Hühner schließen Freundschaften und bilden soziale Hierarchien. Sie erkennen einander, lieben ihre Kinder und genießen Staubbäder. Manche Hühner mögen Rockmusik, während sich andere an klassischer Musik erfreuen. Einige Hühner schätzen die Gesellschaft von Menschen, wieder andere sind eher reserviert, schüchtern oder sogar etwas aggressiv. Genau wie bei Hunden, Katzen und Menschen steckt in jedem Huhn ein Individuum mit einer ausgeprägten Persönlichkeit.
Die meisten Menschen wissen nur sehr wenig über diese Tiere, die in Deutschland für den Konsum von Eiern und Fleisch ausgebeutet und getötet werden. Hier sind 12 faszinierende Fakten über Hühner, die Sie wahrscheinlich noch nicht kannten.
1. Hühner zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten
Hühner wissen, wer Chef ist. Die Tiere leben in einer komplexen Sozialstruktur, die sich „Hackordnung“ nennt. Jedes Huhn kennt seinen Platz in der Gemeinschaft und zeigt ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Hühner können mehr als hundert Artgenossen erkennen und sich an sie erinnern. Außerdem schließen sie Freundschaften mit anderen Hühnern.
2. Hühner können Farben sehen
Entgegen dem weit verbreiteten Glauben, Hühner seien farbenblind, können die Vögel Farben sehr gut erkennen und unterscheiden – allerdings nur bei Helligkeit. Im Dunkeln sind Hühner so gut wie nachtblind.
3. Hühner sprechen mit ihren ungeborenen Kindern
Ähnlich wie schwangere Frauen, die mit ihrem ungeborenen Baby im Mutterleib sprechen, knüpfen auch werdende Mutterhennen schon frühzeitig Kontakt zu ihren Küken und bringen ihnen Laute bei, noch bevor sie aus dem Ei schlüpfen.
4. Hühner träumen im Schlaf
Hühner schlafen so fest wie Dornröschen. Wie wir Menschen durchleben auch sie beim Schlafen sogenannte REM-Phasen, in denen sie träumen.
5. Hühner empfinden Empathie
Eine Studie über Mutterhennen und ihre Küken hat ergeben, dass Hennen zu Empathie fähig sind. [1] Das Experiment untersuchte, wie Mutterhennen auf einen leicht unangenehmen Luftstoß reagieren; zum einen in ihrem eigenen Käfig, zum anderen im Käfig ihrer Küken – und zur Kontrolle außerhalb beider Käfige. Es zeigte sich, dass die Hennen auf den Luftstoß in ihrem eigenen Käfig keine Reaktion zeigten. Als jedoch ihre Küken durch den Luftstoß aufgescheucht wurden, deuteten Symptome wie erhöhte Herzfrequenz, niedrigere Augen- und Kammtemperatur sowie Verhaltensänderungen auf emotionalen Stress der Mutterhennen hin.
6. Hühner erkennen sich im Spiegel
Da sich Hühner weniger für Markierungen an ihrem Körper interessieren, konnte ihnen mit dem klassischen Spiegeltest bislang kein menschenähnliches Ich-Bewusstsein attestiert werden. Forscher:innen der Universität Bonn testeten daher mit einer Methode, die dem natürlichen Verhalten der Tiere näherkommt. [2] Droht Gefahr, etwa durch einen Greifvogel, warnen Hühner ihre Artgenossen durch bestimmte Laute. Alleine bleiben sie hingegen stumm, um nicht entdeckt zu werden. Im Angesicht eines Spiegels gaben die Hühner bei 174 Testdurchläufen nur 25 Warnlaute ab und bewiesen, dass sie in ihrem Spiegelbild keinen Artgenossen identifizierten, sondern sich selbst erkannten.
