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Giraffen im Zoo: So viele Tiere sterben in deutschen Zoos

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Giraffen sind wundervolle Tiere, die in der afrikanischen Savanne zu Hause sind und über 50 Stundenkilometer schnell laufen können. In Zoos eingesperrt, führen Giraffen nicht nur ein trauriges Leben, in dem ihre natürlichen Verhaltensweisen eingeschränkt sind, auch kommt es extrem häufig zu tödlichen Unfällen. Erfahren Sie hier mehr über das Leid von Giraffen im Zoo.

Inhalte im Überblick

Wie lange leben Giraffen in Zoos?

Giraffen haben in ihrer natürlichen Umgebung eine Lebenserwartung von circa 25 Jahren. In Gefangenschaft können sie theoretisch bis zu 35 Jahre lang leben [1], sterben dort aber sehr oft verfrüht durch Unfälle und tierschutzwidrige Haltung. Die langbeinigen und schreckhaften Tiere haben eine empfindliche Anatomie und sind in Gefangenschaft rutschigen und harten Böden, engen Boxen, riskanten Transporten und Narkotisierungen ausgesetzt.

Zoos können die natürlichen Lebensbedingungen der Giraffe nicht nachstellen. In der Natur verbringen Giraffen ein Drittel ihres Tages damit weite Strecken zu laufen. Das ist in den engen Käfigen der Zoos nicht möglich und führt zum Beispiel zu überwachsenen Hufen. Auch die Temperaturen ihrer ursprünglichen Heimat können in Zoos in Europa nicht nachempfunden werden. Den Winter verbringen Giraffen wegen der kalten Temperaturen in Deutschland überwiegend in viel zu kleinen Innengehegen. Dort haben die Tiere keine Möglichkeit, ihren natürlichen Bewegungsdrang auszuleben. [2]

Über 40 tote Giraffen in 16 Jahren – eine traurige Bilanz

Mindestens 40 Giraffen sind zwischen 2007 und 2023 in deutschen Zoos verfrüht gestorben – viele wurden nicht mal 10 Jahre alt. Die meisten Tiere starben an Verletzungen und gesundheitlichen Problemen – einige von ihnen wurden eingeschläfert.  Allein im Jahr 2019 verstarben insgesamt 10 Giraffen, drei davon sehr kurz hintereinander im Sommer 2019 im Magdeburger Zoo:

  • Zuerst traf es Giraffendame Femke und ihr Kind – nur wenige Minuten, nachdem Femke ein totes Baby zur Welt brachte, starb sie an einem Gebärmutterriss und den Folgen einer unerkannten Blutarmut. [3]
  • Nur eine Woche nach diesen beiden Todesfällen kam während eines Konzerts auf dem Zoogelände ein weiteres Giraffenbaby zur Welt; der Zoo hatte die Schwangerschaft von Mutter Shani nicht einmal bemerkt. [4] Doch im Alter von gerade mal fünf Wochen verstarb auch dieser kleine Giraffenbulle nach einem Kreislaufzusammenbruch. Er war von seiner Mutter verstoßen worden und litt unter einer polyarthritischen Gelenksentzündung. [5]
Giraffe mit Baby in einem Zoo
Symbolbild. In den letzten Jahren verstarben einige Giraffen in menschlicher Gefangenschaft.

Im Neunkircher Zoo im Saarland ist Anfang Januar 2023 der Giraffenbulle Niaro aus zunächst unklarer Ursache tot im Stall aufgefunden worden. Wie sich später herausstellte, starb er an den Folgen einer Gewalteinwirkung durch seinen Artgenossen Nangila. [6] Bereits 2014 starb im selben Zoo der 14-jährige Giraffenbulle Gerry, in diesem Fall blieb die Todesursache unklar.

Auch in anderen Zoos ereignen sich immer wieder tragische Unfälle, die Giraffen ihr Leben kosten.

  • So erstickte im Juli 2016 der junge Giraffenbulle Jasho im Schweriner Zoo an seiner Nahrung. Jasho wurde nur fünf Jahre alt. [7]
  • Einen Monat zuvor wurde der acht Jahre junge Mtoto im Zoo Karlsruhe nach einer Operation eingeschläfert, da er nicht mehr stabilisiert werden konnte. [8]
  • Im Mai 2016 verhakte sich Kibali im Tiergarten Nürnberg mit ihren Stirnzapfen in einem Gitter und verletzte sich so schwer an der Wirbelsäule, dass sie im Alter von 12 Jahren eingeschläfert werden musste. [9]
  • Im November 2015 hatte sich der sechs Jahre alte Giraffenbulle Abasi im Berliner Zoo in einem Strick verheddert und stranguliert. [10]
Giraffe im Zoo steht am Eingang zum Stallbereich
Symbolbild. In Gefangenschaft können Giraffen ihren natürlichen Instinkten niemals vollständig nachgehen.

Diese wenigen Beispiele zeigen bereits, wie schnell die unnatürliche und tierschutzwidrige Haltung von Giraffen im Zoo den faszinierenden Tiere ihr Leben kosten kann.

Die Gefangenschaft verursacht gesundheitliche Probleme

Ein häufiges Gesundheitsproblem bei Giraffen in Zoos ist Lahmheit. Um überwachsene Klauen zu behandeln, müssen die Tiere meist immobilisiert bzw. in Narkose gelegt werden. Diese ist bei Giraffen mit einem hohen Risiko verbunden: Die Sterberate liegt bei rund 10 %. [11] So sind bereits einige Giraffen bei der Klauenpflege in Narkose gestorben, zum Beispiel 2020 im Zoo Basel. [12] Da die Narkose so riskant ist, werden außerdem Krankheiten oft nicht erkannt oder erst sehr spät behandelt. Bei fortgeschrittener Lahmheit werden Giraffen auch eingeschläfert. [11]

In welchem Zoo gibt es Giraffen?

