Zoo Berlin: Tierleid seit 180 Jahren – Video belegt Verhaltensstörungen

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Der Berliner Zoo feiert dieses Jahr 180-jähriges Jubiläum – 180 Jahre, in denen Tausende Tiere in trauriger Gefangenschaft leben mussten. Im April 2024 waren wir von PETA Deutschland zusammen mit Content-Creatorin Louisa Dellert in dem Zoo zu Besuch. Dort haben wir eine Recherche durchgeführt, um festzuhalten, wie die Zustände vor Ort wirklich sind.

Erfahren Sie hier, wie es den Tieren im Berliner Zoo wirklich geht und welche skandalösen Ereignisse in den vergangenen Jahren dort Aufsehen erregt haben.

Inhalte im Überblick

Wie viele Tiere gibt es im Berliner Zoo?

Im Zoo Berlin gibt es rund 19.500 Tiere und 1.063 verschiedene Tierarten. Die Haltung dieser Tiere wird oftmals mit dem vermeintlichen Beitrag zum Artenschutz begründet. Tatsächlich zählen aber nur 16,9 Prozent der Tiere im Berliner Zoo zur Gruppe der gefährdeten Tiere. [1] Die große Mehrheit der Tiere im Zoo Berlin ist also nicht gefährdet und somit auch nicht aus Artenschutzgründen dort.

Die Tiere im Zoo verbringen ihr Leben lang in Gefangenschaft, denn ausgewildert werden nur sehr wenige Tiere. Viele Tierarten wie Löwen, Bären, Tiger, Menschenaffen, Giraffen und Eisbären können generell niemals ausgewildert werden. In Gefangenschaft lernen sie nicht die nötigen Fähigkeiten, um in der Natur überleben zu können. Das zeigt auch, wie unnatürlich und artfremd die Lebensweise im Zoo für Tiere wirklich ist. Eine gefährdete Tierart nur in Gefangenschaft zu halten, bringt den Tieren nichts und ist kein Artenschutz. Tiere im Zoo werden in der Regel ausschließlich für die Unterhaltung der Besucher:innen in kleinen Käfigen gefangen gehalten, in denen ihre natürlichen Bedürfnisse nicht erfüllt werden können.

Ein Gorilla sitzt im Gehege im Berliner Zoo.
Von wegen Artenschutz: Tiere im Zoo verbringen ihr Leben in Gefangenschaft.

Wie viele Besucher hat der Berliner Zoo?

Der Berliner Zoo hat um die drei Millionen Besucher:innen pro Jahr. [2] Trotz der vielen zahlenden Menschen, schafft der Zoo es nicht, sich selbst zu finanzieren und wird regelmäßig mit Steuergeldern subventioniert .So zahlte die Stadt Berlin dem Berliner Tierpark sowie dem Zoo Berlin im Jahr 2021 ganze 16,5 Millionen Euro. Von diesem Geld sollte der Umbau des Affenhauses finanziert werden, doch die Pläne wurden bisher nicht umgesetzt. [3]

Deutsche Steuerzahler:innen finanzieren also oft unfreiwillig die Ausbeutung der Tiere mit. Dieses Geld könnte statt in Gefängnisse für Tiere in echte Artenschutzprojekte fließen, die die natürlichen Lebensräume der Tiere schützen.

2024: PETA-Recherche belegt erneut zahlreiche Verhaltensstörungen

Seit Jahren erhalten wir bei PETA Deutschland regelmäßig Hinweise von Whistleblower:innen auf Tierleid im Berliner Zoo. Im April 2024 dokumentierten wir dort selbst die schlechten Haltungsbedingungen und Verhaltensstörungen bei mehreren Tieren:

Die Aufnahmen zeigen:

  • eine Elefantin, die die Verhaltensstörung „Weben“ zeigt und sich rhythmisch vor und zurück wiegt.
  • Panda Jiao Qing, wie er minutenlang immer wieder in seinem Innengehege stereotyp im Kreis läuft. Auch Panda-Dame Meng Meng ist bereits 2017 für ihr stereotypes Verhalten bekannt geworden.
  • einen Jaguar, der ebenfalls stereotyp in seinem Gehege auf und ab läuft. Zoo-Besucher:innen machen sich darüber lustig.
  • einen verhaltensgestörten Wüstenfuchs, der im Nachttierhaus immer wieder um einen künstlichen Felsen herum im Kreis läuft.

