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Bio-vegane Landwirtschaft: ohne Tierhaltung, Gülle und Tierleid

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Vegan lebende Menschen wollen Tierleid verhindern. Sie konsumieren weder Fleisch, Fischfleisch, Milch noch Eier, sondern greifen zu Obst, Gemüse und pflanzlichen Alternativen. Doch hier liegt ein Dilemma: Aufgrund der Verwendung von Gülle und anderen organischen Düngern aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung beim Anbau von Obst und Gemüse sind auch rein pflanzliche Nahrungsmittel meist mit der Nutzung von Tieren verbunden – und dadurch mit Tierleid.

Eine Lösung für dieses Problem bietet der vegane Ökolandbau und hierbei insbesondere der biozyklisch-vegane Anbau, der im November 2017 durch die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) als eigenständiger globaler Öko-Standard anerkannt wurde. [1]

Damit können sich Öko-Betriebe kontrollieren und zertifizieren lassen, die nach den Biozyklisch-Veganen Richtlinien wirtschaften und ihre Erzeugnisse mit dem Biozyklisch-Veganen Gütesiegel kennzeichnen.

Biozyklisch-Vegan Gütesiegel

Inhalte im Überblick

Konventionelle Landwirtschaft: schlecht für Tiere und Umwelt

Bei der konventionellen Landwirtschaft steht das ökonomische Wachstum und somit ein möglichst hoher Produktertrag an erster Stelle. Die Produktivitäts- und Leistungssteigerungen in dieser Landwirtschaftsform führen zu immer mehr Tieren, eingepfercht in engen Ställen, und zu beabsichtigten Qualzuchten, die große gesundheitliche Probleme bei den Tieren verursachen.

Neben Pestiziden und chemischen Düngemitteln, die Bodenlebewesen, Bestäubern und anderen Wildtieren massiv schaden, werden die Exkremente der Tiere als Gülle auf den Feldern ausgebracht. Dies führt zu Umweltproblemen wie einer starken Nitratbelastung des Grundwassers, Insektensterben und gesundheitlichen Folgen für den Menschen durch antibiotikaresistenten Keime, die über die hohe Antibiotikagabe in den Tierställen entstehen können. [2]

Biologische Landwirtschaft: kaum Verbesserung für die Tiere

Die ökologische oder „bio“ Landwirtschaft schont Ressourcen und die Umwelt, allerdings nicht die Tiere. Auch hier werden Tiere gegen ihren Willen gezüchtet, nicht artgerecht gehalten und schließlich getötet. Zwar setzt die ökologische Landwirtschaft kaum auf Pestizide oder chemische Dünger, sondern auf organische Dünger. Doch neben Gülle umfasst sie auch Hornspäne, Haarmehlpellets und Knochenmehle.

Im nicht-veganen Ökolandbau ist die Haltung von Rindern oder Schafen vorgesehen, um so Nährstoffe über den Tiermagen und die tierischen Ausscheidungen zu verwerten und in Form von Gülle, Mist oder Jauche aufs Feld zurückzuführen. Jedoch wirtschaften in der Realität etwa ein Drittel der Biobetriebe ohne Nutztiere und kaufen tierische Dünger zu bzw. gehen sogenannte Futter-Mist-Kooperationen ein. Speziell im Gemüsebau kommen Pelletdünger aus Schlachtnebenprodukten standardmäßig zur Anwendung.

Teilweise können auch andere organische Dünger tierischen Ursprungs aus konventionellen Betrieben stammen und somit Antibiotika, Schwermetalle und Keimbelastung beinhalten. [3]

Zerrupfte Huehner auf der Stange
Tieren aus der biologischen Landwirtschaft geht es meist nicht besser als jenen in konventioneller Haltung.

