Ist Falknerei Tierquälerei? Wie Greifvögel für die Beizjagd leiden

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Der Begriff Falknerei ist eine Bezeichnung für die Beizjagd, bei der Greifvögel und Falkenartige als Waffen missbraucht und auf andere Wildtiere gehetzt werden. Bei Veranstaltungen auf Mittelaltermärkten und in Freizeitparks werden Greifvögel, Falken und Eulen zudem zu Unterhaltungszwecken missbraucht oder bei Flugvorführungen zur Schau gestellt. Die Wildvögel sind gezwungen, einen Großteil ihres Lebens eingesperrt oder festgebunden auszuharren.

Erfahren Sie hier, was die Falknerei ist und wie Tiere dort gequält werden.

Inhalte im Überblick

Was macht der Falkner?

Falkner:innen sind Hobbyjäger:innen, die Falken und Greifvögel wie Adler, Habichte oder Bussarde einsperren und hungern lassen, um sie bei der Beizjagd auf andere Wildtiere zu hetzen. In Freiheit jagen Greifvögel, um zu überleben – in der Falknerei hingegen werden sie zu Waffen degradiert und zum Töten missbraucht. Falkner:innen richten die Vögel schon als Jungtiere ab, wobei sie meist auf den Menschen fehlgeprägt werden, und nutzen sie dann für die unnötige Jagd auf Tiere wie Kaninchen, Hasen, Tauben oder Füchse aus.

Wenn die Vögel Beutetiere ergreifen und verwunden, sterben diese häufig einen langsamen und schmerzhaften Tod. Denn die unnatürlichen Haltungsbedingungen in Gefangenschaft und der Nahrungsentzug können die körperliche Fitness der sogenannten „Beizvögel“ sowie die Schärfe ihrer Krallen und Schnäbel verändern, [1] sodass ihr physischer Zustand erheblich von dem ihrer frei lebenden Artgenossen abweicht. Teilweise richten Falkner:innen Greifvögel auch auf Tiere ab, die normalerweise nicht zu ihrem Beutespektrum zählen, zum Beispiel auf Füchse. Wenn Beutetiere zu groß sind, fällt den Vögeln die Jagd schwerer und der Tötungsprozess verlängert sich. So leiden auch die gejagten Tiere oft extrem unter der Beizjagd.

Angeleinter Greifvogel sitzt auf einer Hand
Die Vögel werden von klein auf fehlgeprägt und vom Menschen abhängig gemacht.

Warum fliegen Falken nicht weg?

Wenn Falkner:innen die Vögel zu Unterhaltungszwecken zur Schau stellen oder sie bei der Jagd fliegen lassen, sieht es oft so aus, als würden die Falken freiwillig zu den Falkner:innen zurückkehren. Tatsächlich entziehen die Falkner:innen ihnen Nahrung, um die Beutefangbereitschaft und Heimkehr der Vögel sicherzustellen. [2] Die Vögel werden also durch gezielten Nahrungsentzug gefügig gemacht. Oft sind sie auch am Arm der Falkner:innen festgebunden und geben den Versuch wegzufliegen irgendwann auf. Hin und wieder kommt es vor, dass ein Greifvogel doch wegfliegt. Wenn es sich hierbei um nicht-heimische Arten handelt, kann dies die Brutpopulationen heimischer Vogelarten gefährden.

Warum verdeckt man einem Falken die Augen?

Um die Greifvögel ruhigzustellen, nehmen Falkner:innen den Tieren oftmals zeitweilig visuelle Reize, indem sie ihre Augen mit einer Haube verdecken. Dadurch sind die Tiere blind und fast taub und haben keine Möglichkeit, mehr auf äußere Reize zu reagieren. Falkner:innen können die Wildtiere dadurch besser kontrollieren und sie für ihre Zwecke ausnutzen.

Falke greift nach einer Beute
Bei der Falknerei werden Greifvögel abgerichtet, um frei lebendes Wild wie Hasen oder Füchse zu jagen. 

Ist Falknerei Tierquälerei?

Die Falknerei ist für betroffene Vögel mit großem Leid verbunden. Wanderfalken beispielsweise sind die schnellsten Wildvögel [3] – ihr langer Schwanz und die spitzen Flügel ermöglichen ihnen Sturzflüge mit Geschwindigkeiten von bis zu 360 Kilometern pro Stunde. [4] Das Jagdrevier des Turmfalken umfasst 200 Hektar. [5] In der Gefangenschaft von Falknereien können die Tiere ihren natürlichen Instinkten nicht selbstbestimmt nachgehen, denn in Falknereien verbringen sie einen Großteil ihres Lebens eingesperrt in beengten Volieren oder festgebunden an Fußfesseln.

