Ein Zoo kann Elefanten niemals ein artgemäßes Lebensumfeld bieten, denn dieses wird der Komplexität ihres Sozialverhaltens nicht gerecht. Elefantenexpert:innen fordern daher ein Auslaufen der Elefantenhaltung in Zoos. [1]
Trotzdem werden in deutschen Zoos noch immer Elefanten eingesperrt – denn die grauen Riesen gehören zu den Publikumslieblingen, die die Kassen der Profitindustrie „Zoo“ klingeln lassen. Den Besucher:innen wird dabei vorgegaukelt, Zoos würden Artenschutz für die Tiere betreiben. Stattdessen sind Tierquälerei durch den Einsatz von Elefantenhaken und Verhaltensstörungen an der Tagesordnung.
In welchen Zoos gibt es Elefanten?
In 24 deutschen Zoos und Safariparks werden derzeit noch Elefanten gefangen gehalten und zur Schau gestellt (Stand 2023) – darunter etwa im Berliner Zoo, im Zoo Hannover, Zoo Wuppertal, dem Tierpark Hagenbeck und dem Serengeti-Park Hodenhagen.
Lesen Sie hier die wichtigsten Gründe, warum Elefanten in Gefangenschaft leiden.
1. Die Gefangenschaft in Zoos macht Elefanten seelisch krank
Die meisten Elefanten in zoologischen Einrichtungen leiden unter gravierenden Verhaltensstörungen. Stereotypien wie das sogenannte „Weben“ sind sich wiederholende rhythmische Bewegungen mit Kopf und Körper. Diese Verhaltensstörungen kommen bei wildlebenden Elefanten nicht vor [2] und sind ein Anzeichen von seelischem Leiden. In Zoos dagegen treten Stereotypien sehr häufig auf – bei 72 bis 85 Prozent der Elefanten in nordamerikanischen [3] und europäischen [4] Zoos.
Einer Studie zufolge war stereotypes Verhalten insgesamt sogar die zweithäufigste beobachtete Verhaltensweise der Elefanten; nach Essverhalten. Vor allem Einzelhaltung und häufige Transporte zwischen Zoos fördern die Entwicklung von Verhaltensstörungen. [3] Zum Teil geht es den Elefanten psychisch so schlecht, dass man sie mit Psychopharmaka ruhigstellt, wie z. B. den Elefantenbullen Shaka im Duisburger Zoo. [5]
2. Die Haltungsbedingungen führen zu körperlichen Erkrankungen
Die komplexen Ansprüche von Elefanten an ihren Lebensraum können von einem Zoo nicht erfüllt werden. Schon die Größe der meisten Elefantengehege kann dem enormen Bewegungsbedarf dieser Tierart kaum Genüge tun. In europäischen Elefantenhaltungen haben die Tiere nur wenige tausend Quadratmeter zur Verfügung. [6] Nachts werden sie meist in die noch kleineren Innengehege eingesperrt. Dagegen umfasst das Gebiet, das Asiatische Elefanten in ihrer Heimat regelmäßig durchstreifen, mindestens 30 bis mehrere hundert Quadratkilometer. [7] Bei Afrikanischen Elefanten erstrecken sich die Wanderungen sogar über mehrere tausend Quadratkilometer. [8]
Die mangelhaften Haltungsbedingungen tragen direkt zu gesundheitlichen Problemen bei. Der drastische Bewegungsmangel in kleinen Gehegen und das ständige Stehen, oft auf artwidrigem hartem Betonuntergrund, führen zu Übergewicht und verschiedenen Fuß- und Gelenkerkrankungen. Einer Studie zufolge litt in etwa 84 Prozent der zoologischen Einrichtungen mindestens ein Tier an schmerzhaften Fußerkrankungen wie Nagelrissen, Abszessen oder Arthritis [4].
3. Gewalt mit dem Elefantenhaken
In vielen Zoos werden Elefanten geschlagen und misshandelt. Im sogenannten „Direkten Kontakt“ bewegen sich die Zoowärter:innen gemeinsam mit den Elefanten im Gehege. Um die Tiere in dieser Situation zu kontrollieren und zu dominieren, wird der Elefantenhaken eingesetzt, ein Stock mit einem spitzen Metallhaken. Mit welcher Skrupellosigkeit der Elefantenhaken mitunter zum Einsatz kommt, ist spätestens seit den Videoaufnahmen aus dem Erlebnis-Zoo Hannover bekannt. Dort wurden schon die Babyelefanten mit dem Elefantenhaken traktiert.