7. Hühner kommunizieren auf komplexe Weise
Hühner verfügen über eine Vielzahl an Lauten, mit denen sie bestimmte Ereignisse kommunizieren. [1] So nutzen sie beispielsweise verschiedene Warnlaute für Feinde aus der Luft und Feinde am Boden. Außerdem wurde nachgewiesen, dass die Tiere den Gegner gar nicht selbst sehen müssen, um angemessen zu reagieren, denn die Warnlaute eines Artgenossen vermitteln ihnen die benötigten Informationen. Die Signale funktionieren ähnlich wie menschliche Worte. Die verschiedenen Gacker-, Glucks- und Knurrlaute der Hühner werden derzeit mit künstlicher Intelligenz (KI) erforscht, um die Muster und Nuancen in der komplexen Hühner-Sprache zu entschlüsseln. [3] Damit können wir noch mehr über die intelligenten Hühner erfahren und die Mensch-Tier-Beziehung auf eine neue Ebene bringen.
8. Hähne tricksen ihre Hennen aus
Hühner täuschen ihre Artgenossen ganz bewusst. Männliche Tiere geben manchmal den Laut für gefundene Nahrung von sich, obwohl sie gar nichts entdeckt haben. Dies dient dazu, die angelockten weiblichen Tiere für sich zu gewinnen und dann gegenüber anderen Hähnen zu verteidigen.
9. Hühner können Farbe bekennen
Ähnlich wie Menschen ändern auch Hühner ihre Gesichtsfarbe in unterschiedlichen Situationen. Am französischen Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE) fand man in einer Reihe von Experimenten heraus, dass man den Tieren ihre Stimmung im Gesicht ablesen kann. [4] In frustrierenden Momenten, wie etwa beim Einfangen, entwickelten die Hühner teils scharlachrote Köpfe. Nur leichte Rötungen zeigten die Hühner hingegen in freudigen Situationen, etwa bei schmackhaftem Essen. Waren die Hühner zuvor an Menschen gewöhnt, behielten sie in der Regel eine hellere Hautfarbe.
10. Hühner verfügen über ausgeprägte kognitive Fähigkeiten
Hühner sind ähnlich schlau wie Säugetiere, beispielsweise Menschenaffen. Sie verstehen unter anderem, dass kürzlich versteckte Gegenstände noch vorhanden sind. Daneben können Hühner Probleme lösen, sich an Vergangenes erinnern, Entscheidungen treffen, lernen und schlussfolgern. Küken können sogar von Geburt an Additions- und Subtraktionsaufgaben im Zahlenraum zwischen Null und Fünf lösen. [5] In einer weiteren Untersuchung zeigten Hühner hinsichtlich ihres flexiblen Verhaltens und ihrer Lernfähigkeit ähnliche Fähigkeiten wie Krähen, die bekanntlich als besonders intelligent gelten. [6]
Die Untersuchungen machten erneut deutlich, dass es, ähnlich wie bei uns Menschen, Vögel gibt, die schneller lernen als andere. Wie alle anderen Tiere sind auch Hühner individuelle Lebewesen mit eigenen Fähigkeiten und Charakterzügen. In der Fleisch- und Eierindustrie hingegen werden sie als anonyme Masse von Tausenden Tieren in karge, unhygienische Hallen gesperrt und zur Ware degradiert.
11. Hühner haben ein Ich-Bewusstsein
Hühner sind sowohl zur Selbstbeherrschung als auch zur Selbsteinschätzung in der Lage – beides Hinweise auf ein gewisses Ich-Bewusstsein. Selbstbeherrschung bedeutet, einer unmittelbaren Befriedigung zugunsten eines späteren Vorteils zu widerstehen. Menschen sind dazu erst ab einem Alter von etwa vier Jahren in der Lage.
