Erste Hilfe beim Hund – was tun bei Verschlucken & Co.?

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Erste Hilfe beim Hund kann in verschiedenen Situationen nötig sein, wie beispielsweise bei einer Vergiftung durch Giftköder oder einem Unfall, bei dem Ihr Hund verletzt wurde. Wie beim Menschen gilt es in der Regel, schnell zu handeln und die richtigen Maßnahmen anzuwenden, um Leben zu retten. Hier erfahren Sie, woran Sie Notfälle erkennen und wie Sie Ihrem Hund helfen können, bis er von medizinischem Fachpersonal behandelt und versorgt werden kann.

Inhalte im Überblick

Wie leistet man Erste Hilfe bei einem Hund?

Grundsätzlich gilt: Ruhe bewahren! Hund und Halter:in beruhigen und aus der Gefahrenzone bringen – etwa bei Autounfällen. Da Tiere bei Panik unvorhergesehen reagieren können, dem Hund gegebenenfalls eine Mundschlinge anlegen (jedoch nicht bei Bewusstlosigkeit oder Vergiftung!) und, falls nötig, nicht nur mit einem Halsband sichern, sondern mindestens mit einem Brustgeschirr. In jedem Fall zügig die Tierärztin oder den Tierarzt aufsuchen und/oder die Tierrettung verständigen!

So leisten Sie Erste Hilfe in den folgenden Fällen:

Vergiftung

Bei dem geringsten Verdacht auf eine Vergiftung des Hundes muss umgehend eine tierärztliche Praxis aufgesucht werden – denn Gift kann schnell wirken und Ihren Vierbeiner in Lebensgefahr bringen. Daher zählt jede Sekunde.

Symptome einer Vergiftung:

  • Erbrechen (blutig)
  • Durchfall (blutig)
  • Starker Speichelfluss
  • Unruhe oder Apathie
  • Blasses Zahnfleisch
  • Gebetsstellung
  • Stark verfärbte Schleimhäute
  • Große Pupillen
  • Gerötete Augen
  • Atembeschwerden
  • Krämpfe
  • Koma
  • Zittern
  • Kreislaufprobleme und Schwäche

Zeigt ein Hund Vergiftungserscheinungen, sollte er beruhigt und sicher angeleint werden. Suchen Sie umgehend eine tierärztliche Praxis oder Klinik auf. Für eine schnelle Diagnose ist es sinnvoll, eine Probe des Köders oder des Erbrochenen mitzunehmen. Die Fachleute können nach eingehender Untersuchung Fremdkörper, wie Schrauben in präparierten Ködern, entfernen, kontrolliertes Erbrechen hervorrufen oder eine Magen- und Darmwaschung vornehmen.

hund und tierärztin

Ist das Tier bereits bewusstlos, sollte es in die stabile Seitenlage gebracht werden. Die Atemwege sollten freigehalten, um ein Ersticken zu verhindern.

Verschlucken

Ihr Hund hat einen Fremdkörper verschluckt? Bringen Sie ihn ebenfalls schnellstmöglich in eine tiermedizinische Praxis oder Klinik. Ein Fremdkörper kann eine große Gefahr für Ihren Vierbeiner darstellen, da er zu inneren Verletzungen oder einem Darmverschluss führen kann. In der Praxis wird der Fremdkörper mittels Röntgen untersucht und beispielsweise durch eingeleitetes Erbrechen oder durch eine OP entfernt.

Daran erkennen Sie, ob Ihr Hund etwas verschluckt hat:

  • Erbrechen
  • Apathie
  • Appetitlosigkeit
  • Ausbleiben des Stuhlgangs
  • Bauchschmerzen

Wundversorgung/Druckverband

Für die erste Wundversorgung bei Vierbeinern eignen sich die Utensilien aus einem Erste-Hilfe-Kasten für Autofahrer:innen: sterile Wundauflagen, Mullbinden, Polsterwatte und selbsthaftende Binden.
Zunächst wird die Wunde mit einem sterilen Tupfer abgedeckt, dann mit Polsterwatte umwickelt, um ein Einschnüren des Beines zu vermeiden. Fixiert wird mit einer Mullbinde oder einer selbsthaftenden Binde mit leichtem Zug.

Bei einem Druckverband legt man eine Rolle Polsterwatte oder etwa eine Packung Taschentücher über die abgedeckte Wunde und bandagiert sie mit etwas Zug wieder mit einer Mullbinde. Abschließend wird das Ganze mit einem selbstklebenden Verband umwickelt, damit nichts verrutscht.

hund druckverband

Nun kann der Hund zügig, aber ohne ihn zu stressen in eine tiermedizinische Praxis zur Behandlung gebracht werden. Stress und Panik verschlimmern die Blutungen, daher sollte man als Halter:in immer Ruhe bewahren.

Nur bei sehr starken, nicht zu stoppenden Blutungen sollte das Bein mit einem Gürtel oder ähnlichem komplett unter Zug abgebunden werden – jedoch nur für kurze Zeit, da sonst ein Absterben der Extremitäten möglich ist.

