„Schweinestau“ während der Corona-Pandemie, weggebrochene Märkte im Ausland aufgrund der Afrikanischen Schweinepest, falsche Beratung durch Bauernverbände und damit immer größere Betriebe sowie Billigpreise in Supermärkten und Discountern: Diese und andere Gründe werden vorgebracht, wenn es um die aktuelle „Schweinekrise“ geht. Dennoch wurde von politischer Seite bei einem Krisentreffen Mitte September 2021 eine Ausstiegsprämie für Schweinehalter:innen, also eine Zahlung für die Aufgabe des Betriebs, verneint.
Viele Betriebe wollen die Ausstiegsprämie – für die Tiere ist sie unabdingbar
Laut einer Umfrage der Universität Kiel können sich 60 Prozent der 445 Befragten solch einen bezahlten Ausstieg vorstellen. [1] Und diese Maßnahme ist auch dringend notwendig – vor allem, wenn wir nicht nur den wirtschaftlichen Aspekt betrachten.
Hinzu kommt, dass einer im Januar 2022 veröffentlichten Umfrage des Landesbauernverbands in Baden-Württemberg zufolge über 50 Prozent der befragten baden-württembergischen Schweinehalter:innen planen, die Haltung der Tiere wegen gesetzlicher Auflagen, Unwirtschaftlichkeit und mangelnder Perspektiven teilweise oder komplett zu beenden. [2] Wir von PETA Deutschland haben daraufhin an Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) appelliert, eine Art „Ackerprämie“ einzuführen, die Landwirt:innen ähnlich wie im niederländischen Konzept der „Ausstiegsprämien“ zu einem nachhaltigen pflanzlichen Betriebskonzept verhilft.
Schweine in Deutschland fristen ein leidvolles Dasein in engen, kargen und kotverdreckten Buchten. Die intelligenten und neugierigen Tiere leiden psychisch unendlich darunter, dass ihnen nahezu alles verwehrt wird, was ein artgerechtes Leben ausmacht. In den Zuchtfabriken der Fleischindustrie müssen sie ihre Kinder in engen Kastenständen zur Welt bringen – viele sterben kurz nach der Geburt.
Die Mülltonnen der Betriebe sind gefüllt mit toten Neugeborenen, die für das System nutzlos waren. Die Überlebenden müssen immenses körperliches Leid ertragen: Sie stehen auf harten Spaltenböden, die ihren Gelenken schmerzen; sie atmen krank machende Luft voller Gase ein, die in Lunge und Augen brennt. Die reinlichen Tiere müssen inmitten von Exkrementen leben. Aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit verletzen sie sich gegenseitig und beißen sich blutig. Sie müssen quälende Transporte ertragen und erleiden bei der CO2-Betäubung im Schlachthaus einen Erstickungskampf – nicht selten erleben sie den tödlichen Schnitt durch die Kehle bei Bewusstsein. Fast alle Schweine leben unter diesen entsetzlichen Bedingungen. Tierwohl-Label oder Bio-Siegel bringen nur marginale Veränderungen – doch das immense Leid bleibt nahezu unverändert.
Leid verhindern und gleichzeitig die Umwelt schützen
Jedes der über 55 Millionen Schweine in Deutschland ist ein Individuum mit eigenem Charakter. Und für jedes von ihnen ist es essenziell, dass eine Ausstiegsprämie aus der Schweinehaltung etabliert wird. In den Niederlanden gibt es eine solche Prämie bereits – auch, um den massiven Umweltproblemen zu begegnen, die die Tierhaltung mit sich bringt. Begleitend zur Ausstiegsprämie sollte der vegane Ökolandbau gefördert werden. Deutschland sollte den Fortschritt nicht länger mit Ausreden blockieren und davor warnen, dass sich die Tierhaltung ins Ausland verlagern könnte. Wir müssen eine Vorreiterrolle einnehmen und eine tierfreundliche, nachhaltige und gesunde Landwirtschaft voranbringen.
Was Sie tun können
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Quellen
[1] Daniel Schröer, Insa Thiermann und Uwe Latacz-Lohmann: Raus aus den Schweinen. Institut für Agrarökonomie der Universität Kiel, https://www.betriebslehre.agric-econ.uni-kiel.de/de/forschung/praxis/dateien-p-u-b-2020/raus-aus-den-schweinen, (eingesehen am 04.11.2021)
[2] Landesbauernverband in Baden-Württemberg e.V. (2022): LBV-Umfrage: Schweinehalter im Land sehen keine Perspektive mehr, https://www.lbv-bw.de/LBV-Umfrage-Schweinehalter-im-Land-sehen-keine-Perspektive-mehr,QUlEPTcwNjkyMTUmTUlEPTU1NzEw.html, (eingesehen am 24.01.2022)