vögeln gegessen werden, oder führen auch zu einer Reduktion von Insekten, wodurch Vögeln weniger Nahrung zur Verfügung steht.

    Von den in der Studie untersuchten Vogelarten war der Rückgang mit knapp 57 Prozent bei den Arten, die in Agrarlandschaften leben, am stärksten zu verzeichnen. Zum Vergleich: Der Rückgang der untersuchten Vogelspezies, die vorwiegend in urbanen Gebieten vorkommen, liegt bei knapp 28 Prozent.

    Der vegane Ökolandbau stellt hier eine tier- und umweltfreundliche Lösung dar, denn er ist auf den Anbau pflanzlicher Lebensmittel ohne jegliche Nutzung von Düngemitteln aus der Tierindustrie ausgerichtet.

3. Klimakrise durch Erderwärmung

Neben dem Lebensraumverlust trägt auch der menschengemachte Klimawandel zum globalen Artensterben bei. So könnte die Erderwärmung fünf Prozent aller Arten auslöschen, wenn sich die Temperatur um mehr als zwei Grad Celsius erhöht. [12]

Auch hier ist die Tierwirtschaft in der Verantwortung, denn sie zählt zu den Hauptverursachern der Klimakatastrophe. So erzeugen allein die fünf größten Fleisch- und Milchkonzerne mehr Treibhausgas-Emissionen als multinationale Ölkonzerne. [13, 14] Generell emittiert die landwirtschaftliche Tierhaltung mehr Treibhausgase als der gesamte Verkehrssektor. [15]

Treibhausgase gelangen in die Luft.
Der Mensch heizt das Klima und damit auch das Artensterben an. Je wärmer es wird, desto mehr Arten sterben aus.

4. Jagd und Fischerei zerstören ökologisches Gleichgewicht

Die Jagd und der Fischfang bringen das ökologische Gleichgewicht durcheinander. Jäger:innen und Fischer:innen schrecken teilweise auch nicht davor zurück, bedrohte Arten zu töten. Tiere wie Elefanten, Eisbären und Tiger sind durch die Wilderei wie auch die legale Jagd stark gefährdet. [1] Auch viele Haiarten und andere Wassertiere wie Thunfische, Lachse oder Dorsche sind weltweit oder lokal bedroht.

Forscher:innen haben Daten zu über 300 weltweiten Großtierarten ausgewertet und kamen zu dem Ergebnis, dass 59 Prozent dieser Populationen akut vom Aussterben bedroht sind, weil der Mensch sie gezielt bejagt. [16]

Mehrere Studien weisen zudem darauf hin, dass die Tierwirtschaft eine der Hauptursachen für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt ist. [17]

5. Tiere in Zoos einzusperren, wird das Artensterben nicht aufhalten

Zoos rechtfertigen die Haltung von Tieren in Gefangenschaft oftmals mit dem Argument, sie würden Artenschutz betreiben. Angesichts des rasanten Artensterbens ist der vermeintliche Beitrag von zoologischen Einrichtungen zum Artenschutz jedoch verschwindend gering. Das massenhafte „Einlagern“ von Tieren in Zoos und die wenigen, ineffizienten Auswilderungsprogramme können das weltweite Artensterben nicht effizient stoppen oder auch nur verringern.

Laut einer Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin Science wurden seit 1950 nur zehn zuvor in der Wildnis ausgestorbene Tierarten wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum angesiedelt. [18, 19] Dem gegenüber stehen schätzungsweise 150 Tier- und Pflanzenarten, die Tag für Tag aussterben. [20] Forscher:innen der UC Berkeley kamen in einer Studie bereits vor Jahrzehnten zu dem Schluss, dass Zuchtprogramme nur als letzter Ausweg betrachtet werden sollten. [21] Gründe dafür sind unter anderem, dass Populationen in Gefangenschaft oft auf eine „Auffrischung“ des Genpools durch Wildfänge angewiesen und Wiederansiedlungs-Erfolge sehr gering sind.

Letztlich sind die Tiere in Zoos reine Ausstellungsstücke. Es nützt keinem Tier etwas, hinter Gittern vor dem Aussterben bewahrt zu werden. Viele Zoos profitieren zudem von hohen Subventionen, die deutlich effektiver zum Arterhalt beitragen könnten, wenn sie in den Schutz natürlicher Lebensräume fließen würden.

Folgen: Was bedeutet das Artensterben für den Menschen?

Ein Massensterben von Tier- und Pflanzenarten hätte auch auf uns Menschen einen fatalen und tödlichen Einfluss. Das Aussterben einer Art beeinflusst immer auch das Ökosystem. Ein Massensterben könnte durch die Zerstörung von Meeren, Wäldern und anderen Lebensräumen unmittelbar die Ernährung und Gesundheit des Menschen bedrohen. Weltweit werden rund 50.000 verschiedenen Tiere, Pflanzen, Pilze und andere Organismen vom Menschen genutzt und gelten als überlebenswichtig.

Andere fühlende Arten zu „nutzen“ bzw. sie einem menschengemachten Nutzen zu unterwerfen, ist Kern des Problems. Es handelt sich um das ausbeuterische und missbräuchliche Denkmuster des Speziesismus. Wir Menschen sind jedoch auch Tiere und haben kein Anrecht darauf, andere Arten für jegliche Zwecke auszunutzen. Darum ist es unabdinglich, dass der Speziesismus in der Gesellschaft gestoppt werden muss, um unsere und die Lebensgrundlage Millionen anderer Arten erhalten zu können.

Eine Person haelt ein Plakat hoch auf dem steht: There is no planet B.
Das Artensterben bedroht die Zukunft der Menschheit, denn eine artenarme Welt ist eine gefährliche Welt.

Helfen Sie mit: Schützen Sie Tiere nachhaltig

Unser Konsum hat einen großen Einfluss auf die Umwelt und die Artenvielfalt. Jeder und jede Einzelne von uns trägt dazu bei, dass Plastik im Meer landet, dass sich die Erde erwärmt, und dass die Lebensräume von Tieren und Menschen zerstört werden. Durch ein bewusstes Konsumverhalten und den Kauf umweltfreundlicher Produkte können wir konkret dabei helfen, Arten zu schützen.

Die Tierwirtschaft verursacht enorme Umweltprobleme. Eine pflanzliche Ernährung und eine vegane Lebensweise hingegen tragen dazu bei, die Umwelt und die Lebewesen auf unserem Planeten nachhaltig zu schützen.