Birkel und 3 Glocken: So sehr leiden Hühner für Eiernudeln

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Totes Huhn liegt am Boden

2018 erhielten wir von PETA Deutschland Bildmaterial aus mehreren Eierbetrieben in Polen und den Niederlanden. Die Aufnahmen sind schwer zu ertragen, jedoch Alltag für Hennen in der Eierindustrie. Wie eine Recherche der Lieferketten aufzeigt, landen die Eier aus diesen Betrieben vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln, die in Deutschland verkauft werden. Dazu gehören auch Nudeln der Marken Birkel und 3 Glocken.

Die Global Food Group und die Newlat GmbH

Transparenz schreiben sich fast alle großen Nudelmarken auf die Fahne – beziehungsweise auf die Homepage. Möchte man aber mehr über Zulieferer, Abnehmer und Einzelheiten der Lieferketten erfahren, merkt man schnell, wie verworren die Lieferbeziehungen in der Eierindustrie sind.

Die Global Food Group (GFG) ist ein Flüssigei-Produzent, der laut eigenen Angaben ca. 20 Millionen Eier in der Woche vertreibt. Vom Hauptsitz in den Niederlanden aus leitet dieses Unternehmen die gesamte Produktionskette vom Küken bis zum Produkt Flüssigei. Uns liegen Aufnahmen aus verschiedenen Zulieferbetrieben der GFG in Polen und den Niederlanden vor. Sie zeigen unverkennbar, dass Eier aus jeder Haltungsform mit Tierleid verbunden sind. Die GFG wiederum beliefert unter anderem die Newlat GmbH. Dieses Unternehmen mit Sitz in Mannheim vertreibt die bekannten Nudelmarken Birkel und 3 Glocken.

Aufnahmen aus allen sieben Betrieben, die uns vorliegen, dokumentieren tierschutzwidrige Zustände, die mit großem Leid für die Hennen verbunden sind. Nach unseren Recherchen liefern drei dieser Betriebe über die GFG Eier an die Newlat GmbH und somit unter anderem für die Produktion von Birkel und 3 Glocken.

Angebliche Freilandhaltung, Federpicken und Entzündungen

In einem der dokumentierten Betriebe im niederländischen Ysselsteyn leben Hennen in getrennten Stallgebäuden sowohl in der Käfighaltung als auch in der Freilandhaltung. Allerdings sprechen drei Indizien dafür, dass Hennen aus der Freilandhaltung hier nie ins Freie gelangen – und Verbraucher:innen somit getäuscht werden:

  1. Die Außenklappen der angeblichen Freilandhaltung waren immer geschlossen, wenn die Ermittler:innen diese Haltung überprüften.
  2. Die Auslauffläche war kaum beansprucht.
  3. Die Fläche war zum Zeitpunkt der Aufnahmen nicht voll umzäunt. 

Die erschreckenden Aufnahmen zeigen, wie sehr die Tiere im Stall leiden: Einige Hennen weisen Verletzungen auf, darunter auch gebrochene Beine. Zudem sind Anzeichen für schmerzhaftes Federpicken zu erkennen, und entzündete Fußballen deuten darauf hin, dass jeder Schritt Schmerzen bereiten muss. Ein Huhn hatte sich kopfüber in einem Stallgitter verfangen und konnte nur mit Hilfe der Ermittler:innen befreit werden.

Tote Küken und karge Ställe in der Kükenaufzucht

In einem Betrieb im niederländischen Nederweert werden Junghennen für die Anlagen der GFG aufgezogen. Wie die Aufnahmen zeigen, werden die Hühnerkinder auf schmutzigen Gitterböden in maroden und kargen Stalleinrichtungen gehalten. Die Augenzeug:innen entdecken mehrere tote Küken, die von den anderen Tieren stark bepickt werden.

Die intelligenten Tierkinder wachsen in einer tristen und reizarmen Umgebung auf und müssen ohne ihre Mütter leben. Diese Zustände werden von dem Newlat-Zulieferer GFG offensichtlich akzeptiert und unterstützt. 

Kueken eingepfercht in enge Staelle
Diese Hühnerkinder sehen nichts als Gitter und Dreck – und die toten Körper einiger Artgenossen.