Verhaltensstörungen, auch Stereotypien genannt, sind bei Tieren in Gefangenschaft ein Symptom für schlechtes Wohlbefinden und weisen darauf hin, dass die Tiere psychisch leiden.

Diese Verhaltensstörungen haben wir kürzlich bei einer gemeinsamen Recherche mit Louisa Dellert im Zoo Berlin beobachtet. In einem Video zeigt sie auf Social Media das Leid der Tiere.

Bei einem Pelikan beobachteten wir, dass dieser offenbar flugunfähig gemacht wurde – erkennbar an den asymmetrischen Flügeln. Durch das regelmäßige Beschneiden der Federn oder chirurgische Eingriffe wird Vögeln somit verwehrt, sich artspezifisch fortzubewegen. Diese Maßnahmen sind ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, wie die Bundesregierung bereits 2015 bestätigte. [4]

  • Februar 2022: Optische Täuschung: „Reich der Jäger“ bleibt Tiergefängnis

    Im Februar 2022 eröffnete der Berliner Zoo das sanierte sogenannte Raubtierhaus und verpasste ihm den wohlklingenden Namen „Reich der Jäger“. Doch dahinter steckt mehr Schein als Sein: Zwar gibt es in dem 70er-Jahre-Bau nun Panzerglas statt Gitterstäben, aufgemalte Panorama-Landschaften statt kargen Fliesenwänden und aufwendig modellierte Kunstfelsen – die 14 Millionen Euro teure „Modernisierung“ kommt aber vor allem dem Wohlbefinden des Zoopublikums zugute.

    Auch der Zoodachverband VdZ gibt zu, dass die Ansprüche des Zoopublikums ein ausschlaggebender Faktor dafür sind, wie die Tiere in Zoogehegen präsentiert werden:

    Die Zoobesucher sind kritischer geworden und wollen die Tiere in einer nachgebildeten, natürlichen Landschaft mit Wasserfällen und Regenwald-Atmosphäre entdecken.“ [5]

    Die Tiere leiden jedoch weiterhin in den nach wie vor beengten, eintönigen Gehegen.

    Ein Leopard laeuft im Gehege an einer Scheibe im Berliner Zoo.

  • Mai 2022: PETA-Strafanzeige wegen tierschutzwidriger Menschenaffenhaltung

    Die Menschenaffen und zahlreiche andere Primaten müssen im Berliner Zoo noch immer in regelrechten Betonbunkern ausharren: Bei den meisten Gehegen handelt es sich um rundum verflieste Käfige, die lediglich mit Kletterseilen, Hängematten und verschiedenen Edelstahlgerüsten ausgestattet sind. Rückzugs- oder Versteckmöglichkeiten gibt es kaum.

    2022 haben wir von PETA Deutschland Strafanzeige erstattet, weil die Innenanlagen der Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans die vorgeschriebenen Mindestanforderungen hinsichtlich der Fläche und Höhe teilweise massiv unterschreiten. Hinzu kommt die tierschutzwidrige Einzelhaltung der Gorilla-Seniorin Fatou. Zwar plant der Zoo bereits einen millionenschweren Neubau, doch auch dort werden die Menschenaffen den Rest ihres Lebens Gefangene bleiben.

    Menschenaffen leiden nachweislich in der Gefangenschaft von Zoos: Es ist notwendig, die Gefangenschaft unserer nächsten Verwandten zu beenden, damit ihr Leid ein Ende hat.

    Ein Gibbon sitzt im Gehege im Berliner Zoo.

