Annemarie Gocke: Untersuchungen über den Einsatz einer Hähnchenfangmaschine in Mastbetrieben in Norddeutschland, Hannover 2000
„Beim Fangen und Verladen von Jungmasthühnern am Ende der Mast für den Transport zum Schlachthof sind die Tiere in erheblichem Maß Stress und Verletzungen ausgesetzt. Nicht selten kommt es dabei zu Todesfällen. Nach wie vor ist das Fangen einer der am wenigsten automatisierten Prozesse in der Masthühnerproduktion. Es erfolgt in Deutschland in der Regel mit der Hand. Die Arbeit wird häufig nachts, unter Zeitdruck und von unzureichend ausgebildeten Personen ausgeführt. Dies kann in vielen Fällen zu einem wenig rücksichtsvollen Umgang mit den Tieren führen, der als einer der Hauptgründe für Verletzungen und Todesfälle angesehen werden muss.
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Die Haltung von vielen Tieren in einem Stall, sowie das Bestreben mit möglichst geringem Kostenaufwand ein gutes Mastergebnis zu erzielen, kollidiert oftmals mit den natürlichen Bedürfnissen der Tiere.
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Die Zucht auf schnelles Wachstum führt häufig zu Gesundheitsschäden vor allem im Skelettbereich, da die Knochen und Gelenke die schnell anwachsende Muskelmasse nicht tragen können. Deshalb wurde zur Verminderung von Gelenkschäden vorgeschlagen, die Tiere zu Beginn der Mast restriktiv zu füttern. Dies hat sich allerdings in der Praxis nicht durchgesetzt. Weitere Gesundheitsprobleme wie z.B. Brustblasen und Hautschäden können durch feuchten Boden entstehen. Dies ist vor allem im Bereich der Tränken der Fall (SAINSBURY, 1988; SAVORY, 1995).
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In Folge der engen Besatzdichte und weil die Einstreu während eines Mastdurchganges nicht gewechselt wird, kommt es während der Mast zu einem Anstieg der Ammoniakkonzentration im Stall. Diese führt zu einer vermehrten Belastung der Atmungsorgane und zur Reizung der Augen. Auch die Infektionsanfälligkeit der Tiere wird durch eine vermehrte Ammoniakbelastung erhöht (FÖLSCH et al., 1989).
Wenn 20.000 bis 30.000 zusammen in einem Stall gehalten werden, ist es unmöglich jedes Einzeltier zu beobachten. Kranke, verletzte oder leidende Tiere werden oft nicht entdeckt. In Einzelfällen, bei sehr hoher Besatzdichte, können auch kleinere Tiere von größeren Artgenossen erdrückt werden (ROLLIN, 1995).
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In Großbritannien entstehen nach GERRITS et al. (1985a) bei 10- 30% der Tiere Schäden vor dem Schlachten, was zu finanziellen Verlusten zwischen 15 Millionen und 30 Millionen Britischen Pfund pro Jahr in Folge Herabstufung und Verwerfen des Fleisches führt (DUNCAN et al., 1986).
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Es besteht beim Ausstallen der Tiere meist eine große Diskrepanz zwischen der Anforderung, dass die Broiler in möglichst kurzer Zeit dabei aber belastungsarm verladen werden sollen (BRÖCKER, 1977).
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Beim Fang soll kein Tier verletzt werden. Die Tiere sollen nicht mit dem Kopf nach unten getragen werden, sie sind vorsichtig zu halten, um Beinverletzungen zu vermeiden. Kopf und Flügel sollen nicht an harte Gegenstände stoßen und die Tiere sollen eine möglichst kurze Strecke getragen werden.
