Hunde, Pferde & Ziegen: So leiden domestizierte Tiere im Zirkus

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Wildtiere wie Elefanten, Affen, Tiger und Löwen werden seit Jahrhunderten im Zirkus zur menschlichen Unterhaltung missbraucht. Glücklicherweise findet diesbezüglich seit einigen Jahren ein Umdenken statt, und viele Länder haben bereits Wildtierverbote für Zirkusse erlassen. Leider werden in zahlreichen deutschen Zirkussen jedoch nicht nur Wildtiere zu Aufführungen in der Manege gezwungen, sondern auch domestizierte Tiere wie Pferde, Lamas und Hunde.

Inhaltsverzeichnis

„Domestizierte“ Tiere im Zirkus: So leiden Pferde, Kamele, Lamas, Ziegen und Hunde

Nicht nur Wildtiere wie Großkatzen, Elefanten, Bären oder Zebras leiden unter den schlechten Haltungs- und Lebensbedingungen sowie der meist gewaltvollen Dressur im Zirkus. Auch domestizierte Tierarten wie Pferde, Lamas, Ziegen und Rinder wollen ein artgerechtes Leben führen und nicht in dunklen, engen Boxen oder kleinen Gehegen leiden und in der Manege vor Publikum zur Schau gestellt werden.

In reisenden Zirkussen verbringen Tiere einen Großteil ihres Lebens in engen Boxen oder Käfigen auf Transportern. Auf den langen Transportwegen quer durch Deutschland sind sie großem Stress ausgesetzt. [2] Ihre individuellen Bedürfnisse und Ansprüche an einen artgerechten Lebensraum werden auf den Transporten noch mehr ignoriert als ohnehin. [1] Ständige Ortswechsel machen es für die Tiere unmöglich, sich an einen Ort zu gewöhnen. Zudem bieten die kleinen asphaltierten Festplätze deutscher Innenstädte, auf denen Zirkusbetriebe häufig ihre Zelte aufschlagen, den Tieren bei Weitem nicht genügend Auslauf oder die Möglichkeit, ihren natürlichen Bedürfnissen nachzugehen. Bei vielen Tieren führt dies zu Verhaltensstörungen. Zahlreiche Zirkusbetriebe stecken außerdem in finanziellen Schwierigkeiten oder können die Tiere aus Zeitmangel nicht angemessen versorgen.

Pferdeartige: Ponys, Pferde und Esel

Neben Ponys und Pferden halten Zirkusse oftmals auch Esel, damit diese ihre Besucher mit andressierten Tricks begeistern. Diese sogenannten Pferdeartigen kommen in der freien Natur ursprünglich in Regionen vor, in denen sie jahreszeitlich bedingt weite Wanderungen unternehmen. Die sozialen Tiere leben von Natur aus in kleinen Gruppen, ihr Tagesablauf wird durch Stimmungsübertragung bestimmt: Ruhen, Wandern, Wälzen, Hautpflege und die Nahrungsaufnahme finden weitgehend synchronisiert statt. [3]

Auch domestizierte Pferde haben einen ausgeprägten Bewegungsbedarf, [4] dem sie in Gefangenschaft kaum nachgehen können. In Zirkussen werden die Tiere oftmals in Einzelboxen gehalten und haben statt ausgedehnten grünen Weiden meist nur betonierte Flächen oder kleine Boxen zur Verfügung. Laut den Zirkusleitlinien stehen ihnen am Tag nur zwei Stunden Auslauf in einem Außengehege zu. Bewegung erhalten Pferde und Esel oftmals hauptsächlich während der Zirkusvorstellungen und der Dressur, was eine freie und selbstbestimmte Bewegung und den Weidegang allerdings nicht ersetzen kann [5]. Zudem ist wissenschaftlich belegt, dass die Transporte vor allem für Pferde eine enorme Belastung darstellen, auch wenn sie damit bereits vertraut sind. [6] Lebenslange Entbehrungen und Bewegungsmangel führen oft zu schweren Verhaltensauffälligkeiten und körperlichen Schäden.

Damit die intelligenten Tiere auf Kommando antrainierte Tricks ausführen, wenden Tiertrainer oft brutale Methoden an. Bei Pferdedressuren etwa ist fast immer die Peitsche im Einsatz. Die Tiere gehorchen aus Angst vor Bestrafung – und nicht, weil es ihnen Spaß macht. Hinzu kommt, dass Pferde Fluchttiere sind: Grelles Scheinwerferlicht, laute Musik und das Klatschen des Publikums während der Vorstellungen setzen den sensiblen Tieren zu und verschlimmern ihren ohnehin leidvollen Alltag zusätzlich.

Kamele: Dromedare, Trampeltiere, Alpakas und Lamas

Zu den Kamelartigen zählen sowohl Großkamele (Trampeltier und Dromedar) als auch Kleinkamele (Lama und Alpaka). Die exotisch anmutenden Tiere werden oft für Show-Einlagen in Zirkussen missbraucht. [7] Lamas und Alpakas liegen seit einigen Jahren regelrecht im Trend. Vor allem Alpakas, die sich durch ihr sanftes Wesen auszeichnen, [8] sind besonders beliebt und sollen Zuschauer in die Zirkusse locken. Ihre Sanftmütigkeit wird auch bei der Dressur ausgenutzt, bei der sie mit fragwürdigen Dressurmethoden unnatürliche Verhaltensweisen erlernen müssen. Auch hier kommt nicht selten die Peitsche zum Einsatz.