  • 2021: Eisbären: Inzucht-Geständnis und Tod von Katjuscha

    Im Mai 2021 mussten die Zooverantwortlichen nach einer Genanalyse zugeben, dass die 2019 im Berliner Tierpark geborene Eisbär-Dame Hertha das Ergebnis von Inzucht war. Bei den Papieren der in Moskau geborenen Eisbärin Tonja, Herthas Mutter, war es zu einer Verwechslung gekommen, so dass sie schließlich in Berlin mit ihrem Bruder Wolodja verpaart wurde. Skandalös: Bereits 2013 wurden die Zooverantwortlichen aufgrund von Unstimmigkeiten in den Zuchtbuch-Daten auf eine mögliche Verwandtschaft der beiden hingewiesen, haben den Verdacht aber nicht überprüft. [6]

    Am 24. Dezember 2021 wurde die letzte Eisbärin im Berliner Zoo leblos im Außenbereich der Eisbärenanlage von Bediensteten gefunden. Katjuscha wurde 1984 im Zoo Karlsruhe geboren und nur ein Jahr später nach Berlin verbracht, wo sie weitere 36 Jahre ein Leben in Gefangenschaft fristete. [7] Wie so viele Eisbären in Zoos zeigte auch Katjuscha eine Laufstereotypie, bei der sie immer wieder wenige Schritte in ihrem Gehege auf und ab lief. [8]

    Nach dem Tod von Katjuscha werden zumindest vorerst keine Eisbären mehr im Berliner Zoo gehalten, allerdings noch im Tierpark Friedrichsfelde. [9]

  • 2017: Panda-Diplomatie mit verhaltensgestörten Tieren

    Im Juli 2017 wurde das neue Pandagehege im Berliner Zoo feierlich eröffnet. Die Baukosten beliefen sich auf etwa neun Millionen Euro; und der Zoo muss jedes Jahr rund eine Million US-Dollar Leihgebühr für die beiden Tiere zahlen. Mit der Investition in Pandas als neue Publikumsattraktion blieben dringende Verbesserungen sanierungsbedürftiger Gehege der bereits bestehenden Tierhaltungen weiter auf der Strecke. Zahlreiche Gehege sind so klein, dass einige Tiere, beispielsweise Elefanten, Raubkatzen oder Eisbären, deutlich sichtbare psychische Erkrankungen wie Verhaltensstereotypien zeigen.

    Auch Panda-Dame Meng Meng erregte deswegen bereits kurz nach ihrer Ankunft in Berlin Aufmerksamkeit: Sie wurde für ihren stereotypen „Rückwärtsgang“ bekannt, was vom Berliner Zoo als „Marotte“ heruntergespielt wurde. Um den Zoobesucher:innen garantiert niedlichen Panda-Nachwuchs präsentieren zu können, wurde 2019 die Fortpflanzung der Pandas mit einer invasiven Prozedur erzwungen. Doch für Zoos geht es bei der Panda-Zucht nicht um Artenschutz, sondern vordergründig um Profit: Denn niedliche Panda-Babys locken nachweislich massenhaft zahlende Besucher:innen und kurbeln damit die Umsätze an. Dazu gibt es sogar einen eigenen Begriff: der Panda-Effekt. [10]

  • 2012: Tiere im Zoo unter Drogen gesetzt

    Weil sich die Indischen Tiger nicht wie von den Zoo-Verantwortlichen gewünscht paarten, sondern aggressiv aufeinander reagieren, wurden dem als „Problem-Tiger“ betitelten Tango und seiner Partnerin Beruhigungsmittel verabreicht. [11] Nachdem dies nicht half, wurde Tango schließlich an einen ungarischen Zoo abgeschoben, wo er nur ein Jahr später starb. [12]

    Auch im Tierpark Friedrichsfelde wurden bereits Psychopharmaka gegen unerwünschtes Verhalten eingesetzt: Hunden und Erdwölfen wurde das Arzneimittel Diazepam zur Therapie bei Tetanusverdacht und Selbstverstümmelung verabreicht. Dies bestätigte die Antwort der Senatsverwaltung für Verbraucherschutz auf eine parlamentarische Anfrage im Jahr 2014. [13]