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Trotz alledem werden die meisten Tiere noch mit der Hand gefangen. Dabei werden sie üblicherweise an einem Bein festgehalten und zum Transportcontainer getragen, wobei mehrere, in der Regel 2- 5 Tiere, in einer Hand gehalten werden (NUNES, 1998). Diese Methode stimmt nicht mit den Empfehlungen des Europarats überein, wonach große Vorsicht beim Fangen geboten ist, um Panik mit der Folge von Verletzungen oder Ersticken der Tiere durch Zusammendrängen zu vermeiden. Auch birgt die Methode ein großes Risiko für Verletzungen, besonders an Beinen und Flügeln, die zu Blutungen oder gar zum Tod führen können (PARRY, 1989; BAYLISS und HINTON, 1990). Sie wird aber aus Zeitgründen, d.h. aus wirtschaftlichen Gründen, der zeitintensiveren, aber für die Tiere schonenderen Methode des Umfassen des Tierkörpers, vorgezogen. Bei allen Fangmethoden ist das Anlernen und das Training der „Fänger“ wichtig, da nur ein umsichtiger Umgang mit den Tieren Verletzungen vermeiden hilft (MITCHELL und KETTLEWELL, 1993). In der gängigen Praxis werden ca. 500 bis 1500 Tiere pro Mann und Stunde gefangen, wobei die durchschnittliche Arbeitszeit 5 h beträgt (NICOL und SCOTT, 1990; KETTLEWELL und MITCHELL, 1994). BINGHAM (1986) stellte fest, dass ein 8 Mann starkes Team 4000 Tiere pro Stunde fangen kann. Dagegen beschreiben LACY und CZARICK (1998), dass ein durchschnittliches Fangteam aus 7- 10 Personen besteht, die ca. 7000 bis 10.000 Tiere pro Stunde fangen. In einer Nacht hebt somit jeder Fänger zwischen 5 und 10 Tonnen Broiler KETTLEWELL und TURNER, 1985). Nach eigenen Erfahrungen kann ein siebenköpfiges Fangteam beim direkten Verladen der Tiere in die Container im Stall etwa 9000 bis 10.000 Tiere pro Stunde fangen. Die reine Arbeitszeit beträgt etwa 7 h bis 9 h pro Tag. Da das Fangen häufig zu wenig begehrten Arbeitszeiten (in der Nacht) durchgeführt wird und die Arbeiter nach Stückzahlen bezahlt werden, ist der Umgang mit den Tieren in der Regel recht rüde. Während des Verladens herrschen im Stall im Schnitt Temperaturen zwischen 20°C und 25°C, bei etwa 70% Luftfeuchtigkeit und einer starken Staubentwicklung (BINGHAM, 1986). Da die unbeliebte Arbeit eintönig und schmutzig ist, wird sie von wenig ausgebildeten Arbeitern erledigt (BAYLISS und HINTON, 1990). NICOL und SCOTT (1990) schlagen daher einen finanziellen Anreiz für schonendes Fangen vor, damit die Fänger vorsichtiger mit den Tieren umgehen.
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Der Transport stellt für die Tiere grundsätzlich eine Belastung dar (EHINGER und GSCHWINDT, 1979). Während des Transports sind die Vögel verschiedenen Stressoren wie Bewegung, Vibrationen, Lärm (BEHRENDS, 1997), Hitze, Kälte, Schwankungen des Mikroklimas auf dem LKW (KETTLEWELL, 1989), Hunger, Durst, eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit und Wechsel des sozialen Umfelds ausgesetzt (MITCHELL und KETTLEWELL, 1993; FREEMAN, 1984). Nach BAYLIS und HINTON (1990) sind 40% der auf dem Transport auftretenden Todesfälle stressbedingt. Die Todesrate steigt mit der Transportlänge.
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Zur Umsetzung von EG- Richtlinien wurde in Deutschland die TIERSCHUTZTRANSPORTVERORDNUNG (1999) erlassen. Sie verbietet kranke und verletzte Tiere zu transportieren, legt fest, dass Vögel beim Verladen nicht an Kopf oder Gefieder festgehalten werden dürfen (es sei denn, bei anerkannten Fixationsmaßnahmen) und stellt Anforderungen an die Transportmittel.
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Während früher vor allem infektiöse Geflügelkrankheiten die Fleischqualität beeinträchtigten, sind es heute vor allem mastbegleitende Umstände (schnelles Wachstum, hohe Besatzdichte) und Transportgegebenheiten (Transportlänge und Klima) (ALVAREZ, 1981; FÜLLGRAF, 1983; FRIES et al., 1988).
