Hubertustag: Kirchlicher Segen für das Jagen & Töten von Tieren

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Im Oktober und November werden deutschlandweit Hubertusmessen abgehalten, bei denen Jäger:innen den kirchlichen Segen erhalten. Der eigentliche Hubertustag ist der 3. November. Im Gedenken an den heiligen Hubertus von Lüttich, der als Schutzpatron der Jagd gilt, erhalten die Jäger:innen zu diesem Anlass durch Kirchenvertreter:innen die „göttliche Erlaubnis“, um Tiere zu töten.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet der Hubertustag?

Der Hubertustag hat einen kirchlichen Ursprung und geht im Katholizismus auf den Heiligen der Jäger:innen zurück. Sankt Hubertus, damaliger Pfalzgraf von Burgund, soll dabei an sogenannte „Werte“ bei der Jagd erinnern, dazu gehört eine vermeintlich „waidgerechte“ und „nachhaltige“ Jagd.

Überlieferungen zufolge offenbarte sich Gott dem im Jahr 655 in Toulouse geborenen Hubertus während einer Jagd in der Gestalt eines Hirsches. Zutiefst von dieser Begegnung bewegt, entsagte Hubertus in diesem Zuge der Jagd. Er wurde in Rom zum Bischof geweiht und starb 727 als Hubertus von Lüttich. Das Christentum ist eine Religion der Ethik, die für Barmherzigkeit, Achtung vor dem Leben und Nächstenliebe eintritt.

Hubertusmesse
Am Hubertustag gedenkt die Jägerschaft ihres Schutzheiligen Sankt Hubertus.

Wird am Hubertustag gejagt?

Der Hubertustag ist häufig der Auftakt zu grausamen Treib- und Drückjagden. Dabei werden Wildtiere wie Wildschweine und Rehe systematisch mit sogenannten Jagdhunden und strategisch platzierten Jäger:innen in Panik versetzt. Dann werden die Tiere aus ihren Unterschlüpfen an den Waldrand gehetzt, um sie außerhalb der schützenden Deckung zu erschießen.

Die Schüsse töten die Tiere jedoch meistens nicht sofort. Bis zu zwei Drittel der Wildtiere überleben – oft schwer verletzt. [1] Die verwundeten Tiere flüchten mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien und kämpfen oftmals einen tagelangen, extrem schmerzvollen Todeskampf. Bei der sogenannten Nachsuche sollen diese Tiere aufgespürt und nachträglich aus „Barmherzigkeit“ getötet werden. Ohne die Jagd würden die Tiere jedoch gar nicht erst leiden – die Natur ist problemlos in der Lage, sich selbst zu regulieren. Das zeigen zahlreiche jagdfreie Gebiete, die seit Jahren erforscht werden.

grafik zur jagdsaison

Die Jagd widerspricht der christlichen Ethik

Das Töten von „Gottes Geschöpfen“ bei der Jagd widerspricht maßgeblich den christlichen Werten und der Ethik. Der Hubertustag, genauso wie die abgehaltenen Hubertusmessen, ist also lediglich eine Art Propagandaveranstaltung, um der blutigen Jagd ein harmloses und vermeintlich „von Gott legitimiertes“ Image zu verleihen – diese mittelalterliche Denkweise sollte in unserer zukunftsorientierten Gesellschaft jedoch schon lange überholt sein.

Zahlreiche anerkannte Forschende und Wildbiolog:innen sind sich einig, dass die Jagd nicht zur Regulation der Wildtierpopulation beiträgt. [2] Die Natur reguliert sich durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Krankheiten und Nahrungsverfügbarkeit von selbst. In Deutschland gibt es mehr als 400.000 Hobbyjäger:innen, denen gerade mal 1.000 Berufsjäger:innen, meist Forstbeamt:innen, gegenüberstehen. [3] Die offene Freude am sinnlosen Töten von Tieren kann nicht mit der Barmherzigkeit, Liebe und Gerechtigkeit vereinbart werden, die im Christentum eigentlich gelebt werden. Selbst der heilige Hubertus, der als Schutzpatron erwählt wurde, hat Überlieferungen zufolge die übermäßige Jagd abgelehnt.

„Einen Gottesdienst zu veranstalten, der Jäger:innen symbolisch den Segen für das sinnlose Töten wehrloser Mitgeschöpfe gibt, sendet ein völlig falsches Signal. Kirchen müssen für die Bewahrung der Schöpfung eintreten, nicht für ihre Zerstörung.“

Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland

Werden Sie jetzt aktiv gegen Tierleid bei der Jagd

  • Bitte besuchen Sie niemals am Hubertustag eine Hubertusmesse, damit unterstützen und sympathisieren Sie mit Tierquälerei.
  • Informieren Sie sich stattdessen über das Tierleid bei der Jagd – und weshalb sogenanntes Wildfleisch weder gesund noch tierfreundlich ist.
  • Indem Sie sich und andere informieren, könnte Tausenden Füchsen, Wildschweinen, Rehen und vielen anderen Tieren immense Qualen erspart bleiben.
  • Quellen:

    [1] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (ohne Datum): Tierschutz und Bewegungsjagden, Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT), Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).

    [2] SWR: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen, https://www.youtube-nocookie.com/embed/-Ls-m1kDwVY (eingesehen am 08.09.2022)

    [3] Deutscher Jagdverband (2019): Jagdscheininhaber in der Bundesrepublik Deutschland, DJV-Handbuch 2019, S. 357.