Mehr als 800 Giraffen leben zurzeit in europäischen Zoos. [13] In Deutschland halten unter anderem folgende Zoos Giraffen in Gefangenschaft:

  • Serengeti-Park
  • Zoo Köln
  • Zoo Frankfurt
  • Zoo Berlin
  • Zoo Leipzig
  • Wilhelma Stuttgart

In vielen dieser Zoos werden kleine Gruppen von Tieren gehalten. Das wirkt sich negativ auf die Giraffen aus, die eigentlich sehr soziale Tiere sind und in der Natur in komplexen Gemeinschaften zusammenleben – auch „Fission-Fusion-Systems“ genannt. Das bedeutet, dass Giraffen Gruppen verschiedener Größe bilden, die sich aber ständig verändern. Giraffen wissen, dass es in manchen Situationen Vorteile hat, in großen Gruppen zu leben, zum Beispiel zum Schutz vor Beutegreifern. In anderen Situationen können große Gruppen aber auch Nachteile mit sich bringen, dann teilen sich die Giraffen in kleinere Gruppen auf und vereinen sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder. Diese komplexe Bildung einer Giraffengesellschaft ist bei künstlich durch den Menschen zusammengestellten Gruppen im Zoo nicht möglich. [13]

Auch die sonst sehr starke Bindung zwischen Mutter und Kind, die in der Natur bis zu sieben Jahre lang zusammenleben, wird bei den Giraffen im Zoo unterbunden. Männliche Jungtiere werden bereits nach circa 20 Monaten von der Mutter getrennt und weibliche Jungtiere, sobald sie die sexuelle Reife erreicht haben. [13]

Was „fressen“ Giraffen im Zoo?

Giraffen sind Pflanzenesser, ernähren sich also hauptsächlich von Blättern und Zweigen. Sie verbringen einen Großteil des Tages damit, Nahrung zu suchen, die ihnen die richtigen Nährstoffe bietet. In Gefangenschaft ist es oft unmöglich, den Tieren eine so große Vielfalt an Nahrung zu bieten, was zu gesundheitlichen Problemen wie zum Beispiel Zahnbeschwerden führt.

Selbst wenn alle Nährstoffe abgedeckt sind, fehlt den Giraffen ihre natürliche Beschäftigung – die Suche nach Nahrung. Viele Giraffen in Gefangenschaft entwickeln deshalb Verhaltensstörungen, wie wiederholtes Lecken von Gegenständen oder ständiges Auf-und-ab-Gehen. [13]

Artenschutz ist nur eine Ausrede

Zoos versuchen, das Einsperren der Tiere mit dem Artenschutz zu rechtfertigen, doch in den vergangenen 100 Jahren wurde noch keine Giraffe aus einem deutschen Zoo ausgewildert. Dazu wird es auch nie kommen, denn laut Dr. Peter Dollinger, ehemaliger Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ), sind Auswilderungen auch gar nicht realisierbar. In einem Zeitungsartikel heißt es:

„Giraffen aus Europa besitzen jedoch gegen viele Krankheiten in Afrika keine Antikörper. Zudem sind Auswilderungen von afrikanischen Ländern nicht gewünscht.“ [14]

Dr. Peter Dollinger, ehemaliger Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ)

Zur Bildung tragen Zoos ebenfalls nichts bei, denn in Gefangenschaft können die Giraffen ihre natürlichen Verhaltensweisen kaum ausleben. Die Besucher:innen sehen nur ein trauriges Abbild einer Giraffe, deren Leben in jeder Hinsicht von Zoowärter:innen fremdbestimmt wird. Um Aufmerksamkeit auf den Schutz und den Erhalt von Giraffen zu lenken, ist es in keinem Fall nötig sie in kleinen Käfigen einzusperren. Zoos fördern eine speziesistische Denkweise, also den Glauben, dass Menschen beliebig über Tiere verfügen und sie für ihr Vergnügen einsperren und anderweitig missbrauchen können. Wer mehr über die natürlichen Verhaltens- und Lebensweisen von Tieren erfahren möchte, erhält dank Dokumentationen oder Büchern authentische und tierfreundliche Einblicke.

Millionen Euro an Steuergeldern

Die Zoohaltung von Giraffen ist eine Sackgasse. Doch deutsche Zoos erhalten jedes Jahr viele Millionen Euro aus Steuergeldern, weil sie rote Zahlen schreiben. Denn immer mehr Menschen lehnen das Einsperren exotischer Tiere ab und meiden diese bedrückenden Einrichtungen. Würden die Zoosubventionen für echten Artenschutz ausgegeben werden –  für den Erhalt der natürlichen Lebensräume der Tiere – wären die Steuergelder wesentlich effizienter und nachhaltiger eingesetzt.

Nahaufnahme von einer Giraffe in der Savanne streckt ihren Kopf hinter einem Baum hervor.
Giraffen gehören in die afrikanischen Savanne und nicht hinter Zoomauern.

So können Sie Giraffen und anderen Tieren im Zoo helfen

  • Bitte besuchen Sie niemals einen Zoo. Schauen Sie stattdessen Dokumentationen oder lesen Bücher über Giraffen.
  • Entscheiden Sie sich für tierfreundliche Alternativen.
  • Klären Sie auch Freund:innen, Verwandte und Bekannte über das traurige Leben der Tiere im Zoo und die hohe Sterberate der Giraffen auf.