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Folgen der Verletzungen sind nicht nur Leiden für die Tiere sondern auch erhebliche wirtschaftliche Verluste, durch Minderung der Schlachtkörper (Handelsklasse B oder C in Folge vermehrter Blutungen) (FRIES, 1989) oder durch komplettes Verwerfen von ganzen oder Teilen von Schlachtkörpern (GERRITS und DEKONING, 1981).
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Während des Fangens sind die Tiere erheblichen Belastungen und dem Risiko von Verletzungen ausgesetzt. Da einem Tier nicht ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden dürfen (Tierschutzgesetz, 1998), ist sowohl beim Handfang als auch beim Einsatz einer Fangmaschine vor allem das Verhalten der Arbeiter gegenüber den Tieren ausschlaggebend. Unsachgemäßer Umgang mit den Tieren führt in beiden Fällen zu vermehrten Schäden und ist unter Tierschutzgesichtspunkten nicht akzeptabel, da es sich bei den hierbei auftretenden Verletzungen um vermeidbare Schäden handelt.
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DUNCAN (1989) kam zu dem Schluss, dass jegliche menschliche Berührung und somit auch jede manuelle Fangmethode für die Tiere prinzipiell ein Stressor ist und dass somit jegliche Manipulation an den Tieren so kurz wie möglich zu halten sei. Das gleiche gilt für die maschinelle Aufnahme.
Nach KANNAN und MENCH (1997) lässt sich die Reaktion auf die menschliche Berührung durch vorheriges Gewöhnen nicht mindern. Vögel, die vor dem eigentlichen Fangprozeß täglich einmal aufgehoben und in der Hand getragen wurden, hatten den gleichen Anstieg von Plasma- Kortikosteron wie nicht an menschliche Manipulation gewöhnte Tiere. Es konnte lediglich festgestellt werden, dass das Verhalten der Vögel gegenüber menschlicher Annäherung z.B. bei Betreten des Stalles einen Gewöhnungseffekt zeigte. KANNAN und MENCH (1996, 1997) fanden ebenfalls heraus, dass offenbar vor allem die Haltung mit dem Kopf nach unten für die Tiere unangenehm war, wobei es hierbei noch einen Unterschied macht, ob ein oder mehrere Vögel zusammen gehalten wurden. Beim Halten von mehreren Vögeln in einer Hand zeigten die Tiere einen deutlich höheren Plasma- Kortikosteronwert, als wenn nur ein Tier gehalten wurde. Nach JONES (1992) verursacht Tragen in einer aufrechten Position weniger Stress als das Tragen kopfüber.
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Auch die äußeren Umstände beim Fang spielen eine Rolle. So zeigten DUNCAN und KITE (1988) und DUNCAN (1989) dass das Fangen im Dunkeln (0,37 Lux) sowohl beim Handfang, als auch bei Beförderung auf einem Transportband einen geringeren Anstieg der Kortikosteronkonzentration, eine kürzere TI- Zeit und einen geringeren Anstieg der Herzschlagrate verursacht als im Hellen (88 Lux). Verständlich ist auch, dass die Höhe, aus der aus der die Tiere in die Kisten fallen von entscheidender Bedeutung ist. So ist die Kortikosteronkonzentration umso höher, je tiefer die Tiere von einem Transportband in die Kisten gefallen sind (DUNCAN, 1989).
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Die in den verschiedenen Untersuchungen festgestellten Schäden variierten von Blutungen und Ödemen an Brust, Rücken, Beinen und Flügeln bis hin zu Frakturen und Dislokationen an Beinen und Flügeln (SCHOLTYSSEK und EHINGER, 1976; MAYES, 1980; JESPERSEN, 1982; GRIFFITHS und NAIRN, 1984; GERRITS et al., 1985b; TAYLOR und HELBACKA, 1968). GREGORY und WILKENS (1990a) fanden bei 3 % der Broiler Frakturen vor Einhängen ins Schlachtband, bei 4,5 % der Tiere wurden Dislokationen des Hüftgelenks festgestellt, hinzu kommt eine nicht erhobene Anzahl an Dislokationen der Flügel (GREGORY, 1994). Allgemein liegen aber noch relativ wenig Zahlen über Schäden bei geschlachteten Broilern vor (GREGORY und WILKENS, 1992). Von BAYLISS und HINTON (1990) wurden bei 35 % der tot am Schlachthof ankommenden Broiler Fang- und Transportverletzungen als Todesursache festgestellt.