Stabile Seitenlage

Um den Hund in die stabile Seitenlage zu bringen, legt man ihn auf die unverletzte Seite. Der oder die Helfer:in kniet am Rücken des Hundes, greift über den Kopf quer die untenliegenden Füße und zieht diese nach vorne weg. Der vorsichtige Druck des Ellenbogens oder einer Hand auf den Hals des Tieres fixiert den Vierbeiner und verhindert sein Aufstehen. Es kann beruhigend wirken mit sanfter Stimme mit dem Vierbeiner zu sprechen und so auftretende Panik und Stress bei dem Hund zu verhindern.

Hund in stabiler Seitenlage

Ist das Tier bewusstlos, sollte der Kopf etwas tiefer gelagert werden. Hierfür legt man beispielsweise eine Jacke unter seinen Brustkorb. Die Zunge sollte vorsichtig aus dem geöffneten Mund gezogen werden, damit der Hund nicht an ihr erstickt und Erbrochenes abfließen kann.

Wie sieht die Gebetsstellung beim Hund aus?

In der Regel ist die Gebetsstellung, bei der der Hund seinen Körper streckt und dabei die Vorderbeine weit nach vorne stellt und den Oberkörper senkt, völlig normal. Besonders Hunde, die eine Weile gelegen und beispielsweise geschlafen haben, strecken sich gerne nach dem Aufstehen in beide Richtungen.

Doch in einigen Fällen kann es ein Zeichen für gesundheitliche Probleme sein, wenn Ihr Hund die Gebetsstellung einnimmt – beispielsweise für eine Magendrehung, einen Darmverschluss, eine Vergiftung oder einen Bandscheibenvorfall.

Achten Sie daher darauf, in welchen Situationen Ihr Vierbeiner in die Gebetsstellung geht. Unter anderem in folgenden Fällen sollten Sie tierärztliche Fachleute um Rat fragen:

  • Vor, nach oder während des Stuhlgangs
  • Nach dem „Schlittenfahren“ (auf dem Po rutschen)
  • Ohne ersichtlichen Grund, beispielsweise während des Spaziergangs
  • Bei aufgeblähtem Bauch
  • Bei Appetitlosigkeit oder ausbleibendem Stuhlgang
hund in gebetsstellung

Achten Sie zudem auf weitere Symptome für eine Vergiftung, eine Magendrehung oder einen Darmverschluss, bei deren Auftreten ihr Hund ebenfalls in die Gebetsstellung geht.

Kann man einen Hund wiederbeleben?

Ja, wenn Ihr Hund aufgehört hat zu atmen oder sein Herz nicht mehr schlägt, sollten Sie sofort versuchen, ihn wiederzubeleben, bis er in eine Tierklinik kommt oder die Tiernotrettung eintrifft. Gehen Sie dafür folgendermaßen vor:

  • Prüfen Sie Atmung und Herzschlag
  • Entfernen Sie Leine, Halsband und Geschirr
  • Entfernen Sie Blut oder Schleim aus Mund und Nase
  • Ziehen Sie die Vorderbeine nach vorne
  • Schließen Sie den Mund des Hundes
  • Legen Sie eine Hand unter den Kiefer
  • Setzen Sie Ihren Mund auf die Nase und atmen Sie aus
  • ACHTUNG: Atmen Sie nicht zu stark, da Hunde-Lungen kleiner sind als die eines Menschen
  • Setzen Sie Fingerspitzen oder Handflächen an beiden Seiten des Brustkorbs an der 3. bis 6. Rippe an und drücken Sie im Sekundentakt leicht zu
  • Beatmen Sie den Hund nach jeder 5. Druckbewegung

Welche Medikamente sollte man für Hunde zuhause haben?

Es ist empfehlenswert, ein Erste-Hilfe-Set und einige Medikamente zuhause zu haben, damit im Notfall alles da ist. Diese Dinge gehören beispielsweise in die Hundeapotheke:

  • Verbandszeug (Mullbinde, Wundsalbe, Tupfer, Desinfektionsmittel etc.)
  • Mundschlinge/Mundkorb
  • Einwegspritze
  • Hundesocken
  • Ohrreinigungsmittel
  • Fieberthermometer
  • Entwurmungsmittel
  • Aktivkohle
  • Zeckenzange
  • Einweghandschuhe

Fragen Sie in der tierärztlichen Praxis Ihres Vertrauens, welche Utensilien und Medikamente Sie für Ihren Hund jederzeit bereithalten sollten.

Wie Sie Ihrem Hund noch helfen können

Grundsätzlich empfehlen wir den Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses für Tiere. Erkundigen Sie sich hierfür bei Ihrer tierärztlichen Praxis, der Tierrettung oder dem örtlichen Tierschutzverein. Informieren Sie sich zudem über aktuelle Gefahren wie Giftköder in Ihrer Umgebung und haben Sie stets die Gesundheit Ihres Vierbeiners im Blick. Oft können schon kleine Verhaltensänderungen ein Anzeichen für eine Krankheit sein. Beobachten Sie ihren Vierbeiner daher und gehen Sie im Zweifel in eine Tierarztpraxis.