Hühner sind beispielsweise bereit, länger auf Nahrung zu warten und dafür mehr zu erhalten, statt direkt mit dem Essen zu beginnen, auch wenn sie dafür weniger bekommen. Dieses Verhalten zeigt, dass Hühner rational urteilen und sich selbst beherrschen können, um einen größeren Vorteil – hier also mehr Nahrung – zu erhalten. Studien belegen außerdem, dass Hühner sich selbst einschätzen können. Wenn Hühner beispielsweise beobachten, wie ein anderes Huhn, dessen Rang in der Hackordnung sie kennen, mit einem unbekannten Huhn agiert, schließen sie aus dessen Verhalten, ob sie selbst in der Hackordnung über oder unter dem unbekannten Tier stehen – und reagieren dann entsprechend. [1]
10. Hühner empfinden Schmerz
Es ist längst bekannt, dass Hühner über Schmerzrezeptoren verfügen und Schmerz und Leid empfinden können. Trotz dieses Wissens werden die Tiere in der Nahrungsmittelindustrie zu Zehntausenden in ammoniakverseuchten Hallen eingepfercht, in denen sie sich kam bewegen können. Hühner in der Fleischindustrie werden in der Regel im Babyalter von nur vier bis sechs Wochen getötet – obwohl ihre natürliche Lebenserwartung ca. acht Jahre beträgt. Häufig sind die Tierkinder noch bei vollem Bewusstsein, wenn ihnen im Schlachthof die Kehle durchtrennt wird oder sie zum Entfernen der Federn im Brühbad versenkt werden.
Wie Sie Hühnern helfen können
Wir halten es wie Jeremy Bentham, der sagte: „Die Frage ist nicht: Können sie denken? Oder: Können sie sprechen? Sondern: Können sie leiden?“
Kein Huhn sollte für die Nahrungsmittelindustrie ausgebeutet und getötet werden. Helfen Sie den Tieren: Streichen Sie Fleisch und Eier von Ihrem Speiseplan und ernähren Sie sich vegan. Genießen Sie die Fülle an köstlichen Fleisch- und Ei-Alternativen, für die kein Lebewesen leiden musste.
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Quellen
[1] Lori Marino: Thinking Chickens: A Review of Cognition, Emotion and Behavior in the Domestic Chicken, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5306232/ (eingesehen am 06.08.2024)
[2] Sonja Hillemacher, et. al (2023): Roosters do not warn the bird in the mirror: The cognitive ecology of mirror self-recognition, https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0291416 (eingesehen 09.08.2024)
[3] Benson Mariwa: Revolutionary AI Research Decodes Chicken Language, https://www.cryptopolitan.com/revolutionary-ai-research-decodes/ (eingesehen am 09.08.2024)
[4] Delphine Soulet, et. al (2024): Exploration of skin redness and immunoglobulin A as markers of the affective states of hens, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168159124001163 (eingesehen am 07.8.2024)
[5] Juliane Bräuer (2014): Klüger als wir denken: Wozu Tiere fähig sind.
[6] Claudia A. F. Wascher, Katie Allen and Georgine Szipl: Learning and motor inhibitory control in crows and domestic chickens, https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.210504 (eingesehen am 15.08.2024)
Hinweis: PETA lehnt Tierversuche grundsätzlich ab. Zwar können die oben genannten Ergebnisse dazu beitragen, dass sich der Blick der Menschen auf unsere Mitgeschöpfe ändert und somit langfristig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Tiere besteht. Dennoch ist die Durchführung dieser oder ähnlicher Tierversuche ethisch nicht zu rechtfertigen. Unserer Ansicht nach haben Forschende die ethische Verantwortung, solche Erkenntnisse nicht in Versuchen an Tieren, sondern durch Beobachtungsstudien in der natürlichen Umgebung der Tiere zu erlangen.
Trotz alledem ist den Tieren nun am meisten damit geholfen, die Ergebnisse publik zu machen, denn sie zeigen, wie faszinierend Tiere sind. Und sie verdeutlichen, dass es falsch ist, Tiere in Versuchslaboren einzusperren und in Experimenten zu missbrauchen.