Im Laufe der Jahre wurden einige Verbesserungen durchgeführt, die die Anzahl der Verletzungen reduzieren sollten. So wurden die ursprünglichen Holzkisten durch Plastikkisten ersetzt, und diese wiederum von Containersystemen abgelöst (GERRITS et al; 1985a). Insbesondere vor der Einführung der Fangmaschinen versprach man sich deutliche Verbesserungen, wie die Minderungen des Fangstresses und weniger Verletzungen durch einen schonenderen und gleichmäßigeren Umgang mit den Tieren besonders beim Einsammeln. Die kritischen Bereiche für Verletzungen sind aber weiterhin das Verladen der Tiere in die Kisten, der Transport in den Kisten und das Aufhängen der Tiere am Schlachtband.
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Schon die Haltung während der Mastperiode und die in dieser Zeit auf die Tiere einwirkenden Umwelteinflüsse können Schäden an den Tieren hervorrufen oder sie anfälliger für Schäden während des Fangs und Transports machen. So fand GRIFFITHS (1985) in einer Untersuchung von 108 Tieren am Schlachthof anhand histologischer Kriterien heraus, dass 25 % aller Blutungen an den Ständern bereits vor dem Fangen entstanden waren.
Beim Entstehen von Verletzungen spielt vor allem das Gewicht der Tiere eine wichtige Rolle. Tiere mit mittlerem Gewicht wiesen in einer Untersuchung von TAYLOR und HELBACKA (1968) die wenigsten Blutungen auf, während Tiere, die deutlich sowohl nach oben als auch nach unten vom Mittelwert von 2 kg abwichen, vermehrt Blutungen hatten. Auch BINGHAM (1986) fand bei schweren Tieren vermehrt Blutungen und Schäden an den Flügeln. Schnelles Wachstum und intensive Fütterung im ersten Mastabschnitt begünstigen Beinschäden an den Tieren, die zu vermehrtem Liegen und damit zu Druckstellen und Blutergüssen insbesondere an der Brust und den Beinen führen (GRASHORN, 1987; KESTIN et al., 1992). Organisationsprobleme bezüglich Besatzdichte, Lichtregime, Tränke- und Fütterungstechnik sowie die Kükenherkünfte können zu Leistungsdepressionen mit geringen Gewichtszunahmen und Unausgeglichenheit der Herde führen (FRIES, 1992). Kleine und leichte Tiere können in diesen Herden unter die größeren Artgenossen geraten und dadurch Quetschungen und Blutergüsse erleiden.
Verletzungen werden aber auch durch die Kollision mit fehlerhaften oder falschen sowie deplazierten Stalleinrichtungen wie Leitern oder lose Holzbretter verursacht. An Blutungen oder sogar Knochenbrüchen an Beinen und Flügeln können ebenso schlecht konstruierte Ställe mit scharfen Kanten oder Vorsprüngen ursächlich beteiligt sein (BREMNER, 1980). Auch durch das Hochziehen der Futter- und Tränkeeinrichtungen im Stall kurz vor dem Fangen können noch Verletzungen entstehen (KETTLEWELL, 1989). Diese sind später nur schwer von Fangschäden zu unterscheiden.
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Neben Blutungen und Frakturen können durch die Haltung auch andere Schäden an den Tieren entstehen, die nicht mit fang- und transportbedingten Verletzungen verwechselt werden können. So weisen viele Tiere zystische Blasen unter der Haut insbesondere im Brustbereich auf. Daher werden diese Hautschäden auch als Brustblasen bezeichnet. Brustblasen können durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Vor allem spielen das Gewicht der Tiere, die Herdengröße, die Besatzdichte im Stall sowie die Bodenbeschaffenheit im Stall eine wichtige Rolle (MAYES, 1980b).