  • In Falknereien ist die sogenannte Anbindehaltung eine gängige Haltungsform: Dabei verbringen die Tiere beinahe ihr ganzes Leben an den Füßen angebunden auf einem Holzpflock. Wenn sie versuchen zu fliegen, werden sie von der ein bis zwei Meter langen Lederschnur zurückgerissen.
  • Laut der geltenden Richtlinien zur Haltung von Greifvögeln und Eulen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ist es momentan zulässig, den Vögeln nur jeden zweiten Tag Freiflug zu gewähren. [6]
  • Auch in Volieren sind die Tiere in ihrem natürlichen Flugverhalten stark eingeschränkt. Wenn sie in Panik geraten, bergen – vor allem sehr große – Volieren ein enormes Verletzungsrisiko. Die Vögel erreichen bereits auf kürzeren Strecken sehr hohe Geschwindigkeiten, sodass oft schwere Verletzungen oder sogar Todesfälle die Folge von Panikreaktionen sind. [7]

Wie alt ist die Falknerei?

Die Falknerei geht bis ins Mittelalter zurück und gilt seit 2014 als immaterielles Kulturerbe. Damit ist sie eine der ältesten ausbeuterischen Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Das Argument „Tradition“ wird deshalb oft als Rechtfertigung für diese grauenvolle Jagdform genutzt. In unserer modernen Gesellschaft mit ihren moralischen Grundsätzen wird die Tierquälerei der Falknerei als „Tradition“ getarnt, denn anders ließe sie sich nicht rechtfertigen. Tiere zur Unterhaltung oder zu einem anderen vermeintlichen Nutzen zu missbrauchen, ist jedoch ethisch nicht vertretbar und speziesistisch.

Generell gilt, egal ob mit Greifvögeln oder Gewehr: Für die Jagd besteht keinerlei Notwendigkeit, denn Tierpopulationen regulieren sich aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit, Sozialgefüge und Krankheiten selbst. Die Jagd hingegen zerstört dieses natürliche Gleichgewicht und bedingt ein Anwachsen der Populationen. [8-11]

Angebundener Vogel sitzt auf einer Hand
Bei der Beizjagd werden Greifvögel als Jagdwaffen missbraucht und auf Wildtiere gehetzt.

Die Beizjagd verstößt gegen das Tierschutzgesetz

Nach Paragraf 3 Nummer 8 des Tierschutzgesetzes ist es verboten, ein Tier auf ein anderes zu hetzen, soweit die Grundsätze weidgerechter Jagdausübung dies nicht erfordern. Die Beizjagd ist weder notwendig noch weidgerecht. Im Gegenteil: Sie geht mit vermeidbarem erheblichem Leid für die Tiere einher – sowohl für die Greifvögel selbst als auch für die Beutetiere, auf die sie von den Jäger:innen gehetzt werden.

Gemäß Paragraf 2 des Tierschutzgesetzes muss ein Tier zudem seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend ernährt, gepflegt und verhaltensgerecht untergebracht werden [12]. Im Widerspruch zu dieser Bestimmung sind Greifvögel in der Falknerei dauerhaft in ihrem natürlichen Flugverhalten eingeschränkt oder es wird ihnen gänzlich verwehrt. Nahrung wird ihnen vorenthalten und ihr Körpergewicht wird erheblich reduziert. Eine Unterbringung in Gefangenschaft, bei der die Vögel ihren natürlichen Bedürfnissen selbstbestimmt nachgehen können, ist nicht möglich – Greifvögel gehören in die Freiheit.

So können Sie Greifvögeln, Falken und Eulen helfen

  • Bitte besuchen Sie keine Tierparks, Wildtierparks oder Greifvogelparks: Tiere sind nicht dazu da, uns zu unterhalten.
  • Sollten Sie einen verletzten Greifvogel finden, notieren Sie sich bitte in jedem Fall den genauen Fundort des Tieres. Suchen Sie im Internet nach der richtigen Anlaufstelle in Ihrer jeweiligen Region.

Hinweis: Im vorherigen Artikel wird aus Darstellungs- und Verständnisgründen teilweise die geläufige umgangssprachliche Bezeichnung Greifvögel verwendet. Damit sind auch die Falkenartigen gemeint, obgleich diese nach aktuellem wissenschaftlichen Stand als eigenständige taxonomische Gruppe gelten.

Falken wurden bislang biologisch der Ordnung der „Greifvögel“ zugeordnet. Molekulargenetische Analysen haben jedoch gezeigt, dass Falken näher mit Papageien und Sperlingsvögeln verwandt sind als mit Greifvögeln wie Habicht oder Sperber. Deshalb werden Falkenartige (Ordnung Falconiformes) wissenschaftlich mittlerweile als eigene Gruppe klassifiziert und von den übrigen „Greifvögeln“ (Ordnung Accipitriformes) abgespalten betrachtet. [13]