Das gewaltsame Dominieren von Elefanten ist Tierquälerei. Trotzdem wenden einige Zoos mit Elefantenhaltung weiterhin den „Direkten Kontakt“ an. Hierzu gehören neben dem Tierpark Hagenbeck beispielsweise die Zoos in Karlsruhe und Leipzig. In den USA hat der amerikanische Zoo-Dachverband AZA bereits in 2010 angekündigt, die Haltung von Elefanten im „Direkten Kontakt“ in ihren Mitgliedszoos zu beenden. Erst 2019 kündigte auch der europäische Zoo-Dachverband EAZA an, den Einsatz des Elefantenhakens zu beenden – allerdings erst bis 2030. Leider bedeutet diese großzügige Übergangsfrist für viele Elefanten jahrelanges weiteres Leid.
Eine alternative Haltungsform ist der „Geschützte Kontakt“, bei der die Tiere zumindest nicht durch Schläge gequält werden. Dabei versorgen die Elefantenwärter:innen die Tiere durch ein schützendes Gitter. Doch egal, welche Haltungsform ein Zoo praktiziert, ein Elefantenleben in Gefangenschaft ist letztlich immer systembedingt artwidrig.
4. Viele Elefanten in Zoos sind Wildfänge
Früher gelangten Zoos hauptsächlich über den Tierhandel an wildgeborene Elefanten. In dramatischen Fangaktionen, in denen zum Teil ganze Elefantenfamilien ausgelöscht wurden, trennte man die Jungelefanten von ihrer Herde. Unter dem Trauma leiden die Tiere oft ihr Leben lang. Seit der internationale Handel mit Wildtieren durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen geregelt wurde, ist es deutlich schwieriger für Zoos, an „Nachschub“ zu gelangen. Durch die niedrigen Fortpflanzungsraten von Elefanten in Zoos stellen die in Europa und Nordamerika gehaltenen Tiere keine sich ausreichend selbst erhaltende Population dar [9, 10]. Früher oder später dürften Zoos also wieder versuchen, an neue Wildfänge zu gelangen – wenn nötig auch über dubiose Umwege.
Warum gibt es bald keine Afrikanischen Elefanten mehr in Zoos?
Bei der Genfer Artenschutzkonferenz in 2019 stimmten zwei Drittel aller Vertragsstaaten für ein Handelsverbot der bedrohten Afrikanischen Elefanten. Länder wie Simbabwe hatten versucht, den Beschluss zugunsten der Tiere zu blockieren, scheiterten jedoch. Das Abkommen sieht vor, dass künftig keine Elefanten mehr aus freier Wildbahn eingefangen und an Unterhaltungseinrichtungen wie Zoos, Zirkusse sowie Vergnügungsparks verkauft werden dürfen. [11]
5. Elefanten-Familien werden auseinandergerissen
Die Familie ist das Wichtigste im Leben eines Elefanten. In der Natur leben sie in stabilen sozialen Verbänden, die aus verwandten Elefantenkühen und ihrem Nachwuchs bestehen. Wenn nichtverwandte Tiere miteinander vergesellschaftet werden, führt das häufig zu Aggressionen. Das kann sogar so weit gehen, dass Elefanten dabei sterben, wie etwa im Jahr 2012 die Elefantenkuh Chumpol sowie 2022 Elefantin Maejaruad im Kölner Zoo. [12]
Selbst in Sozialgruppen mit Müttern, Töchtern und Tanten verwehren Zoos den Tieren oft die Möglichkeit, lebenslang in den natürlichen, matriarchalen Familienverbänden zusammenzubleiben. Denn für das „Zuchtmanagement“ – das heißt für die geplante Verpaarung der Tiere – und aufgrund der eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten werden immer wieder Individuen zwischen Zoos ausgetauscht. Das arttypische Sozialverhalten zwischen Müttern und Töchtern wird damit gestört und Familien werden auseinandergerissen. Bullen werden dagegen häufig bei Erreichen der Geschlechtsreife isoliert, obwohl auch sie in der Natur keine reinen Einzelgänger sind.