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Die Auswirkungen manueller Fangmethoden sind stark abhängig von der Schulung der Arbeiter und deren Umgang mit den Tieren. Rohe Behandlung und Tragen von möglichst vielen Tieren auf einmal erhöht die Verletzungsrate. Nach JESPERSEN (1982) kommt es bei einer Anzahl von zehn Tieren pro „Fänger“, die zur gleichen Zeit durch die relativ enge Öffnung der Transportkiste gebracht werden, zu erheblichen Verletzungen vor allem an den Flügeln, da die Tiere diese beim Verladen ausbreiten und somit an der Öffnung hängenbleiben. Dass die Erfahrung und die Motivation der Arbeiter eine wichtige Rolle spielt, zeigten auch Untersuchungen von TAYLOR und HELBACKA (1968). Natürlich ist es möglich, die Tiere auch per Hand fast ganz ohne Traumata zu fangen und zu verladen. Allerdings führen wirtschaftliche Gründe wie die Bezahlung nach Stückzahl, die Arbeitsbedingungen und die Arbeitszeiten dazu, dass möglichst viele Tiere in möglichst kurzer Zeit verladen werden, was dann zu einem unsachgemäßen Umgang mit den Tieren führen kann (LACY und CZARICK, 1998).
Die beim manuellen Fangen am häufigsten auftretenden Verletzungen sind Frakturen der Extremitäten, Dislokationen der Gelenke und Hämorrhagien, die sowohl in Folge der Frakturen und Dislokationen auftreten oder aus dem rohen Umgang mit den Tieren resultieren. Über die Verteilung dieser Verletzungen gibt es recht unterschiedliche Angaben. So beschreibt JESPERSEN (1982) als häufigste Verletzung die Blutung an den Flügeln (bei 6,6 % aller untersuchten Tiere), gefolgt von Blutungen an Rücken (5,1 %) und an den Ständern(4,2 %). Frakturen an den Flügeln kamen bei 1,3 % aller untersuchten Tiere vor. TAYLOR und HELBACKA (1968) fanden dagegen von allen auftretenden Blutergüssen 39 % an der Brust, 31 % an den Flügeln und 30 % an den Beinen und der Hüfte, auch HAMDY et al. (1961) und GRIFFITHS und NAIRN (1984) fanden die meisten fanden die meisten Blutergüsse an der Brust gefolgt von Flügeln und Beinen.
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Zu geringe Besatzdichten können allerdings zu vermehrten Quetschungen an den Tieren durch Hin- und Herschleudern während der Fahrt führen (SCHOLTYSSEK und EHINGER, 1976). Schließlich führt auch noch das Fallenlassen von Transportkisten (wie es vor allem beim Abladen vorkommt) zu Hämatomen insbesondere im Brustmuskelfleisch, die sich bis zum Brustbein ausdehnen können (GERRITS und DEKONING, 1982).
Insgesamt lassen sich die beim Transport auftretenden Verletzungen, wie Schäden an den Beinen oder Flügeln und Unterhautblutungen, nur sehr schwer von den durch das Fangen verursachten Schäden differenzieren, so dass häufig nicht festgestellt werden kann, ob die Schäden auf dem Transport entstanden sind.
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Beim Fangen werden zwei bis fünf Tiere mit einer Hand an einem Bein ergriffen, so dass der Fänger insgesamt vier bis zehn Tiere auf einmal greifen kann. Dann werden die Tiere kopfüberhängend zu den Containern getragen. Diese Strecke beträgt in den meisten Fällen zwischen 2 m und 8 m. Wenn der Abstand zwischen Fänger und Container allerdings weniger als zwei m beträgt, werden die Tiere in der Regel mit Schwung in die Kisten geworfen. Auch werden die Tiere, die in die oberste Schublade verladen werden, mit mehr Schwung in die Kisten verbracht, um die Höhe zu überbrücken. Bei ca. 1,5 kg schweren Tieren sollten nicht mehr als 32 Tiere in einer Schublade sein. Der Fänger muss also mitzählen, wie viele Tiere er schon verladen hat. Ist die Schublade mit der angestrebten Anzahl Tiere befüllt, wird versucht, die Tiere durch rütteln der Schublade gleichmäßig zu verteilen. Anschließend wird die Schublade in die Halterung zurückgeschoben, wobei darauf zu achten ist, dass den Tieren nicht die Flügel oder die Köpfe eingeklemmt werden.