Veganer Ökolandbau: ohne ausgebeutete Tiere und deren Ausscheidungen

Neben Betrieben, die sich aus ökonomischen Gründen gegen die Tierhaltung entschieden haben, gibt es auch zahlreiche Landwirt:innen, die aus ethischen Gründen auf eine vegane Landwirtschaft umstellen. Der vegane Ökolandbau ist eine Alternative zur Kreislaufwirtschaft mit Düngemitteln aus der Tierproduktion und zu den chemischen Düngern der konventionellen Landschaft. Er ist die Zukunft für eine tier- und umweltfreundliche Landwirtschaft. [4, 5]

Als Pionier des veganen Ökolandbaus gilt Iain Tolhurst, der bereits vor über 40 Jahren begonnen hat, ökologisch zu wirtschaften. Tolhursts Buch „Growing Green“ beschreibt die Grundtechniken für den veganen Ökolandbau. [6] Durch Maßnahmen wie Gründüngung, Hecken und Blühstreifen sowie weitere kohlenstoffbindende Maßnahmen kam der Betrieb von „Tolhust Organic“ im Jahr 2006 auf einen CO2-Fußabdruck von 8 Tonnen und wirtschaftete damit 90 Prozent effizienter als konventionelle Betriebe. [7]

Hier eine Auswahl an Marken aus dem veganen Ökolandbau:

  • Slow Garden
  • Möhre ohne Mist
  • Kirschwerk GmbH
  • Plantage eG
  • Biohof Hausmann
  • Hof Windkind UH
  • Bioland KräuterGut Dworschak-Fleischmann
  • Vegane Pampe e.V.
  • Estyria Naturprodukte GmbH
  • Bioland Ostbaubetrieb
  • DOUKISSA Organic Products from Greece
  • PlanetVegFoods
Karotten Feldanbau
Der vegane Ökolandbau bekommt immer mehr Rückenwind.

Bio und vegan oder biozyklisch-vegan?

Die ökologische Landwirtschaft unterscheidet sich von der biozyklisch-veganen Landwirtschaft dahingehend, dass bei der ökologischen Landwirtschaft zwar Bioprodukte aus rein veganen Zutaten entstehen, diese aber nicht zwingend vegan angebaut wurden.

Als Beispiel: Eine Bio-Möhre im Supermarkt ist vegan und „bio“. Im Herstellungsprozess war die Tierhaltung aber inbegriffen, wodurch die vegane Bio-Möhre dennoch vermeidbares Tierleid, beispielsweise in Form von Gülledüngung, verursacht hat. Eine Möhre, die unter biozyklisch-veganen Richtlinien, also durch den veganen Ökolandbau, angepflanzt wurde, beinhaltet jedoch keine Tierhaltung, und der komplette Prozess, sowie das Endprodukt sind vegan.

Für „biozyklisch-vegan“ werden teils auch die Begriffe „veganer Ökolandbau“ oder „bio-veganer Anbau“ genutzt. Der Unterschied liegt hier in der Zertifizierung, die nur bei „biozyklisch-vegan“ sichergestellt ist.

Was passiert mit den Weiden?

Weideland, auch Grünland genannt, wird in der Regel bewirtschaftet, indem Rinder, Ziegen, Schafe und andere Tiere auf diesen Flächen gehalten werden und sie abgrasen. Auch beim veganen Ökolandbau könnten Tiere weiterhin auf Weiden grasen, falls es ökologisch Sinn macht, dass diese Flächen weiterhin beweidet erhalten bleiben. Im Gegensatz zur Tierwirtschaft würden sie aber weder zu diesem Zweck gezüchtet noch nach ihrer (Aus)Nutzung getötet werden. Tiere auf einer Weide zu halten, verleiht uns nicht automatisch das Recht, sie im Anschluss zu töten – denn auf die Kalorien sind wir keinesfalls angewiesen.

Kuehe
Bei einer bio-veganen Landwirtschaft werden keine Tiere ausgenutzt.

Beispielsweise könnten auf dem Grünland von veganen Ökolandbaubetrieben Tiere von Lebenshöfen grasen, die aus der Agrarindustrie gerettet und damit vor einem entbehrungsreichen Leben in der Mast und einem qualvollen Tod im Schlachthof bewahrt wurden. Das wäre eine echte Win-win-Situation – sowohl für die Tiere als auch die Erhaltung des Weidelands. [8]

In Gebieten, in denen das Grünland nicht erhalten werden muss, kann es durch Aufforstung zu Wäldern umgestaltet werden, und Moore können wieder renaturiert werden. Solche weithin bekannten Flächenumwandlungen leisten einen positiven Beitrag zur Biodiversität. [8]

Grünland kann aber auch gemäht und der Aufwuchs mithilfe des „Cut & Carry“-Verfahrens auf einer anderen Fläche als Mulch ausgebracht werden. Des Weiteren kann das Mähgut für die Kompostierung oder zur Gewinnung von biozyklischer Humuserde verwendet werden.