Als soziale Herdentiere sollten Kamele zusammen mit Artgenossen gehalten werden. Trotzdem werden Kamelartige im Zirkus oftmals einzeln oder lediglich in Vergesellschaftung mit anderen Huftieren untergebracht. Wie bei Pferden wird die Zirkushaltung in Boxen und kleinen Ausläufen dem hohen Bewegungsbedarf der Kamelartigen nicht gerecht und führt zu Verhaltensstörungen. Auch die Versorgung und Pflege der Tiere ist in Zirkussen oftmals mangelhaft. So wird beispielsweise die Pflege der Hufe häufig vernachlässigt [8,9], und Räude-Erkrankungen bei Kamelartigen bleiben in Zirkusbetrieben oftmals unerkannt. [10]

Ein häufiger Tierschutzverstoß ist der Transport von hochschwangeren und säugenden Kamelmüttern. Obwohl die Tiere in diesem Zustand nicht transportiert werden dürfen, [4] missachten Zirkusse ihr Wohl und nutzen die Geburt von Kamelfohlen auf laufender Tournee zu Werbezwecken aus.

kamel
Auch dieses Kamel ist offensichtlich verletzt

Hunde

Im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren lassen sich Hunde normalerweise ohne Zwang und Gewalt dressieren. Jeder weiß, dass viele Hunde für eine kleine Belohnung freudig ein Kommando befolgen – falls sie gerade Lust dazu haben. Doch während private Halter die Tiere mit Geduld und Liebe erziehen, herrscht im Zirkus oft Zeitdruck. Die Hunde müssen immer wieder neue, unterhaltende „Kunststücke“ erlernen und in der Manege regelmäßig auf Knopfdruck „funktionieren“. Solche Zirkusauftritte haben daher nichts mit spielerischen, gelegentlichen Tricks im heimischen Wohnzimmer zu tun.

Hunde im Zirkus müssen Dressurnummern meist zusammen in einer Gruppe präsentieren. Dabei führen sie nacheinander „Kunststücke“ auf einem Podest vor oder gemeinsame Darbietungen, die Tiertrainer ihnen im Vorfeld beigebracht haben. Teilweise agieren Hunde bei ihren Vorführungen auch mit anderen Tierarten. Die hektische Atmosphäre, unterschiedliche Gerüche und unbekannte Geräusche können sensible Hunde beim Auftritt vor Publikum sehr stressen. [11] Hinter den Kulissen ist die Tierhaltung oftmals mangelhaft, denn die Hunde leben teilweise in kleinen Zwingern oder Kettenhaltung [12]. Zudem soll es Zirkusse geben, die illegalen Welpenhandel betreiben. [13]

hund macht kunststuecke
Auch Hunde müssen unter massivem Druck unnatürliche „Kunststücken“ ausführen

Tiere im Zirkus müssen verboten werden

Die Denkweise, dass bestimmte Tierarten mehr Rechte haben als andere, nennt sich Speziesismus. Kein Tier hat es verdient, sein Leben in der Gefangenschaft eines Zirkusses zu verbringen und uns Menschen zu unterhalten – ganz egal, um welche Tierart es sich handelt.

Auch domestizierte Tiere wie Pferde, Alpakas, Ziegen, Schweine, Rinder, Hühner und Gänse führen im Zirkus ein entbehrungsreiches Leben und würden niemals freiwillig „Kunststücke“ und andere artfremde Dressurnummern aufführen. Viele dieser Tiere leiden unter beengten Verhältnissen, Vernachlässigung, fehlenden Sozialkontakten zu Artgenossen und gewaltsam andressierten, unnatürlichen Verhaltensweisen, die nicht selten zu Verhaltensstörungen oder körperlichen Erkrankungen führen. Wie wir Menschen will auch jedes Tier letztlich ein möglichst selbstbestimmtes und unversehrtes Leben führen.

Immer mehr Menschen lehnen die Haltung von Tieren in Zirkussen ab, denn sie wissen, dass sie auf den Transportern, in engen Boxen und in asphaltierten Gehegen leiden. Auch die Akzeptanz für die Dressur mit der Peitsche sinkt. Laut einer repräsentativen Meinungsumfrage im Jahr 2018 sind 62 Prozent der Deutschen der Meinung, dass Tiere überhaupt nicht mehr in mobilen Zirkusbetrieben gehalten und vorgeführt werden sollten. [14]

Tiere stellen für Zirkusbetriebe einen großen wirtschaftlichen Faktor da: Einerseits sind sie Sympathieträger und locken Publikum an, anderseits ist ihre Haltung und Pflege kosten- und zeitaufwendig. Viele Betriebe können sich den Unterhalt von Tieren auf Dauer nicht leisten. Um langfristig zu überleben, sollten sich Zirkusse daher dem gesellschaftlichen Wandel anpassen und die Tiere an möglichst artgerechte Auffangstationen übergeben. Zirkusse können ihre Zuschauer auch ohne Tiere begeistern – das zeigen unter anderem die Zirkusse Cirque du Soleil, Flic Flac oder Roncalli sehr eindrucksvoll.

So können Sie den Tieren im Zirkus helfen

  • Bitte besuchen Sie keine Zirkusse, in denen Tiere gehalten und zur Unterhaltung des Publikums vorgeführt werden. Weder Wildtiere noch domestizierte Tiere treten freiwillig in Bühnenshows auf.
  • Entscheiden Sie sich für tierfreie Alternativen und besuchen Sie Zirkusse, die keine Tiere ausbeuten.
  • Es gibt verschiedene Möglichkeiten, gegen das Tierleid im Zirkus aktiv zu werden: