In Deutschland leben über 510 verschiedene heimische Vögel. All diese vielfältigen Arten haben sich durch das große Angebot an unterschiedlichen Lebensräumen wie Küsten, Gebirge und Flachland bei uns angesiedelt.
Wir stellen Ihnen acht heimische Vögel vor, die weniger bekannt sind. Erfahren Sie, wo Sie diese Vögel beobachten und wie Sie ihnen im Winter oder in anderen Notsituationen helfen können.
1. Bienenfresser
Bei dem farbenfrohen Gefieder des Bienenfressers könnte man vermuten, er gehöre in einen tropischen Urwald – nicht umsonst gilt er als einer der buntesten Vögel Europas. Seinen Namen hat der in Afrika überwinternde Zugvogel einer besonderen Fähigkeit zu verdanken: Die Art ist weitgehend gegen Bienengift immun.
Man erkennt den Bienenfresser neben der unverwechselbaren Färbung auch an seinem lauten Ruf, den er im Flug abgibt. Er hat sich in den Gebieten um den Kaiserstuhl, bei Merseburg und im Kreis Viersen am linken Niederrhein angesiedelt. Sein bevorzugter Lebensraum sind offene Landschaften, und für die Brut wählt er am liebsten Ufersteilhänge aus. Ende der 1980er Jahre galt die Vogelart einige Jahre als ausgestorben, bis sie Anfang der 1990er Jahre wieder einwanderte.
2. Trottellumme
Die Vogelart mit dem ungewöhnlichen Namen trifft man nur an einem Ort in Deutschland an: auf Helgoland. Dort finden sich jedes Jahr fast 3.000 Brutpaare zur Fortpflanzung ein. Außerhalb der Brutzeit leben die Vögel auf dem Wasser. Ihren Namen hat die Trottellumme ihrem eher tollpatschig anmutenden Gang zu verdanken.
Berühmt sind die Trottellummen für ihren „Lummensprung“. Drei Wochen nach dem Schlüpfen springen die noch flugunfähigen Vogelküken vom Felsen ins Meer. Naturliebhaber und Vogelkundler aus ganz Europa finden sich jedes Jahr ein, um dieses Spektakel zu beobachten.
3. Tordalk
Der Tordalk ist der Trottellumme nicht unähnlich. Der kräftig gebaute Seevogel brütet ebenfalls in Kolonien auf Felsen. Im Gegensatz zu den Lummen zeichnet er sich jedoch durch einen hohen und leicht zusammengedrückt wirkenden Schnabel und seinen langen Schwanz aus. Der Tordalk brütet im Sommer auf den Felsen der Ost- und Nordseeküste seinen Nachwuchs aus. Jedes Jahr kehrt er in seine Brutkolonie zurück. Auch hat er ein ausgeprägtes Sozialverhalten, was sich beispielsweise durch ausgedehntes Kraulen des Partnervogels zeigt.
Seit 2015 wird der Tordalk von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als potenziell gefährdet eingeschätzt.
4. Steinhuhn
Das scheue Steinhuhn trifft man mit etwas Glück an sonnigen Berghängen an. Dabei bevorzugt es – wie sein Name schon sagt – die steinigeren Felsen der Allgäuer Alpen. In der Winterzeit zieht es den Bodenvogel in tiefere Lagen, wo er in größeren Gesellschaften lebt. Im Frühling ziehen Steinhuhn-Paare wieder in höhere Lagen, um sich zur Brut niederzulassen.
Das Steinhuhn ist besonders für seinen ausdauernden Lauf und sein faszinierendes Aussehen bekannt. So ist deutlich zu erkennen, dass es zur Familie der Fasanenartigen, aber auch zur Ordnung der Hühnervögel gehört.
5. Purpurreiher
Der Purpurreiher gilt als der farbigste seiner Art. Von dem weithin bekannten Graureiher hebt er sich nämlich durch seinen braunroten Kopf und Hals ab. Auch seine Flügel sind braunviolett getönt.
Als Zugvogel trifft man den Purpurreiher vor allem in den Sommermonaten in Deutschland an, da er sich für die Winterzeit in die warmen Steppengebiete Afrikas aufmacht. Zwischen März und Oktober kann man ihn jedoch in ruhigen Schilfgebieten beobachten. Leider schwinden diese Areale zunehmend, und der Lebensraum des Purpurreihers wird immer kleiner.
6. Löffler
Wie der Löffler zu seinem Namen kommt, ist unschwer zu erkennen: Der Schnabel des weißen Zugvogels wird zur Spitze hin breiter und rund und formt somit einen „Löffel“. Auch die langen Federn am Hinterkopf des Löfflers muten exotisch an.
In Deutschland ist der Löffler erst seit einigen Jahren anzutreffen, und zwar in Niedersachsen. Hier brütet er im Sommer auf Inseln seine Jungen aus und zieht ab August nach Westafrika. Halten Sie also im nächsten Nordseeurlaub Ausschau nach dem ungewöhnlichen Vogel. Die Wahrscheinlichkeit, ihn anzutreffen, wächst stetig, da sein Bestand in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.
7. Rotschenkel
Ebenfalls ein Küstenvogel ist der Rotschenkel. Der durch seine roten Beine auffallende Schnepfenvogel hält sich gerne im Bereich des Wattenmeers auf. Im Flug erkennt man ihn am weißen Rand seiner Flügel, und sein Ruf erinnert an Jodeln.
Der Rotschenkel gilt als gefährdete Vogelart und steht durch Rückgänge des Vorkommens auf der Vorwarnliste des NABU.
8. Bluthänfling
Der Bluthänfling wird auch Flachsfink genannt, da er sich durch die leuchtende Rottönung seiner Stirn und Brust auszeichnet. Diese besondere Färbung haben jedoch nur die Männchen – die Weibchen sind durch ihr grau-braunes Federkleid deutlich unscheinbarer und damit auch schwieriger zu erkennen. Den Bluthänfling können Sie in Busch- und Heckenlandschaften beobachten. Sein Lebensraum erstreckt sich ebenfalls über Wälder, Weinberge, Parks und Friedhöfe. Auch im eigenen Garten können Sie ihn mit etwas Glück antreffen.
Ebenfalls wie der Rotschenkel ist der Bluthänfling eine gefährdete Vogelart der Vorwarnliste.
Welche heimischen Vogelarten gibt es?
All diese faszinierenden Vogelarten zeigen, wie vielseitig und einzigartig die Vögel in Deutschland sind – auch solche, die man häufiger im eigenen Garten oder im Wald antrifft. Dazu gehören beispielsweise:
- Amsel
- Meise
- Sperling
- Elster
- Specht
- Fink
- Kleiber
- Taube
- Rotkehlchen
- Schwalbe
- Zaunkönig
Leider gibt es noch viel zu viele bedrohte Arten, die auf der Roten Liste des NABU stehen.
Wie Sie Vögeln helfen können
Sie können auf verschiedene Arten helfen, Vögel und sogar bedrohte Arten wie den Bluthänfling zu schützen. So bieten beispielsweise Brustkästen im Garten eine geschützte Unterkunft für die Vogeljungen. Eine kleine Vogeltränke mit Wasser und etwas Futter im Winter kann viele Tiere vor dem Tod bewahren.
Wenn Sie einen kleinen Nestling außerhalb des Nestes finden, können Sie ihn wieder in sein Nest setzen oder bei Bedarf ein Ersatznest bauen. Achten Sie dabei jedoch immer darauf, ob das Tier wirklich auf Ihre Hilfe angewiesen ist.
Auch mit Ihrer Ernährung können Sie Einfluss auf den Vogelbestand in Deutschland nehmen. So führen die schwindenden Fischbestände in den Meeren für viele Seevögel zu einem Nahrungsmangel. Wenn Sie keinen Fisch essen, helfen Sie, der Überfischung der Meere entgegenzuwirken, und tragen dazu bei, dass sich die Natur wieder selbst regulieren kann.