In Berlin Lichtenfeld in der Rummelsburger Bucht soll ein Meeresaquarium eines israelischen Investors gebaut werden: Coral World. Laut Medienberichten ist die Ausstellung von Meerestieren, Korallen und tropischen Fischen – darunter vermutlich Haie – geplant.
Zusammen mit anderen Organisationen fordern wir von PETA Deutschland die verantwortlichen Politiker auf, das Vorhaben von dem Bebauungsplan zu streichen.
Umweltzerstörung, Überfischung und Tierleid: 7 Gründe gegen den Bau des Meeresaquariums in der Rummelsburger Bucht
In der Rummelsburger Bucht in Berlin soll neben Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie Luxuswohnungen auch ein Riesenaquarium namens Coral World gebaut werden. [1] Statt einheimischen Fischen sollen dort in der Bucht in einem Aquarium tropische Fische und vermutlich auch Haie schwimmen. Verschiedene Gründe sprechen gegen das Vorhaben:
1. Zerstörung und Plünderung der Meere
Der Bau von Coral World treibt die Zerstörung von Korallenriffen voran. Von den marinen Zierfischen in europäischen Großaquarien sind rund 99 Prozent Wildfänge. [2] Zahlreiche Meeresbewohner sterben beim Fang und Transport: So sterben etwa vier von fünf im Riff gefangene Korallenfische, bevor sie im Aquarium eintreffen. [3]
Auch technische Probleme in Aquarien, Unverträglichkeiten und die rasche Ausbreitung von Krankheitserregern in einem geschlossenen System stellen ein Risiko für die Meeresbewohner dar. Tote Tiere werden dann zeitnah durch weitere Wildfänge ersetzt – jeder Neubau eines Großaquariums trägt somit massiv zur Plünderung der Ozeane bei.
2. Artgerechte Haltung nicht möglich
Außerdem ist eine artgerechte Haltung im Aquarium nicht möglich: Viele Meerestiere legen im Ozean weite Distanzen zurück und tauchen in die Tiefen des Meeres. Viele Ozeanbewohner leben miteinander in Symbiosen, gehen sich aus dem Weg oder leben im Schwarm. All diesen natürlichen Verhaltensweisen können sie in Gefangenschaft nicht nachgehen; im Aquarien entwickeln diese Tiere daher oft Verhaltensstörungen, Depressionen und Aggressionen.
3. Enorme Klima- und Umweltschäden
Darüber hinaus ist der Bau eines neuen Meeresaquariums extrem klimaschädlich: Alleine der Betrieb eines solchen Aquariums verschwendet so viel Energie wie hunderte Privathaushalte. In Zeiten, in denen Klima- und Umweltschutz vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit stehen, ist der Bau eines tropischen Aquariums geradezu provokant umweltschädlich.
4. Mangelhafte Wissensvermittlung über Tier und Natur
Besucher und vor allem auch Kinder lernen durch die Zurschaustellung von Tieren in Gefangenschaft nichts über das natürliche Verhalten dieser Tiere oder über Meeres- und Naturschutz. Fälschlicherweise wird den Besuchern vermittelt, dass es natürlich ist, Lebewesen ihrer Heimat zu entreißen und zur menschlichen Unterhaltung einzusperren.
Einer wissenschaftlichen Studie zufolge gibt es keinen Beleg dafür, dass Zoos und Aquarien den Besuchern Wissen über die einzelnen Tierarten vermitteln oder ihr Interesse am Thema Artenschutz wecken. [4]
5. Gefährdung heimischer Tierarten
In dem Gebiet, in dem das Aquarium gebaut werden soll, leben streng geschützte Tierarten, die bei einer Umsetzung des geplanten Bauvorhabens gefährdet sind. Außerdem ist die Fläche für das Stadtklima bedeutend. Die geplanten, rechtlich zulässigen Ausgleichsmaßnahmen sind aus Sicht des Naturschutzes fragwürdig. [5]
6. Meeresaquarien sind nicht zukunftsweisend
Aquarien sind ein Auslaufmodell: Das zeigen nicht nur sinkende Besucherzahlen wie zum Beispiel im Haus des Meeres in Wien oder im Sea Life in München, sondern auch die Abstimmung gegen das Basler Großprojekt Ozeanium. [6]
7. Verschwendung von Steuergeldern
Die Umsetzung des Vorhabens wäre eine Verschwendung von Steuergeldern. In Lichtenberg gibt es wichtigere Klimaschutzprojekte oder soziale Projekte, bei denen die Investition von Steuergeldern deutlich sinnvoller wäre.
Gemeinsam mit der Organisation ElasmOcean e.V. und der Fondation Franz Weber haben wir uns im Dezember 2020 an den Bezirksbürgermeister von Berlin Lichtenfeld, seinen Stellvertreter sowie den Vorsteher der Berliner Bezirksverwaltung gewendet und gefordert, Abstand vom geplanten Bau des Meeresaquariums Coral World zu nehmen. Bereits 2017 hatten wir von den verantwortlichen Politikern gefordert, die Rummelsburger Bucht als Wasserschutzgebiet auszuweisen.
In Zeiten von Klimaerwärmung, Ozeanzerstörung und der fortschreitenden Anerkennung von Tierrechten ist es unverantwortlich, den Bau eines solchen Großaquariums zu genehmigen.
Was Sie tun können
- Bitte unterschreiben Sie unsere Petition an die Bezirksbürgermeister von Berlin Lichtenberg, an den Umweltstadtrat und die Fraktionen des Bezirks, um den Bau der Coral World in Berlin stoppen.
- Fische und andere Meeresbewohner gehören in die Freiheit – nicht in verhältnismäßig kleine Glaskästen, in denen sie ihren natürlichen Bedürfnissen nicht nachgehen können. Bitte besuchen Sie daher niemals Meeresaquarien, Zoos oder Tierparks.
- Bitte kaufen oder züchten Sie auch selbst keine Fische. Viele Tierheime vermitteln Fische in ein neues Zuhause.
- Falls Sie bereits Fische halten, lassen Sie die Haltung bitte auslaufen und bieten Sie Ihren Tieren ein möglichst angenehmes Leben: Dazu gehören die richtige Wassertemperatur, eine regelmäßige Reinigung des Aquariums und richtig angereichertes Wasser.
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Quellen
1] Herr, Anja (2020): Wie Anwohner und Umweltschützer „Coral World“ stoppen wollen, https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2020/07/coral-world-bau-berlin-lichtenberg-rummelsburger-bucht-buergerinitiative-umweltschuetzer.html, (eingesehen am 07.01.2021)
[2] Wabnitz, C./Taylor, M./Green, E./Razak, T. (2003): From ocean to aquarium: the global trade in marine ornamental species. UNEP-WCMC Biodiversity Series, https://www.unenvironment.org/resources/report/ocean-aquarium-global-trade-marine-ornamental-species, (eingesehen am 11.01.2021)
[3] Cohen, F. P. A./Walenti, W. C./Calado, R. (2013): Traceability Issues in the Trade of Marine Ornamental Species. Fisheries Sciences 21(2): 98-111, https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/10641262.2012.760522, (eingesehen am 11.01.2021)
[4] Marino, L., Lilienfeld, S. O., Malamud, R., Nobis, N., & Broglio, R. (2010). Do zoos and aquariums promote attitude change in visitors? A critical evaluation of the American zoo and aquarium study. Society & Animals, 18(2), 126-138.
[5] We ACT: Rummelsburger Bucht retten, https://weact.campact.de/petitions/rummesburger-bucht-retten, (eingesehen am 07.01.2021)
[6] Gerny, Daniel (2019): Das Basler Ozeanium bleibt ein Traum – ein klares Nein an der Urne, https://www.nzz.ch/schweiz/das-basler-ozeanium-bleibt-ein-traum-ein-klares-nein-an-der-urne-ld.1482976, (eingesehen am 07.01.2021)