Je nach Art des Stalles brauchen sechs Fänger zum Verladen von etwa 8 000 Tieren auf einen LKW, zwischen 40 und 50 Minuten. Jeder Fänger hat dann zwischen 1600 und 2 000 Tiere verladen. Während dieser Zeit arbeiten die Fänger im Stall ohne Pause. Ist ein LKW fertig, haben sie in der Regel ca. 10 min Pause, während ein LKW zum Abfahren fertiggemacht wird und der nächste LKW zum Beladen vorbereitet wird.
Um die Tiere während des Fangens möglichst ruhig zu halten, wird die Stallöffnung, durch die der Gabelstapler hindurchfährt, mit einem Vorhang aus Gummi oder Plastik verhängt, so dass die Helligkeit im Stall deutlich vermindert werden kann. In einigen Ställen wurde beim Fang auch die Stalltür verschlossen und nur zum Durchfahren des Gabelstaplers geöffnet.
Es konnte aber auch beobachtet werden, dass, unabhängig von der Helligkeit im Stall, die Tiere beim Handfang deutlich unruhiger und aufgeregter sind, als beim Einsatz der Hähnchenfangmaschine. Die Mitarbeiter des Handfangteams hatten keine spezielle Ausbildung. Ihre tägliche Arbeitszeit lag zwischen 3 h und 14 h. Meistens schwankte sie allerdings zwischen 8 h und 9 h.
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Die am häufigsten von Verletzungen betroffenen Körperteile sind die Flügel, wobei Hämatome, Frakturen und Dislokationen beobachtet wurden. Es folgen Hämatome an den Beinen, die beim Handfang doppelt so häufig auftraten wie beim Maschinenfang. Hämatome an Brust und Rücken werden ebenfalls relativ häufig angetroffen, während Beinfrakturen und Dislokationen der Beingelenke wenig in Erscheinung treten.
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Das Ausstallen von Jungmasthühnern zur Schlachtung ist für die Tiere mit erheblichen Belastungen durch das Fangen, das Verladen in Transportkisten, die Bedingungen wie Temperatur, Feuchte und Luftversorgung beim Transport und das Entladen verbunden. Durch die mehrfache Handhabung durch den Mensch und den völligen Umgebungswechsel können Schmerzen, Leiden und Leiden der Tiere entstehen. Erhebliche Verletzungen und häufige Todesfälle sind übliche Begleiterscheinungen dieses Produktionssystems. Als besonders problematisch hat sich dabei das Fangen der Tiere im Stall erwiesen. Aus tierärztlicher und ökonomischer Seite wird daher bereits seit längerer Zeit nach schonenderen Alternativen gesucht, die sowohl die Belange des Tierschutzes (physische und psychische Belastung) und der Tiergesundheit (Unverletztheit der Tiere) berücksichtigen, als auch die Tierverluste und die Arbeitskosten mindern können.
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Beim Handfang schwankt die Anzahl der auftretenden Verletzungen erheblich, während sie beim Maschinenfang zumindest in der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraumes weitgehend konstant blieb. Die mögliche Ursache dafür ist die beim Handfang beobachtete zum Teil recht unterschiedliche Tagesform der Arbeiter, die einen erheblichen Einfluss auf deren Umgang mit den Tieren und damit auf die auftretenden Verletzungen haben könnte. Beim Einsatz der Hähnchenfangmaschine spielt die Laune der Arbeiter nur eine nebensächliche Rolle, da z.B. aggressives Verhalten gegenüber den Tieren beim Maschinenfang weitgehend ausgeschlossen werden kann. Das Überfahren der Tiere mit dem Sammelkopf der Fangmaschine zu Beginn der Untersuchungen war eher auf mangelndes Geschick im Umgang mit der Maschine zurückzuführen.
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