Hühner in Bodenhaltung leben auf blankem Beton

Im Rahmen der Lieferketten-Recherche wurde auch einer der größten Eierproduzenten Europas, Fermy Drobiu Woźniak, als Zulieferer der GFG identifiziert. Das polnische Unternehmen lässt täglich bis zu 8 Millionen Eier produzieren, wobei die meisten Hennen in Käfigen leben müssen. PETA liegt Material aus drei Betrieben des Eierproduzenten vor – zwei Betriebe mit Käfighaltung und einer mit Bodenhaltung.

In der Bodenhaltung fehlt die gesetzlich vorgeschriebene Einstreu, sodass die Tiere auf blankem Beton leben. Ihr starkes Bedürfnis nach Scharren und Picken können sie somit nicht ausleben, was sicherlich eine starke psychische Belastung für die Tiere darstellt.

Schreckliches Tierleid in vier weiteren Betrieben

Uns liegt Videomaterial aus vier weiteren Betrieben in Polen und den Niederlanden vor, die nachweislich mit der GFG in Verbindung stehen. Zwei der Betriebe befinden sich in Barłożnia und Wioska (Polen), betreiben Käfighaltung und gehören ebenfalls zu Fermy Drobiu Woźniak. In beiden Einrichtungen wurden Tierschutz- und Hygieneprobleme aufgezeigt. Dazu gehören:

  • Federpicken
  • entzündete Kloaken
  • tote Tiere in den Käfigen
  • defekte Kotbänder
  • Schubkarren voller alter und zerbrochener Eier

Auch Rechtsbrüche gegen die minimalen Haltungsvorschriften der EU wurden dokumentiert. So fehlten in den kargen Käfigen Nester, Scharrbereiche und Sandbademöglichkeiten. Zudem wird vermutet, dass die Besatzdichte zu hoch war – die Tiere haben also noch weniger Platz, als die GFG (890 cm² pro Henne) oder das Gesetz (750 cm² pro Henne) fordern.

Die Bilder aus einer Käfighaltung im niederländischen Ysselsteyn sprechen eine ähnliche Sprache. Sie dokumentierten Hennen mit schmerzhaften Entzündungen der Kloake und einem Gefiederkleid, das teilweise in schlimmem Zustand war. Außerdem wiesen die Tiere viel zu lange und abgebrochene Krallen auf. Auch in diesem Betrieb sterben anscheinend täglich Tiere aufgrund der leidvollen Haltungsbedingungen. Insgesamt war auch diese Anlage sehr schmutzig und hielt EU-Richtlinien offenbar nicht ein, denn Nester oder die Möglichkeit zum Sandbaden und Picken sind auf dem Videomaterial nicht zu erkennen.

Ein weiterer Betrieb in den Niederlanden (Heythuysen), der von der GFG-Aufzucht in Nederweert mit Junghennen beliefert wird, zeigt eine Bodenhaltung, in der scheinbar auch zu viele Hennen untergebracht sind und die gesetzlich vorgeschriebene Einstreu fehlt. In einem anderen Stallabteil des Betriebs sind die Käfiggitter des Bodenhaltungssystems heruntergeklappt, sodass die Tiere den Bodenbereich nicht nutzen können und faktisch in Käfighaltung leben. Die Hennen sind dicht an dicht in Käfige gesperrt, das Federkleid zeigt kahl gepickte Stellen, die Krallen sind viel zu lang, und tote Tiere liegen in den Käfigen – neben den noch lebenden Tieren.

Zudem sind einige Tiere ausgesperrt und haben somit keinen Zugang zu Wasser oder Futter. Dass dem Betreiber diese einzelnen Tiere offensichtlich völlig egal sind, zeigen die vielen toten Hennen, die über oder neben den zugeklappten Käfigen liegen. Sie scheinen qualvoll verdurstet zu sein; ihre toten Körper verrotten über den Köpfen der eingesperrten Artgenossen.

Neben dem Leid der Tiere zeigen die Aufnahmen auch, dass die Eier des Betriebs in der eigenen Packstation weiterhin mit der Zahl „2“ für Bodenhaltung gestempelt werden. Hier werden also nicht nur Tiere gequält, sondern auch Verbraucher:innen getäuscht.