Ganz gleich, wie das Weideland letztlich genutzt wird: Beim veganen Ökolandbau werden keine ausgebeuteten Tiere eingesetzt – weder zur Gülledüngung noch zur Erhaltung der Weide. Damit rettet der vegane Ökolandbau Millionen sogenannten Nutztieren das Leben.

Moor
Ehemaliges Weideland kann durch Renaturierung einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität leisten.

Techniken zur naturnahen Bewirtschaftung und pflanzlicher Kreislaufwirtschaft: veganer Ökolandbau in Deutschland

Beim veganen Ökolandbau kommen viele natürliche Techniken zum Einsatz, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Dazu gehören unter anderem weite, vielfältige Fruchtfolgen, das Mulchen oder das Düngen mit pflanzlichen Gärresten oder Kompost. Das Kleegras auf der Weide muss nicht erst durch viele Kuhmägen wandern, um wichtige Nährstoffe für die Pflanzen auf die Felder zu bringen. Erste Erfolge bezüglich einer erhöhten Bodenfruchtbarkeit und einer Erhöhung des Humusgehalts auf biozyklisch-vegan bewirtschafteten Flächen sprechen für diese Landwirtschaftsform. [5, 6, 7]

Mithilfe dieser Techniken ist es möglich, den wichtigen Pflanzennährstoff Stickstoff in den Boden einzuarbeiten – anstelle von Gülledüngung. Leguminosen wie Ackerbohnen, Lupinen und Soja können Stickstoff aus der Luft binden und für Pflanzen, die später in der Fruchtfolge angebaut werden, zur Verfügung stellen. [6, 7, 8]

Viele dieser Leguminosen sind für den menschlichen Verzehr geeignet. Wenn Menschen diese Produkte direkt verzehren, kann die Stickstoffdüngung gewährleistet werden, und es müssen keine Tiere sterben, die erst mit diesen Pflanzen ernährt werden müssten.

Person pflanzt etwas in die Erde
Beim veganen Ökolandbau kann mit pflanzlichen Gärresten gedüngt werden.

Mögliche positive Auswirkungen des veganen Ökolandbaus auf das Agrarsystem

Wir von PETA Deutschland haben 2023 eine Studie in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, wie wir unser Ernährungssystem konsequent und zukunftssicher transformieren können. Die Autoren der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin haben dazu Szenarien untersucht, wie der vegane Ökolandbau das Agrarsystem verändern kann.

  • Dazu wurden mögliche Effekte einer tierfreien und gleichzeitig ökologischen Landwirtschaft auf die Umwelt, die Nutzung der Landflächen und auf unsere Gesundheit erforscht.
  • Die Kosten und der zeitliche Rahmen für eine Umstellung auf den veganen Ökolandbau wurden berechnet.

Die Studie zeigt eindrücklich das Transformationspotenzial einer tierfreien Landwirtschaft:

  • So könnten die Treibhausgasemissionen in Deutschland um bis zu 84 Prozent auf bis zu 6,1 Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt werden.
  • Statt knapp 14 Mio. Hektar würden nur noch bis zu 5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Flächen in Deutschland für unsere Ernährung benötigt werden, da die Produktion von Tiernahrung zu landwirtschaftlichen Zwecken wegfällt.
  • Zudem könnten Subventionen in Höhe von über 2 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland eingespart werden.
  • Besonders hervorzuheben ist, dass 100 Prozent des in der Landwirtschaft stattfindenden Tierleids verhindert werden würde.

Die Autoren weisen auf die Dringlichkeit des Handelns hin, daher wenden auch wir uns erneut an die Verantwortlichen sowie Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, damit diese die Studie ernst nehmen und Handlungsempfehlungen diskutieren und umsetzen.