  • 2011: Berliner Zoos massiv an dubiosem Tierhandel beteiligt

    2011 deckten wir von PETA Deutschland nach der Auswertung von Hunderten zugespielten vertraulichen Dokumenten auf, dass deutsche Zoos Tiere, für die sie keinen Platz mehr haben oder die zu alt geworden sind, oft an dubiose Tierhändler:innen verkaufen. Die beiden Berliner Zoos waren in erheblichem Umfang an dem Tierhandel beteiligt, ebenso Zoos in 16 weiteren deutschen Städten. Verkauft wurden vor allem „ausgediente“ Alttiere und nachgezüchtete bzw. „unerwünschte“ Jungtiere. Die Tiere wurden zu Ramschpreisen an den Tierhändler Werner Bode verkauft und teilweise sogar auf Autobahnrastplätzen übergeben. Dieser verkaufte sie wiederum weiter an zweifelhafte Einrichtungen wie Privatzoos, chinesische Farmen, den Zootiereinzelhandel und sogar an Restaurants und ein Tierversuchslabor.

    Die beiden Berliner zoologischen Einrichtungen, Tierpark Friedrichsfelde und Zoo Berlin, haben im Zeitraum 2007 bis 2009 mindestens 1.363 Tiere über Bode verschachert bzw. zur Abgabe vorgesehen. Dafür sind ca. 369.170 Euro an die Zoos geflossen, meist in Form von Bargeld. Der Zoo Berlin verkaufte dabei auch Tiere, die streng geschützt sind und auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen. Wir erstatten damals Strafanzeige gegen mehrere Zooverantwortliche und den Tierhändler Werner Bode. Trotz dieser Aufdeckung geht das Geschäft mit den Tieren aus Zoos ungebremst

  • März 2011: Eisbär Knut stirbt nach leidvollem Leben als „Publikumsliebling“

    Die Geschichte des Eisbären Knut, der 2006 im Berliner Zoo geboren wurde und Millionen von Besucher:innen anzog, ist eine traurige: Sein Zwillingsbruder starb kurz nach der Geburt. Knut selbst wurde von seiner Mutter nicht angenommen und von Hand aufgezogen, was zu einer Fehlprägung führte. Als er älter wurde, verlor der „Publikumsliebling“ an Beliebtheit. Doch das niedliche Eisbärenkind bescherte dem Berliner Zoo Gewinne in Rekordhöhe und veranschaulicht, wie Tierbabys in zoologischen Einrichtungen zu Werbezwecken ausgebeutet werden. Knut litt bald unter Verhaltensstörungen und ertrank im Alter von gerade einmal vier Jahren vor den Augen der Besucher:innen, als er bei einem durch eine Hirnentzündung ausgelösten epileptischen Anfall in ein Wasserbecken fiel.

    Nach wie vor werden Eisbärenbabys in deutschen Zoos gezüchtet und als Publikumslieblinge vermarktet. So wurde 2018 das im Berliner Tierpark geborene Eisbärenmädchen Hertha getauft, um die Patenschaft des Fußballvereins Hertha BSC medienwirksam zu platzieren. Die Haltung von Eisbären in Gefangenschaft leistet keinen Beitrag zum Artenschutz, da im Zoo geborene Tiere grundsätzlich nicht ausgewildert werden können und meist gravierende Verhaltensstörungen entwickeln.

    Eisbaer Knut

So helfen Sie Tieren in Zoos

Besuchen Sie niemals einen Zoo. Jeder Zoobesuch unterstützt die weitere Züchtung und Haltung von Tieren in Gefangenschaft. Es gibt viele tierfreundliche Alternativen zu Zoos wie Auffangstationen oder Lebenshöfe, die Tieren in Not helfen und Ihre Unterstützung benötigen.

Helfen Sie den Tieren, indem Sie jetzt unsere Petition für ein Zucht- und Importverbot für Menschenaffen unterschreiben, um dieses Tierleid zu beenden.