6. Elefanten haben im Zoo eine geringe Lebenserwartung
Auch wenn Zoos immer wieder behaupten, viele Tiere hätten in Gefangenschaft eine erhöhte Lebenserwartung – auf Elefanten trifft dies nicht zu. Sowohl Afrikanische als auch Asiatische Elefanten können im Freiland 60 bis 70 Jahre alt werden. Wissenschaftlichen Studien zufolge ist die durchschnittliche Lebenserwartung für Elefanten im Zoo aber wesentlich niedriger [13, 14, 15]. Afrikanische Elefanten werden im Zoo sogar oft nur ein Drittel [14] bis halb so alt [13].
So helfen Sie Elefanten in Zoos
Sie wollen sich gegen die Misshandlung von Elefanten in deutschen Zoos einsetzen? Unterschreiben Sie jetzt unseren Aktionsaufruf gegen die Verwendung von tierquälerischen Elefantenhaken.
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Quellen
[1] Atkinson, R.P.D. & Lindsay, W.K. (2022) Expansive, diverse habitats are vital to the welfare of elephants in captivity. A report submitted to the Department for Environment, Food and Rural Affairs, Government of the United Kingdom, July 2022, https://www.conservativeanimalwelfarefoundation.org/latest-news-updates/cawf-report-reveals-zoos-are-not-able-to-meet-the-complex-needs-of-elephants/ (eingesehen am 17.03.2023)
[2] Kurt F. & M.E. Garai (2001). Elefant in Menschenhand, Kapitel 5.8.: Bewegungsstereotypien. Herausgeber: F. Kurt. Filander Verlag, Fürth.
[3] Greco, B.J. et al. (2016) The Days and Nights of Zoo Elephants: Using Epidemiology to Better Understand Stereotypic Behavior of African Elephants (Loxodonta africana) and Asian Elephants (Elephas maximus) in North American Zoos. PLoSONE 11(7): e0144276. doi:10.1371/journal.pone.0144276.
[4] Haspeslagh, M., et al. (2013): A survey of foots problems, stereotypic behavior and floor type in Asian elephants (Elephas maximus) in European zoos. Animal Welfare 22. 437-443.
[5] Stern (2015): Tot? Schläft? Ruhiggestellt. 22.10.2015
[6] Elefanten-Schutz Europa e.V.: Hintergrundwissen – Anforderungen an die Zoohaltung von Elefanten, https://elefanten-schutz-europa.de/Wissen/Hintergrund-Zoo/Beduerfnisse-Zoo/ (eingesehen am 17.03.2023)
[7] IUCN Red List (18.09.2019): Asian Elephant, https://www.iucnredlist.org/species/7140/45818198 (eingesehen am 17.03.2023)
[8] Ngene, S. et al. (2017): Home range sizes and space use of African elephants (Loxodonta africana) in the Southern Kenya and Northern Tanzania borderland landscape. International Journal of Biodiversity and Conservation, 9(1), 9-26.
[9] Elefanten-Schutz Europa e.V. (2011): Schriftliche Stellungnahme zur Überarbeitung des „Gutachtens über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ hinsichtlich der Haltung von Elefanten, https://docplayer.org/22572544-Elefanten-schutz-europa-e-v.html (eingesehen am 17.03.2023)
[10] Faust, L.J. et al. (2006): Is reversing the decline of Asian elephants in North American zoos possible? An individual-based modeling approach. Zool. Biol. 25:201-218.
[11] Deutsche Welle (27.08.2019): Keine Elefanten mehr für Zoos und Zirkusse, https://www.dw.com/de/keine-elefanten-mehr-f%C3%BCr-zoos-und-zirkusse/a-50186885 (eingesehen am 17.03.2023)
[12] Kölnische Rundschau (04.05.2012): Tote Elefantenkuh: Chumpol ist nicht ertrunken, https://www.rundschau-online.de/redaktion/tote-elefantenkuh-chumpol-ist-nicht-ertrunken-316063 (eingesehen am 17.03.2023)
[13] Wiese, J. et al. (2004): Calculation of longevity and life expectancy in captive elephants. Zoo Biology. 23: 365-373.
[14] Clubb, R. et al. (2008): Compromised survivorship in zoo elephants. Science. 322(5908):1649.
[15] Mason, G.J. & Veasey, J.S. (2010). How should the psychological well-being of zoo elephants be objectively investigated? Zoo Biol. Zoo Biology. 29:237-55.