„In der landwirtschaftlichen Tierhaltung kommt es täglich zu der massiven Ausbeutung von Tieren, Menschen und unserer Umwelt. Gleichzeitig erlaubt die Klimakatastrophe keine langen Wartezeiten. Wir müssen deshalb jetzt handeln – für ein faires Morgen in der Landwirtschaft. Besser als die Studie direkt zu zitieren, können wir es nicht sagen: Jede einzelne Person, jede Leserin und jeder Leser kann bereits heute einen Beitrag zum Ernährungs- und Agrarwandel leisten, indem er bei der Auswahl von Lebensmitteln in Zukunft nur noch vegane Produkte präferiert. Die Macht der Konsumierenden sollte zu klimafreundlichen Entscheidungen führen und dadurch den veganen Ökolandbau direkt unterstützen.“

Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin bei PETA Deutschland

Veganer Ökolandbau in Deutschland

Im deutschsprachigen Raum setzt sich unter anderem der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. für eine Bekanntmachung und Verbreitung des biozyklisch-veganen Anbaus ein. Der gemeinnützige Verein begleitet Betriebe, die auf biozyklisch-veganen Anbau umstellen wollen, und berät sie zu allen möglichen Fragen.[1]

Einer der Landwirte, die sich für eine Zertifizierung nach den Biozyklisch-Veganen Richtlinien entschieden haben, ist Daniel Hausmann, der im sächsischen Breitenborn einen Biohof betreibt. [9] Hausmann berichtet sogar von positiven Auswirkungen auf den Insektenbestand auf seinen Feldern:

„Wenn ich jetzt das Getreide ernte, dann sehe ich Tausende Würmer, Käfer und andere Insekten im Boden.“

Daniel Hausmann, Bio-landwirt [10]

Als sein Hof noch von der konventionellen Landwirtschaft bestimmt wurde, habe er kaum Tiere im Boden gefunden – ein weiteres Beispiel, das zeigt, dass der vegane Ökolandbau zukunftsweisend ist und dass wir keine Dünger wie Gülle aus der Tierausbeutung benötigen, um die Bodenfruchtbarkeit zu steigern.

Nun müssen sich weitere Landwirt:innen dazu entschließen, diesen Schritt zu gehen und mit ihrem Know-how dazu beizutragen, dass die Welt tier- und umweltfreundlicher wird. Auch die Politik muss agieren, indem sie die Subventionen für tierquälerische Produkte einstellt und einen Agrarwandel vorantreibt.

Online-Petition
Kein Geld mehr für Tierleid
Fordern Sie die Bundesregierung und EU-Politik auf, Subventionen für die Produktion und Vermarktung von Fleisch, Fischfleisch, Milch und Eiern abzuschaffen.
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Was Sie tun können

Die Entscheidung für eine vegane Lebensweise ist die wichtigste, die Sie für die Tiere, Ihre Gesundheit und die Umwelt treffen können. Der vegane Ökolandbau bietet eine perfekte Möglichkeit, diesen Lebensstil konsequent zu leben. Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe stellen auf diese zukunftsweisende Art der Bewirtschaftung um und lassen sich nach den Biozyklisch-Veganen Richtlinien zertifizieren. [10]

  • Achten Sie auf das Biozyklisch-Vegane Gütesiegel und treffen Sie eine Kaufentscheidung, mit der Sie die Pionier:innen des biozyklisch-veganen Anbaus unterstützen.
  • Wenn Sie auf biozyklisch-vegane Produkte zurückgreifen möchten, sprechen Sie Ihre Händler:innen auf Betriebe in der Region an. Erzeugnisse aus veganen Ökolandbau-Betrieben können zudem über entsprechende Händler:innen bezogen oder direkt bei biozyklisch-veganen Höfen bestellt werden.
  • Der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. hat auf seiner Website eine Liste von Onlineshops eingestellt, über die immer mehr biozyklisch-vegan erzeugte Produkte bezogen werden können. [11]

Weitere Tipps und Infos zum Einstieg in die vegane Ernährung erhalten Sie in unserem kostenlosen Veganstart-Programm.