Konsequenzen für Birkel, 3 Glocken und andere Marken

Diese Aufnahmen bestätigen einmal mehr, dass Tierwohl in der Eierindustrie an letzter Stelle steht und vermutlich auch eine Verbrauchertäuschung vorliegen kann. Rechtliche und betriebsinterne Vorgaben werden bei vielen Zulieferbetrieben der GFG scheinbar missachtet. Für die Flüssigei-Produktion werden unnötige Transportwege aus dem Ausland in Kauf genommen, obwohl sich Birkel laut eigener Aussage der Nachhaltigkeit besonders verpflichtet sieht. [1]

Diese Aufnahmen und die Skandale der Vergangenheit zeigen, dass sich die schlechten Verhältnisse in der Eierproduktion nicht ausschließlich auf die GFG beschränken, sondern systemimmanent sind. Auch Falschdeklarationen bei der Haltungsform von Eiern scheinen keine Einzelfälle zu sein. Gerade für Firmen wie die Newlat GmbH (mit den Marken Birkel und 3 Glocken), die angibt, keine Eier aus Käfighaltung zu verwenden, sind solche Fälle kritisch. Denn wenn schon die Kontrollen bei den eigenen Zulieferern versagen oder die oben beschriebenen Zustände geduldet werden, dann kann oder will man sich vor falschen Deklarationen vielleicht nicht schützen.

Mach dich Eifrei Banner

PETA erstattet Anzeige

Aufgrund von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz und die EU-Richtlinien zur Haltung von sogenannten Legehennen haben wir bei der jeweils zuständigen Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die polnischen und niederländischen Betriebe erstattet.

Newlat weist Petition ab und versucht erfolglos, Kampagne zu stoppen

Nach der Veröffentlichung der Bilder 2018 demonstrierten wir von PETA Deutschland vor dem Birkel-Werk, um den Hersteller zu einer eifreien Produktion zu bewegen. Im August 2018 sollte eine Petition mit über 27.000 Stimmen für eine Produktion ohne Tierleid übergeben werden – doch Birkel bzw. Newlat nahm sie nicht an und drohte mit rechtlichen Schritten.

Statt sich über den grausamen Alltag der Hennen und die eifreie Nudelproduktion zu informieren, verwies die Newlat GmbH lediglich darauf, dass die verwendeten Eier zertifiziert sind und die Zulieferbetriebe überprüft wurden. Zudem verklagte Newlat uns und versuchte, unsere Kampagne zu stoppen. Das Unternehmen wehrt sich vor allem dagegen, mit dem systemimmanenten Leid der Legehennen in unmittelbare Verbindung gebracht zu werden (Az.: 11 0 145/18 Landgericht Stuttgart).

Demonstration Eifrei bei Birkel

Doch diese Bemühungen verliefen im Sand, denn bisher konnte Newlat uns nicht mundtot machen. Die Klage wurde vom Landgericht Stuttgart abgewiesen, sodass wir weiterhin auf das Leid der Hühner für Eier aufmerksam machen dürfen. Außerdem wurde ein von der Newlat GmbH zusätzlich initiiertes Strafverfahren von der Staatsanwaltschaft Mannheim bereits eingestellt. Hierbei ging es um angebliche Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, Verleumdungen und üble Nachrede (Az.: 806 Js 21938/18).

Was Sie tun können

Sie wollen sich nicht weiter auf die – oftmals leeren – Versprechen der Hersteller verlassen? Sie möchten nicht mehr für Tierquälerei bezahlen und somit mitverantwortlich für das millionenfache Leid der Hennen in der Eierindustrie sein? Dann machen Sie sich eifrei und setzen Sie auf die zahlreichen gesunden und schmackhaften Alternativen zu Eiern in verarbeiteten Lebensmitteln, beim Kochen und beim Backen. 

Gerne können Sie sich auch direkt an Hersteller von beispielsweise Eiernudeln wenden und diese freundlich auffordern, zukünftig eifreie und somit leidfreie Nudeln zu produzieren.