Ferkelaufzucht in NRW – die Werbemittel der Fleischindustrie und die grausame Realität

Teilen:
https://www.youtube.com/watch?v=OzA8H8Y-7KY

Eine neue Recherche von PETA Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit animals e.V. blickt hinter die Kulissen der Ferkelaufzuchtbranche. Sie zeigt die skandalösen Zustände in einem Vorzeigebetrieb im Kreis Soest und enttarnt die Werbemittel der Fleischindustrie als Verbrauchertäuschung.

Dieses Ferkel litt an einem Mastdarmvorfall. Es lag mit angefressenem Hinterteil inmitten der anderen Tiere.

Antibiotika, Tierleid, Tod und unhygienische Zustände

In dem Betrieb in Welver werden die Ferkel in engen Buchten auf Spaltenböden gehalten. Die Zustände hier waren katastrophal und viele Tiere krank. Ein Schweinebaby litt an einem Mastdarmvorfall. Es lag mit angefressenem Hinterteil inmitten der anderen Tiere. Zahlreiche Ferkel hatten unbehandelte Nabelbrüche, Kastrationsvorfälle und große Abszesse. Sterbende und schwache Schweine mit Augenverletzungen und Hautpilzbefall lagen in den Buchten; tote Ferkel mitten auf dem Gang. Sämtliche Ferkel hatten kupierte Schwänze, was seit 2011 laut Erlass des NRW-Umweltministeriums nur noch in Einzelfällen erlaubt ist – in diesem Betrieb aber scheinbar routinemäßig durchgeführt wird.

Dieses Ferkel litt an einem Mastdarmvorfall. Es lag mit angefressenem Hinterteil inmitten der anderen Tiere.

Einige Spaltenböden und das darunterliegende Kotbecken waren so verstopft, dass die Exkremente der Tiere nicht abflossen. Es wimmelte von Fliegenmaden. Viele Tiere husteten aufgrund des Ammoniakgehalts in der Luft. Die Ermittlerinnen von PETA und animals e.V. dokumentierten im Rahmen mehrerer Prüfungen des Betriebes außerdem sechs verschiedene Antibiotika-Präparate sowie weitere Medikamente, die im Vorraum der unverschlossenen Anlage offen abgestellt waren. Außerdem fanden die Ermittler ein im Genitalbereich aufgeschlitztes totes Ferkel, für dessen Verletzung es keine tierärztliche Begründung zu geben scheint.

Einige Ferkel litten an Hautpilzbefall.

„Tiergesundheit“, „Qualitätsstandards“ und werbewirksame Videos der Fleischindustrie

Wenn die Ferkel im Aufzuchtbetrieb in Welver ein bestimmtes Alter erreicht haben, werden sie weiterverkauft. Manche der jungen Schweine werden direkt als sogenannte „Spanferkel“ vermarktet. Die meisten gehen jedoch an Betriebe, die die Tiere mästen, bis sie geschlachtet werden. Unterlagen aus dem Vorraum der Anlage belegen eine Geschäftsverbindung zur Viehverkaufsgenossenschaft Geseke eG und zur Viehhandlung Brockmann GmbH & Co. KG. Diese wirbt auf ihrer Website mit dem Versprechen: „Alle unsere Ferkelerzeuger sind QS-zertifiziert“. Ein Zertifikat, das Sicherheit und Qualität in den Mastbetrieben garantieren soll. Doch die neue PETA-Recherche beweist genau das Gegenteil: Es herrschen unhygienische Zustände, die Tiere sind krank, sterben, erhalten verschiedenste Antibiotika-Präparate und leiden ihr kurzes Leben lang unsägliche Qualen.

In dem Betrieb in Welver werden die Ferkel in engen Buchten auf Spaltenböden gehalten.

Und die Augenwischerei der Fleischindustrie geht noch weiter. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband e.V., der u. a. Mäster im Kreis Soest vertritt, versucht neuerdings, dem Verbraucher mithilfe von Werbevideos zu suggerieren, dass die Tiere in den Mastbetrieben zufrieden und die Zustände hygienisch seien. Angesichts der aktuellen PETA-Recherche ist das jedoch Verbrauchertäuschung in höchstem Maße.
Unerwähnt bleibt zudem, dass die Ferkel ihren Müttern schon nach wenigen Wochen weggenommen, ihnen in den ersten Lebenstagen die Schwänze abgeschnitten, die Zähne gekappt und die männlichen Tiere kastriert werden– alles ohne Betäubung. Alles legal.

In einem Artikel in der Tiergesundheit und mehr werden der Betrieb in Welver und die betreuende Tierärztin außerdem noch für ihr gutes Gesundheitsmanagement der Ferkel gelobt – ein Hohn in Anbetracht der PETA-Aufnahmen.

PETA stellt Strafanzeige

PETA Deutschland e.V. meldete die dokumentierten skandalösen Zustände umgehend dem Veterinäramt und erstattete Strafanzeige gegen den Betreiber sowie die betreuende Tierärztin bei der Staatsanwaltschaft.

Was Sie tun können

Genau in diesem Moment leiden Millionen Schweine in Mastbetrieben. Von dort aus werden sie nach nur etwa sechs Monaten zum Schlachthof gebracht und getötet.
Selbst wenn sich alle Beteiligten an die Tierschutzgesetze und Richtlinien halten würden, könnte das Leiden und Sterben der Tiere dennoch nicht verhindert werden. Die einzige Möglichkeit, den Tieren wirklich zu helfen, ist eine vegane Ernährung! Bitte überdenken Sie Ihr Konsum- und Essverhalten. Steigen Sie auf eine rein pflanzliche Ernährung um!